Zeiten im Altertum

Hi!

Welche Zeitbegriffe waren im Altertum üblich?

Tag - das dürfte ein Selbstgänger sein.
Woche - ??? Und wenn ja, mit wie vielen Tagen?
Monat - der sich am Mondlauf orientierte?
Stunde/Minute/Sekunde - überhaupt bekannt? Und wie gemessen?

Hat da jemand Informationen?

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich!

Ich bin jetzt weiß Gott kein Experte auf diesem Gebiet, aber was mir dazu einfällt, will ich gern teilen:

  • Die Woche ist meines Wissens nach erst durch die Religionen installiert worden, sowohl Judentum als auch Christentum legen die 7-Tage-Woche als Standard fest (vgl. Genesis)
  • Der Monat ist, wie richtig vermutet wurde, am Mondlauf orientiert gewesen, man sprach auch geläufig von „Monden“ und meinte damit Zeiträume. Im Römischen Reich waren zunächst 10, nach Cäsar und Augustus 12 Monate bekannt, die auch unseren heutigen noch die Namen geben (deswegen ist nach den neu eingeführten „Juli“ und „August“ jeder weitere Monat um 2 verschoben, Bsp: „Oktober“ von octa=8, aber Monat Nr.10). Noch weiter zurück im alten Ägypten gab es glaube ich auch Monate, jedoch war der komplette Kalender an den Nilüberschwemmungen orientiert und es gab 3 agrarisch geprägte Jahreszeiten, die wiederum jeweils in 4 Monate eingeteilt wurden.
  • Die Stunden waren im Grunde auch bekannt, zumindest spricht man im Lateinischen von horas=Stunden, allerdings nicht im heute bekannten Rythmus von Mitternacht und Mittag, sondern es wurde ab Sonnenaufgang mit der ersten Stunde begonnen zu zählen. Damit war kein einheitliches System übers Jahr gegeben, aber gemessen am Tagesablauf doch recht praktisch. Soweit ich weiß, wurden die Stunden anfangs nur an der Sonnenuhr abgelesen und auch danach eingeteilt.
  • Was Minuten und Sekunden angeht, kann ich nur mutmaßen, dass vielleicht das theoretische Wissen um diese Zeitspannen vorhanden war, aber 1) eine Messung fast unmöglich sein konnte und 2) der praktische Bezug völlig fehlte, denn es hat einfach keinen interessiert, ob es „5 vor“ oder „5 nach“ ist…

Wie es sich im antiken Griechenland verhält, kann ich absolut nicht mit Gewissheit sagen, würde mich aber auch mal interessieren. Ansonsten bleibt wohl festzuhalten, dass die altertümlichen Zeiteinteilungen hauptsächlich nach Landwirtschaft und Jahreszeiten gerichtet waren, weniger nach Stunden, Minuten oder gar Sekunden.

Grüße,
the_digger

kleine Korrektur
Hallo Digger,

Im Römischen Reich waren zunächst 10,
nach Cäsar und Augustus 12 Monate bekannt, die auch unseren
heutigen noch die Namen geben (deswegen ist nach den neu
eingeführten „Juli“ und „August“ jeder weitere Monat um 2
verschoben, Bsp: „Oktober“ von octa=8, aber Monat
Nr.10).

die ollen Römer kannten - von irgendwelchen dunklen Urzeiten abgesehen - schon immer 12 Monate, allerdings wurde der Quintilis zu Juli und der Sextilis zu August umbenannt, jeweils zu Ehren der bestreffenden Herrschaften; einher mit der Sache ging auch eine Kalenderreform (http://de.wikipedia.org/wiki/Julianischer_Kalender)

Die Monate haben sich auch nicht verschoben, sondern die seltsame Zählung lässt sich ganz einfach erklären, wenn man weiß, dass das römische Jahr ursprünglich mit dem März begann (http://de.wikipedia.org/wiki/Kalender_%28R%C3%B6misc…).

Wochen in dem Sinne hatten die guten Römer noch nicht und auch die Zählung der Tage im Monat war für unsere Verhältnisse ungemein kompliziert (http://de.wikipedia.org/wiki/Kalender_%28R%C3%B6misc…), aber es gab massenweise Festtage über das ganze Jahr verteilt (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Feste_und_Fei…), so dass die Arbeit nicht überhand nahm… ;o)

  • Die Stunden waren im Grunde auch bekannt, zumindest spricht
    man im Lateinischen von horas=Stunden, allerdings nicht
    im heute bekannten Rythmus von Mitternacht und Mittag, sondern
    es wurde ab Sonnenaufgang mit der ersten Stunde begonnen zu
    zählen. Damit war kein einheitliches System übers Jahr
    gegeben, aber gemessen am Tagesablauf doch recht praktisch.
    Soweit ich weiß, wurden die Stunden anfangs nur an der
    Sonnenuhr abgelesen und auch danach eingeteilt.

