Wenn ich dich richtig verstanden habe, wäre dies also so richtig:
gelesenen:
Wurzel = les
Stamm = gelesen
Art des Affix = Flexion
Es ist nicht falsch, aber ich würde es eher so schreiben:
Wort: ›gelesenen‹, Wurzel: ›les‹
Prozess 1: Flexion (Stamm ›les‹ + Affix ›ge … en‹ → ›gelesen‹)
Prozess 2: Flexion (Stamm ›gelesen‹ + Affix ›-en‹ = Genitiv Plural → ›gelesenen‹)
Dadurch wird klar, dass du verstanden hast, dass die Wurzel etwas Absolutes ist, das sich durch morphologische Prozesse nicht ändert, während der Stamm etwas Relatives ist, das sich immer auf den aktuellen Prozess bezieht.
wissenschaftliches:
Wurzel = wissen
Stamm =
Art des Affix = Derivation(da durch das Affix -lich eine neue
Wortform entsteht.)
Wieso hast du dir gerade die Adjektivierung als Prozess herausgesucht? Von der Wurzel bis zum Wort passiert ja noch einiges mehr. Ich würde versuchen, dieses einige vollständig zu beschreiben – so wie ich es oben angedeutet habe.
Auf Wikipedia beispielsweise steht als Beispiel „Segler“, wobei
„Segl“ ein Morphem sein soll und „-er“ ein gebundenes Morphem(?).
Ein Morphem ist doch – und ich hoffe, du kannst mir jetzt nachsprechen
– die kleinste bedeutungstragende sprachliche Einheit. Das heißt: Man zerlegt ein Wort in Segmente und achtet darauf, dass jedes Segment eine (zumindest abstrakte, grammatikalische) Bedeutung hat. Wenn ein dadurch entstehendes Segment mehrere Bedeutungen oder Funktionen hat bzw. ein Segment keine erkennbare Bedeutung hat, ist etwas schiefgelaufen.
Bei ›Segler‹ gibt es einen Wortteil, der angibt, was die Person macht: Das ist ›Segl‹. Morpheme können Allomorphe mit abweichender grafemischer oder fonologischer Gestalt haben, also Varianten, die sich anders schreiben oder die anders lauten. Im Fall des Morphems ›Segel‹ ist, nach der Derivation mit -er, ein unbetontes ›e‹ weggefallen, das man demnach auch nicht mehr schreibt. Im Grimm’schen Wörterbuch (begonnen 1838) steht noch ›Segeler‹ als Nebenform drin. Wie immer dem sei: Der verbleibende Wortteil ›-er‹ dient im Deutschen dazu, Nomina Agentis zu bilden, also Nomen, die jemanden bezeichnen, der etwas Bestimmtes tut (vgl. Bäck-er, Tänz-er, Säuf-er usw.). Damit ist das Wort morphematisch komplett segmentiert.
Obwohl mir gerade einfällt, dass man ja vielleicht wissen auch
noch zerlegen kann in „wiss“ und „-en“.
Genau, die Wurzel ist ›wiss‹; sie kommt ja auch in anderen Zusammenhängen vor (ihr wiss-t, wiss-begierig usw.). Das ›-en‹ ist ein Affix, um den Infinitiv des Verbs zu bilden.
In einem Buch von mir steht, dass der Stamm eines Wortes
derjenige ist, an dem ein Affix gehängt wird.
Füge ein: ›jeweils‹. Der Stamm ist nichts Festes, sondern immer auf den jeweiligen Prozess bezogen, um den es geht. Verstehst du, was ich meine?
Irgendwie bin ich gerade am verzweifeln… 
Nicht doch
Es ist bloß Morphologie.
Viele Grüße
Christopher