Wozu KVen und über 250 Krankenkassen?

Ja, das frage ich mich? Diese aufgeblähten, Geld schluckenden Kassenärztlichen Vereinigungen sind vollkommen unnütz. Ebenso zu viele Krankenkassen, die alle ihr eigenes, überteuertes Mietgliedsgeldsüppchen kochen!

Millionen, wenn nicht gar Milliarden könnten eingespart werden, wenn es diese KVen und zudem wesentlich weniger Krankenkassen gäbe.

Was meint Ihr dazu?

fragt lynn

Servus,

hab grade Deine ViKa studiert und stelle fest: An die dramatische Aufblähung des Krankenkassenapparates anlässlich dessen schiefgegangener „Liberalisierung“ in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre erinnerst Du Dich eigentlich selber noch, oder nicht? Vorher galt: Örtliche Zuständigkeit der AOK oder IKK für Arbeiter, außerdem die eigene BKK, wenns eine gab (die durften sonst niemanden nehmen). Für Angestellte eine Ersatzkasse. Mit solchen Nettigkeiten wie „nur Techniker dürfen in die TKK“.

War eine sehr übersichtliche Sache, bis versucht wurde, die Kiste durch gebetsmühlenhaftes Wiederholen von Mantras wie „Wettbewerb, Wettbewerb, Wettbewerb“ und „Marktwirtschaft, Marktwirtschaft, Marktwirtschaft“ - freilich ohne ernste inhaltliche Ansätze in dieser Richtung - zu „reformieren“.

Der Fonds, von dem jetzt die Rede ist, ist nichts Neues. Bloß die Rückkehr zum reglementierten, relativ wenig aufgeblasenen Apparat von „früher“ soll einen neuen Namen kriegen, damit die Hoffnungs- und Hilflosigkeit der Reformer nicht so auffällt.

Schöne Grüße

MM

Hallo,
als erstes - ich bin seit 38 Jahren bei einer Ersatzkasse beschäftigt.
Zum zweiten - was hier als Antwort bisher geschrieben wurde, dem
kann ich voll zustimmen. Es waren mehr oder weniger die gleichen Politiker, die 1996 dafür sorgten, dass dem „Wettbewerb“ Rechnung
getragen wurde und Krankenkasse wie Pilze aus dem Boden schossen.
Die „alten“ Kassen, die vor einer solchen Öffnung warten wurde
ebenso wie heute abgewatscht - "Euch schadet der Wettbewerb garnix,
da könnt ihr mal beweisen wie gut Ihr seit und die Verwaltungskosten
werden auch geringer werden "- das waren so die Kernaussagen.
Was folgte, kenn wir alle - der Wettbewerb erstreckte sich in erster Linie darin, dass jeder Mist bezahlt wurde, wie z.B. Bauchtanz oder
Brotbackkurs und dass neue Krankenkassen mit Kampfbeitragssätzen
die guten Risikien, also junge, gesunde und gut verdienende den
Altkassen abluchsten. Auf Dauer ging das natürlich nicht gut und die
Zahl der Kasse sank in den vergangenen Jahren wieder rapide nach
unten. Heue soll nun der Gesundheitsfond nas Non plus Ultra
darstellen und wieder hört man nicht auf die ehemaligen Altkassen -
warum - weil nun das Lieblingsthema von Politik und Medien ins
Spiel kommt - die Verwaltungskosten und hier vor allen Dingen
die Gehälter der Kassen-Vorstände. Dazu werden dann auch Stastiken
so eingesetzt, dass jeder Bürger, der sonst nix mit Krankenkasse
und Verwaltung am Hut hat, sich tatsächlich fragen muss - wo sind
denn die 2,6 Milliardden Verwaltungskosten geblieben, die seit
1995 von den Kassen mehr ausgegeben wurden ??
Dass sollte sich in erster Linie mal der Gesetzgeber selbst fragen,
denn schliesslich war er es doch, der den Kassen z.B. die Pflegeversicherung 1995 und die Härtefallregelung und die Krankenkassengebühr verordnet hat. Natürlich kann man über das
Einkommen einzelner Kassen-Vorstände nur den Kopf schütteln, aber
Tatsache ist, dass pro 100,00 € Gesamteinnahme die Krankenkassen
zwischen 6 und 8 € an Verwaltungskosten ausgeben und da sind
die Vorstandsgehälter, aber auch mein Gehalt mit drinne.
Man hat ausgerechnet, wenn man bei einer Grosskrankenkasse, wie
z.B. der DAK alle Mitarbeiter samt Vorstand entlassen würde,
immerhin wären das ca. 15000 Mitarbeiter und 2 Vorstandsmitglieder,
dann könnte der Beitragssatz um 0,3 %-Punkte gesenkt werden.
Für einen Beitragszahler (Arbeitnehmer) mit einem Einkommen
von 2000,00 € monatlich wären das gerdemal 5,00 €.
Die Verwaltungskosten können es also nicht sein.
Gruss
Czauderna

