Z-Prüfung (Studieren ohne Abitur)

Hallo zusammen,

hat irgendeiner von Euch schon einmal eine Z-Prüfung absolviert? Würde mich sehr über ein paar Erfahrungsberichte freuen.

Danke im Voraus

Maxim

Hi,

ich - an einer FH! Hätte aber beinah nicht geklappt, weil ich zu jung war (unter 24), aber das Ministerium hat mir ne Sondergenehmigung erteilt :smile:

War ok. Aber was willst du genau wissen???

Grüße,
Chris

Hallo Chris,

würde ganz gerne folgendes wissen:

  1. Wie läuft den so eine Prüfung ab?
  2. Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
  3. Wie weit im Voraus hast Du angefangen zu lernen?
  4. Schwierigkeitsgrad der Prüfung (deine Einschätzung)?
  5. Wie gestaltet sich dein Studium? Kommst Du auch ohne Abitur zurecht?

Liebe Grüße
Maxim

Moin Maxim,

ich bin grad dabei die Z-Prüfung hinter mich zu bringen - nächsten Dienstag die letzte Prüfung :smile:

Aber es ist ganz schön schwer dazu was zu sagen, weil die Leute echt mit ganz unterschiedlichen Grundlagen, Erwartungen etc. dorthin kommen. Manche verzweifeln, manche finden es einfach.

Zu den Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um überhaupt zugelassen zu werden:

  • seit einem Jahr Hauptwohnsitz in Niedersachsen (ein Jahr vor der ersten Prüfung)

  • Entweder
    Abgeschlossene Berufsausbildung und zwei Jahre Berufstätigkeit in diesem oder einem verwandten Beruf

oder

Abgeschlossene Berufsausbildung und drei Jahre Berufstätigkeit in verschiedenen Berufsbereichen

oder

Fünfjährige hauptberufliche Tätigkeit in einem Berufsbereich, die einer Tätigkeit mit Ausbildung gleichwertig sein muß

oder

Fünfjährige selbständige Führung eines Haushaltes mit verantwortlicher Betreuung mindestens einer erziehungs- oder pflegebedürftigen Person

  • Gutachten über die Vorbereitung auf die Z-Prüfung (dieses ist z.B. durch die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs einer anerkannten Einrichtung der Erwachsenenbildung zu bekommen)

Erfüllst Du das, kannst Du prinzipiell also schonmal mitmachen. Gut, das Gutachten würde ja erst später kommen, du müsstest ja erst zu einem Vorbereitungskurs gehen, nicht wahr… Meiner hat übrigens 660€ gekostet, dazu kommt ein Vorbereitungskurs für den besonderen Teil (dazu gleich mehr), der kostete mich 330€.

Die Z-Prüfung gilt, falls Du das noch nicht weißt, erstmal nur an niedersächsischen Universitäten, andere Bundesländer können sie akzeptieren, müssen aber nicht. Bremen und Hamburg akzeptieren, NRW nicht - soweit weiß ich bescheid. Außerdem legt man sich mit dieser Prüfung fest, was man studiert. Es ist nur eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung. Ein Wechsel in ein anderes Fachgebiet ist nur möglich, wenn man eine Ergänzungsprüfung macht.

Insgesamt sind 6 Prüfungen abzulegen. Das gliedert sich in einen allgemeinen Teil:

  • Deutsch schriftlich (5 Std.)
    Auswahl aus drei Texten, davon zwei Sachtexte und ein Literaturtext.
    Den gewählten Text dann eben nach den gelernten Regeln analysieren.

  • Englisch schriftlich (3 Std., es können ggf. auch andere Sprachen zugelassen werden)
    Auswahl aus zwei Sachtexten, zu denen man lediglich auf Deutsch Aufgaben abarbeiten muss. Klingt einfach, ist es auch, wenn man in Englisch halbwegs fit ist. Die Texte sind aber auch der gehobeneren Presse entnommen. Da kann schonmal ein nur halb verstandener oder missverstandener Satz den ganzen Textsinn verändern. Da ist penibles Arbeiten angesagt. Erlaubt ist ein Englisch/Englisch-Wörterbuch. Das allerbeste, was man tun kann, ist sich die Zeit zu nehmen, den Text schriftlich akribisch zu übersetzen und dann daran weiter zu arbeiten. Damit hat man die meisten Fehlerquellen gebannt. Es sei denn Dein Englisch ist soooo gut… wie es meines nicht ist.

