Wozu KVen und über 250 Krankenkassen?

Hallo Wolfgang,
bis auf die Sache mit dem Hintern weich und warm sitzen hast
Du (mal wieder) recht. Ich nehme für mich in Anspruch in den
vergangenen 38 Jahren zwar abgesichert und gut bezahlt meinen
Job gemacht zu haben, aber auch entsprechende Arbeit dafür abgeliefert
habe. Wir bei den Krankenkasse waren und sind keine Beamte, die
eventuell irgendwelche Planstellen ausfüllen, sondern wir sind
mindestens 8 Stunden täglich für unsere Kunden da -genau so, wie es
ein Selbständiger auch ist.
Und es ist Fakt, dass bei den Plänen der Bundesregierung ca.
30.000 Stellen bei den Krankenkassen wegfallen werden, egal ob
durch den Gesundheitsfond oder durch die Kassenreduzierung.
Mich wird das sicher nicht mehr treffen, aber meine jungen
Kollegen und Kolleginnen werden mit ihrer Spezielausbildung
zum Sozialversicherungsfachangestellten nicht mehr anfangen können
mangels Nachfrage.
Gruss
Czauderna

Hallo,

ich habe auch Erfahrung mit dem Bezahlen von
Krankentransporten. Meine Mutter mußte aus dem Pflegeheim ein
paarmal per Krankentransport 10 km weit ins Krankenhaus in der
nächsten Kleinstadt und zurück gefahren werden. Der Preis
dafür entwickelte sich in 3 Jahren von 105 DM, auf 110 Euros,
und dann auf 160 Euros.
Selbst die von Dir beschriebenen Touren, die das Siebenfache
kosten, hätte ein Versicherter in wenigen Monaten abbezahlt.

Ich sprach von Krankentransport als Rettungswagen und der Hinweis,
das hätte ein Versicherter in wenigen Monaten abbezahlt wäre nur dann
schlüssig, wenn es erstens nur beim Krankentransport verbleiben würde und wenn der Versicherte zweitens auch über das entsprechende finanzielle Polster verfügt.

Wir sind eine relativ kleine Geschäftsstelle (ca 5000
Versicherte) -
wir haben allein für Zahnersatz (Festzuschüsse) jeden Monat
für ca. 5.000 € Bewilligungen ausgesprochen.

Niemand läßt sich Monat für Monat um 5000 Euros das Gebiß
reparieren, das gibts nicht. Oder meinst Du Bewilligungen von
einem (1) Euro pro Monat und Versichertem?
Ich meinte damit die Endsumme alle Festzuschüsse, die wir

für alle Versicherten monatlich bewilligen - wen man das hochrechnet
auf das Bundesgebiet und auf alle Krankenkassen kann man da locker
drei Nullen dranhängen, wenn es denn reicht

Wenn man nun immer in der Fachpresse liest, was Arzneimittel
und
Krankenhausbehandlungen alleine kosten, kann man sich leichter
vorstellen, wo das viele Geld bleibt.

Vielleicht, aber wenn man als Privatversicherter alle
Rechnungen in die Hand bekommt, dann kann man sich das, wie
ich schilderte, schon nicht mehr so gut vorstellen.
Jede gesetzlich Versicherte kann von seinem Arzt eine

Behandlungsquittung abfordern - machen, tun das nicht mal 1%
der Patienten, obwohl sie es wissen muessten.

Hier hat ein Teilnehmer geschrieben, die Kasse hätte sich an
seiner
Mutter vorher dumm und dämlich verdienst (oder so ähnlich).
Frage - wo kann eine Kasse verdienen - wenn die
Verwaltungskosten
zwischen 5 und 7% liegen - Wir sind schliesslich keine

Ja was weiß denn ich, vielleicht lagern da zigtausend Tonnen
Gold im Geheimtresor im vierten Untergeschoß…
Und warum, und für wen ??