Hallo,

ja aber WAS macht das ganze denn so teuer?

Ich zahle Jahr für Jahr den Gegenwert eines Oberschenkelhalsbruches mit Gelenkprothese und 3 Wochen KH-Aufenthalt ein, oder in anderer Währung alle drei Jahre eine dentale Komplettsanierung mit Implantologie oder eine Geburt pro Quartal.

Seit ich in Deutschland berufstätig bin, habe ich zusätzlich dazu den Gegenwert von u.a. einem schweren Unfall mit multiplen Frakturen, OP und 8 Monate Reha, zwei Magenkrebsoperationen mit Chemo und Reha, sowie etliche Bypässe und eine neue Niere und noch viel mehr eingezahlt.
Hoffentlich darf ich das alles auch dereinst mal in Anspruch nehmen!

Meine Mutter hat in den letzten 15 Jahren ihres Lebens u.a. 2 große Operationen am Unterleib, eine Hüftprothese, eine dentale Sanierung und mehrere kleinere stationäre Behandlungen bekommen. In diesen 15 Jahren hat die Krankenversicherung Gewinn mit ihr gemacht
Vorher war sie nie krank gewesen - in jenen Jahrzehnten hat sich die Krankversicherung ja wohl dumm und dappig an ihr verdient.

lG

w

Hallo Guenter,

ein paar Fragen sind trotzdem offen geblieben. Die Diskussion geht ja um steigende Beiträge oder Begrenzung von Leistungen.
Wo liegt das Problem? Haben wir überhaupt eins?
Wenn die medizinische Forschung die Erkennung immer mehr Krankheiten ermöglicht und die dann auch noch heilen kann, kostet das Geld. Ist es das? Oder ist das problem die Arbeitslosigkeit? Oder … noch ein paar andere Faktoren und die alle zusammen?

Darf ich mal das Thema wechseln? Welchen Sinn macht es eigentlich, daß ein Wechsel in die PKV nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist?

Gruß, Rainer

Hi,

Hoffentlich darf ich das alles auch dereinst mal in Anspruch
nehmen!

Analog zur Kfz-Haftpflichtversicherung möchtest du also sagen: ich habe da jetzt schon so viel eingezahlt, hoffentlich darf ich dereinst mal einen Tanklastzug aufs Kreuz legen.
Der Sinn von Versicherungen scheint dir nicht ganz klar zu sein, vermute ich.

Viele Grüße
WoDi

Ich wollte damit sagen, daß die „normalen“ Risiken, also Krebs, Geburt, Infarkt, Gebiß, Schlaganfall, Reha, Transplantation, sowie natürlich auch die medizinische Routineversorgung absolut, total und vollständig mit viel Spielraum locker von den KK-Beiträgen gedeckt sind.

Es wurde (von anderen in diesem Faden) dargelegt, daß die Verwaltungskosten (aus denen fürstliche Gehälter, Pensionen, sowie Prunkbauten finanziert werden) kaum ein einziges Prozent Beitragssatz ausmachen.

