Kapitalismus lässt sich m.E. durchaus über alle Subtypen hinweg definieren:
Kapitalismus sei eine Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln basiert und deren oberste Funktionslogik die Akkumulation des eingesetzten Kapitals ist (vulgo: Streben nach Gewinn).
Ja, weil er für diesen Sündenbock-Ablenkungs-Mechanismus, um den es dir hier offenbar vorrangig geht, anstatt der Differenz einheimisch/fremd auch andere Differenzierungslinien benutzen könnte (Mann/Frau, -/Jude, Proletariat/Lumpenproletariat usw.), um die beherrschten Klassen gegeneinander auszuspielen.
Das halte ich aber nicht für einen Mechanismus, der auf den Kapitalismus beschränkt ist, sondern der historisch in allen hierarchisch organisierten Gesellschaftsformen beobachtbar ist.
Nein, weil ein kapitalistisches Gesellschafts-/Wirtschaftssystem als dominante Tendenz (d.h. zeitlich begrenzte Gegenbewegungen inbegriffen) darauf zielen muss, sämtliche gewinn- bzw. akkumulationshemmenden Zirkulationsbeschränkungen von Ware und Arbeitskraft zu beseitigen - darunten eben auch Migrationsbeschränkungen.
Ein Gesellschaft-/Wirtschaftssystem, das nicht darauf zielen würde, wäre nach obiger Definition nicht sinnvoll als „Kapitalismus“ zu bezeichnen.
Das ist im Grund eine Variante der alten Kapitalismus-Faschismus-These.
Ihr wahrer Kern ist m.E. der, dass der Kapitalismus grundsätzlich so funktioniert, dass er periodisch Krisen erzeugen muss, die dann der Nährboden für die Verhärtung der Menschen untereinander sind (egal ob Rechts-, Linkspopulismus, religiöser Dogmatismus oder auch nur Verrohungen im privaten Umgang zwischen Eltern und ihren Kindern usw.)
Andererseits trägt der Kapitalismus seiner dominanten Tendenz nach enorm dazu bei, all die althergebrachten Trennlinien zwischen den Menschen zu verdampfen, an denen sich diese Verhärtungen historisch stets verfestigt haben.
Gruß
F.