Wüsten der Welt; Totes Meer

Hallo Eckard,
wie verprochen, es folgt, als Teilaspekt, die Problematik
Totes Meer.
Das Tote Meer verliert durch Verdunstung eine durchschnittliche,
tägliche Menge von 8 Millionen m³ Wasser, gleich 2.920 Mio m³
im Jahr. Solange das Flußsystem Jordan nicht für die Trinkwasser
versorgung und für Bewässerungsprojekte angezapt wurde, diente
sein in das Tote Meer fliessendes Wasser als Ausgleich dafür.
Durch die verstärkte Entnahme des Jordan-Wassers reicht die kaum
verbleibende Menge nicht mehr dazu aus:
Das Tote Meer sackt schon seit langem immer mehr ab, mit Folgen
für die Ökologie, die Salzindustrie und den Fremdenverkehr.
Bereits Theodor Herzl hatte, vor 100 Jahren, einen Kanal/Tunnel
Mittelmeer-Totes Meer vorgesehen, um den Verlust auszugleichen
und Strom unter Ausnutzung des gefälles zu erzeugen.
Diese Planung tauchte mehr oder weniger regelmäßig wieder auf,
ohne daß sie zu einer Realisierung geführt hätte. Das orographi-
sche Profil zwischen diesen zwei Becken macht diese Sache nicht
gerade einfach, zumal für einen Kanal.
Als Alternativ-Lösung gilt eine Wasserverbindung Rotes Meer-
Totes Meer, auf dem Grenzgebiet zwische Israel und Jordanien.
1994, nach einem entsprechenden Abkommen, lebte diese Planung
wieder auf. Die EU wollte (und will?) sich massiv daran beteiligen. Nur, hier schieden sich die Geister:
Jordanien bestand auf einen sehr teueren Kanal, der, ausgehend
vom NN am Roten Meer, bis +200m üNN in der Arava-Senke steigen
um, danach, 200+400m bis zum Toten Meer fallen sollte.
Dieser Kanal sollte schiffbar sein… mit wer weiß wievielen
Schleusen zur Überwindung der Höhenunterschiede.
Die Israelis begnügten sich mit einer Pipeline, einer insgesamt
vernünftigeren und viel preiswerteren Lösung. Vorigen Sommer haben sich beide Staaten, zumindest auf dem Papier, darauf geeinigt.
Der Höhenunterschied von 600m soll für den Betrieb von hydroso-
laren Kraftwerken benutzt werden. Das Salzwasser (Y= 1,044)
landet dann in das Tote Meer(Y=1,250). Zwei Fliegen mit einer Klappe (aber mit Problemen für die dortige Salzgewinnung wegen der unterschiedlichen Salzzusammensetzung).
Diese Lösung entspricht teilweise den verschiedenen Projekten,
die zwischen 1908(Penk) und 1973 (Bassler u.pp) ausgearbeitet
worden sind, mit der Folge, daß die dafür vorgesehene,ägyptische Qattara-Senke in ein gigantisches, neues Totes Meer mit 12.000 km² Fläche umgewandelt worden wäre.
Dieses Projekt ist, Gott sei Dank und hoffentlich, tot.
Auf der rund 250 km langen Strecke „Red-Dead“ sollen solare/
eolische Energie-erzeugende und Entsalzungsanlagen gebaut werden, auch um die Negevwüste und Südjordanien zu bewässern.
Die grösste, nicht unumstrittene Anlage (sie gibt es nur auf dem
Papier) stammt vom Prof. Zaslavski( Technion Haifa). Willst Du mehr darüber wissen, schau bitte im Web unter „www.weizmann.ac.il“, „Solar Energy without
a collector“, bzw. „Energy Towers, Pros and cons of the Arubot Sharav“, " www2.arinet/zwirn/arubot".
Diese vielleicht machbare Lösung hat aber einen grossen, politischen Haken. Sehr vorsichtig ausgedrückt:
Süßwasser für die Negevwüste würde meinen, keine Notwendigkeit
mehr, die Golanhöhen besetzt zu halten, um die Jordanquellen zu
sichern, keine Notwendigkeit mehr, das palästinenschische Wasser
auszubeuten und dort die israelischen Siedlungen zu behalten…
Die Gretchenfrage ist hier also: Wollen es die Israeli das tat-
sächlich ? Was wird aus dem ungeteilten Gelobten Land, aus Eretz
Israel ? Die gegenwärtige, dortige Mehrheit dürfte weiterhin daran festhalten.
Deshalb hatte ich schon am Anfang weitere Alternativen parat
gehalten, falls dieser erste Schritt sich, politisch, noch nicht
realisieren läßt.
Bitte denke an den Wüstengürtel der Erde. Das am Äquator steigende Warmluft kühlt sich unterwegs immer mehr ab, regnet
sich dementsprechend aus und sinkt wieder zurück, durch den
Coriolis Effekt abgelenkt, wobei diese nunmehr sehr trockene Luft sich verdichtet und immer wärmer wird.Dieses Phänomen trägt
die Bezeichnung Hadley Cells und wirkt sich in Gürteln um den
25-35° nördlicher und südlicher Breite aus. Es ist also diese
von oben kommenden warme und trockene Luft, welche die Wüsten der Erde verursacht, und nicht die Hitze am Boden.
Die dann zum Äquator zurückfliessende Luft wird als Passat-Winde
bezeichnet.
Das erklärt Dir, warum ich, politisch/metereologisch, mehrere
(aber längst nicht alle!) Wüstenregionen aus meinem Korb, zur Auswahl, je nach Opportunität, herausgeschüttet hatte.
Herzlich,
Tony

MOD:
Titel etwas erweitert
-mkl-