Wunschlos glücklich? Was ist Glück?

Hallo und guten Tag,

habe eine Frage zum Thema Motivationspsychologie nach Maslow und bitte um Ihre Mithilfe. Wenn man das Thema zu Ende denkt, kommt man relativ schnell in den Bereich der Philosophie.

Maslow behauptet ja unter anderem, dass der Mensch von Natur aus gut sei und dass Frustrationen, Sadismus, Neid, etc. lediglich aus unerfüllten Bedürfnissen, bzw. Wünschen herrühren. Dabei stellt er auch heraus, dass wir oft sog. Ersatzbefriedigungen nachgehen. z. B. kann hinter dem Streben nach Luxus oder dem Streben nach Karriere, etc, in Wirklichkeit einfach der Wunsch nach Anerkennung und Respekt stehen.

Hier meine Fragen dazu:

  1. Kann es wirklich sein, dass Glück einfach dadurch zu erreichen ist, dass man seine Wünsche verfolgt und umsetzt? Muss man nicht zuerst fragen, ob die Wünsche an sich gut sind? Beispiel: Jemand liebt teure Sportwagen, hat aber wenig Geld. Verfolgt er seinen Wunsch, wird ihn das in die finanzielle Katastrophe führen. Verkneift sich diese Person seinen Sportwagen, bleibt ihm seine finanzielle Unabhängigkeit. Ist es in diesem Fall also nicht besser, diese Person verzichtet auf ein teures Auto? Oder vergewaltigt diese Person dann ihre Wünsche und wird unglücklich? Anders gefragt: Ist dass, was jemand will, automatisch auch das, was dieser Person gut tut?

  2. Was jemand will, ist ja auch davon abhängig, von welcher individuellen Informationslage jemand ausgeht. ES kann ja sein, dass man einen Wunsch nur deshalb nicht hat, weil man es gar nicht besser weiß, bzw. dass man nur deshalb einen Wunsch hat, weil man fälschlicherweise annimmt, die aktuelle Situation wäre unzureichend.
    Beispiel: Bleiben wir bei Autos. Ein Mann fährt sein ganzes Leben lang schon Opel und war damit immer sehr zufrieden. Eines Tages leiht ihm sein Kumpel seinen Ford, weil der Man mit seinem Opel einen Unfall hatte. Seither ist der Mann mit Opel unzufrieden, weil ihm der Ford viel besser gefallen hat. Dann ist es doch so, dass die Zufriedenheit dieses Mannes die ganzen Jahre über auf falschen Annahmen beruht hat. Können wir dann aber jemals zufrieden sein? Wir wissen ja nicht, was wir alles nicht kennen!

Interessant wäre doch zu ergründen, was wohl eine Person wollen würde, die ALLE Informationen und Fakten kennt, denn diese subjektiven Wünsche müßten dann indentisch sein mit dem objektiv Besten. Kann man das so sehen?

  1. Ersatzbefriedigungen
    Hinter dem STreben nach Luxus könnte der Wunsch nach Anerkennung stecken, etc. Ist aber der Wunsch nach Anerkennung objektiv vorteilhaft? Müssen wir anerkannt werden, um glücklich sein zu können? Ist das ein angeborenes Bedürfnis? etc.

Ich hoffe, ich habe Sie mit meinen langen Ausführungen nicht zu sehr genervt. Wollte aber ein paar Zeilen schreiben, um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus will.

Ich freue mich auf Ihre Stellungnahme.

Herzlichen Dank für Ihre Anregungen und schöne Grüße.

Doppelposting => Psychologie
FAQ:1784

Hallo und guten Tag,

habe eine Frage zum Thema Motivationspsychologie nach Maslow
und bitte um Ihre Mithilfe. Wenn man das Thema zu Ende denkt,
kommt man relativ schnell in den Bereich der Philosophie.

Hallo Rolo,
Zu Deiner Frage was ist Glück ?
Man hat einen Wunsch uns sieht die Möglichkeit ihn erfüllt zu bekommen, dann entsteht Glücks-Gefühl. Wehe aber, wenn der Wusch erreicht ist, verblasst dieses Gefühl etwas oder wird gelöscht.
Eine weitere Ansicht was Glück ist:
Glück ist, wenn man das mag was man muss und das darf was man will !
Gruss; harta

Hallo Rolo,

Glück ist in der Selbstbescheidung begründet.

