Guten Morgen!
Weshalb müssen Einkommen stetig steigen? Warum steht bei Tarifverhandlungen die Lohnsteigerung im Vordergrund, warum nicht auch einmal eine Lohnrunde, in der es um Gehaltsreduzierungen geht? Es klingt vielleicht abwegig, aber gewiß nur deshalb, weil sich verwöhntes Volk an die Steigerungen gewöhnt hat, die so sicher wie die Wechsel der Jahreszeiten kommen. Das Spielchen funktionierte vor vielen, vielen Jahren, als noch alle Welt an Wachstum glaubte, ja sogar glaubte, es könne immerwährendes Wachstum geben.
Ein Streik im öD hätte schlimme Folgen, hieß es. Es hieß auch, daß ein zu hoher Abschluß Stellenabbau zur Folge haben muß. Kindergärten müßten schließen, Schwimmbäder… mir kommen die Tränen. Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern und Polizisten müssen jetzt herhalten. Wie wäre aber folgendes Szenario, das der Situation im öD überwiegend näher kommt: Es gibt ein bestimmtes Arbeitspensum, das von einer, maximal jedoch von 2 Personen zu erledigen ist. Im öD, allemal im gesamten Verwaltungsbereich, der größer ist, als jeder andere Bereich, stehen 3 Leute um die Arbeit herum, die von 1 bis 2 Leuten zu erledigen ist. Mit anderen Worten: Zwischen 30 und 60% der Verwaltungsmitarbeiter im öD sind schlicht überflüssig. In einigen Bereichen ist die Quote der Überbesetzung noch höher! Und jetzt wollen sie mehr Geld.
Aus der Sicht der Mitarbeiter kann ich den Wunsch nach mehr Geld verstehen. Mehr Geld kann schließlich jeder gebrauchen. Aber jeder private Haushalt und jeder Wirtschaftsbetrieb kann nur ausgeben, was er zuvor eingenommen hat. Wenn kein Geld da ist, kann man nichts ausgeben und allemal nicht an Ausgabensteigerungen denken. Wenn das Geld nicht reicht, muß eben gespart werden. Unannehmlichkeiten spielen dabei keine Rolle. Sachzwänge und Punkt. Im öD gehts aber anders zu. Das Geld reicht nicht. Jeder sieht es, jeder weiß es. Überhaupt kein Problem, dann werden eben die Schulden erhöht. Oder die Steuern. Oder beides. Damit der Bürger nicht zu sehr mault und man weiterhin von der kleinsten Gemeinde bis zum Bund Verwaltungsflure überwiegend mit Müßiggang füllen kann, kommt das Beispiel mit der Kindergärtnerin oder dem Polizisten.
Einige Gemeinden können von Investitionen nur noch träumen. Ihr Haushalt wird von Personalkosten dominiert und die werden z. T. aus Krediten finanziert. Damit steigen jährlich Zinslast und Verschuldung. Da bleibt nur noch die Hoffnung auf Wachstum. Vielleicht entwickelt sich ja ein Trend zum Zweit- oder Dritt-Kühlschrank? Wo soll denn Wachstum, wo sollen höhere Steuereinnahmen herkommen? Die Jahre mit nennenswertem Wachstum sind seit 2 Jahrzehnten (!) vorbei! Wir können nicht hoffen, ins unterentwickelte Holland oder nach Dänemark exportieren zu können . Auch die Begeisterung Polens über deutsche Agrarprodukte wird sich eher in Grenzen halten. Ich formuliere etwas überspitzt, um zu verdeutlichen, daß höhere Löhne irgendwo erwirtschaftet werden müssen.
Es schmerzt schon, solche Binsenweisheiten aufschreiben zu müssen. Aber diese Selbstgänger scheinen manchen Leuten nicht gegenwärtig zu sein oder sie werden erfolgreich verdrängt. Immer noch fabulieren Gewerkschafter von Umverteilung. Es gibt nichts mehr gratis zu verteilen. Natürlich kann jeder so viel Geld verdienen, wie er möchte. Aber nicht durch Lohnverhandlungen. Es gibt nämlich noch einen anderen Weg, der völlig in Vergessenheit geraten ist: Die Leute müssen mehr arbeiten, länger arbeiten. Sie müssen Ideen entwickeln. Sie müssen selbst etwas machen, statt nur darauf zu warten, daß ihnen jemand die Arbeit auf dem Silbertablett präsentiert. Dieser Weg besteht aus Arbeit und aus der Freude am Erfolg. Gewerkschaften kommen auf diesem Weg nicht vor. Deren Daseinberechtigung, zumindest mit ihrem heutigen Tun, kann ich nicht mehr erkennen. Wenn die Schulden bezahlt sind (nicht nur die Neuverschuldung auf Vorjahresniveau gehalten wird), kann man an Verteilung denken. Mehr Geld zu fordern, ohne mehr zu leisten, Kredite verlangen, die andere Leute oder spätere Genberationen abzuarbeiten haben, ist asozial. Gewerkschafter und alle, die ihnen nachgeben, verhalten sich deshalb asozial.
Gruß
Wolfgang