Schon seit denZeiten der Ägypter waren - zum Teil äußerst ausgefeilte - Wasseruhren bekannt: http://de.wikipedia.org/wiki/Wasseruhr

Beste Grüße

=^…^=

Welche Zeitbegriffe waren im Altertum üblich?

Hallo, Heinrich!
Ziemlich schwierige Sache das. Schwer zu erforschen und eigentlich ständig in Veränderung. Ganz allgemein:
Ägypten kannte zwei Kalendarien
a) am Mond orientiert (also „lunar“): 12 Durchläufe als ein Mondjahr ohne Rücksicht auf das Vegetationsjahr. Bald unbrauchbar wegen der regelmäßigen Wiederkehr von Bewässerung, Feldbestellung, Steuerterminen usw.
Deshalb für die Praxis Einführung von 12 Monaten mit 3 x 10 Tagen; praktisch wegen der Zählbarkeit mit Hilfe der Finger. (Dies wohl überhaupt der Ursprung der Einteilung von irgendwas nach Dekaden!)
Der Anfang dieses (360-Tage-)Jahres wurde ausgerufen, wenn die Schleusen des Beflutungsbassins geöffnet wurden (ca. 4. Augustwoche unserer Zählung): also letzten Endes ein „neilotisches“ Jahr.
b) das am Sirius-Aufgang orientierte Naturjahr, auch schon seit dem 3. Jahrtausend: Beginn mit der Grünfärbung des Nil zur Zeit der Sommersonnenwende, mit drei gleich langen Tetramenien/Jahreszeiten zu je vier Monaten (echet/Überschwemmung, projet/Winter, shomu/Sommer).
Die sonstigen ägypt. Kalendarien lassen sich auf diese beiden zurückführen
In Griechenland stand man von Anfang an vor dem Problem, das herkömmliche leicht zu beobachtende Mondjahr mit dem ebenfalls bereits bekannten Sonnenjahr in Einklang zu bringen. Dabei haben wohl die Griechen in Kleinasien ein Rolle gespielt: denn dort hat ja Thales die Sonnenfinsternis vom 28.5.585 v. Chr. vorausgesagt. Die Übernahme der kleinasiatischen Erkenntnisse ging wahrscheinlich unter sakralen Gesichtspunkten, sicher nicht ohne Mithilfe der Orakelpriesterschaft von Delphi, vor sich. Zumindest das ganze attische Kalenderwesen mit den Terminen für Feste und Opfer (eingeführt unter Solon im 7. Jh.) ging auf delphischen Einfluss zurück; Platon rät (Leges 828 a), die Feste wie immer schon nach den Orakelsprüchen von Delphi festzulegen.
Im übrigen ist das Kalenderwesen der Griechen infolge der landschaftlichen Zersplitterung in einzelne Stämme nur schwer fassbar.
Das Gleiche gilt für Kalenderwesen und Chronologie der Völker in Kleinasien.
Bei den Römern hatte der erste Kalender, als dessen Erfinder der König Numa galt, 10 Monate. Aber der vor-cäsarische Kalender hatte bereits 12 (Mond-)Monate mit 355 Tagen. Er begann mit dem Frühlingsmonat März und hatte 4 Monate à 31 Tage, 7 Monate à 29 Tage und den Februarius mit 28 Tagen.
Im Jahr 153 v. Chr. wurde der Jahresanfang auf den Januar vorgezogen, ohne die herkömmliche Benennung nach der Zählung zu verändern, so dass der Juli weiterhin Quinctilis (Fünfter) hieß usw. bis zum Decembris (Zehnter). Innerhalb der Monate blieb man bei der Datierung entsprechend dem Mondzyklus: Rückzählung der Tage von den Fixpunkten Kalendae, Nonae, Idus aus.
Cäsar glich bei seiner Reform den aufgelaufenen Fehlbestand von 90 Tagen aus. Dieser Kalender wurde zum Ursprung der europäischen Zeitrechnung.
Interessanterweise zeigt der christliche Festkalender eine Verquickung von Mond- und Sonnenjahr:
Die unveränderlichen Festtage Weihnachten und die Heiligenfeste) sind durch das Sonnenjahr festgelegt),
die veränderlichen Festtagsdaten (Ostern mit Fastenzeit, Christi Himmelfahrt, Pfingsten) folgen dem Mondjahr [Terminierung des Osterfestes auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond].
Für die 7-Tage-Woche sind nicht nur Juden- und Christentum wichtig, sondern auch antike Kulte, z. B. der Mithraskult; sonst wären die Wochentage nicht nach den antiken Planetengöttern (mit bei den Germanen adaptierter Benennung nach deren Gottheiten).
Schönen Gruß!
Hannes

Hallo der Klassiker zur Chronologie ist de Grotefendt http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefe…
der offiziell zwar erst mit dem Mittelalter einsetzt aber viele Hinweise zu älteren Systemen eingestreut hat.
Aber es kann ja sein dass dich noch andere Zeitrechnungsfragen quälen :wink:
Gruß Susanne

Danke allen! (owT)
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