Zeichentalent fördern?

Hi!

Ich weiß ja, daß alle Eltern meinen, ihre Kinder malen ganz besonders toll *g* und Kinder malen ja eh immer gerne. Aber meine Nichte (grad 10 geworden) malt wirklich toll und bekommt auch in der Schule im Kunstunterricht die besten Noten.
Außerdem malt sie auch heute noch täglich (!), was bei anderen Kindern teilweise mit der Zeit einschläft.

Somit haben wir uns entschlossen, die Kleine ein wenig zu fördern :wink:

Ich habe selbst früher viel gemalt, bin aber zu selten und zu unregelmäßig da, um wirklich viel machen zu können :-/

  1. Frage: Buchempfehlung?
    Habe mich schon umgeschaut, finde aber nur Bücher für Kleinkinder oder Grundschüler und für Erwachsene. Die ersten sind für sie zu leicht, die anderen noch zu schwer. Leider hat sie auch eine niedrige Frustrationstoleranz, sprich wenn etwas nicht gleich klappt, gibt sie schnell auf. Außerdem liest sie nicht gerne längere oder komplizierte Texte… :-/
    Und Mutter/Großeltern sind als Vorleser weniger geeignet…

Hab unten noch ihren ungefähren Stand in einigen Punkten aufgeführt, woran es ihr hauptsächlich hapert, sind die theoretischen Grundlagen (Perspektive, Proportionen, Lichteinfall etc.).
Wünschenswert wäre ein Buch, das mit vielen Beispielen und praktischen Tipps Anfänger an diese Themen heranführt, erstmal ohne tiefer in die Materie vorzudringen (da noch zu schwer bzw. zu viel)
Kann mir da jemand was empfehlen?

  1. Was kann man sonst tun?
    Wir sorgen schon für genügend Zeichenmaterial und lassen sie einfach machen :wink:
    Richtiger Unterricht oder Kurse oder ähnliches ist eher weniger erwünscht, aus finanziellen und zeitlichen Gründen…leider…
    Und außer mir hat sonst keiner aus der Familie/Bekanntenkreis praktische Erfahrung…

Vielen Dank schon mal!

Gruß,
Sharon

Derzeitiger „Stand“

  1. malt bisher nur mit (Bunt-)Stiften und Wasserfarben

  2. Bleistiftzeichnungen:
    hat angefangen zu begreifen, wie man mit verschiedenen Strichstärken und verschieden starkem oder schrägen Aufsetzen das plastische Aussehen eines Details darstellen kann.
    Hat jetzt aber den Wunsch geäußert, mit Kohle zu zeichnen *schmunzel* - ich hab ihr geraten, die Technik erst mal mit versch. Bleistiften (von H bis 8B) zu üben.

  3. Farbgestaltung:
    Eigentlich schon immer sehr gut, ihre eingesetzten Farben harmonieren fast immer ausgezeichnet. Sie sieht z.b. auch, daß Schatten nicht einfach nur schwarz oder grau ist, sondern sogar farbig.
    Ihr letztes „Gemälde“ stellte z.b. eine Bucht bei Sonnenuntergang dar, und das hat sie nur mit den Farben schwarz und gelb gemalt, die sie dann unterschiedlich mischte (Wasserfarben). Allein das Schattenspiel auf dem gewellten Wassen - *schwärm* ich krieg das selbst nicht so hin…
    Allerdings stimmt manchmal die Position der Schatten nicht überein - der eine mal links, der daneben eher mittig bzw. unterschiedlich lang etc.

  4. Proportionen:
    Hier hapert es noch ein wenig. Bei Landschaften oder wenn sie ein Bild abmalt klappt es ganz gut, aber beim freien Zeichnen aus dem Gedächtnis von Gegenständen oder Personen klappt es noch nicht so richtig.

  5. Perspektive:
    Auch hier: Landschaften klappen ganz gut, alles andere noch nicht so.

  6. Ausarbeitung der Details:
    Hier fehlt auch noch der richtige Blick dafür, auch wenn sie es in Ansätzen richtig macht. Sie denkt es sich zwar oftmals richtig, kann es aber nicht umsetzen.

