Www.verdi-sozialmafia.de

Guten Morgen!

Weshalb müssen Einkommen stetig steigen? Warum steht bei Tarifverhandlungen die Lohnsteigerung im Vordergrund, warum nicht auch einmal eine Lohnrunde, in der es um Gehaltsreduzierungen geht? Es klingt vielleicht abwegig, aber gewiß nur deshalb, weil sich verwöhntes Volk an die Steigerungen gewöhnt hat, die so sicher wie die Wechsel der Jahreszeiten kommen. Das Spielchen funktionierte vor vielen, vielen Jahren, als noch alle Welt an Wachstum glaubte, ja sogar glaubte, es könne immerwährendes Wachstum geben.

Ein Streik im öD hätte schlimme Folgen, hieß es. Es hieß auch, daß ein zu hoher Abschluß Stellenabbau zur Folge haben muß. Kindergärten müßten schließen, Schwimmbäder… mir kommen die Tränen. Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern und Polizisten müssen jetzt herhalten. Wie wäre aber folgendes Szenario, das der Situation im öD überwiegend näher kommt: Es gibt ein bestimmtes Arbeitspensum, das von einer, maximal jedoch von 2 Personen zu erledigen ist. Im öD, allemal im gesamten Verwaltungsbereich, der größer ist, als jeder andere Bereich, stehen 3 Leute um die Arbeit herum, die von 1 bis 2 Leuten zu erledigen ist. Mit anderen Worten: Zwischen 30 und 60% der Verwaltungsmitarbeiter im öD sind schlicht überflüssig. In einigen Bereichen ist die Quote der Überbesetzung noch höher! Und jetzt wollen sie mehr Geld.

Aus der Sicht der Mitarbeiter kann ich den Wunsch nach mehr Geld verstehen. Mehr Geld kann schließlich jeder gebrauchen. Aber jeder private Haushalt und jeder Wirtschaftsbetrieb kann nur ausgeben, was er zuvor eingenommen hat. Wenn kein Geld da ist, kann man nichts ausgeben und allemal nicht an Ausgabensteigerungen denken. Wenn das Geld nicht reicht, muß eben gespart werden. Unannehmlichkeiten spielen dabei keine Rolle. Sachzwänge und Punkt. Im öD gehts aber anders zu. Das Geld reicht nicht. Jeder sieht es, jeder weiß es. Überhaupt kein Problem, dann werden eben die Schulden erhöht. Oder die Steuern. Oder beides. Damit der Bürger nicht zu sehr mault und man weiterhin von der kleinsten Gemeinde bis zum Bund Verwaltungsflure überwiegend mit Müßiggang füllen kann, kommt das Beispiel mit der Kindergärtnerin oder dem Polizisten.
Einige Gemeinden können von Investitionen nur noch träumen. Ihr Haushalt wird von Personalkosten dominiert und die werden z. T. aus Krediten finanziert. Damit steigen jährlich Zinslast und Verschuldung. Da bleibt nur noch die Hoffnung auf Wachstum. Vielleicht entwickelt sich ja ein Trend zum Zweit- oder Dritt-Kühlschrank? Wo soll denn Wachstum, wo sollen höhere Steuereinnahmen herkommen? Die Jahre mit nennenswertem Wachstum sind seit 2 Jahrzehnten (!) vorbei! Wir können nicht hoffen, ins unterentwickelte Holland oder nach Dänemark exportieren zu können :smile:. Auch die Begeisterung Polens über deutsche Agrarprodukte wird sich eher in Grenzen halten. Ich formuliere etwas überspitzt, um zu verdeutlichen, daß höhere Löhne irgendwo erwirtschaftet werden müssen.

