Zeckenimpfung - wie lange wirkt sie wirklich?

Ich stehe gerade vor der Frage, ob ich eine neue Grundimmunisierung gegen FSME anfangen soll, oder nicht. Meine letzte Auffrischungsimpfung ist ca. 5 Jahre her.

Die Meinungen, die ich bisher dazu hörte, reichen von 3 (Apotheke) bis 8 (Impfstoffhersteller) Jahren. Was ist jetzt wirklich realistisch?

Vielen Dank für jede Antwort.
Ewald

Hallo Ewald,

die Antwort ist gleichermaßen einfach wie unbefriedigend - die „Wirkdauer“ ist von Patient zu Patient unterschiedlich.

Um bei Dir sicher feststellen zu können, wie lange diese Impfung wirkt, müßte man Dich im Prinzip jährlich natürlichen Erregern ausetzen und schauen, ab wann Du krank wirst. Dieser Test wäre der „Goldstandard“ *g*.

Spaß beiseite, man muß natürlich versuchen, die Immunität auch zu messen. Man könnte Dir zum Beispiel Freßzellen abzapfen, sie in ein Reagenzglas zusammen mit Virus tun und schauen, wie heftig sie auf das Virus reagieren. Je heftiger die Reaktion, desto besser die Immunität. In der Praxis ist dieser T-Zell-Proliferationsassay viel zu aufwendig. Daher mißt man einen anderen Schenkel des Immunsystems, nämlich nicht den eben beschriebenen „zellulären“, sondern den „humoralen“, also denjenigen mit Antikörpern: Man nimmt ein Reagenzglas, an dessen Boden Virus klebt, und gibt dann Dein Serum darüber und läßt die darin enthaltenen Antikörper an das Virus binden. Im nächsten Schritt bestimmt man, wieviel Antikörper gebunden ist. Je mehr Antikörper in diesem Versuch (der meist als sog. „ELISA“ durchgeführt wird) binden, desto besser die Immunität.

Die Frage ist nun, wie stark die Zellen reagieren müssen bzw. wie hoch genau der Antikörpertiter sein muß, damit Immunität gegeben ist. Hierzu müßte man idealerweise Patieten mit verschieden hohen Antikörpertitern dem Virus aussetzen und scahuen, ab welchem Titer man krank wird (das wäre obiger „Goldstandard“). Da sich solche Experimente verbieten, nimmt man einfach Patienten, die nach einer Impfunng erkrankten und schaut, wie hoch unmittelbar vor der Infektion der Titer war. Das ist gar nicht so einfach - man braucht dazu tiefgefrorenes Serum zum Zeitpunkt vor der Infektion (kaum jemand bewahrt so etwas in seiner Gefriertruhe auf…) Daher weiß ich nicht, ob so ein Titer für FSME (um diese geht es hier ja, und nicht um Meningokokken?) etabliert ist. Für Masern jedoch gibt es ihn, das sind Ergebisse unseres Labors (Huiss et al., 1997)

Solange dieser Grenztiter unbekannt ist, sollte man eben alle drei bis acht Jahre impfen - die Meinungen darüber gehen auseinander, es sind bloß Schätzungen, keiner weiß es. Ich ganz persönlich meine, daß auch lange Impfintervalle besser sind als gar keine. Denn wenn einmal „was gewesen“ ist, wird sich im Ernstfall das Immunsystem so schnell an den Krankheitserreger „erinnern“ (Sichwort: „geprimte“ Lymphozyten), daß schwer verlaufende Infektionen eine Ausnahme sind.

Eine ganz andere Frage ist, ob Du diese Impfung überhaupt brauchst. Wenn Du nicht gerade Wald- oder Forstarbeiter bist, sprich: Wenn Du den Zecken nicht ausgesetzt bist, ist zwangsläufig schon das winzigste Impfrisiko größer als die Infektionswahrscheinlichkeit (die ja dann ungefähr null ist). Daher wird FSME auch nur für oben genannte Risikogruppen empfohlen, und auch das nur in Endemiegebieten wie Süddeutschland.

Genau dieses muß man „impfwütigen“ Patienten immer wieder sagen. Man will ja kein Geschäft mit der Angst machen (hoffentlich haben das jetzt alle kapiert… *g*)

viele Grüße,

Oliver

Hallo Oliver,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Deine Frage, ob ich die Impfung überhaupt brauche, kann ich ruhigen Gewissens mit JA beantworten. Ich halte am Wochenende fast immer in einem gefährdetem Gebiet auf (auch viel im Freien). Es ist zwar so, dass mich bis jetzt kein Zeck gebissen hat (vielleiche schmecke ich nicht gut), aber wer weiss. Rund um mich herum beissen sie ganz fleissig.

lg
Ewald

Hallo !

Vielleicht hilft Dir dies ein wenig :

http://www.borreliose.de

http://www.borreliose-info.de

Gruß Max

Hallo Ewald,

ich würde lieber ein Jahr zu früh, als eins zu spät damit anfangen.

Liebe Grüße,
Ti4n4

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Hallo Max.
Meines Wissens ( Laie ) ist die Zeckenimpfung nicht gegen Borreliose, sondern nur gegen Frühsommermeningitis, insofern helfen deine Links auch nur bedingt.
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Grüße
Rabchen

Hallo Ewald, leider ist die Wirkung der Zeckenimpfung nicht mit Sicherheit vorhersagbar. Deswegen machen manche Ärzte vor einer Auffrischung eine Titerbestimmung. Mit diesem Wert kann man dann mit Sicherheit sagen wie lange die Impung voraussichtlich noch wirksam ist oder ob sofort geimpft werden soll.
Ich persönlich kenne einige Leute die noch nach 10 Jahren genügend Impfschutz haben und solche die am besten so wie von der Apotheke empfohlen alle 3 Jahre impfen gehen sollten damit der Impfschutz besteht.
Wenn Du also nicht umsonst impfen gehen willst, so lass Dir den noch bestehenden Impfschutz mittels Blutuntersuchung nachweisen.
Alles Gute, Franz

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Hallo !

Ein Mensch, der sich gegen Zeckenbisse schützen möchte, weiß vielleicht nichts von Borreliose und dadurch hilft es ihm dann doch.
Also lassen wir den Fragesteller selbst entscheiden, ob es ihm hilft oder nicht!

Gruß Max

Hallo Max,

Meine Ärztin hat mir mal gesagt, dass es gegen die Borreliose keine Impfung gibt, dass man sie aber sehr gut mit Antibiotika behandeln kann. Meine Frage bezog sich also wirklich nur auf FSME.

Trotzdem vielen Dank für deine Antwort.

lg
Ewald

Hallo Franz,

Danke für deinen Tipp. Ich werde mal meine Ärztin fragen, ob sie so was macht. Es kommt auch auf die Kosten an. Ich hab ja keinen Begriff davon, aber wenn die Grundimmunisierung weniger kostet als so eine Blutuntersuchung, dann mach ich lieber ersteres.

lg
Ewald