Cicero hat es mal so zusammengefasst:

Der epikureische Weise
„Er hat seinen Begierden Grenzen gesetzt; er ist gleichgültig gegen den Tod; er hat von den unsterblichen Göttern, ohne sie irgendwie zu fürchten, richtige Vorstellungen; er nimmt keinen Anstand, wenn es so besser ist, aus dem Leben zu scheiden. Mit solchen Eigenschaften ausgerüstet, befindet er sich stets im Zustand der Lust. Es gibt ja keinen Augenblick, wo er nicht mehr Genüsse als Schmerzen hätte.“

Der Begriff ‚Lust‘ ist hier aber nicht im Sinn von Lustig oder gar Lüstern zu sehen, sondern als Bezeichnung der Nichtgegenwart von Schmerz, Leid, Unlust.
Um glücklich zu sein, bedarf es keiner großen materiallen Güter, sondern der entsprechenden Einsicht.

Gandalf

Problematischer Glücksbegriff
Hi.

Glückwunsch :smile: zu deiner Namenswahl. Allerdings heißt es ´Rollo Tomasi´ (der Name der imaginären Figur in ´L.A. Confidential`).

Der von dir hinterfragte Begriff gehört zu den Top-Ten-Worthülsen unserer Sprache. Ich plaziere ihn sogar auf Rang 1, noch vor `Liebe´ und ´Freiheit´. All diese Begriffe haben miteinander gemein, dass sie meistens materialistisch verwendet werden, obwohl ihr adäquater Verwendungskontext transmateriell, sagen wir mal: spirituell, ist. D.h. die falsche Verwendung zielt auf die Objektwelt, die vergänglich und trügerisch ist, und damit den Sinn jener Begriffe entstellt bzw. ad absurdum führt.

Eigentliches Glück ist Seligkeit. Die Inder sprechen dabei von „ananda“ (Freude, Glückseligkeit). Das ist ein Attribut von dreien, die den universellen Geist (Brahman) beschreiben. Die anderen sind „sat“ (Wahrheit) und „chit“ (Bewusstsein). Ananda ist das un-bedingte Glück (also im Zustand des absoluten Bewusstseins), und das heißt: unabhängig von der Objektwelt, die ohnehin illusionär ist (also Maya).

Die von dir angesprochenen materiellen Kontexte haben mit dem Streben nach Glückseligkeit nichts zu tun, sie sind vielmehr Ziel einer Verirrung, eines Anhaftens an symbolischen Ersatzobjekten. Vergessen wir mal all die sekundären Ersatzobjekte wie Autos, Geld, Kunst, Macht usw. und nehmen wir das Ersatzobjekt Nr.1: den Sex. Hier ist der Zusammenhang zwischen echten und falschem Glücksstreben am deutlichsten zu sehen. Denn die sexuelle Lust und besonders der Orgasmus kommen dem Ananda noch am nächsten, wenngleich in unendlich geringer „Verdünnung“, so quasi als Schatten eines Schattens eines Schattens. Immerhin: der Orgasmus ist das Nirvana der Verblendeten(´ne Paraphrase des italienischen Sprichworts: das Bett ist die Oper der Armen). Einen Mittelweg gehen die Tantra-Sex-Praktiker: sie verbinden Ananda und sexuelle Lust auf hoher Stufe. Allerdings geht es ihnen um Erleuchtung, NICHT um den Orgasmus.

Abschließend noch ein Argument, das ich gern verwende: wie kann man (wunschlos) glücklich sein, wenn irgendwo in der Welt Menschen leiden (gefoltert werden usw.)? Wäre das nicht Naivität hoch X?

Gruß

Interessant wäre doch zu ergründen, was wohl eine Person
wollen würde, die ALLE Informationen und Fakten kennt, denn
diese subjektiven Wünsche müßten dann indentisch sein mit dem
objektiv Besten. Kann man das so sehen?