Es schmerzt schon, solche Binsenweisheiten aufschreiben zu müssen. Aber diese Selbstgänger scheinen manchen Leuten nicht gegenwärtig zu sein oder sie werden erfolgreich verdrängt. Immer noch fabulieren Gewerkschafter von Umverteilung. Es gibt nichts mehr gratis zu verteilen. Natürlich kann jeder so viel Geld verdienen, wie er möchte. Aber nicht durch Lohnverhandlungen. Es gibt nämlich noch einen anderen Weg, der völlig in Vergessenheit geraten ist: Die Leute müssen mehr arbeiten, länger arbeiten. Sie müssen Ideen entwickeln. Sie müssen selbst etwas machen, statt nur darauf zu warten, daß ihnen jemand die Arbeit auf dem Silbertablett präsentiert. Dieser Weg besteht aus Arbeit und aus der Freude am Erfolg. Gewerkschaften kommen auf diesem Weg nicht vor. Deren Daseinberechtigung, zumindest mit ihrem heutigen Tun, kann ich nicht mehr erkennen. Wenn die Schulden bezahlt sind (nicht nur die Neuverschuldung auf Vorjahresniveau gehalten wird), kann man an Verteilung denken. Mehr Geld zu fordern, ohne mehr zu leisten, Kredite verlangen, die andere Leute oder spätere Genberationen abzuarbeiten haben, ist asozial. Gewerkschafter und alle, die ihnen nachgeben, verhalten sich deshalb asozial.

Gruß
Wolfgang

Moin Wolfgang,

Wie wäre aber folgendes Szenario, das
der Situation im öD überwiegend näher kommt: Es gibt ein
bestimmtes Arbeitspensum, das von einer, maximal jedoch von 2
Personen zu erledigen ist. Im öD, allemal im gesamten
Verwaltungsbereich, der größer ist, als jeder andere Bereich,
stehen 3 Leute um die Arbeit herum, die von 1 bis 2 Leuten zu
erledigen ist. Mit anderen Worten: Zwischen 30 und 60% der
Verwaltungsmitarbeiter im öD sind schlicht überflüssig. In
einigen Bereichen ist die Quote der Überbesetzung noch höher!

Wie kommst du denn darauf? Das ist schlicht eine Mär. So ineffizient arbeitet der öffentliche Dienst schon lange nicht mehr.

Wo soll denn Wachstum, wo sollen
höhere Steuereinnahmen herkommen? Die Jahre mit nennenswertem
Wachstum sind seit 2 Jahrzehnten (!) vorbei!

Richtig. Die Jahre mit nennenswerten Lohnerhöhungen auch. Und selbst im letzten Jahr hatten wir insgesamt ein geringes, aber immerhin, Wirtschaftswachstum. Dazu passen dann die geringen Lohnerhöhungen.

Wir können nicht
hoffen, ins unterentwickelte Holland oder nach Dänemark
exportieren zu können :smile:. Auch die Begeisterung Polens über
deutsche Agrarprodukte wird sich eher in Grenzen halten.

Deutschland exportiert aber nicht hauptsächlich Agrarprodukte.

Ich
formuliere etwas überspitzt, um zu verdeutlichen, daß höhere
Löhne irgendwo erwirtschaftet werden müssen.

Richtig. Werden sie ja auch. Ansonsten könnte Deutschland nicht so viel exportieren.

Es schmerzt schon, solche Binsenweisheiten aufschreiben zu
müssen.

Richtig. Binsenweisheiten. Leider passen diese Weisheiten nicht zu der gegenwärtigen Lage Deutschlands.

Aber diese Selbstgänger scheinen manchen Leuten nicht

gegenwärtig zu sein oder sie werden erfolgreich verdrängt.
Immer noch fabulieren Gewerkschafter von Umverteilung.

Umverteilung gibt es ja. Seit mehr als zwei Jahrzehnten von unten nach oben. Wenn die Gewerkschaften also von umverteilen sprechen, heisst das nicht anders, als dass die bestehnde Umverteilung aufgehoben werden sollte.

Es gibt
nichts mehr gratis zu verteilen.

Anscheinend doch. Sonst gäbe es ja keine Umverteilung.

Natürlich kann jeder so viel
Geld verdienen, wie er möchte. Aber nicht durch
Lohnverhandlungen. Es gibt nämlich noch einen anderen Weg, der
völlig in Vergessenheit geraten ist: Die Leute müssen mehr
arbeiten, länger arbeiten.

Fein. Das ist gerade im öffentlichen Dienst beschlossen worden.