Wieviel - verdammich - kosten dann die seltenen superteuren chronischen und Extremkrankheiten in der Gesamtheit? Das möcht ich wissen. Klar daß die Gemeinscahft dafür auskommen muß, nichts dagegen.

lG

w

Hallo,

Wieviel - verdammich - kosten dann die seltenen superteuren
chronischen und Extremkrankheiten in der Gesamtheit? Das möcht
ich wissen. Klar daß die Gemeinscahft dafür auskommen muß,
nichts dagegen.

eine ‚mögliche‘ Erklärung … die moderne Medizin verlängert das Leben, ältere Leute sind häufiger krank. Dank medizinischen Fortschritts sin immer mehr Krankheiten therapierbar, wodurch die Leute, wenn auch immer noch krank, länger leben. Sicher erhöht das die Kosten, aber das ist doch gewollt!

Gruß, Rainer

Hallo,

ich glaube nicht, daß man mit dem steigenden Durchschnittsalter dieses krasse Mißverhältnis erklären kann, denn wer länger lebt, zahlt auch länger Krankenversicherung, und es ist einfach nicht so, daß ein alter Mensch normalerweise alle ein, zwei Jahre eine so große Operation wie die braucht, die er bezahlt.

Es wurde die Kfz-Haftpflicht angesprochen. Da zahle ich pro Jahrzehnt den Gegenwert eines sattem Blechschadens ein, im ganzen Autofahrerleben den eines Totalschadens vielleicht an einem neuwertigen Auto der oberen Mittelklasse. In meinem weiteren Bekanntenkreis findet man durchaus den einen oder anderen, der mal einen Unfall mit zigtausend Euros Schaden verursacht hat. Auch ich habe in den Jahrzehnten schon Autounfälle verursacht, für welche die Haftpflichtversicherung insgesamt etwa ein Viertel der von mir bis heute eingezahlten Prämien ausbezahlt hat. Das halte ich für erheblich besser nachvollziehbar.

Niemand jedoch kennt jemanden, der jemanden kennt, der für seine Krankenversicherung nicht deutlich mehr zahlt als sie für ihn.

lG

w

Hallo,
damit einmal ansatzweise über die Kosten im Gesundheitswesen
realistisch gesprochen werden kann, hier ein tagtägliches Beispiel
aus der Praxis, das jeden vonuns treffen kann, ohne dass hleich
so böse Sachen wir Krebs, AIDS oder sonstige schwere Erkrankungen
der Grund sind.
Du stehst z.B. in Rüdesheim (das mit der Drosselgasse) genau in der
besagten Strasse, rutschst aus, fällst hin und brichtst dir einen
Haxen. Der Krankenwagen wird gerufen - der fährt Di in das
ca. 1 km entfernte Krankenhaus und schon zahlt deine Kasse den
stolzen Betrag von 986,50 € - Das Krankenhaus stellt nun fest, dass
mit den Mitteln dort vor Ort eine Op. nicht durchführbar ist, und
verlegt Dich nach Wiesbaden - schwuoo sind wieder 986,50 € weg.
War vorher auch noch ein Notarzt zum Krankenwagen geholt worden,
zahlt Deine Kasse nochmal 470,00 € zusätzlich.
Noch ein Berispiel gefällig ?
Wir sind eine relativ kleine Geschäftsstelle (ca 5000 Versicherte) -
wir haben allein für Zahnersatz (Festzuschüsse) jeden Monat für ca. 5.000 € Bewilligungen ausgesprochen.
Wenn man nun immer in der Fachpresse liest, was Arzneimittel und
Krankenhausbehandlungen alleine kosten, kann man sich leichter vorstellen, wo das viele Geld bleibt.
Hier hat ein Teilnehmer geschrieben, die Kasse hätte sich an seiner
Mutter vorher dumm und dämlich verdienst (oder so ähnlich).
Frage - wo kann eine Kasse verdienen - wenn die Verwaltungskosten
zwischen 5 und 7% liegen - Wir sind schliesslich keine
Aktiengesellschaft, die auf Gewinne aus ist.
Gruss
Czauderna

Hallo,

ich habe auch Erfahrung mit dem Bezahlen von Krankentransporten. Meine Mutter mußte aus dem Pflegeheim ein paarmal per Krankentransport 10 km weit ins Krankenhaus in der nächsten Kleinstadt und zurück gefahren werden. Der Preis dafür entwickelte sich in 3 Jahren von 105 DM, auf 110 Euros, und dann auf 160 Euros.
Selbst die von Dir beschriebenen Touren, die das Siebenfache kosten, hätte ein Versicherter in wenigen Monaten abbezahlt.

