Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,
Sie haben eine interessante Frage gestellt, die ich auch gerne beantworten möchte. Dazu ist es leider notwendig etwas weiter auszuholen.
Bitte bringen Sie die Geduld mit alles zu lesen. Ich versuche nur Formulierungen zu verwenden, die auch für nicht Fachleute verständlich sind.
Leider fehlt bei Ihrer Anfrage eine wichtige Angabe: Um welchen Zahn handelt es sich?
- Frontzahn
- Seitenzahn
- oder um einen Zahn ohne einen oder zwei Nachbarzähne?
Um die Frage richtig zu beantworten muss ich die genannten Bereiche trennen.
Grundsätzliches:
Als Wichtigstes im Voraus - kein Zahntechnische Labor kann Zahnersatz ohne die Zusammenarbeit mit einem Zahnarzt herstellen. Dies ist gesetzlich untersagt. Um die Zähne für einen Zahnersatz vorzubereiten, ist es notwendig im Mund gewisse Maßnahmen vorzunehmen, die nur durch einen studierten und zugelassenen Zahnarzt durchgeführt werden dürfen.
Ich gebe nie Empfehlungen für einen bestimmten Zahnarzt.
Silikon, also synthetische Polymere (auch Polysiloxane), sind für Zahnersatz ungeeignet. Sie verfügen nicht über eine ausreichende Materialstabilität, die notwendig ist, um dem menschlichen Kaudruck (bis zu 200kg pro Zahn) zu wiederstehen. Außerdem sind Silikone nur bedingt für einen Dauereinsatz im Mund geeignet, speziell bei Sportschutz oder so genannten weichbleibenden Unterfütterungen. Als Dauereinsatz im Mund sind sie ungeeignet.
Natürlich kann ich Ihre Angst vor einer „festen“ Brücke nachempfinden, es müssen zwei gesunde Zähne beschliffen werden. Allerdings würde ich ausdrücklich vor einem herausnehmbaren Zahnersatz abraten. Auf Dauer können die restlichen Zähne, an denen die Prothese festgemacht wird, Schaden erleiden und außerdem ist es eine sehr unästhetische Lösung. Allerdings ist die Soziallösung sprich kein Geld da - Herausnehmbarer Zahnersatz.
Die Königslösung um einen fehlenden Zahn zu ersetzen, ist ein Implantat. Dazu wird ein Loch in den Kieferknochen gebohrt und ein Titanzapfen (sind in unterschiedlichen Größen erhältlich) eingeschraubt. Das heilt dann 3-6 Monate ein und dann kommt eine Krone darauf. Vorteil: Keine anderen Zähne werden beschliffen. Nachteil: Kosten, die ca. bei 1.500 bis 2.000€ pro Zahn liegen. Die Schwankungsbreite ist hier groß. Ästhetisch absolut unschlagbar und Haltbarkeit durchschnittlich ca. 10-20 Jahre oder auch länger.
Zurück zu Ihrer direkten Frage:
Slotbrücken , auch bekannt unter der Bezeichnung Inlaybrücken, können nur im Seitenzahnbereich angewendet werden. Sie werden als Minimalinvasiv bezeichnet, da nur ein Teil der gesunden Zähne eingeschliffen wird. Im Frontzahnbereich sind sie nicht zu empfehlen - dort können sogenannte Marylandbrücken eingesetzt werden - dazu später.
Für eine „Slotbrücke“ müssen zwei Nachbarzähne, zu beiden Seiten der Lücke, vorhanden sein. In diese Nachbarzähne müssen kastenförmige Ausschnitte eingeschliffen (Zahnärztliche Tätigkeit) werden.
Die Auschnitte werden mit einem „Inlay“ gefüllt an dem das „Zwischenglied“ (der fehlende Zahn) angebracht wird (Zahntechnische Tätigkeit).
Es sind drei mögliche Materialien, in vier Ausführungen, die zur Anwendung kommen können:
- Metall: es ist die kostengünstigste Lösung. Sie wird aus einer Legierung (Mischung von unterschiedlichen Metallen) gefertigt und ist ästhetisch sehr unbefriedigend. Die Haltbarkeit ist ausgezeichnet.