Sie müssen Ideen entwickeln. Sie

müssen selbst etwas machen, statt nur darauf zu warten, daß
ihnen jemand die Arbeit auf dem Silbertablett präsentiert.
Dieser Weg besteht aus Arbeit und aus der Freude am Erfolg.
Gewerkschaften kommen auf diesem Weg nicht vor. Deren
Daseinberechtigung, zumindest mit ihrem heutigen Tun, kann ich
nicht mehr erkennen. Wenn die Schulden bezahlt sind (nicht nur
die Neuverschuldung auf Vorjahresniveau gehalten wird), kann
man an Verteilung denken.

Gehe ich mit dir konform. Also bist du auch der Ansicht, dass die Umverteilung von unten nach oben gestoppt werden sollte, oder?

Mehr Geld zu fordern, ohne mehr zu
leisten, Kredite verlangen, die andere Leute oder spätere
Genberationen abzuarbeiten haben, ist asozial. Gewerkschafter
und alle, die ihnen nachgeben, verhalten sich deshalb asozial.

Da also von den Beschäftigten im öffentlichen Dienst Mehrarbeit verlangt wird, hat sich also ver.di deiner Meinung nach nicht asozial verhalten.

Ciao

Ralf

Hallo Ralf,

Wie kommst du denn darauf? Das ist schlicht eine Mär. So
ineffizient arbeitet der öffentliche Dienst schon lange nicht
mehr.

Ich verstehe durchaus etwas von Betriebsorganisation und von der Organisation von Arbeitsabläufen in der betrieblichen Verwaltung. Außerdem kann ich sehen. Was ich da sehe, wenn ich z. B. in eine Amtsstube der Gemeindeverwaltung, des Finanzamts, der Betriebsnummernstelle des Arbeitsamts komme, ist die pure Ineffizienz. Was ich nicht immer sehen kann, sind Hintergründe der altertümlich personalintensiven Arbeitsweisen. Es mag das Unvermögen des Amtsvorstehers sein, Arbeitsabläufe auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu organisieren; es mögen Vorschriften sein, die nicht mehr in die Zeit passen oder vielleicht auch Gleichgültigkeit aller Beteiligten. Letztlich ist es für die Beurteilung belanglos, im Ergebnis ist es ein Sauladen mit Versorgungsmentalität.

Ein kleines Beispiel, das ich in anderem Zusammenhang schon einmal postete: Ich bin gelegentlich auf Müllsäcke angewiesen. Die gibts hier nur bei der Gemeindeverwaltung (schon mal der erste Unfug). Mit dem Verkauf der Müllsäcke sind nacheinander regelmäßig 3 (!) Bedienstete beschäftigt. Ich betrete ein Zimmer. Dort wird ein Zettel mit dem zu zahlenden Betrag ausgefüllt. Mit dem Zettel werde ich zur Kasse in einem anderen Stockwerk geschickt. Dort bezahle ich und erhalte eine handschriftliche Quittung, wobei eine Durchschrift im Kassenraum bleibt. Mit der Quittung gehe ich wieder in die Amtsstube. Eine Mitarbeiterin nimmt mir meine Quittung ab, um damit in den Kopierraum zu gehen und eine Fotokopie anzufertigen. Man braucht einen Beleg für die abgegebenen Müllsäcke, heißt es. Eine andere Mitarbeiterin geht ins Magazin, um die Müllsäcke zu holen. Nachdem ich dieses Verfahren mehrfach erlebte, schlug ich vor, man möge den Müllsackverkauf an den örtlichen Einzelhandel abgeben. Da dauert der Vorgang nur Sekunden und wird nebenbei erledigt. Als Alternative schlug ich vor, die Kasse möge gleich 2 Quittungsdurchschläge anfertigen. Nötigenfalls würde ich auch auf meine Quittung verzichten. Man hielt die vorgeschlagenen Varianten für unmöglich. Ich hatte aber eher den Eindruck, die Amtsmenschen haben bis heute nicht begriffen, wozu man den Ablauf ändern sollte und was ich überhaupt wollte.

