Wozu braucht man einen Steuerberater?

Hallo Forumsgemeinde,
ich bin selbstständig und habe buchhaltungstechnisch ein ganz einfaches Prinzip: Ich habe 2 Plastikfächer, eins für Rechnungen die ich schreibe und eines für Rechnungen, die ich bekomme. Diese beiden Fächer bringe ich jeden Monat an eine Dame, die die Buchhaltung für mich übernimmt (sie macht das freiberuflich neben ihrem normalen Job, hat Steuerberatergehilfe oderso gelernt). Sie verbucht das dann alles irgendwie, schreibt da irgendwelche Zahlen neben jede Bewegung auf dem Kontoauszug, legt da irgendein „Journal“ rein mit div. Posten und ich lege den Ordner, den sie mir danach mit den geordneten Sachen wieder mitgibt dann kopfschüttelnd in meinen Schrank. Das Finanzamt bucht dann Umsatzsteuer, Einkommensteuer, Einkommensteuervorauszahlungen, Gewerbesteuer usw. von meinem Konto ab. Ab und zu unterschreibe ich mal was (z.B. die Einkommensteuererklärung) und schicke das ans Finanzamt, den Rest macht sie, elektronisch per Elster oder wie auch immer.
Nun höre ich immer wieder, dass man unbedingt einen Steuerberater braucht und niemand versteht, wie ich ohne auskomme. Bisher habe ich noch nie einen Steuerberater gebraucht, auch googeln hat mich da nun nicht wirklich weitergebracht, Dinge wie Vertretung vor dem Finanzamt oder Prüfen von Jahresabschlüssen brauche ich nicht und dass bzw. wie ich investieren soll usw. weiß ich auch selbst, ich bin da nicht in einem Bereich, wo ich riesen Steuervorteile haben könnte (denke ich). Klar, wenn mal eine Steuerprüfung kommt, kann es sein, dass ich vielleicht was nachzahlen muss, weil, wasweissich, mein Telefon ja zu 10% privat genutzt wird und ich es voll abgesetzt habe oder weil ich was abgesetzt habe, was nach irgendwelchen Regelungen doch nicht geht, aber mein Gott, das ist ja nicht die Welt.
Dass aber sogar Angestellte einen Steuerberater beauftragen, gibt mir doch zu denken (Die nehmen doch tausende, wie kann sich das ein „normaler“ Angestellter leisten?).
Kann sich das lohnen, auch wenn man „nur“ im Bereich von rd. 40.000 € brutto/Jahr an Gewinn liegt?
Ich sehe nur irgendwie keinen Sinn darin, einem Steuerberater 3.000 € oder noch mehr dafür zu bezahlen, dass er mir eine EkSt-Erklärung macht, die mir meine Buchhalterin mit 3 Klicks aus ihrem Programm ausdrucken kann…
Vielleicht verstehe ich das auch alles falsch und bin total doof (deswegen frage ich ja) - also: Für was brauche ich einen Steuerberater und macht es wirklich Sinn, bzw., kann ich durch ihn eine höhere Ersparnis/Gewinn einfahren als er mich kostet?

Vielen Dank :smile:
Nick.

Moin,

die Lektüre der diversen Anfragen und Antworten im Brett Steuern oder auch Existenzgründung kann dir schon mal einen Anhaltspunkt liefern, warum Steuerberater gebraucht werden könnten.

Kleine Anmerkung: Nein, nicht bei jedem Steuerpflichtigen nehmen StB’s Tausende von Euros an Honorar.

Ob man einen StB haben sollte hängt davon ab, wie gut oder schlecht man mit der Materie Steuerrecht klar kommt. Da das deutsche Steuerrecht nunmal zu den kompliziertesten der Welt gehört, kann es durchaus Sinn machen, einen StB zu beauftragen.

Es hängt dabei nicht von irgendwelchen Umsatz-, Gewinn- oder einkommenshöhen ab, sondern davon, wie der Fall im Einzelnen gestrickt ist.

Mag sein, dass du das alles allein hinbekommst, auch dank deiner Buchhalterin. Aber bist du oder ist sie über alle steuerlichen Neuigkeiten, Finten usw. informiert? Bist du sicher, dass du alle steuerlichen/ handelsrechtlichen/ sozialversicherungsrechtlichen Aspekte kennst und diese optimal für dein Unternehmen nutzt?