Wir sind eine relativ kleine Geschäftsstelle (ca 5000
Versicherte) -
wir haben allein für Zahnersatz (Festzuschüsse) jeden Monat
für ca. 5.000 € Bewilligungen ausgesprochen.

Niemand läßt sich Monat für Monat um 5000 Euros das Gebiß reparieren, das gibts nicht. Oder meinst Du Bewilligungen von einem (1) Euro pro Monat und Versichertem?

Wenn man nun immer in der Fachpresse liest, was Arzneimittel
und
Krankenhausbehandlungen alleine kosten, kann man sich leichter
vorstellen, wo das viele Geld bleibt.

Vielleicht, aber wenn man als Privatversicherter alle Rechnungen in die Hand bekommt, dann kann man sich das, wie ich schilderte, schon nicht mehr so gut vorstellen.

Hier hat ein Teilnehmer geschrieben, die Kasse hätte sich an
seiner
Mutter vorher dumm und dämlich verdienst (oder so ähnlich).
Frage - wo kann eine Kasse verdienen - wenn die
Verwaltungskosten
zwischen 5 und 7% liegen - Wir sind schliesslich keine

Ja was weiß denn ich, vielleicht lagern da zigtausend Tonnen Gold im Geheimtresor im vierten Untergeschoß…

Außerdem war das keine Krankenkasse sondern eine Krankenversicherung.

lG

w

Hi,

verursacht hat. Auch ich habe in den Jahrzehnten schon
Autounfälle verursacht, für welche die Haftpflichtversicherung
insgesamt etwa ein Viertel der von mir bis heute eingezahlten
Prämien ausbezahlt hat. Das halte ich für erheblich besser
nachvollziehbar.

Ja und dann kommt der Mega-Unfall wie der auf der A4 zwischen Olpe und Gummersbach, der, soweit ich mich erinnere, rund 22 Mio. Euro kostet. Da steckt auch deine Kohle mit drin, meine natürlich auch.

Viele Grüße
WoDi

Hi,

verursacht hat. Auch ich habe in den Jahrzehnten schon
Autounfälle verursacht, für welche die Haftpflichtversicherung
insgesamt etwa ein Viertel der von mir bis heute eingezahlten
Prämien ausbezahlt hat. Das halte ich für erheblich besser
nachvollziehbar.

Ja und dann kommt der Mega-Unfall wie der auf der A4 zwischen
Olpe und Gummersbach, der, soweit ich mich erinnere, rund 22
Mio. Euro kostet. Da steckt auch deine Kohle mit drin, meine
natürlich auch.

Ja, ist ja gut. Mega-Unfall, 22 Millionen Euro Schaden für 22 Millionen Versicherte. Ich mein, es ist ja auch überhaupt leicht vorstellbar, daß einer einen Unfallschaden verursacht, der über das hinausgeht, was man in einem Autofahrerleben insgesamt an die Versicherung zahlt. 500 Euros mal 60 Jahre ist ja nicht mehr als ein Totalschaden an einem neueren - waß weiß ich - 5er BMW. Sowas kommt schon mal vor.

Die Krankenversicherung hingegen kostet das zehnfache davon. hingegen ist bei ihr ein Schadensfall der auch nur dem Gegenwert dieses neuen 5er-BMWs entspricht, ein absolut exotisches Ereignis. Gleichwohl zahlt man diese Summe normalerweise jeweils im Laufe von ca. einem Jahrzehnt, mithin mehrmals im Leben ein.

lG

w

Viele Grüße
WoDi

Hallo,

Niemand jedoch kennt jemanden, der jemanden kennt, der für
seine Krankenversicherung nicht deutlich mehr zahlt als sie
für ihn.

Das sind die chronisch Kranken und die Schwerkranken, denen man nicht in der Ausbildung, auf der Arbeit oder im Fitnesscenter begegnet.
Eine ernsthafte Operation kann 50.000 - 100.000 € kosten.
Und mit dem Alter steigen die Kosten dramatisch, während die Einzahlungen minimal sind.