Solche und ähnliche haarsträubenden Dinge kann ich aus vielen Amtsbereichen berichten. Dabei interessiert mich nicht im geringsten, weshalb man derart umständlich zu Werke geht. Ich sehe nur mit eigenen Augen, daß alle Gedanken der Effizienzsteigerung hartnäckig am öD abprallen. Ich sehe nach wie vor Wände voller Formulare und Schreibmaschinen mit Durchschlagpapier und Tipp-Ex. Ich sehe in meiner Minigemeinde mit knapp 2 Mio Jahresbudget mehrere Beschäftigte für einen Arbeitsumfang, der in jedem vergleichbaren Kleinbetrieb von einer einzigen Halbtagskraft ausgeführt wird. Die hat dann natürlich nicht so viel Zeit für Klönschnacks auf dem Flur und die Anforderungen in der Arbeitsvielfalt bewegen sich in anderer Größenordnung.

Die nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Aussage eines Hamburger Senators in angeschickerter Runde zitierte ich schon einmal: „Der öD ist u. a. ein Sammelbecken für die nicht so Leistungsstarken.“

Mein Kommentar: Wenn man das „u. a.“ entfallen läßt, hat der Mann Recht.

Wo soll denn Wachstum, wo sollen
höhere Steuereinnahmen herkommen? Die Jahre mit nennenswertem
Wachstum sind seit 2 Jahrzehnten (!) vorbei!

Richtig. Die Jahre mit nennenswerten Lohnerhöhungen auch. Und
selbst im letzten Jahr hatten wir insgesamt ein geringes, aber
immerhin, Wirtschaftswachstum. Dazu passen dann die geringen
Lohnerhöhungen.

Die Kassenlage von Bund, Ländern und Gemeinden ist von dramatisch steigenden Schulden gekennzeichnet. Erhöhung der Personalkosten kann nur zu weiterem Anstieg der Verschuldung führen. Niemand hat auch nur den Schatten einer Vorstellung, wie die Schulden je bezahlt werden können. Es wird damit eine steigende Last für die Wirtschaft und ihre Beschäftigten und für die kommenden Generationen aufgebaut. Ich vermag daran nichts Vernünftiges zu erkennen und halte solches Tun wie bereits gesagt für asoziales Verhalten.

Gruß
Wolfgang

Hi,

Wie kommst du denn darauf? Das ist schlicht eine Mär. So
ineffizient arbeitet der öffentliche Dienst schon lange nicht
mehr.

Du lieferst für Deine Behauptung genauso wenig Beweise wie Wolfgang. Allerdings habe ich nach meinen persönlichen Erfahrungen mehr Indizien für die Sichtweise Wolfgangs.

Nur mal ein Beispiel: Um hier in Düsseldorf ein Auto anzumelden und für selbiges einen Anwohnerparkausweis zu bekommen, hat man es mit 2 Personen (mit einer davon zwei mal), 3 Automaten und dem Nummernschildhersteller zu tun.

Alle Aktivitäten ließen sich in einer Person vereinigen und der Fall wäre in 10 Minuten erledigt. So dauert er regelmäßig über 60 Minuten zzgl. 8 zurückzuöegende Wege.

Richtig. Die Jahre mit nennenswerten Lohnerhöhungen auch. Und
selbst im letzten Jahr hatten wir insgesamt ein geringes, aber
immerhin, Wirtschaftswachstum. Dazu passen dann die geringen
Lohnerhöhungen.

Diese niedrigen Lohnerhöhungen lagen trotzdem über den Produktivitätszuwächsen.

Aber diese Selbstgänger scheinen manchen Leuten nicht

gegenwärtig zu sein oder sie werden erfolgreich verdrängt.
Immer noch fabulieren Gewerkschafter von Umverteilung.

Umverteilung gibt es ja. Seit mehr als zwei Jahrzehnten von
unten nach oben. Wenn die Gewerkschaften also von umverteilen
sprechen, heisst das nicht anders, als dass die bestehnde
Umverteilung aufgehoben werden sollte.

Wie manifestiert sich denn diese Umverteilung von unten nach oben? Das wollte ich mir schon immer mal von jemandem erklären lassen, der von Wirtschaft zumindest von der Ausbildung her Ahnung hat.

Natürlich kann jeder so viel
Geld verdienen, wie er möchte. Aber nicht durch
Lohnverhandlungen. Es gibt nämlich noch einen anderen Weg, der
völlig in Vergessenheit geraten ist: Die Leute müssen mehr
arbeiten, länger arbeiten.

Fein. Das ist gerade im öffentlichen Dienst beschlossen
worden.

