Hallo Ewald,
die Antwort ist gleichermaßen einfach wie unbefriedigend - die „Wirkdauer“ ist von Patient zu Patient unterschiedlich.
Um bei Dir sicher feststellen zu können, wie lange diese Impfung wirkt, müßte man Dich im Prinzip jährlich natürlichen Erregern ausetzen und schauen, ab wann Du krank wirst. Dieser Test wäre der „Goldstandard“ *g*.
Spaß beiseite, man muß natürlich versuchen, die Immunität auch zu messen. Man könnte Dir zum Beispiel Freßzellen abzapfen, sie in ein Reagenzglas zusammen mit Virus tun und schauen, wie heftig sie auf das Virus reagieren. Je heftiger die Reaktion, desto besser die Immunität. In der Praxis ist dieser T-Zell-Proliferationsassay viel zu aufwendig. Daher mißt man einen anderen Schenkel des Immunsystems, nämlich nicht den eben beschriebenen „zellulären“, sondern den „humoralen“, also denjenigen mit Antikörpern: Man nimmt ein Reagenzglas, an dessen Boden Virus klebt, und gibt dann Dein Serum darüber und läßt die darin enthaltenen Antikörper an das Virus binden. Im nächsten Schritt bestimmt man, wieviel Antikörper gebunden ist. Je mehr Antikörper in diesem Versuch (der meist als sog. „ELISA“ durchgeführt wird) binden, desto besser die Immunität.
Die Frage ist nun, wie stark die Zellen reagieren müssen bzw. wie hoch genau der Antikörpertiter sein muß, damit Immunität gegeben ist. Hierzu müßte man idealerweise Patieten mit verschieden hohen Antikörpertitern dem Virus aussetzen und scahuen, ab welchem Titer man krank wird (das wäre obiger „Goldstandard“). Da sich solche Experimente verbieten, nimmt man einfach Patienten, die nach einer Impfunng erkrankten und schaut, wie hoch unmittelbar vor der Infektion der Titer war. Das ist gar nicht so einfach - man braucht dazu tiefgefrorenes Serum zum Zeitpunkt vor der Infektion (kaum jemand bewahrt so etwas in seiner Gefriertruhe auf…) Daher weiß ich nicht, ob so ein Titer für FSME (um diese geht es hier ja, und nicht um Meningokokken?) etabliert ist. Für Masern jedoch gibt es ihn, das sind Ergebisse unseres Labors (Huiss et al., 1997)
Solange dieser Grenztiter unbekannt ist, sollte man eben alle drei bis acht Jahre impfen - die Meinungen darüber gehen auseinander, es sind bloß Schätzungen, keiner weiß es. Ich ganz persönlich meine, daß auch lange Impfintervalle besser sind als gar keine. Denn wenn einmal „was gewesen“ ist, wird sich im Ernstfall das Immunsystem so schnell an den Krankheitserreger „erinnern“ (Sichwort: „geprimte“ Lymphozyten), daß schwer verlaufende Infektionen eine Ausnahme sind.
Eine ganz andere Frage ist, ob Du diese Impfung überhaupt brauchst. Wenn Du nicht gerade Wald- oder Forstarbeiter bist, sprich: Wenn Du den Zecken nicht ausgesetzt bist, ist zwangsläufig schon das winzigste Impfrisiko größer als die Infektionswahrscheinlichkeit (die ja dann ungefähr null ist). Daher wird FSME auch nur für oben genannte Risikogruppen empfohlen, und auch das nur in Endemiegebieten wie Süddeutschland.
Genau dieses muß man „impfwütigen“ Patienten immer wieder sagen. Man will ja kein Geschäft mit der Angst machen (hoffentlich haben das jetzt alle kapiert… *g*)
viele Grüße,
Oliver