Wunschlos glücklich? Was ist Glück?

wo bitte hab ich zur Askese aufgefordert?!
Bescheidung hat wenig mit Askese zu tun, sondern eher mit der
Konzentration auf das Wesentliche. Was wesentlich ist, ist für
jeden natürlich selber zu entscheiden. Überfluß lenkt von
diesem Wesentlichen ab.
Für mich sind z.B. meine Jungs, (gutes) Essen und Bücher
wesentlich.

Gandalf

Wieso denkst du, dass es niemanden gibt, für den Überfluss bzw. Luxus wesentlich ist?

Hi Hupe,

Wieso denkst du, dass es niemanden gibt, für den Überfluss
bzw. Luxus wesentlich ist?

es mag einige geben, die im Luxus glücklich sind, (obwohl ich vermute, daß das eher oberflächliche Typen sein dürften, Ausnahmen bestätigen die Regel). Als Jugendlicher und junger Erwachsener ist es sicher klasse materiall gut bestückt zu sein, allein um den Mädels (oder den Jungs) zu imponieren. Ich bin auch gerne gut versorgt, aber irgendwann kommt man auf den Trichter, daß das nicht alles ist, daß weniger manchmal mehr ist.

Gandalf

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Hi, Hupe,

cooles Feedback. Ja, Dein letzer Satz bringt die Sache, so wie ich sie gemeint habe, genau auf den Punkt. Hätte ich selber so gar nicht formulieren können, aber Du triffst es damit exakt. Es ist also egal, ob man glücklich ist, weil man die Alternativen nicht kennt, oder die Alternativen zwar kennt, diese aber falsch würdigt (Beispiel Beamter oder freie Wirtschaft), etc. Dann ist auch jemand zurecht glücklich der glaubt, bei einem Autokauf ein Schnäppchen gemacht zu haben, weil er z. B. nicht weiß, dass die Kiste schonmal nen krassen Unfall hatte und man es ihm einfach verschwiegen hat. Hoffentlich erfährt er es nie, damit ihm die Freude bleibt :smile:

So long, Rolo

Hallo nochmal,

ja, das ist auch ne sehr interessante Sichtweise. Schade halt nur, wenn die Angst dieses Menschen auf Fehlannahmen beruht und damit unbegründet ist. Dann ist auch die Vorsichtsmaßnahme dieses Herrn, nämlich lieber Beamter zu sein, auch umsonst. Aber er wird es wahrscheinlich nie erfahren, ob seine Ängste objektiv begründet sind oder nicht, aber wie Du so schön schreibst, es ist auch egal, wenn er es subjektiv so empfindet. Nehmen wir an, dieser Herr x hätte zuunrecht Angst vor der freien Wirtschaft, weil er sich hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, etc. geirrt hat, was hätte er dann tun können, um dahinter zu kommen? DAs wäre dann doch tragisch. Naja, umgekehrt sind vielleicht auch manche in der freien Wirtschaft gelandet, weil sie sich von der Beamtenlaufbahn zu negative Vorstellungen gemacht haben und müssen heute gegebenenfalls über die schlechten Witze ihres Chefs lachen, weil sie ansonsten bei der nächsten Entlassungswelle dabei sind. :smile:

Dir nen schönen TAg, Rolo

Hallo,

ich hab da noch was für Dich, obwohl Du mich mit Deinen ausführlichen Feedbacks was „subjektiv“ und „objektiv“ betrifft, schon zu 99,9 % überzeugt hast :smile:

Beispiel:
Peter und Tina sollen als Mutprobe eine Schlange anfassen, die vor ihnen in einem Käfig liegt. Peter traut sich nicht, weil er glaubt, es handele sich um eine Giftschlange und weigert sich. Tina erkennt, dass es sich um eine harmlose Ringelnatter handelt und besteht die Mutprobe. So, in diesem Beispiel kann man doch sagen, dass Peter subjektiv zwar Angst vor dieser Schlange hat, weil er annimmt (subjektiv), es handele sich um eine Giftschlange. Objektiv handelt es sich aber nicht um eine Giftschlange. Also, ist Peters Angst umsonst. Bei all unseren anderen Wünschen und Ängsten (= Wünsche, etwas nicht zu tun) im Leben ist das ja auch so, nur dass wir halt nicht so leicht wie im Beispiel mit der Schlange feststellen können, wie es objektiv ist. Denn die Schlange ist entweder tatsächlich giftig oder aber nicht. Ob aber ein Wunsch nach Karriere oder der Wunsch, nach Australien auszuwandern, objektiv richtig ist, können wir doch nur deshalb nicht sagen, weil wir nicht alle für eine Entscheidung dieser Frage relevanten Informationen haben. Nur daran scheitert es doch, an der Komplexität, oder? Wie siehst DU das?

LG, Rolo

Dazu zwei Gedanken. Erstens, es geht immer noch besser. Die meisten Menschen jagen dieses „besser“ und weder die Jagd noch das Erreichen dieses Ziels macht sie glücklicher. Weil es ja immer „noch besser“ geht.
Zweitens ist Glück ein Empfinden. Von daher schon einmal subjektiv. Der Versuch, so etwas wie einen objektiven Glücksbegriff zu keieren ist ja nicht neu. Ideologien basieren ja gerne darauf, dass sie Leuten sagen, was sie zum Glück brauchen. Das funktioniert aus den verschiedensten Gründen aber nicht. Denk mal an das Arbeiter- und Bauernparadies.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

weil er z. B. nicht weiß, dass die Kiste schonmal nen krassen
Unfall hatte und man es ihm einfach verschwiegen hat.
Hoffentlich erfährt er es nie, damit ihm die Freude bleibt :smile:

So long, Rolo

Genau darum gehts. Freut mich, dass ich dich überzeugen konnte :smiley:

Hi, Gandalf,

Du hast natürlich recht. Hab Askese einfach mal mit Bescheidenheit gleichgesetzt. Klar, Lebensqualität muß nicht zwangsläufig in einer Millionen-Villa mit Wellnessbereich, Pool und Hubschrauberlandeplatz liegen. Aber solche Dinge sind sicher sehr angenehm, was wahrscheinlich auch nicht gerade unglücklich macht. Brauchen tut man derlei Dinge sicher nicht. Und ich denke auch, dass man sich ein Luxus sehr schnell gewöhnt und der Abnutzungseffekt sehr hoch ist. Das Schlimmste ist aber, dass man nicht mehr so leicht runterkommt und Luxus dann immer braucht. Ich kenne Leute, die verdienen fast 10.000 netto im Monat und müssen für nen Urlaub ein Darlehen aufnehmen, weil sie immer alles rausballern. Wenn die jetzt plötzlich mit 5.000 im Monat auskommen müßten, wäre das ne Katastrophe. Wenn ich 5.000 im Monat hätte, würde ich locker 2000 Euro wegsparen :smile:))

LG, Rolo

Psychoanalytisches Dessert
Hi, Rolo.

Auch Glückwunsch zu deiner Wohngegend. Kenne ich gut.

Aus der psychoanalytischen Sicht von Jacques Lacan (wichtigster analytischer Theoretiker nach Freud) stellt sich die Glücksfrage in etwa so dar:

Nach Lacan ist die menschliche Psyche von einem grundlegenden Mangel geprägt, der Symptom eines primären Verlustes ist: an die Stelle des vollkommenen, ungeteilten vorbewussten Seins im Mutterleib tritt, nach der Geburt, das geteilte Sein des Säuglings. Er ist nicht mehr verschmolzen mit der Mutter, sondern erfährt diese als ein Anderes, zu dem er in Abhängigkeit steht. Damit wird dieses Andere auch zum ersten Liebesobjekt, denn es ist die Quelle seines Wohlbefindens.

Allerdings ist dieses Objekt launisch und nicht voll verfügbar, so dass sich in der Säuglingspsyche ein Mangel festschreibt, eine Lücke sich bildet, die unmöglich aufgefüllt werden kann. So entsteht ein allgemeines „Begehren“, ein innerer Drang nach Erfüllung des eigenen unvollkommenen Seins. Gleichzeitig entwickelt sich der Wunsch, „geliebt“ zu werden - denn nur das scheint die mütterliche Zuwendung zu garantieren.

Nach der Entwöhnung gehen die mütterlichen Brüste als Objekt verlustig - wieder eine Mangelerfahrung, die das Begehren vergrößert. Ein weiteres Problem ist die Differenz zwischen dem Selbstbild des Kindes (das Spiegelbild des eigenen Körpers, das eine Einheit der Person suggeriert, die gar nicht besteht - die Person, das Ich, ist innerlich IMMER zerrissen).

Das Begehren, entstanden durch die Mangelerfahrungen, richtet sich nun auf immer vielfältigere OBJEKTE in der Außenwelt, die die psychische Mangellücke auffüllen sollen. Das kann aber nur temporär gelingen - die Lücke ist ein Fass ohne Boden. Diese beliebigen Objekte nennt Lacan „Objekt klein a“. Natürlich spinnen sich Phantasien um diese Objekte, von Lacan „Phantasmen“ genannt.

Hier ein Zitat aus einem Wikipedia-Artikel zum Thema („Objekt klein a“) - der Form halber muss ich betonen, dass Wiki-Zitate keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben - :

„Das Phantasma strukturiert das Begehren, indem es einen imaginären Rahmen („Szenario“) bildet, der mit Objekten der Begierde gefüllt wird. Grundsätzlich kann alles zum Objekt klein a werden, sofern es in das persönliche Phantasma hineinpasst… Welche Objekte das Subjekt (unbewusst) wählt, auf welche Objekte es sein Begehren richtet, hängt allein von der psychischen Disposition des Subjekts ab, die sich natürlich in verschiedenen Lebensphasen und Situationen ändern kann. Es muss allerdings stets unerreichbar sein, d.h. einen leeren Kern bilden, um den herum sich die Phantasmen des Subjekts aufspannen können.“

Also: dieser Theorie nach sind die Objekte „hohl“, sie haben zuwenig oder gar keine Substanz, die geeignet wäre, das menschliche Begehren WIRKLICH zu befried(ig)en.

Dies als Ergänzung meines anderen, mehr „mystisch“ gefärbten Postings.

Gruß

Hi,

hört sich logisch an. Muss ich mich mal einlesen. Weiß nur, dass die maslowsche Theorie gerade nix mit Psychoanalyse zu tun hat. Im Gegenteil. Sie grenzt sich ja gerade von dieser ab. Gut, jetzt kann es natürlich sein, dass Maslow sich geirrt hat. Aber es kann genauso gut sein, dass sich die Psychoanalyse irrt oder beides. Find ich übrigens auch cool, dass jede Richtung in der Psychologie viele Gründe dafür anführen kann, warum gerade sie die wahre ist, nur beweisen konnte es bisher keine, sonst gäbe es die anderen Richtungen ja nicht mehr.

Dank Dir und gute Nacht, Rolo

Glück hängt von dir ab…
WAS braucht man, um glücklich zu sein? Inwieweit wird unser Glück von den Verhältnissen in unserer Umwelt bestimmt, von materiellen Dingen oder von anderen Menschen? Spielen bei unserer Suche nach Glück auch Gott und die Bibel eine Rolle? Betrachten wir diese Fragen einmal etwas näher, da wir doch alle glücklich sein möchten.