Da ist „mehr arbeiten“ nicht beschlossen worden, sondern längere Anwesenheit am Arbeitsplatz. Mir kann niemand erzählen, daß sich zukünftig die Bearbeitungsdauer eines Vorgangs prozentual entsprechend zur Arbeitszeitverlängerung verkürzt.

Im übrigen: Wenn die Theorie der Gewerkschaften, daß bei einer Arbeitszeitverkürzung mehr Arbeitsplätze entstehen, etwas dran sein sollte, werden jetzt Abreitsplätze abgebaut werden. Dieser Tarifabschluß verdeutlicht um so mehr den Ansatz der Gewerkschaften, sich einen Dreck um die Mitglieder zu kümmern, die arbeitslos sind oder es werden, sondern nur dafür zu sorgen, daß die Mitglieder, die noch in Lohn und Brot stehen, höhere Bruttobezüge kassieren.

Aber die Sache mit der Umverteilung hätte ich wirklich gern von Dir erklärt.

Gruß
Christian

Umverteilung
Moin Christian,

das Standardargument ist der Fall der Lohnquote. Sicher sie kann auch aus anderen Gründen gefallen sein, aber es ist ein Argument.

Ein zweiter Punkt ist der steigende Gini-Koeffizient.

Als drittes kannst du erkennen, dass Sozialhilfe und andere Staatshilfen gekürzt werden. Dafür werden Lohn- und Einkommenssteuern gesenkt (auch der Spitzensteuersatz).

Viertens muss der Staat immer stärker im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen sparen. Und diese (Badeanstalten, Bibliotheken, Kindergärten etc.) werden natürlich verstärkt von den Ärmeren in Anspruch genommen.

Fünftens werden direkte Steuern gesenkt und indirekte erhöht. Und auch dies belastet vor allem die unteren Schichten. Vor allem dann, wenn indirekte Steuern, die die reicheren Schichten stärker in Anspruch nehmen (wie z.B. Flugbenzin) nicht entstehen bzw. erhöht werden.

Das nur ein paar kurze Beispiele.

Ciao

Ralf

Hi,

das Standardargument ist der Fall der Lohnquote. Sicher sie
kann auch aus anderen Gründen gefallen sein, aber es ist ein
Argument.

Du wirst mir nicht widersprechen, wenn ich sage, daß sich eine Kapitalverzinsung nach dem Risiko bemißt. Was ich damit sagen will: Das unternehmerische Risiko ist in den vergangenen 15 Jahren erheblich gestiegen, was auch aus dem Anstieg der Insolvenzen ablesbar ist.

Ein zweiter Punkt ist der steigende Gini-Koeffizient.

Ich kann mich irren, aber kann dabei nicht auch die steigende Anzahl der geringfügig Beschäftigten und der Teilzeitarbeitskräfte eine Rolle spielen? Außerdem kann hier ja nur offizielle Beschäftigung untersucht werden, insofern fällt Schwarzarbeit aus dem zu untersuchenden Datenfundus heraus, wobei Schwarzarbeit üblicherweise nicht von Ärzten, Ingenieuren oderWirtschaftswissenschaftlern geleistet wird. Will sagen: So manche niedrig entlohnte Tätigkeit wird bei der Berechnung nicht erfaßt, was den Durchschnitt nach oben zieht.

Als drittes kannst du erkennen, dass Sozialhilfe und andere
Staatshilfen gekürzt werden. Dafür werden Lohn- und
Einkommenssteuern gesenkt (auch der Spitzensteuersatz).

Stimmt. Für mich völlig unverständlich, aber zumindest letzteres soll mir recht sein :wink:

Viertens muss der Staat immer stärker im Bereich der
öffentlichen Dienstleistungen sparen. Und diese
(Badeanstalten, Bibliotheken, Kindergärten etc.) werden
natürlich verstärkt von den Ärmeren in Anspruch genommen.

Der Tatsache stimme ich zwar zu, allerdings sehe ich darin nicht direkt eine Form der Umverteilung.

Fünftens werden direkte Steuern gesenkt und indirekte erhöht.
Und auch dies belastet vor allem die unteren Schichten.

Einverstanden.

