ich habe etwas Interessantes im Duden gefunden. Letzte Woche war hier eine Diskussion über „Radiergummiabrieb“. Jetzt habe ich durch Zufall etwas Ähnliches gefunden. Wahrscheinlich ist das Wort nicht ganz üblich?
Wu|zerl, das; -s, -n [mundartl. Vkl. von Butzen] (österr.): 1. rundliches Kind: ein liebes, süßes, strammes W. 2. Fussel (aus Wolle, vom Radieren o. Ä.).
das stimmt !
Selbst wenn das landsmannschaftlich/landschaftlich/regional gebräuchlich sein sollte,
Aber der Zusammenhang mit den Radiergummiresten ?
das erschließt sich mir überhaupt nicht. Da müsste man sehr viel sich zusammenreimen !
Butzen ( Verdickung, typ. in Glasscheiben = Butzenglas), regionale( süddeutsch, Bayern) Verkleinerungsform Wuzerl.
Fürs etwas dicke Kind passt das irgendwie schon.
Ja, aber ebendort im [Duden][1] liest du auch, dass das österreichisch ist. Es entspricht ungefähr dem deutschen (ebenfalls regionalen) [Knubbel(chen)][2], sofern als Kosewort für ein kleines Kind. Aber nicht für das Radierzeugs!
Für „Radierabrieb“, der zwar sachlich korrekt ist, aber umgangssprachlich niemals verwendet würde, gibt es im Dt. jedoch zahlreiche regionale Ausdrücke. Im Westen würde man das Zeug z.B. als → [Fussel][3] bezeichnen - (im Rheinland, Raum Düsseldorf - Köln, mit stimmhaftem „ss“ gesprochen).
Das wundert mich. Bin gebürtiger Düsseldorfer und „Fusseln“ oder „Gefussel“ ist mir seit eh und je geläufig - im ganzen genannten Sprachraum. Aber nicht bloß für das Gummizeugs (wann nennt man das schon mit Worten!), sondern für jegliches Abgeriebe-Kleinzeugs. Leitet sich wohl von „Fluse“ ab.
Klar, mir auch. Nur halt nicht in dem Kontext, was aber nicht wirklich was bedeuten mag. Vielleicht bin ich auch seit Jahren zu tief in die Eifel gerutscht.
P.S. Oder zankt sich der Kölner nur gerne mit dem Düsseldorfer?
Das Dialektwort Wuzerl wird hier in Wien tatsächlich als Mehrzahl „Wuzerln“ für die Radierabrieb verwendet, oft auch als Zeitwort „wuzeln“ für die Herstellung handgerollter Speisen wie etwa Mohnnudeln, kleinfingergrosse, gekochte Kartoffelteigröllchen, die mit gequetschtem Mohn, Zucker und brauner Butter traditionell sind. Auch das Tischfußballspiel wird übrigens so genannt-man rollt ja die Handgriffe (!)
Wuzerl (Abriebteilchen, aber auch geformte Bällchen und Röllchen, z.B. Grünkernbällchen), derwuzeln (zerreiben), verwuzelt (unordentlich, verworren) usw. - das alles ist bairisch und sind keine Austriazismen.
Überaus bekannt sind die „schwarzen Wuzerl“, wenn man die Hände kräftig aneinander reibt.
Bei dem Vorgang stellt man quasi materia ex nihilo her und widerlegt damit die abendländische Philosophietradition.
Tatsächlich ein Austraizismus ist dagegen der vom Silberlöwen reingebrachte Wuz(z)ler für den Tischfußball. Benutzt und versteht man im bayerischen Teil des bairischen Sprachgebiets so gut wie gar nicht.
Ganz und gar nicht. Wie weiter unten gesagt: Im bairischen Sprachraum - der den größten Teil von Österreich, den größten Teil von Bayern und Südtirol umfasst - ist das sehr üblich.
Fürs etwas dicke Kind passt das irgendwie schon.
Ganz im Gegenteil: Das Wuzerl ist ein besonders kleines und schmächtiges Kind. „Jössas, ist des Wtzerl!“ ruft die Tante aus, wenn sie das erstemal das Siebenmontakind zu Gesicht bekommt.
Deswegen kann man Wuzerl ähnlich wie „Kleine“ oder „Kleines“ auch als Kosenamen für Frau und Freundin verwenden:
„Wuzeln“ bedeutet ungefähr das, was man auch hochdeutsch „ribbeln“ bezeichnet. Bekommst du ein Rubbelos geshenkt, musst du die Deckschickt über dem Gewinnfeld „obiwuzeln“ - und es enstehen „Wuzerln“
Der Radiergummiabtrieb ist im Bairischen also mit Wuzerl ganz genau beschrieben. Ich würde da nie anders dazu sagen.