  • eine Naturwissenschaft (3 Std. manchmal hat man die Wahl Bio/Chemie/Physik/Mathe, manchmal aber auch nicht, kommt drauf an, wo man den Vorbereitungskurs macht, ob die dann Dozenten dafür da haben)
    Für Mathe, das es überall gibt:
    Je nach Uni unterschiedlich viele Aufgaben, von denen man soundsoviel lösen muss. Wo ich die Prüfung gemacht hab, waren es 8 Aufgaben und 4, die es zu lösen galt. Jede Aufgabe hat Unteraufgaben a,b,c… die darf man sich natürlich nicht zusammenschustern, wie es einem passt. Außerdem ist die Hälfte der Aufgaben Geometrie und die Hälfte Algebra, man muss in beiden Bereichen Kenntnisse nachweisen, also irgendwas richtig haben. Nur 4 Algebra-Aufgaben machen gilt also nicht. Themenmäßig geht es um Folgen und Reihen, Lineare und Quadratische Gleichungen, Lineare Gleichungssysteme, alles rund ums Dreieck, also Pythargoras & Co., Körperberechnung (Würfel, Pyramiden etc.)und alles was da so mit dranhängt. Erlaubt ist ein nicht programmierbarer Taschenrechner und eine Formelsammlung. Insbesondere Letzteres erleichtert die Prüfung nicht wesentlich, da die drei Stunden ziemlich knapp angesetzt sind und wer den Stoff nicht kann, dem hilft die Formelsammlung meist auch nicht weiter.
    Willst Du ausgerechnet Mathe studieren (es sei denn Mathe auf Lehramt als Zweitfach) musst du zwingend eine andere Naturwissenschaft in der Prüfung machen.

  • eine mündliche Prüfung von 50 Min. zu einem selbst gewählten, gesellschaftsrelevanten, kontroversen Thema, das nicht dem gewählten Studienfach entnommen sein darf.
    Hier soll man nachweisen, dass man nicht nur Wissen lernen kann, sondern auch in der Lage ist, unterschiedliche Positionen zu umstrittenen Themen sachlich aufzunehmen und zu erläutern. Eine fundierte eigene Meinung wird auch noch erwartet *g*.

Dann der besondere Teil, bestehend aus zwei Prüfungen. „Besonders“ ist der Prüfungsteil deshalb, weil er Deinem gewählten Studiengang/fach zugeordnet ist:

  • eine schriftliche Prüfung (5 Std.)
  • eine mündl. Prüfung wieder 50 Min.

In den beiden sollst Du nachweisen, dass du fachlich fit genug bist, überhaupt das erste Semester zu bestehen. (Diese mündliche hier, die fehlt mir noch… nächsten Dienstag *schlotter*)

Weiter unten fragst Du, welche Voraussetzungen man mitbringen sollte… hm, bis auf die oben genannten: Entweder eine gute Vorbildung (z.B. schonmal ne gymnasiale Oberstufe von innen gesehen) oder Ehrgeiz. Beides zusammen wär optimal. Aber ich hab jetzt auch ehemalige Gymnasiasten durchfallen und eine 50jährige mit Hauptschulabschluss bestehen sehen. Ist also eher ne Persönlichkeitsfrage.

Wann hab ich angefangen zu lernen? DAS willst Du nicht wirklich wissen. Ich kenne Leute, die haben sich ein Jahr auf die allgemeine mündliche vorbereitet und welche, die haben es 3 Tage vorher getan. Beide haben bestanden. Andere sind durchgefallen. Es liegt, glaube ich, nicht daran, wie lange man sich vorbereitet, sondern eher daran, ob man in der Lage ist, sich selbstständig mit Themen zielsicher auseinanderzusetzen.

Wie schätze ich den Schwierigkeitsgrad ein? Hm, da befürchte ich, kann ich Dir keine Antwort drauf geben, da ich in meinem Prüfungsdurchlauf an dieser Uni mit 1,0 bisher die Prüfungsbeste war. Sag ich jetzt, es ist nicht schwer, dann tu ich denen unrecht, die durchgefallen sind - mitnichten beschränkt sich das auf faule Säcke, sag ich jetzt, es ist schwer, entspricht das nicht ganz meinem Empfinden. Alles eine Frage der Einstellung. Schaffbar ist es allemal.

Ich denke, wer wirklich, wirklich studieren will, der packt das, der weiß wofür er das macht. Viele Leute machen die Prüfung „einfach mal so“ und wenn es nicht klappt, dann machen sie eben was anderes. Die fallen wesentlich häufiger durch.