Äußerliche Dinge wie ein reichliches und schmackhaftes Essen in einer angenehmen Umgebung können offensichtlich zum Glück beitragen. Ein solches Essen schätzt man besonders, wenn man längere Zeit Hunger gelitten hat. Ein gutes Essen zu genießen und dabei glücklich zu sein widerspricht nicht dem Willen Gottes. König Salomo schrieb unter göttlicher Inspiration:

„Ich habe erkannt, daß es nichts Besseres für sie gibt, als sich zu freuen und zeitlebens Gutes zu tun, und auch, daß jeder Mensch essen und in der Tat trinken und Gutes sehen sollte für all seine harte Arbeit. Es ist die Gabe Gottes“ (Pred. 3:12, 13; vergleiche Psalm 104:14, 15).

Auch Mitmenschen können dazu beitragen, daß wir glücklich sind. Ist es nicht schön, Menschen zu haben, die sich um einen kümmern, seien es Familienangehörige oder gute Freunde? (Ps. 127:3-5; 128:3).

Doch wahrscheinlich ist dir gut bekannt, daß materieller Besitz und enge Freunde keine Garantie für echtes, dauerhaftes Glück sind. Manche Leute haben mehr als genug zu essen und können sich jeden Luxus leisten; dennoch kehrt das Glück ihnen den Rücken. Der Ölmultimillionär J. P. Getty sagte zwei Jahre vor seinem Tod: „Geld macht nicht unbedingt glücklich; vielleicht unglücklich“ (1. Tim. 6:9, 10). Geld wird uns auch dann nicht wirklich glücklich machen, wenn wir uns die Freundschaft von Personen, die vorgeben, sich um uns zu kümmern, auf irgendeine Weise erkaufen (Spr. 19:6).

Man sagt, in dem Begriff Glück liege ein gewisser Widersinn, denn wiewohl das Wort „Glück“ die Vorstellung von angenehmen Verhältnissen wachrufe, könne doch das Glück in Wirklichkeit sozusagen auf irgendeinem Boden gedeihen, unter irgendwelchen Verhältnissen fortdauern und sich in irgendeiner Umwelt behaupten. Glücklich zu sein hängt nicht so sehr davon ab, was wir haben, als vielmehr davon, was wir sind. Deshalb sind viele, die in Luxus leben, nicht besonders glücklich, während einige, die verhältnismäßig wenig haben und ein ziemlich einfaches Leben führen, tiefes Glück empfinden. Vielleicht hast du auch schon bettlägerige oder körperbehinderte Personen kennengelernt, die ein sonniges Wesen haben und denen die Freude und das Glück im Gesicht stehen. Sie freuen sich natürlich nicht über ihre Krankheit oder ihre Behinderung und würden lieber davon frei sein (Apg. 3:1-8), dennoch finden sie Gründe, glücklich zu sein.

GLÜCK UND DEINE GEISTIGEN BEDÜRFNISSE

Viele beneiden glückliche Menschen und möchten gern auch glücklich sein. Sie mögen versuchen, ihre Traurigkeit künstlich — durch Drogen, übermäßigen Alkoholgenuß, unerlaubte Geschlechtsbeziehungen oder durch Gleichgültigkeit — zu überwinden, und sich dennoch fragen, warum das Glück ihnen den Rücken kehrt. Jede Freude, die sie einem solchen Verhalten abgewinnen, ist nichts anderes als unechtes Glück, das sich in einer Prüfung als ebenso wertlos erweist wie Falschgeld.

Wie die lange Menschheitsgeschichte und die Erfahrungen von Millionen unserer Zeitgenossen beweisen, kann man nicht sittlichen Maßstäben oder Grundsätzen den Rücken kehren und dennoch auf die Dauer glücklich sein. Personen, die ‘jedes sittliche Gefühl verloren haben und sich einem zügellosen Wandel hingeben, um mit Gier jede Art Unreinheit zu verüben’, zählen nicht zu den Glücklichen (Eph. 4:17-19; Röm. 13:13). Eine solche Handlungsweise bringt früher oder später zusätzliche Sorgen mit sich und versperrt den Weg zum Glück. Kennst du nicht auch Personen, die genau das erlebt haben? Wenn wir andererseits so handeln, wie Gott es will — im Einklang mit seinen Sittenmaßstäben —, haben wir weniger Probleme im Leben und räumen Hindernisse aus, die unserem Glück im Wege stehen. Doch Probleme zu vermeiden ist an sich noch keine Garantie für ein glückliches Leben. Mehr ist erforderlich. Davon können wir überzeugt sein, weil unser Schöpfer es sagt.

Wir müssen ein Verhältnis zum Schöpfer entwickeln, um seinen Willen und seine Vorsätze kennenzulernen und sie uns zu eigen zu machen. Ja, wir müssen das tun. „Das eben unterscheidet den Menschen von Anfang an vom Tier“, wie Dr. Ivar Lissner in seinem Buch Aber Gott war da (1960) schreibt, „daß er nicht nur schlafen will, sich wärmen und essen.“ Wir Menschen zeichnen uns durch ein „merkwürdiges“, uns „innewohnendes Streben“ aus, das man als „Geistigkeit“ bezeichnen kann. Ja, Dr. Lissner erklärt, alle Kulturen der Menschheit seien „aus der Suche nach Gott“ entstanden (Apg. 17:26 bis 28).

Jesus erkannte dieses elementare Streben mit den Worten an: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“, oder diejenigen, die ihren geistigen Hunger erkennen und ihn stillen (Matth. 5:3). Diese Bedürfnisse kann man jedoch leicht übersehen. Selbst jemand, der sich schon lange mit Gott befaßt, könnte die Wertschätzung für das große Glück verlieren, das sein Verhältnis zu Gott mit sich bringt. Er sieht vielleicht andere, die sich Luxusgüter leisten können, einem populären Hobby nachgehen oder eine beliebte Form der Entspannung pflegen. Er könnte leicht neidisch werden und auf den Gedanken kommen, er versäume vielleicht etwas. Wenn er so handelt wie sie — und das auf Kosten der Zeit oder der Aufmerksamkeit, die er seinem Verhältnis zu Gott widmen sollte —, mag sein Leben, menschlich gesehen, abwechslungsreicher erscheinen und dem heutigen Lebensstil eher entsprechen. Wird er aber wirklich glücklicher sein? Ein hungriger Mensch könnte, statt zu essen, irgendwohin fahren oder sich einen Film ansehen. Er mag sich dadurch ablenken oder amüsieren. Wird er aber so seinen Hunger stillen?