  7. Realismus vs. Abstraktion:
    klappt beides eigentlich recht gut (abgesehen von obengenannten Punkten). Abstrakte Bilder liegen ihr besonders gut.

Hallo Sharon,

nur so ein Gedanke: Ich würde bei der nächstgelegenen Kunstakademie anrufen und fragen, was so bei euch am Ort angeboten wird.

Vielleicht hilft’s ja weiter.

Gruß, AndyM

Hallo,

in dem Alter würde ich sie einfach mal „machen lassen“ Learning-by-Doing ist gerade in künstlerischen Dingen ganz, ganz wichtig. Und ob eine Perspektive „stimmt“ muss man immer aus dem Auge des Künstlers betrachten. Wenn sie wirklich „Kunst“ und nicht „Kunsthandwerk“ erlernen soll, spielen solche Dinge wirklich nicht die große Rolle, und gerade so Dinge wie das perspektivische Zeichnen setzen einfach auch ein bestimmtes Alter voraus. Da sollte man jetzt nicht nach Lehrplan dran gehen, um es „vor der Zeit“ ihr beizubiegen.

Ganz wichtig finde ich aber, ihr immer und überall die Möglichkeit zu geben, mit allen gewünschten Materialien arbeiten zu können. Und auch dabei finde ich es unwichtig, wie man diese „richtig“ einsetzt. Es kommt ausschließlich darauf an, wie sie sie für sich als richtig empfunden einsetzen will. Die richtige Verwendung von Filz und Fett stand sicher auch in keinem Lehrbuch, wo sie ein namhafter deutscher Künstler gelernt hätte, sondern entstammte seinem inneren Drang, Erlebnisse aus seinem Leben künstlerisch zu verarbeiten.

Toll wäre es zudem sicher, ihr ruhig Kunstbände „für Erwachsene“ zu schenken, mit denen man ihr die Möglichkeit eröffnet, sich mit verschiedenen Stilen und Epochen auseinander setzen zu können. Gleiches gilt auch für Museumsbesuche. In vielen Museen arbeiten übrigens Museumspädagogen und machen dort eine Menge Aktivitäten für interessierte Kinder und Jugendliche.

Mein Bruder war auch so ein ständiger Maler und Zeichner als Kind und hat z.B. schon im Vorschulalter die Kindermalschule der damals noch in Aachen untergebrachten Sammlung Ludwig besucht. Heute ist er diplomierter Grafikdesigner, FH-Dozent, … und hat einerseits aus seiner Begabung eine repektable berufliche Karriere gemacht, malt und zeichnet nebenbei aber auch noch rein künstlerisch. Ich glaube, es war nicht schlecht, dass meine Eltern damals eigentlich keinerlei Einfluss auf ihn genommen haben, sondern ihn einfach haben „machen lassen“, ihn aber immer unterstützt haben, wenn er mal etwas ausprobieren wollte. Museumsbesuche waren bei uns z.B. immer ein Angebot, nie aber ein Zwang, und da Vater beruflich auch immer viel mit Kunst und Künstlern zu tun hatte, gab es natürlich immer reichlich Gelegenheit hierzu. Aber auch du kannst mit ein wenig offenen Augen in jeder Zeitung immer wieder neu interessante Veranstaltung finden, die du anbieten könntest.

Gruß vom Wiz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Kleiner Widerspruch,
Hi wiz!

Ich habe ein klitze kleines Widerspruch, wenn ich darf…:

Alle große Maler, von dem ich gehört habe, haben, in der Tat eine große Begabung. Malen haben sie großtensteils „by doing“ gelernt.

ABER: (und jetzt mein Widerspruch) Sie hatten immer eine Anleitung von Erfahrener (zB bei Picasso stand ihm -am Anfang- sein Vater zur Seite, der Maler war und diese auch unterrichtete; Dalí würde von seinem Vater in einer Akademie geschickt).

Das sind nur zwei Beispiele, die mir auf die schnelle einfallen.

Ansonsten bin ich mit Deinen Vorschlägen ganz einverstanden.