Ich kenne genug Leute, die deutlich mehr kosten, als sie einzahlen

Gruß
Carlos

Hi,

Die Krankenversicherung hingegen kostet das zehnfache davon.
hingegen ist bei ihr ein Schadensfall der auch nur dem
Gegenwert dieses neuen 5er-BMWs entspricht, ein absolut
exotisches Ereignis.

So exotisch ist das nicht unbedingt. Meine Mutter hat mal eine neue Hüfte bekommen. Den Preis weiß ich nicht mehr, nur eben dass das Ganze exorbitant teuer war inkl Reha und allem.
Soweit ich weiß, sind Hüftoperationen nicht so ganz selten. Gut, ob’s nun unbedingt einem 5er BMW entspricht, weiß ich nicht, aber einen kleineren Wagen bekämest du dafür sicher.

Viele Grüße
WoDi

Soweit ich weiß, sind Hüftoperationen nicht so ganz selten.

Sehr richtig, auch in meiner älteren Verwandtschaft gab es die eine oder andere Hüftgelenksprothese. Eine davon – ich sagte es bereits – habe ich bezahlt und abgerechnet mit 3 Wochen Krankenhaus, Nachuntersuchungen jedoch ohne größere Reha). Kostenpunkt: weniger als die Versicherungsprämie für anderthalb Jahre.

Wie gesagt, das waren die letzten Lebensjahre meiner Mutter. Die WAR schwerkrank, die hat große Operationen bekommen und hat trotzdem auch in dieser Zeit mehr für die Krankenversicherung gezahlt, als diese für sie.

lG

w

Das sind die chronisch Kranken und die Schwerkranken, denen
man nicht in der Ausbildung, auf der Arbeit oder im
Fitnesscenter begegnet.
Eine ernsthafte Operation kann 50.000 - 100.000 € kosten.

Das will ich durchaus nicht abstreiten. Ich habe einen Fall geschildert, den ich für einen schweren aber noch normalen Fall halte: mehrere schwere Operationen in den letzten anderthalb Jahrzehnten des Lebens.

Die meisten Menschen verursachen viel weniger Kosten.

Ich glaube Dir natürlich, daß eine extrem aufwendige OP mit allem Drumherum auch mal zigtausend Euros kosten kann. Aber das ist furchtbar selten, und viel weniger selten sind Krankenversicherungsangestellte, und die verursachen die gleichen Kosten alle Jahre und machen aber alle miteinander ja nur wenige Prozent von den Gesamtkosten aus! Wie hier ja schon gesagt wurde.

lG

w

Hallo

So exotisch ist das nicht unbedingt. Meine Mutter hat mal eine
neue Hüfte bekommen. Den Preis weiß ich nicht mehr, nur eben
dass das Ganze exorbitant teuer war inkl Reha und allem.

Eine neues Hüftgelenk kam in DM Zeiten so an die 15.000 DM, wenn ich mich recht entsinne, ohne Reha. Jetzt werden es wohl 15.000€s sein

Soweit ich weiß, sind Hüftoperationen nicht so ganz selten.
Gut, ob’s nun unbedingt einem 5er BMW entspricht, weiß ich
nicht, aber einen kleineren Wagen bekämest du dafür sicher.

Viele Grüße
WoDi

LG
Mikesch

Hallo!