Vor
allem dann, wenn indirekte Steuern, die die reicheren
Schichten stärker in Anspruch nehmen (wie z.B. Flugbenzin)
nicht entstehen bzw. erhöht werden.

Hm, dieses Beispiel gefällt mir nicht. Eine (absolut vernünftige) Besteuerung von Flugbenzin würde eben nicht vor allem die „Reichen“ treffen, sondern diejenigen, die sich mit Mühe und Not zwei Wochen auf Mallorca leisten können.

Das nur ein paar kurze Beispiele.

OK, verstanden und (fast alles) akzeptiert. Eigentlich war auch nicht wirklich was für mich neues dabei. Ich fragte nämlich nur, weil sich das ganze „seltsamerweise“ (eigentlich ja nicht) anders anhört, wenn man mit einem Klassenkämpfer über die Umverteilung von „unten“ nach „oben“ diskutiert. Denn es sind in der Tat nicht die bösen Unternehmer, die daran „schuld“ sind (sonst gerne das Feindbild), sondern die Regierungen mit ihren unausgegorenen und unausgewogenen steuerlichen und sonstigen Maßnahmen.

Wobei ich die von Dir geschilderten Sachverhalte nur eingeschränkt als eine Umverteilung im eigentlichen Sinne bezeichnen würde, sondern eher und „nur“ als einen Verstoß gegen unseren obersten steuerlichen Grundsatz, nämlich daß nach der persönlichen Leistungsfähigkeit zu besteuern ist. Bei den von Dir aufgeführten „Sünden“ geht es ja nicht darum, dem einen zu nehmen, um es dem anderen zu geben. Also eben keine direkte Beziehung (auch wenn über den Bundeshaushalt doch wieder alles zusammenhängt).

Ein Tarifabschluß hat da in meinen Augen eine ganz andere Dimension. Da geht es ja wirklich darum, den bösen Unternehmern soviel abzunehmen, wie es möglich ist, um es den armen Lohnsklaven zu geben.

Was mir in diesem Moment erstmalig so deutlich klar wird: Witzigerweise sinken dadurch ja gerade die Gewerbesteuereinnahmen, was wiederum heißt, daß die Gemeinden weniger Geld haben, was wiederum dazu führt, daß einerseits ein paar Schwimmbäder geschlossen werden und andererseits bei den Tarifverhandlungen für die öffBediensteten weniger rauszuholen ist. Auch eine Art von Umverteilung. :wink:

Gruß
Christian

Hallo Rossi,

danke für Dein Posting, aus dem ich nochmals folgendes herausstelle:

„Ihr Jahresgehalt beläuft sich nun auf:
neu EUR 31’019,76“

Fakt ist: Deine MTA verdient eine Menge Geld!! Es gibt sehr viele Akademiker, die in KMUs arbeiten, ferne jeglicher Tarifverträge und Gewerkschaften, und die häufig weniger verdienen, höhere Verantwortung haben, ungeregelte Arbeitszeiten im Sinne unbezahlter Überstunden haben, einen unsicheren Arbeitsplatz und das Gefühl mit sich tragen, nicht in der „Deutschland AG“ zu sein. Hinzu kommt aufgrund der aktuellen Regierungspolitik in Verbindung mit Gewerkschaften für diese Arbeitnehmer folgendes hinzu: Planungsunsicherheit hinten und vorne.

Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, wie gut ich mir bei Deinem MTA-Beispiel vorstellen kann, dass das Rechenbeispiel auch von einer Verdi-Gewerkschaftlerin aufgestellt werden könnte, mit Tränen, Tränen, Tränen in den Augen und anschliessend einen bösen Blick auf so Leute wich mich werfend, weil bei mir dieses Mitleid offensichtlich überhaupt nicht aufkommen mag.