Ganz schöne Grüße
Helena

Hallo,

in dem Alter würde ich sie einfach mal „machen lassen“
Learning-by-Doing ist gerade in künstlerischen Dingen ganz,
ganz wichtig. Und ob eine Perspektive „stimmt“ muss man immer
aus dem Auge des Künstlers betrachten. Wenn sie wirklich
„Kunst“ und nicht „Kunsthandwerk“ erlernen soll, spielen
solche Dinge wirklich nicht die große Rolle, und gerade so
Dinge wie das perspektivische Zeichnen setzen einfach auch ein
bestimmtes Alter voraus. Da sollte man jetzt nicht nach
Lehrplan dran gehen, um es „vor der Zeit“ ihr beizubiegen.

Ganz wichtig finde ich aber, ihr immer und überall die
Möglichkeit zu geben, mit allen gewünschten Materialien
arbeiten zu können. Und auch dabei finde ich es unwichtig, wie
man diese „richtig“ einsetzt. Es kommt ausschließlich darauf
an, wie sie sie für sich als richtig empfunden einsetzen will.
Die richtige Verwendung von Filz und Fett stand sicher auch in
keinem Lehrbuch, wo sie ein namhafter deutscher Künstler
gelernt hätte, sondern entstammte seinem inneren Drang,
Erlebnisse aus seinem Leben künstlerisch zu verarbeiten.

Toll wäre es zudem sicher, ihr ruhig Kunstbände „für
Erwachsene“ zu schenken, mit denen man ihr die Möglichkeit
eröffnet, sich mit verschiedenen Stilen und Epochen
auseinander setzen zu können. Gleiches gilt auch für
Museumsbesuche. In vielen Museen arbeiten übrigens
Museumspädagogen und machen dort eine Menge Aktivitäten für
interessierte Kinder und Jugendliche.

Mein Bruder war auch so ein ständiger Maler und Zeichner als
Kind und hat z.B. schon im Vorschulalter die Kindermalschule
der damals noch in Aachen untergebrachten Sammlung Ludwig
besucht. Heute ist er diplomierter Grafikdesigner, FH-Dozent,
… und hat einerseits aus seiner Begabung eine repektable
berufliche Karriere gemacht, malt und zeichnet nebenbei aber
auch noch rein künstlerisch. Ich glaube, es war nicht
schlecht, dass meine Eltern damals eigentlich keinerlei
Einfluss auf ihn genommen haben, sondern ihn einfach haben
„machen lassen“, ihn aber immer unterstützt haben, wenn er mal
etwas ausprobieren wollte. Museumsbesuche waren bei uns z.B.
immer ein Angebot, nie aber ein Zwang, und da Vater beruflich
auch immer viel mit Kunst und Künstlern zu tun hatte, gab es
natürlich immer reichlich Gelegenheit hierzu. Aber auch du
kannst mit ein wenig offenen Augen in jeder Zeitung immer
wieder neu interessante Veranstaltung finden, die du anbieten
könntest.

Gruß vom Wiz

1 Like

hallo erstmal,

also ich finde man sollte das schon fördern, wobei ich selbst praktische anleitung hilfreich finde. ich habe hier vor ort das glück an einer kunstakademie zu arbeiten, so dass ich quasi direkt an der quelle sitze und wenn sich mir die möglichkeit bietet nehem ich selbst auch am programm teil.

bei uns gibt es aber auch kulturelle einrichtungen, die kinderkurse anbieten, die auch nicht so viel kosten.

ich denke dass jemand der erfahrung darin hat bei kindern solche talente auszuweiten, sprich kunst und umgang mit kindern, hilfreicher ist als ein buch.

bei unserem „großen“ (3 jahre alt) wurde im kindergarten auch schon festgestellt, dass er mit hingabe malt und zeichnet, sollte das so bleiben werden wir das natürlich fördern ;o)

gruß jörg

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

in dem Alter würde ich sie einfach mal „machen lassen“
Learning-by-Doing ist gerade in künstlerischen Dingen ganz,
ganz wichtig.

Ok, dann haben wir ja bis jetzt alles richtig gemacht *g*

Wir wollten uns da eigentlich auch nicht einmischen, haben ihr „Talent“ auch nicht ganz ernst genommen oder - besser gesagt - nicht gewollt, uns ein kleines „Genie“ zu züchten. Wenn sie Spaß dran hat, dann soll sie malen, wenn nicht, dann halt nicht.