Natürlich nicht. Wie kommst du denn auf so einen Quatsch?
Bleiben wir bei den Autos: Wieso kauft sich jemand einen Porsche anstatt eines Lamborghini und ein anderer einen Lamborghini und keinen Porsche, obwohl beide beide Marken kennen?
Andere Beispiele:
Bei meiner Lieblingseisdiele kenne ich mittlerweile alle Eissorten. Trotzdem kann ich nicht sagen, was dem Jungen, der vor mir in der Reihe steht am besten schmeckt, sprich: welche Sorte ihn zum Glück führt, welche Sorte also die „objektiv beste“ ist.
Wieso bleibt mein Nachbar bei seiner hässlichen, nervtötenden Frau, obwohl er meine kennt? Angenommen ich habe Unrecht und seine Frau ist „objektiv besser“ als meine, wieso habe ich dann Unrecht, obwohl ich beide Frauen kenne? Wie soll denn das funktionieren? Entweder ich oder mein Nachbar, einer von uns müsste Unrecht haben, wenn es das „objektiv Beste“ gäbe und angenommen es gäbe das wirklich, so ist die Vermutung, dass der, der alles kennt und weiß, das „objektiv Beste“ erkennen könnte, auch falsch, denn mein Nachbar und ich scheitern ja beim Definieren des „objektiv besten“ bereits bei dieser kleinen Auswahl!
Ich könnte mir noch tausend andere Beispiele überlegen…

Jemand, der alles kennt, weiß nicht, was das „objektiv Beste“ ist.
Übrigens ist der, der das meiste hat, auch nicht der Glücklichste.
Und sogar der, der alles hat - und so jemanden gibt es ja noch nicht einmal - kann unglücklich sein.

Hallo Horst,
Glückwunsch zu Deinem guten Beitrag.
Ich habe ihn mit gutem Gefühl lesen können.
Macht mich dies ein bisschen glücklich ?
Und meine Anerkennung Dich ?

Ich glaube , daß Glück mit Zufriedenheit etwas
zu tun hat, mit Frieden vor allem in uns.
Frieden nicht als Stillstand verstanden.
Und auch mit Freude, die nicht viel braucht.
Das Streben nach „HABEN“ kann nicht dem Empfinden
von Frieden zugeordnet werden . So lehrt uns das
Leben.
Sonst kann ich Deinem Beitrag nichts hinzufügen.
Gruß VIKTOR

Hallo Rol(l)o,

zunächst einmal habe ich das Gefühl, Maslow wird oft zu materialistisch ausgelegt. Was kein Wunder ist, denn die meisten Menschen verstehen „Glück“ ebenfalls in materialistischen Komponenten. Deine Beispiele zeigen das ja schon auf. Da geht es um Sportwagen und sonstwie um um Autos.
Also schön, ich habe Porsche gefahren. Der hat mich nicht glücklich gemacht, weil ich immer das Gefühl hatte, ich werde mit dem Allerwertesten mit 250 Sachen über den Asphalt geschleift. Ok, aber das war meine SUBJEKTIVE Ansicht. Jemand anders, den ich kenne, liebte seinen Porsche (er hat wohl auch immer noch einen). Und ja, ich glaube ihm, dass ihn der in einem bestimmten Ausmaß glücklich macht. Der wesentliche Pnukt hier scheint mir zu sein, dass Glück immer subjektiv empfunden wird.
Mir hat das andere Beispiel mit den Frauen gefallen (wer hatte das jetzt wieder gepostet?) Ich kenne auch die Ehefrauen vieller anderer Männer, und nicht wenige dieser Männer bedaure ich obwohl sie eigentlich ganz glücklich mit ihren Frauen sind. Ich bin mit der meinigen auch glücklich, mit der Frau meines Bruders könnte ich nicht leben. So einfach ist das. Subjektivität ist einmal mehr der Schlüssel.
Gandalf sprach über Selbstbescheidung. Das sehe ich nicht so. Die zwingende Erkenntnis ist nevertheless, herauszufinden was einen selbst glücklich macht, was zu einem passt. Man muss sich selbst erst mal etwas kennen lernen. Manchmal auch etwas experimentieren. Sich zu bescheiden indem man sagt, was ich will kriege ich nicht, ist in meinen Augen Murks. Der Mann aus Deinem Beispiel, der Sportwagen liebt, könnte auf die Idee kommen, hart zu arbeiten und sich das Geld für sein Traumauto zu verdienen. Glück und der Wunsch danach ist immer eine gewaltige Motivationshilfe.
Aber das bringt uns zu den Ersatzbefriedigungen. Wir kaufen also Sportwagen weil wir Anerkennung wollen? Ich glaube, das ist grob vereinfacht. Erst einmal, wollen wir alle Anerkennung? Respekt vielleicht, denn das ist ein Aspekt von Freiheit (obwohl nicht alle Leute unbedingt Freiheit auf die Liste der Wünsche setzen würden, ich tue es), aber Anerkennung? Möglicherweise. Wenn ein Leser mir schreibt, er fand eines meiner Bücher spannend, interessant, es hat ihn gut unterhalten, dann freut mich das. Wenn ein Leser mir schreibt, er findet eine Figur unglaubwürdig weil sie nicht bestimmten Klischees entspricht … nun ja, so richtig bringe ich es ehrlich gesagt nicht fertig, mich darüber zu ärgern. Die Jagd nach allgemeiner Anerkennung ist der Versuch, es allen Recht zu machen und das klappt sowieso nicht. Schon alleine deswegen nicht, weil jeder andere Dinge hat, die ihn glücklich machen. Insofern sehe ich Glück nicht als Worthülse, aber es entzieht sich einfach der objektiven Messung. Was wiederum die, die sich glücklich fühlen, wenn sie alles objektiv messen können, zutiefst unglücklich macht.