Scheinbar ja nicht, so wie du schreibst. Und da kann ein StB schon helfen, besonders dann, wenn es zu Problemen auf Grund von Prüfungen durch das Finanzamt oder die Krankenkassen kommt. Für dich mögen dann Nachzahlungen nicht die Welt sein. Aber für folgende Fälle kann dies gravierend sein, wenn Fehler passieren und es zu Nachzahlungen bzw. strafrechtlichen Ermittlungen kommt.

Nimm Unternehmen, die Bilanzen erstellen müssen und zwar nicht irgendwelche Bilanzen. Nimm Unternehmen mit Auslandsbeziehungen. Nimm Konzerne/ Holdings usw. Nimm Privatpersonen mit Auslandstätigkeiten. Nimm Privatpersonen, die nicht nur angestellt sind, sondern auch Gesellschafter in Unternehmen sind, Vermieter sind, Kapitalanleger. Meinst du, all’ die schaffen das ohne Hilfe? Bzw. wollen das ohne Hilfe schaffen? Bzw. sich dem Risiko aussetzen, Fehler zu machen?

Und zu guter Letzt: Nicht jeder hat die Zeit und die Lust und vielleicht auch die Fähigkeiten, sich mit dem Steuerrecht zu beschäftigen. Also beschäftigen diese Leute einen Steuerberater, um sich dann den Dingen zu widmen, die ihnen lieber sind.

Und noch eine provokante Frage an dich: Wofür brauchen wir dich? Software kann doch mittlerweile auch jeder selbst dank vieler kostenloser Tools im Internet. Weshalb sollte ich also Geld für dich ausgeben?

VG
e

P.S: Warum hast du deine Buchhalterin nicht mal gefragt? Die sollte ebenfalls Antworten liefern können, dank Praxisnähe. Und so gesehen, nimmst du ja steuerliche Hilfe in Anspruch und bezahlst dafür.

Hallo,
danke für deine schnelle und ausführliche Antwort.

Bist du
sicher, dass du alle steuerlichen/ handelsrechtlichen/
sozialversicherungsrechtlichen Aspekte kennst und diese
optimal für dein Unternehmen nutzt?

Jein. Es gibt in meinem Geschäft nicht sonderlich viel, das ich ausgebe. Da gibt es mein Auto, meinen PC und ab und zu einen Kassenzettel aus dem Schreibwarenhandel. Dazu mein Büro und alles, was ich dafür brauche (Schreibtisch usw.), Versicherungen etc. rechne ich über Pauschbeträge ab. Ein paar Domains & Server noch dazu, und fertig. Das ist alles zweifelsohne Geschäftsbedarf, ansonsten gibt es nichts, keine Wareneinkäufe, nichts.

Nimm Unternehmen, die Bilanzen erstellen müssen und zwar
nicht irgendwelche Bilanzen. Nimm Unternehmen mit
Auslandsbeziehungen. Nimm Konzerne/ Holdings usw. Nimm
Privatpersonen mit Auslandstätigkeiten. Nimm Privatpersonen,
die nicht nur angestellt sind, sondern auch Gesellschafter in
Unternehmen sind, Vermieter sind, Kapitalanleger. Meinst du,
all’ die schaffen das ohne Hilfe? Bzw. wollen das ohne Hilfe
schaffen? Bzw. sich dem Risiko aussetzen, Fehler zu machen?

Okay, da sehe ich das ja ein. Ich behaupte ja nicht, dass Steuerberater komplett überflüssig sind, sondern wollte nur wissen, ob in meinem Fall einer sinnvoll wäre.

Und noch eine provokante Frage an dich: Wofür brauchen wir
dich? Software kann doch mittlerweile auch jeder selbst dank
vieler kostenloser Tools im Internet. Weshalb sollte ich also
Geld für dich ausgeben?

Die Frage ist berechtigt. Ich höre dabei raus, dass du denkst, ich halte Steuerberater für sinnlos und will auf Teufel komm raus das Geld für den Steuerberater sparen. Dem ist jedoch nicht so. Ich will nur nicht Geld für was zum Fenster rausschmeissen, was ich nicht brauche. Deswegen frage ich ja, ob es Sinn machen könnte - in meinem Fall. Und genau so sieht es auch mit der Software aus. Wenn du eine Software brauchst, mit der du z.B. Texte schreiben kannst, würde ich dir keine extra programmieren (außer du willst unbedingt was ganz spezielles), sondern dir eine bereits existierende Software empfehlen. Mich braucht man für Spezialfälle, bei denen es keine Lösungen von der Stange gibt. Und ich erstelle Software, die andere dann kostenlos runterladen können. Das steigert die Bekanntheit und generiert außerdem Geld durch Werbeeinnahmen :smile:

P.S: Warum hast du deine Buchhalterin nicht mal gefragt? Die
sollte ebenfalls Antworten liefern können, dank Praxisnähe.
Und so gesehen, nimmst du ja steuerliche Hilfe in Anspruch und
bezahlst dafür.