Eine Empfehlung hätte ich noch: Wenn Du für einen Vorbereitungskurs die Auswahl zwischen einem Vormittags- und einem Abendkurs hast, nimm den Abendkurs. Ich war zuerst vormittags. Da saßen überwiegend Hausmütterchen, die mal „was für sich“ tun wollten und junge Frauen, denen ihr „gesellschaftlicher Status“ zu gering war. Ehrlich gesagt hat es mir in dieser Gruppe ziemlich an Ehrgeiz gemangelt. Für kaum jemanden war es wichtig, ob er/sie die Prüfung bestehen wird oder nicht. Ich hab dann in einen Abendkurs gewechselt. Da saßen dann fast nur Berufstätige, die den Vorbereitungskurs noch neben Familie und Arbeit gemacht haben. Den Stress tut sich just for fun keiner an… dementsprechend war da die Motivation innerhalb der Gruppe wesentlich höher und die Arbeitsatmosphäre zielstrebiger.

Puh. Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich :smile:

Und wenn Du noch Genaueres wissen willst, was ich nicht öffentlich breit treten möchte, dann schick mir ne Mail.

Tschakka!
Mücke

Hallo,

vielleicht kannst du die Z-Prüfung umgehen, indem du an einer Fernuni studierst? z.B. Fernuni Hagen…

Gruß
Tato

Hallo Tato,

z.B. Fernuni Hagen…

braucht man da kein (Fach)Abitur?!
Schätzungsweise spätestens zur Vergabe der Diplome (Oder was auch immer), wird nach so was gefragt-

Gandalf

Hallo Gandalf,

braucht man da kein (Fach)Abitur?!

Nein, zumindest nicht für einen dort angebotenen Studiengang, bei dem ich die Zugangsvoraussetzungen genau kenne. Dort studiert man zunächst als Akademiestudent, legt eine Prüfung (über das dort vermittelte Thema) ab und darf dann als ordentlicher Student seinen Bachelor machen.
Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung und ein paar Jahre Berufserfahrung.

Zumindest lohnt es sich, auch dort einmal nachzuschauen… Vielleicht ist ja das passende dabei.

Gruß
Tato

Hallo,

Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung und ein paar
Jahre Berufserfahrung.

Wenn man das hat und in eine dem Beruf entsprechende Richtung studieren will, braucht es nicht mal eine Fernuni. An vielen Universitäten kann man dann per Probestudium anfangen und wird dann genauso nach einer Zwischenprüfung als „Vollstudent“ zum weitermachen zugelassen. Bremen z.B. bietet das an, von Koblenz weiß ich das auch… ich meine sogar, dass das die meisten Unis anbieten. Das hat mit FERN-Uni prinzipiell nichts zu tun.

Mücke

Hallo,

nicht immer ist das alles so einfach. Meist kommt man dann nur über eine Sonderquote hinein…
Es ist zumindest eine Alternative - ob sie jemanden gefällt, muss jeder für sich entscheiden.

Gruß
Tato

Moin Muecke,

vielen vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht, war sehr aufschlussreich und ich hoffe das du die mündliche Prüfung bestehen wirst. Werde mich mal genau über die möglichen Vorbereitungskurse informieren und dann meine Entscheidung treffen. Bin selber berufstätig und wir das alles auf keinen Fall `nur so nebenbei´ erledigen können.

Auch allen Anderen möchte ich für Ihre Antworten danken.

Ganz liebe Grüße

Maxim

Hallo Muecke,

danke für deine „hautnah am Leben“ orientierte Darstellung. Vor allem der - nach so viel Sachlichkeit und Persönlichem - krönende, ermunternde Abschluss mit

Tschakka!

hat mich vor Lachen durchgeschüttelt! Super!
Für Dienstag :toi, toi, toi und *.

Freundliche Grüße
rotmarder

Moin Maxim,

ich bin grad dabei die Z-Prüfung hinter mich zu bringen …

OT @ Rotmarder
Hallo Rotmarder,

für so ein schönes Lob muss ich mich ja persönlich bedanken! Interessant, dass Du Dir das alles durchgelesen hast, obwohl die Thematik Dich laut Vika wahrscheinlich gar nicht betrifft. Wie auch immer, ich danke Dir, dass Du meine rostigen Schülerwunden streichelst.

Mücke