Viele Grüße,

[Name entfernt]

Nach altem BAT verdient sie (Gehaltsgruppe Vb (W)):

Grundvergütung (die ersten 6 Monate)
1584,27 EUR
danach
1642,63 EUR

Dazu kommen monatlich:
Ortszuschlag (1 Kind):
669,97 EUR
allg. Zulage
109,72 EUR

d.h. monatlich
2363,96 EUR Jan-Juni
2422,32 EUR Juli-Dez

jährliche Einmalzahlungen
Urlaubsgeld:
255,65 EUR
Zuwendung (=„Weihnachtsgeld“)
1409,38 EUR

Ihr Gehalt 2003 ist nach altem BAT also
alt EUR 30’382,71

Nach neuem BAT wird es

Grundvergütung (die ersten 6 Monate)
1622,30 EUR
danach eigentlich 1682,05 EUR aber da ist Kröte, wonach 1 Jahr
nur eine halbe
Altersstufe ausbezahlt wird, geschluckt wird:
1652,18 EUR

Dazu kommen monatlich:
Ortszuschlag (1 Kind):
686,05 EUR
allg. Zulage
112,35 EUR

d.h. Erna erhält monatlich
2420,70 EUR Jan-Juni
2450,58 EUR Juli-Dez

Kröte 2: An den jährlichen Einmalzahlungen ändert sich nichts.

Dafür erhält sie eine Einmalzahlung von
EUR 127,05 , die 2004 nicht mehr ausbezahlt wird.

Ihr Jahresgehalt beläuft sich nun auf:
neu EUR 31’019,76

D.h. sie verdient 2003 nach neuem BAT 2.1 % mehr als nach
altem BAT.
Dafür muss sie einen Tag mehr arbeiten (ca -0,4%), d.h ihr
Gehalt
ist faktisch nur um etwa 1,7 % gestiegen.

Für den Bund steigen die damit die Lohnkosten ebenfalls nur um
etwa 1,7 %, da durch den Wegfall des AZV auch Personal
eingespart werden kann!

Zum Vergleich:
Die Teuerungsrate lag Okt. 2002 bei 1.3% (Quelle:
http://www.morgenweb.de/archiv/2002/11/08/wirtschaft…).

Fazit:
Erna hat 2003 einen Reallohnzuwachs von etwa 0,4%.

Ab 2004 verdient sie etwas mehr (im Mittel ca. 60 EUR/Monat)
muss aber eine 15 Tage verzögerte Auszahlung ihres Gehaltes
akzeptieren.

Viel Erfolg bei der Diskussion

Rossi

Hi,

„Ihr Jahresgehalt beläuft sich nun auf:
neu EUR 31’019,76“

Fakt ist: Deine MTA verdient eine Menge Geld!!

Na ja, sie hat nach auch Karriere gemacht :wink: und Personalverantwortung.

Es gibt sehr
viele Akademiker, die in KMUs arbeiten, ferne jeglicher
Tarifverträge und Gewerkschaften, und die häufig weniger
verdienen, höhere Verantwortung haben,

wie quantifizierst du „höhere Verantwortung“ in einem KMU?
Die Dame im Beispiel hat zwei Mitarbeiterinnen mit gleicher Ausbildung wie sie selbst und üblicherweise noch einige Gehilfinnen unter sich.
Eine höhere Verantwortung würde ich bei einem Gruppenleiter sehen. Der sollte aber auch in einem KMU mehr verdienen oder über einen Wechsel nachdenken. Das die Ausfstiegsmöglichkeiten in den KMU beschränkt sind, ist nichts neues.

ungeregelte
Arbeitszeiten im Sinne unbezahlter Überstunden haben,

Auch das ist nichts neues. Dem Akademiker hängt eben noch der Touch eines freien Berufes an. So nebenbei: Ein Akademiker im ÖD hat das übrigens genauso. Ab etwa BAT II , teilweise schon ab BAT IV aufwärts werden von Akademikeren unbezahlt Überstunden erwartet. Ich denke deshalb: das unbezahlte Überstunden zu leisten sind, ist eher eine Sache des Berufsbildes „Akademiker“, als eine Frage von „ÖD oder nicht“. (Es gibt durchaus auch Unternehmen der freien Wirtschaft, die für den AN wesentlich bessere Überstundenregelungen als der ÖD haben).

einen
unsicheren Arbeitsplatz und das Gefühl mit sich tragen, nicht
in der „Deutschland AG“ zu sein.

Der Aktienkurs dieser AG fällt im moment sowieso ins bodenlose, aber das ist eine andere Sache.

Hinzu kommt aufgrund der
aktuellen Regierungspolitik in Verbindung mit Gewerkschaften
für diese Arbeitnehmer folgendes hinzu: Planungsunsicherheit
hinten und vorne.