Das kommt leider im Duden häufig vor, das Besonderheiten, die den ganzen bairischen Sprachraum betreffen, als „österreichisch“ bezeichnet werden.
Naja, in gewisser Weise ist jeder Austriazismus auch eine Form von „bairisch“ - ostmittelbairisch (so ungefähr alles zwischen Passau und Wien) uns südbairisch (Tirol), um genau zu sein.
Tja
Sicher hast recht, aber -ob das sprachwissenschaftlich sinnvoll ist, sei dahin gestellt- ich seh halt diese Begriffe, die wirklich recht eindeutig an den Landesgrenzen Halt machen (also weitgehend in ganz Österreich zumindest passiv verbreitet sind, aber in Bayern weitgehend gar nicht) als echte Austriazismen an.
Vor allem natürlich politisch-rechtlich-institutionelle Begriffe wie der Maturant oder ‚Ius studieren‘ oder der Hausbesorger und der Rauchfangkehrer usw., aber für mein Gefühl irgendwie z.B. auch diese Wienerismen (leiwand, baba, uuurrfaaiin usw.), die bis Villach, Dornbirn und Salzburg reichen, aber nicht mehr weit über Freilassing raus.
Das hat ja weniger mit Westmittel-, Ostmittel- und Südbairisch zu tun, sondern eher mit den politischen bzw. den ORF-Grenzen.
Politische Grenzen sind und waren immer auch Sprachgrenzen. Das ist ja auch logisch, denn über eine Grenze hinweg findet weniger Austausch statt. Man kann stellenweise die Grenzen alter Fürstentümer heute immer noch an Sprachgrenzen ausmachen.
Wie du schon richtig gesagt hast: Die Bayern hören BR, die Östereicher ORF. Die Bayern haben ihre Dekrete vom König in München erhalten, die Österreicher vom Kaiser in Wien. Die Bayern waren zeitweilig mit den Franzosen gegen die Österreicher verbündet, die Östereicher waren eine Doppelmonarchie mit den Ungarn zusammen - deswegen hat man französische Lehnwörter in Bayern und ungarische in Östereich. Eine Menge Beriffe nachen sehr eindeutig an der Landesgrenze halt. Aber dennoch gehören beide Seiten der Grenze zum gesamtbairischen Sprachraum.
auch diese Wienerismen (leiwand, baba, uuurrfaaiin usw.
Wienerisch ist ein bairischer Dialekt - nämlich das mehr oder weniger prototypische Ostmittelbairisch. Je weiter man nach Westen kommt, um so mehr verändert sich die Sprache, bis sie schließlich ins Westmittelbairisch übergeht. Allerdings werden die südbairischen und westmittelbairischen Teile von Östereich durch das Ostmittelbairische aus der Hauptstadt Wien stark beeinflusst - da sind wir wieder bei den Dekreten und dem ORF. Das ändert aber nichts, dass diese „österreichischen“ Begriffe Besonderheiten des Ostmittelbairischen sind - und damit die Differenzierung „das ist nicht bairisch, sondern österreichisch“ leicht hinkt. Leicht deswegen, weil „bairisch“ eben gerne auch als Synonym für „Westmittelbairisch“ verwendet wird, Ähnlich ist es im alemannischen Sprachraum, wo es „Alemannisch“, „Schwäbisch“ und „Schwyzerdütsch“ gibt - was aber nichts daran ändert, dass auch Schwäbisch und Schwyzerdütsch alemannische Sprachen sind.
PS: Ich verwende Sprachgrenze hier in der Bedeutung von Isoglossenbündel - innerhalb eines Dialektkontinuums wie dem nairischen haben wir es natürlich mit anderen Sprachgrenzen zu tun wie bei der Sprachgrenze zwischen deutsch und französisch.
Die „Streitfrage“ ist ja, ob die Unterkategorie „Austriazismus“ eine sinnvolle/informative/unverzichtbare ist, oder ob es ausreicht, das als „bairisch“ einzustufen.
Ausgangspunkt war deine (spaßhafte) Bemerkung „Naja, in gewisser Weise ist jeder Austriazismus auch eine Form von „bairisch“ - ostmittelbairisch (so ungefähr alles zwischen Passau und Wien) uns südbairisch (Tirol), um genau zu sein.“
Wir werden uns einig sein, dass der Austriazismus eine Teilmenge des Bairischen ist.
Nicht einig wären wir uns, wenn du auf Austriazismus = Ostmittelbairisch + Südbairisch bestehen würdest, aber das ist eine Dissens-Nuance, wenn überhaupt