- Keramik: teure Lösung. Dabei wird, meist mit einem Computer, technisch die gesamte Konstruktion gefertigt. Es gibt unterschiedliche Verfahren, es ist nicht notwendig die einzelnen Fertigungsmöglichkeiten zu kennen. Dies ist ästhetisch die beste Lösung, die auch lange hält.
- Metallgerüst mit Keramik ebenfalls teure Lösung: Es wird ein Grundgerüst (verkleinerte Zahnform) aus Metall gefertigt und mit Keramik verblendet (abgedeckt). Ebenfalls ästhetisch ausgezeichnet und mit langer Haltbarkeit.
- Hochleistungskeramik: ist in drei Preisklassen erhältlich. Hierbei kommt die Hochleistungskeramik Zirkonoxid zum Einsatz.
- Preisklasse: alles aus Zirkonoxid (auch monolitischer Zahnersatz genannt) Vorteil günstigste Zirkonoxid-Lösung, aber nur eine Farbe - z.T. akzeptabel da nicht direkt sichtbar wie Frontzähne.
- Preisklasse: alles aus Zirkonoxid, wird anschließend bemalt um der Zahnfarbe näher zu kommen.
- Preisklasse: ein Grundgerüst (verkleinerte Zahnform) aus Zirkonoxid wird mit Keramik verblendet - Höchste Ästhetik, das Zahnfarbe perfekt mit den Restzähnen übereinstimmt. Natürlich höchster Preis.
Soweit zu den Seitenzähnen.
Im Frontzahnbereich ist, als Minimal invasive Lösung, eine sogenannte „Maryland Brücke“ möglich. Auch hier sollten nach Möglichkeit zwei Nachbarzähne vorhanden sein. Eine Maryland Brücke kann man sich wie einen fliegenden Vogel vorstellen. Der Körper ist der zu ersetzende Zahn, die Flügel sind die Halterung an den Nachbarzähnen. Wenn der Biss es ermöglicht, so muss an den Nachbarzähnen nicht oder nur wenig geschliffen werden. Dies kann aber nur ein Zahnarzt festlegen, da ich Ihren Biss nicht kenne. Im schlimmsten Fall muss die Rückseite der Nachbarzähne stärker beschliffen werden, um den Flügeln ausreichend Platz und Größe zu geben, damit sie nicht ins sich brechen oder gar abbrechen. Es ist außerdem zur Befestigung der Flügel absolut unerlässlich die hintere Oberfläche (Fachbegriff: palatinal - Oberkiefer, lingual - Unterkiefer) der Nachbarzähne anzurauen.
In manchen Fällen ist es auch möglich mit nur einem Flügel zu arbeiten. Dies ist eine anerkannte und geprüfte Methode. Ich persönlich bin nicht von dieser Technik begeistert, stellen Sie sich den Vogel mit nur einem Flügel vor bzw. ein Brücke, die nur auf einer Seite eine Auflage hat, vor.
Die Materialien, die für diese Lösungen zum Einsatz kommen sind identisch mit den bereits genannten Materialien 1-4.
Abschluss:
Das Problem mit der einseitigen Befestigung entsteht, wenn der fehlende Zahn nur einen Nachbarzahn hat. Dann müsste man den Fehlenden Zahn an diesem einem Zahn anbringen und das ist, so leid mir das tut, statisch gesehen Unsinn. Auf Dauer ist der eine einzige Zahn nicht in der Lage, die Kaukräfte aufzunehmen und wird nach einiger Zeit ebenfalls herausfallen. Übrigens in diesem Fall ist auch eine Slotbrücke mit einem „Inlay“ vollkommen kontraindiziert.
Zuletzt noch ein Hinweis, eine gut gefertigte Brücke kann eine enorme Lebensdauer erreichen. Ich selbst habe einen Lückenschluss (Metall-Keramik) seit 1982 im Frontzahnbereich ohne Probleme und er sieht immer noch gut und ästhetisch aus.
Falls noch Fragen offen sind, würde ich diese gerne beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Rieß