Außerdem war das keine Krankenkasse sondern eine
Krankenversicherung.
aha, also eine Privatversicherung !!!
lG

w

Gruss
Czauderna

Hallo,
eine neue Hüfte, so mit allem Drum und dran, also mit Vorbehandlung.
Operation, Reha usw. kostet zwischen 12.0000 und 15.000 €.
Gruss
Czauderna

Hallo,
bei dieser ganzen Diskussion geht es doch auch um das Grundsätzliche.
Gesetzliche Krankenversicherung = Solidaritätsprinzip
private Krankenversicherung = Indivdualverversicherung

Frage - was will die Gesellschaft ?

Nur wenn diese Frage geklärt ist für die Zukunft kann es zu
einer einvernehmlichen Lösung kommen.
Gruss
Czauderna

Ich kann nur allem zustimmen.
Was mich als Patient wurmt ist, das es bevor die Kassen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, und der Wettbewerb unter den Kassen angekurbelt wurde, die Versorgung meiner Meinung nach besser war.

Ich habe mich schon immer gefragt wieso gesetzliche Kassen miteinander in Wettbewerb liegen?

Es hat doch nichts gebracht? Oder wie seht Ihr das?

Nix einvernehmliche Lösung. Soweit sind wir noch lange nicht.

Ich will erst mal wissen, wo mein Geld geblieben ist. Es ist ja sehr verdienstvoll von Dir, hier den Standpunkt des Verwalters der Gelder zu vertreten.

Nur. Wenn z.B. der Verwalter meiner Wohnungen, dem ich auch monatlich feste Geld anvertraue, wenn der also die Frage nach dem Verbleib des Geldes nur mit dem Hinweis darauf beantworten kann, daß er sich jedenfalls nur die paar Prozent in die eigene Tasche gesteckt hat, die ihm vertragsmäßig zustehen, und ansonsten sei das Geld halt weg.
Dann kommt der aber in´n Knast!
Im Gesundheitssystem kommt mir das irgendwie so vor, als ob man sich dort aber genau das einfach mal so bieten lassen muß.

lG

w

Hallo,
dann tut es mir leid - wenn Du dir mal die Geschicht der
gesetzlichen Krankenversicherung anschaust, das begann 1774,
dann kommst Du um den Begriff „Solidarität“ nicht herum.
Wo dein Geld bleibt, dass Du monatlich bei Deiner Krankenkasse
ablieferst, das kann Dir keiner sagen - Du hast es jedenfalls nicht
angelegt (zinslos!!!), also nicht vergleichbar z.B. mit der
Rentenversicherung - dort bekommst Du mit der Rentenauskunft genau
mitgeteilt, wieviel Geld auf dein Rentenkonto eingezahlt
wurde.
Nur bei einer Individualversicherung kann eine Gegenüberstellung
zwischen eingezahlten Beträgen und erhaltener Leistung erfolgen.
Auch wenn jetzt etwas phrasenhaft klingt - sei froh, dass das
so ist - wenn du jährlich selbst in die Krankenkasse 3.500 €
einzahlst und dann am Ende des Jahres erfahren würdest, dass
Deine Kasse für Dich 20.000 € gelöhnt hat, dann käme Dir das
Solidaritätsprinzip positiver über die Lippen - stimmts ??
Gruss
Czauderna

Es iss so, daß ich halt von absolut keinem weiß, daß die Krankenversicherung für ihn mal 20 000 Euros gezahlt hat - geschweige denn alle 5 Jahre wieder. Und alle zahlen immerdar weiter ein.

Was die Kfz-Haftpflicht anbelangt, so kenne ich zwei Fälle mit sehr hoher Schadenssumme. In beiden Fällen hat der junge Verursacher das Versicherungserhältnis verlassen, weil er nie wieder autofahren wird (Pech für die Versicherung und deren andere Kunden, aber ist halt Solidaritätsprinzip).

Trotz alledem kostet die Krankenversicherung mehr als das zehnfache der Kfz-Versicherung.

Was, verdammich, habe ich bei all dem noch nicht richtig kapiert?

lG

w

Hallo,

Was, verdammich, habe ich bei all dem noch nicht richtig
kapiert?

ich habe mal einen Satz aus Wolfgangs Beitrag oben kopiert:

Es gibt rund 26,5 Mio. beitragspflichtige Erwerbstätige.