Gruß
Peter B.

Hallo, Peter,

ja, Du hast wohl recht, wenn Du schreibst, Glück ist subjektiv und bedeutet für jeden etwas anderes. Aber vielleicht bedeutet es nur deshalb für jeden etwas anderes, weil jeder von andere Annahmen ausgeht. Diese Annahmen können richtig oder falsch sein. Beispiel: Herr x ist Jurist und entscheidet sich für die Beamtenlaufbahn, weil er glaubt, dass ein Job in der freien Wirtschaft sehr stressig ist und weil er Angst vor Intrigen hat. Denn er ist der Meinung, dass in der freien Wirtschaft, in der der freie Wettbewerb herrscht, auch jedes Mittel recht ist, um seine Ziele durchzusetzen. Oder er denkt sich, dass man in der Privatwirtschaft schon nach dem ersten groben FEhler entlassen wird, etc. JEdenfalls ist er aufgrund dieser Annahmen Beamter geworden. Im Gegenzug verzichtet Herr x jeden Monat auf sagen wir 2000 Euro netto, die er als Beamter weniger verdient. Soweit, sogut. Wenn die Annahmen des Herrn x zutreffend sind und er persönlich in der freien Wirtschaft tatsächlich nicht klarkäme (andere können ja trotzdem mit dem DRuck klarkommen), dann wäre seine Entscheidung, Beamter zu sein richtig. Sind die Annahmen des Herrn X bezüglich der Bedingungen in der freien Wirtschaft aber falsch, wäre er zuunrecht Beamter und er könnte auch mit einem Job in der Privatwirtschaft gut zurecht kommen. Wenn wir eine Entscheidung treffen, gehen wir ja von bestimmten Inputs oder Bedingungen aus. Diese können aber immer richtig oder auch falsch sein, wodurch dann auch unsere Entscheidung richtig oder falsch wird. Das meinte ich eigentlich mit objektiv. Da habe ich mich nicht korrekt ausgedrückt. Sorry.
Gruß, Rolo

Hallo,

Du hast mir die Augen geöffnet. Klar, mein Geschwafel kann man leicht falsch verstehen. Ist mein Fehler. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich meine damit eigentlich, dass man auch aufgrund falscher Annahmen glücklich sein kann. Dann ist man meiner Meinung nach zuunrecht glücklich. Diese Gefahr ist aber recht hoch, denn niemand weiß oder kennt alles. Bleiben wir bei Autos: Jemand, der noch nie nen Porsche gefahren ist, denkt vielleicht, er brauche keinen, um glücklich zu sein, bis er mal einen gefahren ist, etc.

Ich meine damit eigentlich, dass man auch
aufgrund falscher Annahmen glücklich sein kann. Dann ist man
meiner Meinung nach zuunrecht glücklich.

