Hallo zuvuyya,
ich kann Deinen Bruder verstehen, dass er endlich diesen Zahn los werden will, der ihm solche Schmerzen bereitet.
Aber warum ist er so gegen eine Wurzelkanalbehandlung?
Ist es Angst vor Schmerzen?
Ist es zu teuer?
Hat er keine Zeit?
Warum kein Röntgenbild? Ich kann hier auch nur vermuten. Ich nehme an, die Zahnärztin konnte durch die vorangegangene Behandlung schon ahnen, was nun mit dem Zahn passiert sein wird. Weiter hat sie nun vermutlich durch die klinischen Zeichen (Schwellung, Schmerz, Druchschmerzhaftigkeit etc.) genügend Information um sicher zu sein, daß es dieser Zahn sein muß und daß der Zahnnerv nicht zu retten ist.
Ein Röntgenbild ist wie jede andere Untersuchung nur ein Puzzleteil, was zur Gesamtbeurteilung mit beitragen kann, aber nicht immer muß. Röntgenbilder erfordern Strahlung, die prinzipiell erst einmal schädlich ist. Wenn ein Röntgenbild keine neuen Erkenntnisse erwarten läßt (weil z. B. eh schon klar ist, was der Zahn hat) dann darf der Zahnarzt auch kein Röntgenbild anfertigen. Vielleicht brauch die Zahnärztin später noch mal eins, um mit Wurzelfeilen die Wurzellängen auszumessen.
Weiter kann auf einem Röntgenbild keine Infektion „gesehen“ werden. Es kann nur die Folge einer Infektion im Knochen nach einer Weile (meist mehrere Wochen) gesehen werden. Wenn es hier also eine akute Nerventzündung ist, kann es gut sein, daß auf den Röntgenbild noch nichts davon zu sehen ist. Auch das kann ein Grund sein, warum es nicht sinnvoll ist, jetzt zu röntgen. Röntgenbilder helfen eher bei sog. chronischen Entzündungen, die häufig wenig Schmerzen machen und schwerer einem Zahn zuzuordnen sind und langfristiger schon am Wirken sind.
Nun zur Frage, ob Zahnärzte alternativ zur Wurzelkanalbehandlung eine Extraktion ausführen:
Wenn die Extraktion „gleichwertig“ ist, sicher ja. Also, wenn der Zahn schon sehr schlechte Substanz hat, schon locker ist, sein Wert für das Gebiß gering ist, der Aufwand für die Wurzelkanalbehandlung hoch ist und er Erfolg der Wurzelkanalbehandlung fraglich erscheint, dann wird ein Zahnarzt eine Extraktion erwägen und auch dem Patienten die Wahl überlassen.
Anders ist es, wenn die Wurzelkanalbehandlung recht sicher erscheint und der Zahn hinterher auch noch gut „zu gebrauchen“ ist. Dann wird jeder verantwortungsvolle Zahnarzt eine Extraktion ablehnen.
Denn selbst ein wurzelkanalbehandelter Zahn ist immer noch ein eigener Zahn und meist besser als ein Implantat oder eine andere Lösung.
Wie sagte meine Tante aus der Lausitz immer: „Bei jädäm Vordäl is äh Nachdäl“. ( Bei jedem Vorteil ist ein Nachteil.)
Dein Bruder sollte nicht auf Besserung hoffen, wenn er so starke schmerzen an dem Zahn hatte. Er sollte seine Meinung zur Wurzelkanalbehandlung noch einmal überdenken und im Zweifelsfall noch einmal einen Endodontisten um eine Zweitmeinung bitten.
Bitte gib Nachricht, wie es weiter gegangen ist.