Das bringt das Leben oder besser die Regierung leider mit sich.

Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, wie gut ich mir bei
Deinem MTA-Beispiel vorstellen kann, dass das Rechenbeispiel
auch von einer Verdi-Gewerkschaftlerin aufgestellt werden
könnte, mit Tränen, Tränen, Tränen in den Augen und
anschliessend einen bösen Blick auf so Leute wich mich
werfend, weil bei mir dieses Mitleid offensichtlich überhaupt
nicht aufkommen mag.

*no comment*

Viele Grüsse
Rossi

Hi

soll ich lachen oder was? Meinst Du, die tariflichen Lohn- und
Gehaltserhöhungen schlagen sich in der freien Wirtschaft
überall 1:1 nieder?

Nö. Allerdings ist es für die Beurteilung eines Abschlusses durchaus wichtig zu sehen, ob real ein Einkommenszuwachs oder eine Einkommenseinbusse vorliegt. Wie ich aufgezeigt habe, kann bei der Diskussion von einem kleinen Reallohnzuwachs ausgegangen werden.

Da werden munter Zusatzleistungen,
Zuschüsse und die erfolgsabhängigen Lohnbestandteile
gestrichen oder reduziert. Und das bei Unternehmen, die noch
Gewinne machen und nicht wie Vatter Staat (Haushalts)Defizite
aufweisen.

Warum sollte es in der Wirtschaft anders als im ÖD sein? (BTW, die Einmalzahlungen sind im ÖD bereits seit 1993 eingefroren).

Mal ein Beispiel: Bei uns im Hause wurden vor drei Jahren das
freiwillige 13,5te Gehalt und übertarifliche Zulagen in den
sog. Bonus eingebracht, der dann je nach Leistung und
Gewinnsituation ausgezahlt wird (neudeutsch:
Leistungsabhängige Vergütung).
Dieser Bonus wird aber in
diesem Jahr zu max. 45% ausgezahlt. Wenn man mal davon
ausgeht, daß bei den niedrigeren Tarifgruppen die Zulagen min.
5% des Gehaltes ausmachten und das 13,5te Gehalt (1:13,5) 7,4
%, heißt das, daß es einen effektiven Rückgang des Gehaltes um
5,7% geben wird. Auch wenn man da den aktuellen Tarifbeschluß
gegenrechnet, kommt da immer noch ein sattes Minus raus.

Das war im ÖD bei einigen vergangenen Abschlüssen genauso (Also ein reales Minus).

Wohlgemerkt: Das bei unseren tariflich Beschäftigten. Die
AT-ler fahren dieses Jahr eine Nullrunde (bei gleicher
Reduzierung des Bonus).

Hier ist der neue Tarifabschluss zu kritisieren: Soweit ich das überblicke, ist der Lohnzuwachs für alle gleich. Hier hätte man über weitergehende Verzichte der höheren Lohngruppen nachdenken können. Im moment geschieht dies nur durch minimal verzögerte Umsetzung des neuen BAT (z.b. 2,4 % plus per 1.4. statt rückwirkend 1.1., die Einmalzahlung ist gedeckelt etc.).

Für den Bund steigen die damit die Lohnkosten ebenfalls nur um
etwa 1,7 %, da durch den Wegfall des AZV auch Personal
eingespart werden kann!

Ich kann mich irren, aber muß der Arbeitgeber bei öff.
Bediensteten nicht auch 50% den Anteils von Arbeitslosen-,
Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung bezahlen? Dann fällt
die zusätzliche Kostenbelastung für die Arbeitgeber deutlich
höher aus.

Du hast schon recht, der AG-Anteil ist muss auch vom öffentlichen AG entrichtet werden (zzgl. Berufsgenossenschaft). Allerdings ändert das nichts daran, dass die tatsächlichen Personalkosten um diesen Prozentsatz steigen.

Grüsse Rossi

Hi,

thx for Posting, insbes. über die Aussage…

„Ich denke deshalb: das unbezahlte
Überstunden zu leisten sind, ist eher eine Sache des
Berufsbildes „Akademiker“, als eine Frage von „ÖD oder nicht“.“

…werde ich 'mal nachdenken,…

…viele Grüße,

[Name entfernt]