Hallo!
Ich bin mit 18 von meinen Eltern quasi freiwillig vor die Tür gesetzt worden, heißt: Ich bin zum Studieren bewusst in eine entfernte Stadt gezogen und habe damit mein Kinderzimmer ausgeräumt. Seither habe ich keinen Hausschlüssel mehr, bin aber jederzeit daheim willkommen. Als Gast. Ich fahre alle zwei Monate auf Besuch nach Hause, übernachte dann eine Nacht im Gästezimmer, erzähle mit meinen Eltern und den Großeltern, werde gut bekocht und treffe abends auch mal Freunde. Ansonsten telefonieren wir alle ein bis zwei Wochen. Eins, zweimal im Jahr kommen auch meine Eltern zu mir, vorzugsweise an meinem Geburtstag. Ich fahre auch nicht zu jedem Geburtstag heim, nur wenn es ein runder ist oder es günstig liegt. Ich bin berufstätig.
Nun habe ich auch einen Partner, der ähnlich alt ist wie ich. Wir ziehen nun gemeinsam ca. 400km weit vom Hause meiner Schwiegereltern weg. Dass wir nicht mehr so häufig zu ihnen kommen werden wie bisher, ist ihnen klar, weshalb sie indirekt Terror machen (bisher haben wir eine Entfernung von 30km). Ich wohne damit insgesamt 500km von meinen Eltern entfernt. Diese haben mir herzlich zum neuen Job gratuliert und sich gefreut, wieder ein neues Wochenendreiseziel zu haben.
Dass es Eltern schwer fällt, ein Kind gehen zu lassen, kann ich verstehen. Aber wir sind ja nun keine 18 mehr und ohnehin nicht ständig bei ihnen. Die „Rate“ würde sich etwa halbieren, prophezeie ich mal. Telefonieren können wir ja, das ist ja kein Problem (aber bitte nicht jeden Tag ). Enkel gibt es noch nicht, und selbst wenn, dann wären die Großeltern als solche nicht unmittelbar verfügbar, weil sie berufstätig sind. Niemand hat vor, den Kontakt abzubrechen oder nur noch einmal im Jahr ein Kaffeetrinken abzuhalten. Ich verstehe nicht, wovor diese Leute Angst haben! Sie könne es auch nicht formulieren, sie sind mir einfach böse (denn ich habe einen neuen Job), weil wir „weggehen“. Oder ist das jetzt vielleicht auch nur Trotz und Trauer, der sich irgendwann wieder legt, weil sie tief in ihrem Herzen wissen, dass es keine andere Möglichkeit für mich gibt?
Welcher lebenserfahrene Mensch kann mir diese Angst erklären, denn ich möchte gern Verständnis dafür entwickeln?!
Viele Grüße,
sonne (hat jetzt Feierabend )