Dann sind deiner Meinung nach ja alle Menschen zu Unrecht glücklich, weil niemand alles kennt. Meine Meinung weicht davon stark ab, ich denke der Begriff Glück ist ganz und gar subjektiv, ist aus diesem Grund von Mensch zu Mensch verschieden (das akzeptierst du noch, wie ich deiner Antwort entnehmen kann, aber dieser Satz ist noch nicht zu Ende) und verändert sich wesentlich im Lauf der Zeit. Dieses Phänomen kennst du ja bestimmt auch von dir. Früher hat es dich ziemlich glücklich gemacht, Döner zu essen. Als dir dann einmal ein verdorbener verkauft wurde und du davon kotzen musstest, wolltest du erstmal einen halben Monat lang keinen Döner mehr sehen!
Als Kind hat dich ein Leben mit viel Freizeit, vielen Süßigkeiten und netten, fürsorglichen Eltern komplett zufriedengestellt. Heute pfeifst du auf deine Eltern, stattdessen hängt dein Glück von deiner Freundin ab, die du übrigens auch schon im Kindergarten gekannt hast, statt Süßigkeiten willst du Bier von derselben Marke, die du als kleiner Junge auch schon mal probiert hattest, deren Bier aber viel zu herb für deinen Geschmack war und viel Freizeit ist auch schon lange nicht mehr das größte Glück für dich, du willst zusätzlich noch viel Geld verdienen, also kommt Arbeitslosigkeit nicht in Frage, obwohl du als Sozialschmarotzer natürlich am meisten Freizeit hättest.
Glück ist also ein dynamisches Etwas, nachdem man ständig strebt und bevor man es komplett erreicht hat, verändert es sich so schnell und so sehr, dass vieles des bereits Erlangten schon wieder zu wenig (Beispiel Geld/Erfolg) zu sein scheint, obwohl man vorher mit der gleichen Menge absolut glücklich gewesen wäre, oder sogar in die falsche Richtung geht (Beispiel Automarken/Essen/Trinken/). Diese Dynamik wird auch von dem Wechsel der persönlichen Situation, in der man sich befindet, verursacht: Wenn ich z.B. krank bin, will ich einfach nur gesund werden, der Rest ist mir nicht so wichtig, also wäre Gesundheit das, was mich gerade am glücklichsten machen würde. Wenn ich zwei Tage nach meiner Krankheit sagen soll, was mich gerade am glücklichsten macht, dann ist das nicht die Gesundheit, an die ich mich schon wieder gewöhnt habe (Gewöhnung bekämpft Glück, aber auch Unglück), obwohl sie das vorgestern gewesen wäre und gestern tatsächlich war, sondern meinetwegen, dass mein Kirschbaum blüht - wahrscheinlich weil ich das gerade zwei Sekunden, bevor man mich gefragt hat, bemerkt hatte. Zehn Sekunden später ist es der Gedanke an das nahende Wochenende, der mich noch glücklicher macht.

Der Glücksbegriff ist also total subjektiv. Man kann seinen Zustand also _zurecht_ als glücklich bezeichnen, wenn man sich glücklich fühlt, also auch, wenn das Glück nur auf der Unkenntnis der Alternativen, die einen eigentlich noch glücklicher machen würden, basiert.