Nur hatten wir schon langsam Sorgen bekommen, daß sie uns irgendwann vorwirft, wir hätten die Sache zu sehr schleifen lassen und sie zu wenig unterstützt.

und gerade so
Dinge wie das perspektivische Zeichnen setzen einfach auch ein
bestimmtes Alter voraus. Da sollte man jetzt nicht nach
Lehrplan dran gehen, um es „vor der Zeit“ ihr beizubiegen.

Nun, sie zeigt aber schon die ersten Ansätze für einige Techniken. Lernt sie es alleine ohne irgendeine Anleitung sehen wir die Gefahr, daß sich Fehler einschleichen, die sie später nicht mehr beheben kann, weil sie zu sehr eingefahren sind. So nach dem Motto: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Toll wäre es zudem sicher, ihr ruhig Kunstbände „für
Erwachsene“ zu schenken, mit denen man ihr die Möglichkeit
eröffnet, sich mit verschiedenen Stilen und Epochen
auseinander setzen zu können.

So wie ich das einschätze, ist das aber wirklich noch zu viel für sie. Und überfordern wollen wir sie ja nu gar nicht!

Gleiches gilt auch für
Museumsbesuche. In vielen Museen arbeiten übrigens
Museumspädagogen und machen dort eine Menge Aktivitäten für
interessierte Kinder und Jugendliche.

Das ist in der Tat ein guter Tipp - danke! :smile:
Da ich selber kein Museumsgänger bin, wußte ich das nicht…

Ich glaube, es war nicht schlecht, dass meine Eltern […]
ihn einfach haben
„machen lassen“, ihn aber immer unterstützt haben, wenn er mal
etwas ausprobieren wollte.

So in etwa dachte ich mir das auch :wink:
Wir wollen ja auch nicht zuviel machen! Im Gegenteil, eigentlich wäre es uns lieber, sie würde eher Mathe lernen als zu malen *g*
Aber wenn sie das halt will und es gut kann, warum nicht ein wenig dabei helfen? Vielleicht will sie ja später beruflich oder hobbymässig in der Richtung was machen - wir wollen ihr einfach die Option offen halten :wink:

Gruß und danke :wink:
Sharon

Hi!

an die Kunstakademie wollten wir sie ja nicht schicken - schließlich ist sie „nur“ gut, aber noch lange kein Genie *bg*

aber das

nur so ein Gedanke: Ich würde bei der nächstgelegenen
Kunstakademie anrufen und fragen, was so bei euch am Ort
angeboten wird.

ist ein guter Tipp, vielleicht können die uns ja Ratschläge geben…

danke dir!

Gruß,
Sharon

Hi!

also ich finde man sollte das schon fördern, wobei ich selbst
praktische anleitung hilfreich finde.

Ja, genau daran dachte ich primär auch. Daher auch meine Frage nach einem geeigneten, einfach aufgebautem Buch. Denn leider versteht der Rest meiner Family nicht allzu viel/gar nichts von Kunst und Malerei… :-/

bei uns gibt es aber auch kulturelle einrichtungen, die
kinderkurse anbieten, die auch nicht so viel kosten.

Bleibt dann halt immernoch das zeitliche Problem und auch unser Hintergedanke, daß wenn es richtiger Unterricht ist, sie schnell das Interesse verlieren könnte…
Sowas ist nämlich nicht ihr Ding und, wie gesagt, hat sie eine niedrige Frustrationstoleranzgrenze.

ich denke dass jemand der erfahrung darin hat bei kindern
solche talente auszuweiten, sprich kunst und umgang mit
kindern, hilfreicher ist als ein buch.

Das seh ich absolut genau so! Nur scheitert es irgendwie an der Umsetzung…
Aber ich werd mich da trotzdem mal schlau machen, ein ähnlicher Tipp kam ja auch von Andy. Vielleicht gibt es da doch irgendeine Möglichkeit :wink:

Danke auch dir!
Gruß,
Sharon

ist ein guter Tipp, vielleicht können die uns ja Ratschläge
geben…

Genau das meinte ich :smile:

danke dir!

Gerne geschehen.

Gruß, AndyM