Vermont Royster, ein ehemaliger Redakteur des Wall Street Journal, schrieb einmal über die technischen Errungenschaften des Menschen und sagte u. a.:

„Hier haben wir etwas Eigenartiges. Betrachten wir den Menschen selbst, seine Probleme, seinen Platz im Universum, so sind wir wenig weiter als zu Beginn der Zeit. Wir stehen noch immer vor der Frage, wer wir sind, warum wir sind und wohin wir gehen“ („Science Digest“).

Man kann verstehen, daß jemand, der keine Antwort auf diese Fragen erhält oder sozusagen in der Luft hängt, nicht völlig zufrieden oder glücklich sein kann. Wenn wir indes unseren geistigen Bedürfnissen die gebührende Beachtung schenken und Verständnis aus Gottes Wort zu erlangen suchen, erkennen wir, wohin wir gehören. Unser Leben gewinnt an Sinn und Bedeutung, und wir werden mit größerer Wahrscheinlichkeit glücklich.

Unsere geistigen Bedürfnisse zu erkennen und ein Verhältnis zu Gott zu entwickeln trägt auch noch in anderer Hinsicht zu unserem Glück bei. Wie bereits erwähnt, können wir Probleme vermeiden, wenn wir Gottes Sittenmaßstäbe anerkennen. Ja, wir benötigen vernünftige, übereinstimmende Wertmaßstäbe — ein Bedürfnis, dem Gottes Wort vollkommen entspricht. Außerdem sind Gottes Maßstäbe im Einklang mit dem uns angeborenen Gewissen. Wenn wir uns also an diese Maßstäbe halten, fühlen wir uns wohler und haben Herzensfrieden (Ps. 1:1-4; Röm. 2:14, 15). Auch unseren Kindern können wir helfen, glücklich zu sein, indem wir sie über Gottes Maßstäbe belehren. Dr. Robert Coles von der Harvarduniversität schrieb einmal über Jugendliche:

„Sie benötigen nicht nur Zucht, um ihre Gefühlsausbrüche zu zähmen, sondern auch Zucht in Verbindung mit anerkannten, deutlich formulierten sittlichen Wertmaßstäben. Sie benötigen etwas, woran sie glauben können, etwas, was größer ist als ihre Gelüste und Triebe. . . . Sie benötigen einen geweiteten Blick für die menschliche Gesellschaft, sozusagen ein Bewußtsein ihrer moralischen Verpflichtungen — einen Glauben, der sich der Bedeutung des Lebens zuwendet, das wir alle leben.“

Es ist somit richtig, zu sagen, daß wahres Glück mit der Anerkennung unserer geistigen Bedürfnisse und einem Verhältnis zu Gott verbunden ist. Nicht umsonst sagt die Bibel: „Glücklich ist der körperlich taugliche Mann, der sein Vertrauen auf Jehova gesetzt hat“, „der zu ihm Zuflucht nimmt“, „der Jehova fürchtet“, ‘der im Gesetz Jehovas wandelt’ und ‘der ihn mit ganzem Herzen fortwährend sucht’ (Ps. 40:4; 34:8; 112:1; 119:1, 2). Gott ist aufrichtig daran interessiert, uns Liebe zu erweisen und ein Verhältnis zu uns aufzubauen. Zeigen wir im Einklang damit, daß wir gern ein Verhältnis zu ihm haben möchten? (Röm. 8:38, 39).

GLÜCK — DURCH HÖREN UND TUN

Als eine Frau einmal hörte, wie Jesus lehrte, rief sie aus: „Glücklich der Schoß, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen!“ (Luk. 11:27). Sie wußte wahrscheinlich, daß die Bibel die Mutterschaft auf eine hohe Stufe stellt, und dachte anscheinend, Maria sei gesegnet oder könne besonders glücklich sein, da Jesus, ihr Sohn, ein solch vorzüglicher, gerechter Lehrer sei. Doch Jesus wußte, daß es ein noch größeres Glück gab als das der Vater- oder Mutterschaft, sogar ein noch größeres, als die Mutter des Messias zu sein. Deshalb erwiderte er: „Nein, glücklich sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es bewahren!“ (Luk. 11:28).

Beachten wir, welchen Nachdruck Jesus darauf legte, sich für Gottes Wort zu interessieren — es zu hören oder zu lesen. In der Bibel wird uns wiederholt versichert, daß es für uns von Nutzen ist, wenn wir uns mit Gottes Wort beschäftigen. Im ersten Psalm wird von dem ‘glücklichen Mann’ gesagt, daß er „seine Lust hat an dem Gesetz Jehovas und mit gedämpfter Stimme in seinem Gesetz liest Tag und Nacht“ (Ps. 1:1, 2). Wir können uns also fragen: „Suche ich mein Glück auf diesem Wege?“

Die Bibel gleicht einer Fundgrube des Glücks, denn sie bereichert Sinn und Herz. Sie belebt den Geist. Sie gibt Hoffnung. Sie weist den Weg zu einem erfüllten, frohen Leben. Sie enthält Gedanken Gottes, über die wir zu jeder Zeit nachsinnen können. Sie bildet die Grundlage für wahre Weisheit. (Vergleiche Sprüche 3:13-18.)