Ein paar Taschenrechnerübungen, um Größenordnungen abzuschätzen:
Die öff.-rechtl. Krankenkassen beschäftigen 120.000 Mitarbeiter. Jeder Beschäftigte kostet 50 T€ p. a… Darin ist bereits der Aufwand enthalten, der alle Hintern weich und warm sitzen läßt. Auf diese Weise kommt man auf jährliche Kosten des Apparats von 6 Mrd. €. Dazu kommen noch 17 kassenärztliche Vereinigungen. Die verschlingen insgesamt weitere 0,5 bis 1 Mrd. € jährlich, macht alles zusammen runde 7 Milliarden. Das ist gewiß viel Geld, aber ob der Betrag die Beiträge entscheidend beeinflußt, ergibt erst eine weitere Schätzung: Es gibt rund 26,5 Mio. beitragspflichtige Erwerbstätige. Nehmen wir einen Beitragssatz von 14% an und nehmen wir durchschnittlich 2.500 € an, von denen die 14% als KV-Beitrag abgeführt werden. Mit der Anzahl der Versicherten, dem angenommenen Gehalt und dem angenommenen Beitragssatz komme ich auf knapp 110 Mrd. Beitragsaufkommen jährlich. Feinheiten spielen jetzt keine Rolle; für die folgende Betrachtung ist es völlig egal, ob ich mit der Schätzung um ein paar Milliarden daneben liege. Von 110 Mrd. € Beitragsaufkommen gehen runde 7 Mrd. € für den Verwaltungsapparat drauf, über den Daumen also rund 1/15. Ganz ohne Verwaltung (kann natürlich nicht funktionieren) würde der Beitragssatz von 14% um 1/15 sinken, also auf 13 Komma irgendwas %.

Daraus folgt: So berechtigt die Kritik am Verwaltungsmoloch aus 250 Krankenkassen gewiß ist, so gewiß schießt man damit am Problem vorbei. Das ist auch schon an den Verhältnissen der Beschäftigtenzahlen erkennbar. Die 120.000 KV-Mitarbeiter machen weniger als 0,5% der beitragspflichtigen Beschäftigten aus. Das Problem liegt also weniger bei den 0,5% der Beitragszahler und auch nicht beim im Rauschen untergehenden Anteil von Vorstandsgehältern, sondern beim ganzen Rest, der 99,5% ausmacht sowie beim System an sich.

Die 99,5% sind wir alle. Wir bedienen uns eines Systems, ohne uns um die Kosten zu kümmern, ohne die Kosten auch nur zu kennen. Man sehe sich Werbeblöcke im Fernsehen an. Ein beträchtlicher Teil der Werbung betrifft weitgehend sinnfreie Pharmazeutika. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung schluckt aber jeden Scheißdreck und erwartet die Verordnung ähnlichen Scheißdrecks auch vom Arzt. Ein normaler Hausarzt kann nur eine kleine Minderheit seiner Patienten tatsächlich therapieren. Die meisten Zipperlein verschwinden mit oder ohne Arzt, mit oder ohne Medikamente von ganz alleine. Ein weiterer beträchtlicher Teil aller Beschwerden würde mit etwas weniger Alkohol, vielleicht nicht ganz so intensiver Qualmerei, etwas vernünftigerer Ernährung und ein bißchen mehr Bewegung gar nicht erst auftreten. Trotzdem rennen viele Leute lieber zum Arzt und lassen sich allerlei Zeug verordnen, das natürlich nichts nützt, solange man nichts an den Ursachen der Beschwerden ändert.

Das vermutlich größte Problem des Gesundheitswesens ist seine fehlende Transparenz. Es beginnt beim Patienten, der sich überfrißt und zu lange in der Sonne brät, um dann vom Arzt Hilfe zu erwarten. Wer wie ein Geistesgestörter Ski, Auto oder Motorrad fährt und dabei zu Schaden kommt, wird auf Kosten der Solidargemeinschaft zusammen geflickt. Wer sich alltäglich besäuft oder zukifft und dabei seine Gesundheit nachhaltig ruiniert, erfährt die gleichen Segnungen. Dem Patienten ist völlig egal, was der fragwürdige Spaß kostet, schließlich wird er an den Kosten seines Tuns in keiner Weise beteiligt (wer 10 € Quartalsgebühr als Selbstbeteiligung bezeichnet, hat das Problem nicht begriffen). Der Arzt seinerseits kann aufschreiben, was immer er möchte. Nur die kassenärztliche Vereinigung, also seine eigene Interessenvertretung, kontrolliert ihn und weist ihm sein Geld zu. Das ist ungefähr so, als würde man Aufgaben des Zolls von Zigarettenschmugglern durchführen lassen. Der Patient erfährt nichts und die Krankenkasse auch nicht. Eine seltsame Konstellation: Der Patient hat ein Vertragsverhältnis mit dem Arzt, Kosten spielen aber keine Rolle. Der Arzt hat ein Vertragsverhältnis mit der Krankenkasse, Kosten spielen schon wieder keine Rolle. Dazwischen hockt die kassenärztliche Vereinigung - ein genial konstruiertes Kostenverschleierungssystem, an dem sich jeder nach Gutdünken selbst bedient.