Die zahlen gewiß auch nicht alle gleich viel. Deutschland hat rund 82 Millionen Einwohner. Wenn Du das in Deinen Rechnungen mal berücksichtigst …

Gruß, Rainer

Hallo!

Es iss so, daß ich halt von absolut keinem weiß, daß die
Krankenversicherung für ihn mal 20 000 Euros gezahlt hat -
geschweige denn alle 5 Jahre wieder. Und alle zahlen immerdar
weiter ein.

Ganz im ernst: Das ist das Wesen einer Versicherung.

Florian.

Hi,
also ich bin dafuer, dass es mehrere Krankenkassen gibt. 250 halte ich fuer zuviel, aber mehrere sollten es sein, ein Monopol kann auch nicht gut sein, verhindert den ettbewerb, wie uebrigends auch der Gesundheitsfonds.
Viel Geld liesse sich sparen wenn die Krankenkassen daran arbeiten wuerden, die Krankheiten zu verringern, also Gesundheit zu forcieren. Erst dann ginge der Krankenkasen-Umsatz so richtig zurueck und viele Kassenmitarbeiter waeren ueberfluessig.
Gruss Helmut

Es iss so, daß ich halt von absolut keinem weiß, daß die
Krankenversicherung für ihn mal 20 000 Euros gezahlt hat -
geschweige denn alle 5 Jahre wieder. Und alle zahlen immerdar
weiter ein.

Ich weiß allein von drei Leuten meines Alters aus meinem Freundeskreis, daß sie monatlich durch Medikamente mehr Kosten vreursachen, als sie und der Arbeitgeber an Beiträgen einzahlen. In einem Fall ist es sogar ungefähr das dreifache. Hinzu kommen Untersuchungen und Behandlungen.

Du brauchst für den letztgenannten Fall also alleine zwei weitere Beitragszahler, um die Kosten wieder aufzufangen. Wenn man berücksichtigt, daß diese drei Mitte 30 sind und die medizinische Karriere meist erst um die 50 so richtig anfängt, wird deutlich, daß ganz so einfach nicht ist, wie Du es darstellst.

Gruß,
Christian

Ich weiß allein von drei Leuten meines Alters aus meinem
Freundeskreis, daß sie monatlich durch Medikamente mehr Kosten

Gut - daß es teure Chroniker gibt, habe auch ich schon gehört. Allerdings hört man dieses Argument nur selten, und auch in diesem Thread taucht es erst ganz spät auf.

Inzwischen sind mir noch weitere Kfz-Haftpflicht-Großschäden in meinem erweiterten Bekanntenkreis eingefallen.
Soo klein ist meine Stichprobe nicht, und wohl auch nicht soo unrepräsentativ, und da ist mein Eindruck, daß die Leute durch Autofahren etwa soviel Sachschaden anrichten, als sie durch Krankheit und Verletzung der KV Kosten verursachen.

Daher würde ich schon mal gerne Zahlen auf dem Tisch liegen sehen. Verlaufen sich die Ausgaben für die Chroniker nicht auch irgendwie so wie die Ausgaben für die warmen Popos der Verwaltung?

lG

w

…Ich will erst mal wissen, wo mein Geld geblieben ist…

Hallo,
wenn Du bei der Techniker Krankenkasse bist, gehen zehn Millionen Euro pro Tag nicht an die Versicherten, sondern Dein Geld zu einem Viertel zu anderen Krankenkassen. Damit wird eine moeglicherweise effektivere Verwaltung bei anderen Kassen blockiert, oder sollen die anderen einsparen, damit sie weniger geschenkt bekommen?

Zitat TK:
Der RSA (Risikostrukturausgleich) ist nach wie vor ein großes Problemfeld innerhalb der GKV. Die TK zahlt zehn Millionen Euro pro Tag in diesen Ausgleichsfonds.

Gruss Helmut

Hallo!

In zeiten, wo über jede Milliarde diskutiert wird, wie sie
eingespart werden kann, sind diese 6 Mrd. sicherlich auch 5
Mrd. zuviel.