Ja. Weil ich mich mit der Materie ja nicht auskenne. Und ich habe mich eben gefragt, warum dann nicht jeder zu so einer Buchhalterin geht statt zu einem Steuerberater, weil die nimmt eben deutlich weniger. Die meisten (nicht alle) Angelegenheiten kann sie ja auch für mich erledigen.

Nochmals danke für deine Antwort :smile:
Nick.

Was darf ‚‚Buchhaltungshelfer‘‘ für Kunden tun?
Hi !

Und ich habe mich eben gefragt, warum dann nicht jeder zu so einer Buchhalterin geht statt zu einem Steuerberater, weil die nimmt eben deutlich weniger.

Dies hängt damit zusammen, dass deine Buchhalterin damit, dass sie all die Dinge für dich erledigt, diverse Verstöße gegen das Berufsrecht (namentlich Steuerberatungsgesetz) begeht und damit leichtfertig ihre berufliche Existenz aufs Spiel setzt.

Es ist der „normalen“ Buchhalterin eben einfach verboten:

  • Umsatzsteuer-Voranmeldungen zu erstellen und abzusenden,
  • Jahresabschlüsse (EÜR, Bilanz, …) zu erstellen,
  • Steuererklärungen für die Kunden zusammenzustellen.

Sollte irgendjemandem mal auffallen, was die Buchhalterin da alles macht, hat sie saftige Strafen am Hals und es kann sogar ein Berufsverbot ausgesprochen werden.

BARUL76

Hallo,

du hast doch eine Steuerberaterin, oder was macht deine Buchhaltungskraft sonst für Dich?
Wenn du mit diesen Leistungen so zufrieden bist, ist ja alles in Ordnung, selbst wenn die Buchhaltungskraft, wie barul weiter unten schreibt, auch viele Dinge macht, die sie gar nicht darf.

Gruß
Lawrence

Hi,

Okay, da sehe ich das ja ein. Ich behaupte ja nicht, dass
Steuerberater komplett überflüssig sind, sondern wollte nur
wissen, ob in meinem Fall einer sinnvoll wäre.

Das hatte ich bisher nicht so rausgelesen, ob es für dich sinnvoll wäre.

Die Frage ist berechtigt. Ich höre dabei raus, dass du
denkst, ich halte Steuerberater für sinnlos und will auf
Teufel komm raus das Geld für den Steuerberater sparen.

Jain, das hatte ich nicht so rausgelesen, sondern wollte genau darauf hinaus, dass es für manche Fälle sinnvoll ist.

Und genau so sieht es auch mit der Software aus. Wenn du eine :Software brauchst, mit der du z.B. Texte schreiben kannst, würde ich
dir keine extra programmieren (außer du willst unbedingt was
ganz spezielles), sondern dir eine bereits existierende
Software empfehlen. Mich braucht man für Spezialfälle, bei
denen es keine Lösungen von der Stange gibt. Und ich erstelle
Software, die andere dann kostenlos runterladen können. Das
steigert die Bekanntheit und generiert außerdem Geld durch
Werbeeinnahmen :smile:

Siehts du, und so ist es auch mit dem Steuerberater :wink:

Ja. Weil ich mich mit der Materie ja nicht auskenne. Und ich
habe mich eben gefragt, warum dann nicht jeder zu so einer
Buchhalterin geht statt zu einem Steuerberater, weil die nimmt
eben deutlich weniger. Die meisten (nicht alle)
Angelegenheiten kann sie ja auch für mich erledigen.

Und das ist der Knackpunkt. Sie darf einiges, aber auch nicht alles. Stichwort: Steuerberatungsgesetz.

Ein Steuerberater und seine Angestellten können sich die Buchhaltung/ Steuererklärungen genauestens ansehen und hierbei Tipps und Ratschläge gegen. Eine Buchhalterin darf lediglich die laufende Buchhaltung machen. Mehr aber auch nicht.

Ob du einen Steuerberater brauchst oder ob es sinnvoll ist, kann ich dir nicht sagen. Letztendlich musst du das alleine entscheiden. Wie gesagt, es hängt nicht von den Umsatzhöhen ab, sondern eher davon, was man selbst kann, sich selbst zutraut und selbst machen will.

Was die Kosten angeht: Das ist Verhandlungssache. Der Steuerberater orientiert sich dabei an die Steuerberatergebührenvordnung.

Vg
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