Es gibt viele Veröffentlichungen, die wir lesen könnten — Zeitungen, Nachrichtenmagazine, Romane, Geschichtsbücher, Journale über das Wohnen oder über irgendein Hobby. Einige davon mögen interessant und es auch wert sein, gelesen zu werden, dennoch könnten wir uns fragen: „Ist es mir im Interesse meines Glücks nicht möglich, meinen Zeitplan oder meine Lesegewohnheiten zu ändern, um mehr in Gottes Wort lesen und mich daran erfreuen zu können?“ Ja, lies es einfach zu deiner Freude. Lies jeden Tag etwas darin — wenn es dir gefällt, nach einem bestimmten Plan. Lies ein Bibelbuch nach dem anderen. Ziehe beim Lesen der Heiligen Schrift wertvolle biblische Hilfsmittel heran. Lies gelegentlich in einer anderen Übersetzung oder, wenn du mehr als eine Sprache sprichst, in einer anderen Sprache. Ja, mehr in Gottes Wort zu lesen ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Glück (Offb. 1:3).

Wie Jesus sagte, hängt unser Glück auch davon ab, daß wir ‘Gottes Wort bewahren’. Wie wir bereits gesehen haben, stimmt das insofern, als wir dadurch Probleme vermeiden können. Es trifft aber auch in anderer Hinsicht zu.

Heute sind viele Menschen hauptsächlich auf ihr ICH bedacht. Sie sind in ihren Bemühungen und Interessen sehr egozentrisch. Macht sie das aber wirklich glücklich? Gottes Wort fördert dagegen das Interesse an anderen — ihnen zu geben und ihnen zu helfen. Das läßt sich am Beispiel Jehovas selbst veranschaulichen, denn er hat „die Welt [so sehr] geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, . . . ewiges Leben habe“. Jehova wird der „glückliche Gott“ genannt (Joh. 3:16; 1. Tim. 1:11). Ähnlich verhält es sich mit Christus; er „hat sich nicht selbst gefallen“, sondern ist für uns gestorben (Röm. 15:3; Gal. 1:3-5).

Wir können auf verschiedene Art und Weise geben, doch sollten wir es nicht auffällig tun oder in der Absicht, andere zu beeindrucken. Jesus sagte:

„Wenn du ein Mittag- oder ein Abendessen veranstaltest, so rufe weder deine Freunde noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn herbei. Vielleicht könnten sie auch dich wieder einmal einladen, und es würde dir Vergeltung zuteil. Sondern wenn du ein Gastmahl veranstaltest, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein, und du wirst glücklich sein, weil sie nichts haben, dir zu vergelten. Denn es wird dir in der Auferstehung der Gerechten vergolten werden“ (Luk. 14:12-14).

Diese Worte unterstreichen die Tatsache, daß Geben glücklich macht (Apg. 20:35). Kannst du dir vorstellen, wie du Jesu Rat beachten könntest, wenn du beispielsweise zu einem Essen einlädst? Wie wäre es, wenn ihr als Familie noch heute besprechen würdet, wie ihr diese Anregung Jesu anwenden könnt? Ihr werdet bestimmt sehen, daß es euch Freude bereitet und glücklich macht.

Glücklich zu sein erreicht man aber auch dadurch, daß man mit anderen über biblische Wahrheiten spricht, die zu ihrem Glück beitragen können. Stell dir vor, wie dir zumute ist, wenn du eine Person findest, die in geistiger Hinsicht wirklich hungert, und du ihr helfen kannst, dieses Bedürfnis zu befriedigen! (Apg. 13:48, 52). Es stimmt, daß man sich beharrlich bemühen muß, um eine solche Person zu finden, und man muß viel Geduld aufbringen, um ihr dann zu helfen, geistige Speise aus Gottes Wort in sich aufzunehmen. Doch sie wird feststellen, wie wahr die Worte Jesu sind: „Glücklich sind . . . die, die das Wort Gottes hören und es bewahren!“ (Luk. 11:28; Joh. 13:17). Und auch du wirst glücklich sein, weil du dich verausgabt hast, um einen anderen Menschen glücklich zu machen.

GLÜCK — EIN ZIEL ODER EINE FOLGEERSCHEINUNG?

Wir haben festgestellt, daß das Glück nicht in der Hauptsache davon abhängt, was wir haben, sondern davon, was wir sind, und davon, woran wir uns erfreuen. Oft ist es notwendig, unsere Ansicht zu korrigieren, um mit dem zufrieden zu sein, was wir haben, und zu erkennen, wie wertvoll „Gottergebenheit zusammen mit Selbstgenügsamkeit“ ist (1. Tim. 6:6). Doch inwieweit sollten wir nach Glück streben, es uns zum obersten Ziel setzen?

Was wir über die Entwicklung eines Verhältnisses zu Gott und über das Geben besprochen haben, sollte uns helfen, folgendes zu erkennen: Wir sollten nicht in erster Linie nach Glück streben. Das Glück stellt sich nicht ein, wenn wir es zum Ziel unseres Strebens machen, sondern es ergibt sich gleichsam als eine Nebenerscheinung, während wir gottgefällig leben, Gottes Eigenschaften hervorbringen und seinem Willen gemäß handeln. Es ist eine Frucht der Liebe und des Dienens. Man hat das Glück mit einem Schmetterling verglichen. Laufen wir diesem „Schmetterling“ begeistert nach und suchen ihn zu fangen, so entwischt er uns stets. Denken wir aber nicht mehr an ihn und führen ein friedsames Leben, dem Willen Gottes gemäß, so kommt dieser „Schmetterling“ zu uns und läßt sich auf unserer Schulter nieder (Röm. 12:9 bis 21).