Nach aller Erfahrung mit behördenmäßigen Strukturen ist ein beträchtlicher Teil des Verwaltungspersonals überflüssig, sobald Versorgungsmentalität durch rationelle Organisation verdrängt wird. Offenkundig bringen gesetzliche Krankenkassen nicht einmal eine brauchbare Buchhaltung zustande, wenn die zeitnahe Angabe des Schuldenstands nicht möglich erscheint. Jedenfalls behaupten gesetzliche Krankenkassen, dafür Monate oder gar Jahre zu brauchen. Jedes weltweit organisierte Wirtschaftsunternehmen von einer Größe, die eine Krankenkasse als winzige Knackwurstbude erscheinen läßt, bewältigt diese Aufgabe mit einer kleinen, leistungsfähigen Mannschaft binnen weniger Tage am Ende eines jeden Quartals.

Hunderte gesetzliche Krankenkassen mit hunderten Verwaltungen, das Ganze als Parallelstruktur mit überall gleichen Leistungen, sind ineffizient. Die Reorganisation ineffizienter Verwaltungsstrukturen auch mit dem Ziel, Personal einzusparen, führt zu Kostensenkungen. Wenn man das weiß und die Maßnahme ist möglich, dann muß sie auch stattfinden. Natürlich hat man es in der Folge über viele Jahre mit Personalüberhang zu tun, in ähnlicher Weise, wie bei Post und Bahn bis heute eine fünfstellige Anzahl ehemaliger Mitarbeiter bei vollen Bezügen irgendwo geparkt wird. Solche vorübergehenden Randerscheinungen dürfen aber kein Anlaß sein, mit ineffizienter Verwaltung und viel zu hohem Personalstand fortzufahren.

Wenn man aber glaubt, allein mit solcher Maßnahme die Probleme des KV-Systems in den Griff zu bekommen, sitzt man einem Irrtum auf. Der Irrtum ist populär, weil damit alle, die sich bisher am KV-System nach Belieben bedienen, einen Sündenbock gefunden haben. Wenn man das KV-System auf tragfähige Füße stellen will, darf man sich nicht nur an der Verringerung der letzten 5% der Ausgaben festbeißen, um darüber den großen Rest von 95% der Ausgaben aus den Augen zu verlieren.

Auch die aktuellen Vorgänge um die Verkaufsfiliale von Doc Morris zeigen, daß das KV-System an vielen Stellen von Besitzstandswahrern dominiert wird. Pharmaleute wehren sich gegen eine Positivliste, Apotheker wollen unter ihrer vor Konkurrenz schützenden Käseglocke bleiben, Kassenärzte wollen weiterhin ungestört dem Abrechnungsbetrug frönen, Patienten wünschen eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung und Kassenärztliche Vereinigungen, die niemand braucht, wollen trotzdem weiter am Beitragsnapf sitzen. Es gibt deshalb keine Einzelmaßnahme, mit der sich das insgesamt marode KV-System auf stabile und bezahlbare Füße stellen läßt.

Mit dem Spielkram, mit dem bisher Gesundheitspolitiker in jeder Legislaturperiode am System schraubten und dabei von Reform sprachen, ist überhaupt nichts zu bewirken. Jeder Politiker, der in gleicher Weise fortfährt, hat nur Gelächter und Verhöhnung verdient und man muß den Leuten klar sagen, was sie sind: Unfähig und feige. Aber genau das passiert nicht, weil die erforderlichen Maßnahmen nicht mehrheitsfähig sind. Die Mehrheit will es genau so, wie es jetzt ist. Am liebsten noch Kartenlegen und Wahrsagerei als Kassenleistung.

Gruß
Wolfgang

Hallo,
wenn Du dir die Mühe machst und mal die Seiten der einzelnen
Krankenkassen im Internet aufsuchst, findest Du dort sicher
auch Kontaktadressen, die Dir gerne mal den Jahresbericht
2004 oder 2005 zukommen lassen - da siehst Du dann genau wofür
das Geld verwandt wurde.
Gruss
Czauderna