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Auch hier muss ich gegen das „objektiv Beste“ protestieren. Denn alle diese Inputs, von denen du redest, sind falsch, und zwar bei jedem Menschen.
Dein Herr X weiß bestimmt nicht, dass, wenn er in die freie Marktwirtschaft gegangen wäre, er eine Stelle bei BMW bekommen hätte, seine Vorgesetzte sich in ihn verliebt hätte und sie und er ein Pärchen geworden wären. Es wäre ganz egal gewesen, ob er da den einen oder anderen gröberen Fehler gemacht hätte, die Vorgesetzte hätte ihn in Schutz genommen und so hätte er viel mehr Geld verdient.
Oder er hätte eine Stelle bei MAN bekommen. Dort hätte sich eine persönliche Freundschaft mit seinem Vorgesetzten entwickelt, der dem spießigen Herrn X das Nachtleben in München schmackhaft macht, das dieser sonst nie kennengelernt hätte. Dort macht er viele Bekanntschaften, knüpft Freundschaften, hat viele One-Night-Stands, immer Abwechslung. Er ist total glücklich, denn das ist das Leben, das er sich immer gewünscht hat. Irgendwann macht er einmal einen sehr groben Fehler bei einer Verhandlung. Macht nix, er bekommt sofort einen neuen Job über seinen Freundeskreis in der Münchner Schickeria.
Oder er hätte einen Job bei BASF gekriegt. Dort ist sein Chef inkompetent und bemerkt gar nicht die kleinen Fehlerchen, die Herr X öfters mal macht.
Oder er hätte einen Job bei Marlboro gekriegt. Dort hätte man sein Talent als Lobbyist entdeckt und so macht Herr X jetzt das, was er am besten kann, bis an sein Lebensende, ist damit extrem erfolgreich und glücklich.
Oder, oder, oder.
Und das war ja jetzt alles für den Fall, dass Herr X oberflächlich betrachtet Recht hatte mit seiner Befürchtung, dass er größere Fehler in der freien Marktwirtschaft machen würde. Und trotzdem hat er mehr verdient als in seiner Beamtenlaufbahn. Vielleicht hatte er ja gar nicht recht damit, wird Chef der Juristenabteilung von McDonalds und kann sichs leisten mit 35 in die Rente zu gehen!

Jeder geht von den falschen Inputs aus.

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Hi.

… dies ein bisschen glücklich ?
Und meine Anerkennung Dich?

Nun, ich schreibe nicht für Anerkennung, sondern um etwas zu vermitteln. Ich bin nur ein Medium. Meine Gefühle sind irrelevant. Nur das Ziel zählt. Trotzdem danke und

Gruß

Sorry, hab ich nicht gewußt. Dachte mir, ich streu mal möglichst breit, dann bekomm ich auch mehr interessante Statements. Mal sehn, ob ich das eine Posting noch löschen kann.

LG Rolo

Hervorragend! Ich bin begeistert! Da haben wir den Salat. Herr x würde also auf jeden FAll einen Fehler machen, wenn er Beamter wird, egal wie sein Job in der freien Marktwirtschaft läuft??? Dann haben Sie ja soeben den Nachweis dafür erbracht, dass es das „objektiv Beste“ doch gibt, oder? Dann hätten alle Beamten hinsichtlich ihrer Berufswahl einen groben Fehler gemacht :smile: Es sei denn, die Rechtsabteilung bei BMW wird aufgelöst und Herr x muß zu BMW nach Rumänien, er hat eine Chefin, die ihn fertig machen will und ihm sexuelle Belästigung vorwirft, er bekommt mit 40 eine Herzinfarkt, er fängt an zu koksen, weil er zu viel Kohle hat, er kauft sich von seinem vielen Geld eine Porsche und rennt sich die Birne ein, etc, etc :smile:

Danke für Ihre umfangreiche Analyse,

Rolo

Hallo,

Danke für die Blumen. Den Schreibfehler in „Rolo“ hab ich aus copyright-Gründen gemacht :smile:
Deine Zeilen sind für mich schon etwas abgehoben im Sinne von esoterisch oder mystisch. Tu mir schwer, da eine Verbindung zum Alltags-Leben herzustellen. Ich habe zu anderen Beiträgen schon ne ganze Menge gepostet. Wenn Du Lust hast, kannst Du dort ja mal reinschaun. Ich glaube, es wird dann schon klar, was mein Problemchen ist :smile:
Würde mich freuen, wieder von Dir zu lesen.

Rolo

Hallo,

tsja, wenn ich davon nur schon überzeugt wäre, dass in der Bescheidenheit der Schlüssel liegt. Das wäre mir schon mächtig geholfen. Ich bin da hin- und hergerissen. Hab schon ne Menge Zeugs dazu gepostet und würde mich hier nur wiederholen.
Ob es echt ein FEhler ist, im Leben richtig Asche zu machen und es sich so richtig gut gehen zu lassen? Ist doch sehr angenehm und was angenehm ist, macht glücklich, oder? :smile: Alles reine Provokation :smile: WEr in Askese lebt, verpaßt halt auch ne Menge toller Dinge und bestraft sich damit evtl. sogar.