Es hängt somit tatsächlich größtenteils von dir ab, ob du glücklich bist. Jage dem Glück nicht nach, als sei es das oberste Ziel in deinem Leben, sondern sei dir deiner geistigen Bedürfnisse bewußt, der Notwendigkeit, deinen Schöpfer kennenzulernen und ihn anzubeten. Die Beachtung seiner Sittenmaßstäbe wird dich vor vielen Problemen bewahren und dir im Leben die nötige Standfestigkeit verleihen. Bemühe dich, ein enges Verhältnis zu Jehova Gott zu entwickeln, denn wie der „glückliche Gott“ zu sein wird dir Zufriedenheit bringen und dir Freude bereiten. Räume in deinem Leben mehr Zeit dafür ein, ‘Gottes Wort zu hören’. Dann gib anderen, indem du ihnen hilfst, Jehova und seine Vorsätze kennenzulernen, und du wirst dafür belohnt werden. Wie Millionen andere, so wirst auch du feststellen, daß du dadurch sehr glücklich wirst (Ps. 146:5).

LG, Meike

Hallo, Meike,

herzlichen Dank für Deine Mühe. Das war die längste Stellungnahme aller Zeiten :smile: Das freut mich natürlich sehr. Ich habe glücklicherweise eine ganze Menge Antworten erhalten und wieder geantwortet und wieder Antworten bekommen. Für mich war das bisher alles sehr bereichernd. Unzulässigerweise hab ich ein Doppelposting auf dem Brett „Psychologie“ geschaltet. War keine Absicht. Wußte ich „damals“ noch nicht besser. Ich dachte halt, dass meine Frage sowohl unter Philosophie als auch unter Psychologie passen würde. Aber durch diesen „Fehler“ hatte ich das Vergnügen, noch mehr Zuschriften von anderen Leuten zu erhalten. Jeder hat ja eine andere Perspektive und kann Neues und bisher Unbekanntes beitragen. Je mehr, desto besser.
Hab jetzt grad zu wenig Zeit um Dir angemessen zu antworten. Meld mich morgen wieder.

Schönen Abend, Rolo

Buchtipp

Hallo,

Wie es der Zufall will, habe ich gerade am letzten Wochenende ein sehr gutes Buch zu diesem Thema gelesen:
„Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“ von Wilhelm Schmid. Ein kleines Büchlein, von nur knapp 80 Seiten, das aber viele Antworten bereithält.

Schmid erörtert die Formen des Glücks z.B. das Zufallsglück, Wohlfühlglück etc. aber auch das Glück im Finden von Sinn, welchem er den größten Teil einräumt. So kann das Hinarbeiten auf ein Ziel (bessere Lebensverhältnisse, Freiheit -aber auch ein Sportwagen), dem Leben eines Menschen Sinn verleihen und ihn damit durchaus zum glücklichem Menschen machen. (jetzt mal seehr stark verkürzt gesagt). Zu glauben, daß man das Glück aber durch sofortige materielle Triebbefriedigung finden kann, ist seiner Meinung nach jedoch der falscheste Weg. Der Mann, der sich den Sportwagen so sehr wünscht, ist vielleicht in den 10 Jahren, die er darauf spart glücklicher als dann, wenn er ihn dann endlich hat, weil er ein Ziel verfolgt, das seinem Leben einen Sinn gibt.

Grüße
Markus

Hallo, Markus,

danke für den Hinweis. Ich kenne diesen Titel. Habe das Buch aber nicht gelesen. Von diesem Autor habe ich vor einiger Zeit ein anderes Buch gelesen. Der Titel ist „Mit sich selbst befreundet sein“. Fängt echt gut an, aber ab dem ersten Viertel wird es derart theoretisch und schwer lesbar (für mich zumindest), dass ich mir das aktuelle Buch noch nicht angesehen habe. Aber ich werde mich mal drum kümmern. Vielleicht hat er ja seinen Stil geändert :smile:

LG, Rolo

Was ist das Basisprinzip?
Hi, Rolo.

Nun, in der Psychologie kursieren mindestens vier bekannte Modelle, die die Motivationsbasis des Menschen erklären wollen: Freud und das Lustprinzip, Adler und das Machtprinzip, Jung und die unbewussten Archetypen sowie Maslow mit seiner Bedürfnispyramide, in der vor allem das Bedürfnis nach Anerkennung ein treibendes Motiv ist.

Recht haben alle auf ihre Art, die Frage ist nur, wer hat das prinzipiellste Prinzip erfasst? Ich denke, das war Freud.

Man muss nur in jedes Prinzip mikroskopisch fein eintauchen, dann wird ersichtlich, ob die angeblichen Prinzipien nicht doch noch teilbar sind, also aus noch grundlegenderen Prinzipien bestehen. Ich denke, dass in der genannten Auswahl das Lustprinzip der beste Kandidat für das Basisprinzip ist. Natürlich ist der Prinzip der Lebenssicherung etwas sehr Primäres, doch als psychologisches Motiv sollte man ihm keine übergeordnete Stellung einräumen. Das Lustprinzip reicht schließlich in feinsten Verästelungen in alle Lebensmanifestationen hinein, auch in solche, vor denen das Sicherheitsprinzip haltmacht (was hätte das z.B. mit dem Komponieren von Sinfonien zu tun, außer man sagt, na, der Beethoven musste das tun, um finanziell zu überleben…).

Es gibt aber einen modernen Autoren, der alle Aspekte, auch die spirituellen, zu einem schönen wissenschaftlichen System vereint: Ken Wilber. Ich kann ihn dir nur empfehlen. Er hält das Streben nach Einheit von menschlichem und universellem Geist (Brahman) für das eigentlich primäre Motiv, das uns antreibt. Alle anderen Motive sind nur ein blinder Ersatz dafür.