Für jede Geringfügigkeit wird der komplette Apparat in Gang gesetzt. Das ist wie eine Kaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung und deshalb sehr teuer. In allen anderen Lebensbereichen versichern wirtschaftlich vernünftig vorgehende Menschen nur existenzbedrohende Risiken. So kommt wohl kaum jemand auf die Idee, lebenslang Beiträge für eine Versicherung zu bezahlen, die eintritt, falls die 10€-Scheibe des Klofensters kaputt geht. Dagegen reicht die Vernunft in der gesetzlichen KV nicht einmal bis zur Einführung einer Geringfügigkeitsgrenze, bis zu der es sinnvoller ist, den Schaden selbst zu begleichen, statt eine riesige Organisation zu beschäftigen. Beim durchschnittlichen Versicherten fällt fast alles, was er jemals an ärztlichen Leistungen erhält, in die Kostenkategorie der Inspektion eines Kleinwagens oder weit darunter. Mit solcher Maßnahme, die in der privaten KV mit individuell gewähltem Selbstbehalt bestens funktioniert und zugleich Kostenbewußtsein und Kontrolle durch den Patienten bewirkt, ließen sich Beitragssätze spürbar senken. .

Weil es vermeintlich alles umsonst gibt, begeben sich zahllose Patienten völlig kritiklos und bei abgeschalteter eigener Urteilsfähigkeit in die Hände von Ärzten und Krankenhäusern. In der Folge wird nicht nur viel unsinniges Zeug verordnet und kritiklos geschluckt, sondern auch viel zu viel herumgeschnippelt. Es ist schon merkwürdig, daß ausgerechnet Ärzte und ihre Familienangehörigen signifikant seltener unter dem Messer landen als der Rest der Bevölkerung.

Ein weiterer Teil des Problems ist aus den oben verwendeten Zahlen erkennbar. Es gibt nur 26,5 Mio. Zahler, die ihren Beitrag aus versicherungspflichtiger Beschäftigung bestreiten und das ganze System tragen. Die Zahl der Empfänger von Versicherungsleistungen ist aber deutlich höher. Damit belasten wir die Minderheit der beitragspflichtig Beschäftigten mit den Kosten der Gesundheitsfürsorge für beinahe die gesamte Bevölkerung. Unter dem Strich macht es für die arbeitende Bevölkerung nur einen geringfügigen Unterschied, ob das Gesundheitssystem aus Steuern finanziert wird oder aus einer anderen Abgabe - bezahlt werden muß das System in jedem Fall von den wirtschaftlich Leistungsfähigen in der Gesellschaft, also von denen, die auf irgend eine Weise Einkünfte erzielen.

Das alles ist übrigens keine Befürwortung, es bei 250 Krankenkassen mit 120.000 Beschäftigten zu lassen. Es soll nur eine Warnung sein, daß man das Kostenproblem an dieser Stelle nur geringfügig ankratzen, aber nicht lösen kann.

Wie wir genau die Politiker haben, die wir verdienen, haben wir auch genau das Gesundheitssystem, das wir verdienen. Wir wollen es offenkundig nicht anders, weil Veränderungen unbequem sind und etwas mit Verantwortung, womöglich mit - igittigitt - Eigenverantwortung zu tun haben.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Das alles ist übrigens keine Befürwortung, es bei 250
Krankenkassen mit 120.000 Beschäftigten zu lassen. Es soll nur
eine Warnung sein, daß man das Kostenproblem an dieser Stelle
nur geringfügig ankratzen, aber nicht lösen kann.

In zeiten, wo über jede Milliarde diskutiert wird, wie sie eingespart werden kann, sind diese 6 Mrd. sicherlich auch 5 Mrd. zuviel.