Schönen Abend, Rolo

Hallo Rolo,

WEr in Askese lebt, verpaßt halt
auch ne Menge toller Dinge und bestraft sich damit evtl.
sogar.

wo bitte hab ich zur Askese aufgefordert?!
Bescheidung hat wenig mit Askese zu tun, sondern eher mit der Konzentration auf das Wesentliche. Was wesentlich ist, ist für jeden natürlich selber zu entscheiden. Überfluß lenkt von diesem Wesentlichen ab.
Für mich sind z.B. meine Jungs, (gutes) Essen und Bücher wesentlich.

Gandalf

Hallo Rollo und Hupe,

alles schön, aber meines Erachtens am Problem vorbei. Herr X würde in keinem Fall einen Fehler machen wenn er Beamter wird. Alleine die Tatsache, dass er Angst vor Stress hat, machst das schon klar. Selbst wenn also seine Annahmen über die Privatwirtschaft nicht richtig sind, würde alleine schon die Angst, dass da „was passieren“ könnte, ihn unglücklich machen. Was also die Entscheidung zugunsten des Beamtentums richtig macht macht ist nicht die richtige oder falsche annahme über die Privatwirtschaft sondern die richtige oder falsche Annahme über sich selbst. Selbst wenn all seine Annahmen über die Privatwirtschaft falsch wären, er ohne Druck 2000 Euros mehr verdienen könnte, es ist irrelevant. Weil er da, wo er ist glücklich ist. Kein Stress, keine Hektik, der lebt sein Leben.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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Hervorragend! Ich bin begeistert! Da haben wir den Salat. Herr
x würde also auf jeden FAll einen Fehler machen, wenn er
Beamter wird, egal wie sein Job in der freien Marktwirtschaft
läuft??? Dann haben Sie ja soeben den Nachweis dafür
erbracht, dass es das „objektiv Beste“ doch gibt, oder?

Nein, ich habe nur den Nachweis gebracht, dass es immer noch eine Steigerung gibt, dass es immer noch besser sein könnte als es ist, selbst wenn man sich das wegen Unwissenheit oder der aktuellen persönlichen Situation nicht vorstellen kann. Sobald sich einer dieser beiden Faktoren verändert, verändert sich das, was man will.
In Wirklichkeit gibt es noch mehr Faktoren, die da mit reinspielen und sich auch zum Teil gegenseitig bedingen, z.B. Persönlichkeit/Charakter, Umfeld, Erziehung, Erfahrungen - kurz: das Ich. Zum Glück, denn wenn Bangladeschis die gleichen Maßstäbe für materielles Glück hätten wie unsereins, dann wären die ganz schön depressiv.
Die Maßstäbe, die wir bezüglich unseren Glücksvorstellungen ansetzen, verändern sich also im Laufe der Zeit durch Unwissenheit, die wir abbauen, ABER sie entwickeln sich nicht bei allen Menschen zu einem bestimmten endgültigen gleichen Glücksbegriff hin (der dann objektiv wäre), sondern können sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln. Es gibt Leute, die sind oder wären am glücklichsten, wenn sie absolut keinen Besitz mehr hätten, kein bisschen Selbstliebe mehr verspüren würden und als Mönch ihre ganze Energie für die Gottes- und Nächstenliebe verwenden könnten, ohne von schmutzigen Gedanken und Sünde davon abgelenkt zu werden. Andere wären am glücklichsten, wenn sie die Weltherrschaft hätten und die gesamte restliche Bevölkerung versklaven könnten. Wieder andere wären glücklich, wenn Sodomie gesetzlich erlaubt wäre und sie ihre sexuellen Vorlieben ohne ein schlechtes Gewissen und in aller Öffentlichkeit ausleben könnten. Das wollen sie, seit sie wissen, dass man das in bestimmten anderen Ländern kann. Andere haben das auch irgendwann mal erfahren, denen ist das aber scheißegal.
Glück ist und bleibt also subjektiv.
Ich drücke mich noch ein bisschen anders aus, weil ich denke dass du das so meinst: Dass für den Menschen das objektiv am besten wäre, was er subjektiv am besten fände, wenn er alles kennen würde, stimmt nicht - das habe ich versucht, in meiner Antwort mit dem Beispiel Freizeit/Geld/Mutter/Freunding/Bier klarzustellen.