Gruß

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Hi, Horst,

das hört sich verdammt gut an :smile: Klingt logisch, dass alle Richtungen im Prinzip das Gleiche meinen, nur jeweils andere Aspekte des Ganzen beleuchten. Das würde auch erklären, warum irgendwie jede Richtung Sinn macht, aber doch keine Alles erklären kann. Ist vielleicht bei den verschiedenen Religionen genauso. Ich bin kein Psychologe, aber ich halte die Psychologie für die Wissenschaft schlechthin. Literatur, Kunst, Film, etc. basieren allesamt auf Psychologie. Denn unsere Psyche, also der Generator unserer Wahrnehmung ist ja die Basis zu allem anderen, auch für scheinbar so exakte Disziplinen wie die Naturwissenschaften. Letztlich können wir ein Ergebnis eines Laborversuchs auch nur Interpretieren und unsere scheinbar objektiven Schlüsse, sind womöglich gar nicht so objektiv, ohne dass wir es merken. Ein großes Problem habe ich persönlich aber schon mit der Psychologie, denn zur Erforschung unserer Psyche benötigen wir ja Teile derselben. Wir interpretieren ja letztlich auch die Bedingungen unserer Wahrnehmung. Da beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz. Das ist ein bisschen so, als wollten wir mit unseren Augen, unsere Augen untersuchen. Obwohl wir mitten durch unsere Augen hindurchsehen, können wir sie nicht sehen.
Auch dieses Brett bereitet mir übrigens sehr viel Vergnügen!
LG Rolo

Hallo, Meike,

habe Deine Doktorarbeit mehrmals gelesen. Sehr beeindruckend, obwohl ich ehrlich zugebe, dass das was Du schreibst, für meine Ohren schon sehr dogmatisch klingt. Da fehlt mir persönlich irgendwie der Zugang. Inhaltlich stimme ich Dir aber umso mehr zu. Ich weiß nicht, ob Du alle Postings zu meiner Frage gelesen hast. Aber das, worum sich letztlich alles gedreht hat, war meine fiktive Person, die alles weiß und alles richtig interpretiert und die deshalb auch ganz genau weiß, WAS SIE WOLLEN MUSS. Die also in der Lage ist, ihre Wünsche zu durchschauen, die nicht nur ihre Wünsche kennt, sondern auch die Ursprünge und Motive ihrer Wünsche. Und diese „Person“ könnte tatsächlich Gott sein. Das macht Sinn, wenn man meine Frage religiös betrachten will. Wollte Gott Karriere machen, oder lieber im Schrebergarten sitzen und Rotwein trinken? :smile:
Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass unsere/meine Wünsche oder Bedürfnisse stark auf die vermuteten Bewertungen durch die Gesellschaft zugeschnitten sind. Als Einsiedler, ohne soziale Kontakte, hätte man sicher andere Wünsche, weil man ja ohnehin niemanden beeindrucken könnte. Wir sind aber keine Einsiedler. Du sagst, Glück hängt von mir ab. Ok, dem stimme ich grundsätzlich zu. Wir befinden uns aber permanent in Interaktion mit anderen und wenn andere es z. B. doof finden, was man will oder macht, dann kann das schon dazu führen, dass man unglücklich ist, obwohl man seine Wünsche lebt, bzw. weil man seine Wünsche lebt. Man muss glaube ich schon sehr erhaben und erleuchtet sein, wenn man dem gesellschaftlichen Druck standhalten will.
Dank Dir nochmals!
LG, Rolo

Brahman = Atman
Hi.

Klingt logisch, dass alle
Richtungen im Prinzip das Gleiche meinen, nur jeweils andere
Aspekte des Ganzen beleuchten. Das würde auch erklären, warum
irgendwie jede Richtung Sinn macht, aber doch keine Alles
erklären kann.

Genau das war Ken Wilbers Ausgangssituation, als er in den 70ern aus dem Biochemiestudium ausstieg, in einem Supermarkt jobbte und an einem Buch schrieb, das seinen Weltruhm begründete:„The Spectrum of Consciousness“ (dt. Das Spektrum des Bewusstseins). Er hielt verschiedene Theorien (natürlich nicht alle) für Scheinwerfer, die bestimmte Aspekte einer Sache bestrahlen, anderes aber im toten Winkel lassen (meine Metapher). Seine integrative Theorie nun versucht (seitdem vielfach modifiziert), ein übergreifendes Gebäude zu konstruieren, das jene Einzeltheorien sinnvoll zur einer kohärenten Meta-Theorie zusammenfasst. Elemente des Gebäudes sind diverse psychologische, philosophische und spirituelle Lehren. Der Grundgedanke einer solchen Metatheorie stammt vom deutschen Philosophen Leibniz (der von einer philosophia perennis sprach, einer Philosophie, die aus den überlieferten Lehren die Gemeinsamkeiten herauskristallisiert und so ein neues Ganzes schafft). Aldous Huxley und andere setzten in den 50ern des 20. Jhd. diesen Gedanken fort.

Ist vielleicht bei den verschiedenen Religionen
genauso.

Da wird die Methode insofern problematisch, als jede Religion aufs Fundamentale zielt. Und dabei sind Thesen entstanden, die sich z.T. gegenseitig ausschließen, gerade im Hinblick auf die Frage, was denn die oberste bzw. prinzipiellste „Instanz“ oder Dimension im Universum sei. Buddhismus und Christentum z.B. sind in diesem absolut entscheidenden Punkt komplett inkompatibel. Hier muss ein metaphilosophierender Autor also eine sehr selektive Entscheidung treffen - integriert er den buddhistischen oder den christlichen Ansatz, wenn es um die fundamentale Frage geht. Ich persönlich favorisiere natürlich den ersteren.

Ich bin kein Psychologe, aber ich halte die
Psychologie für die Wissenschaft schlechthin.

Zumindest ist sie der zwingende Ausgangspunkt. Das hat, auf seine Art, Kant so gesehen, der das Transzendentale, also die Determiniertheit des Erkannten durch den menschlichen Verstand, in den Mittelpunkt stellte. Psychologen wie Lacan oder Piaget haben das aufgegriffen.

Ein großes Problem habe
ich persönlich aber schon mit der Psychologie, denn zur
Erforschung unserer Psyche benötigen wir ja Teile derselben.
Wir interpretieren ja letztlich auch die Bedingungen unserer
Wahrnehmung. Da beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz.

Der Philosoph Fichte sprach dabei vom unendlichen Regress. Sobald wir von einem Ich sprechen, das auf sich selbst reflektiert, sind wir ein Ich, das auf das reflektierende Ich reflektiert usw. Seine Lösung war, von Hegel aufgegriffen, der Gedanke des „absoluten Ich“, das zugleich der Kern des menschlichen Ich ist UND der Kern des universellen Ich. Das führt ziemlich schnell zu asiatischen Anschauungen wie der hinduistischen Theorie, dass Brahman (Weltgeist) und Atman (das persönliche Ich) im Kern identisch sind. Das heißt aber auch, dass absolute Erkenntnis möglich ist. Wenn man zu diesem absoluten und völlig unpersönlichen Ich findet.

Über all das schreibt Wilber natürlich sehr viel kompetenter.

Gruß

Hallo und guten Tag,

hi.

habe eine Frage zum Thema Motivationspsychologie nach Maslow
und bitte um Ihre Mithilfe.

Maslow kenn’ ich nur wegen seiner ‚‚Bedürfnispyramide‘‘ …

[…]
Maslow behauptet ja unter anderem, dass der Mensch von Natur
aus gut sei […]

Schon falsch.
‚‚gut‘‘ oder ‚‚schlecht‘‘, ‚‚richtig‘‘ oder ‚‚falsch‘‘ sind nicht ‚von Natur aus‘, sondern von unserem menschlichen Urteil aus.
Nun sind wir als Menschen zwar auch ‚‚Natur‘‘, aber, was wir als ‚‚gut‘‘ oder ‚‚schlecht‘‘, ''schädlich, giftig, … ‚‘ oder ''förderlich, nahrhaft, … ‚‘; ‚‚richtig‘‘ oder ‚‚falsch‘‘; ‚‚glücklich‘‘ oder ‚‚Pech gehabt‘‘ einschätzen, beruht sicherlich nicht mehr allein auf natürlichen Gegebenheiten, natürlichen Zwängen oder natürlichen Vorgaben, sondern auf zum Teil sozialen, zum Teil kulturellen, moralischen, ethischen, subjektiven Erfahrungswerten oder schlicht Willkür oder Erziehung, Werdegang usw.

Der Mensch ist von Natur aus ein Produkt dieser Natur und muß sich entsprechend verhalten, um Bestand zu haben über Generationen hinweg.
(Gut und böse, richtig-falsch, schön-häßlich, glücklich-unglücklich, und so’n Zeugs sind da zweitrangig, wenn auch nicht ganz unwichtig, da mit der Zeit herauskristallisiert).

Wir Menschen sind ein Produkt jahrtausende~, wenn nicht jahrmillionenlanger Entwicklung hinzu dem, was wir sind, und dies ist in unseren Genen gespeichert.
Glücklich ist also der, der es am leichtesten hat zu überlenben.
Das bedeutet nicht, wer reich ist und sich alles leisten kann, was er braucht, ist glücklich im Sinne der Evolution, sondern es bedeutet, wer sich in jeder Situation, in die er kommt am besten zu helfen weiß und am besten ausgerüstet ist von der Natur,ist am ehesten befähigt, sich ‚‚glücklich‘‘ zu fühlen.
Das betrifft jedoch die unvorhergesehensten Situationen, in die man kommen kann und worauf man oft selber keinen Einfluß hat: der ‚richtige‘ Hauttyp für’s Ozonloch
Die besten Reflexe bei wer-weiß-was für’n Angriff von wer-weiß-wem.
das größte Lungenvolumen.
ein bestimmtes Hormon oder Antikörper produzieren können im Körper.
und vieles mehr
und das alles noch je nach Situation in die man unerwartet gerät.

Danke für die Aufmerksamkeit
RoNeunzig

Was müßte man idealerweise wollen?
Hallo, RoNeunzig,

bin zwar etwas spät dran, aber ich wollte es nicht versäumen, mich auch bei Dir zu bedanken.

Es wurde ja eine ganze Menge gepostet, was mich sehr gefreut hat. Wir sind der „Lösung“ meiner Fragen auch schon ziemlich nah gekommen. Das was Du beschreibst, ist genau mein Thema. Wir entscheiden und handeln aufgrund von Urteilen und Vermutungen. Es wäre reiner Zufall, wenn diese unsere Annahmen über die Realität zutreffend wären. Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass unsere Vorstellung davon, wie es sein könnte, nicht richtig sind. Trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf unsere Anschauungen zu verlassen. Was ich gesucht habe, war ein Verfahren oder eine Methode, unsere Wünsche (also was wir wie, wann und warum wollen) zu entlarven und als Essenz quasi die ungefilterte Realität zu erhalten. Aber das gibt es offenbar nicht, bzw. es ist nicht so leicht feststellbar, wie wir uns entscheiden würden, wenn wir von richtigen Annahmen ausgingen. Als Bsp. hatte ich die Sache mit dem Entwicklungsdienst im Kongo genannt. Wenn jemand derart nicht will, könnte es ja daran liegen, dass er sich ein falschen oder zu negatives Bild dieser Tätigkeit ausmahlt. Also entscheidet er sich dagegen und bleibt lieber in Deutschland. Er wird auch nie erfahren, dass er hinsichtlich seiner Annahmen in Bezug auf den Entwicklungsdienst falsch gelegen hat, trotzdem wird seine Entscheidung falsch. Hätte er es besser gewußt, wäre er für ein paar Jahre in den Kongo und hätte sehr wertvolle Erfahrungen sammeln können, usw.

Vielen Dank jedenfalls und schöne Grüße, Rolo