Hallo Christopher,
danke für Deinen orthographisch-grammatikalisch
guten Artikel. Dafür hast Du Dir ein Lob verdient.
Aber nur dafür 
wenn ich mir die Antworten hier durchlese, so scheint es
leider vollkommen aus der Mode gekommen zu sein, Kinder auf
die Realität dieser Welt vorzubereiten.
Warte warte warte - so funktioniert das nicht.
- es handelt sich um Kinder,
- „Realität“ ist eine Interpretationssache.
Die beste Vorbereitung auf die „Realität“ ist imho
nicht die Konditionierung für Äusserlichkeiten.
Und ein Zeugnis *ist* eine Äusserlichkeit. Wie
ein Zeugnis „ausfällt“, hängt von vielen Bedingungen
ab, insbesondere vom persönlichen Verhältnis des
Schülers zum jeweiligen Lehrer.
Und noch was: wenn Du zwei Kinder hast, dann bildest
Du auch eine „Schicksalsgemeinschaft“ mit Deinen
Kindern. Eines der Kinder hat z.B. Probleme in einigen
Fächern. Du arbeitest viel und hart mit dem Kind
am Problem. Dieses Kind hat vor allem soziale Kompetenzen,
diese führen jedoch nicht zu einer besseren Mathenote.
Dein anderes Kind ist ein Talent. Algorithmisches Denken
ist seine Stärke. Es lernt nie und hat immer gute Zensuren.
Jetzt kommen die Zeugnisse. Das talentierte Kind hat viele
viele Einsen, das andere Kind hat in Mathe mit ach und Krach
die Zwei geschafft.
Jetzt entlohnst Du nach „Zeugnis“, das eine Kind erhält
z.B. 25 Euro, das andere Kind gar nichts (keine Eins dabei).
Welche Botschaft würdest Du mit dieser „Entlohnung“ den
Kindern mitgeben, auf welche Art der „Realität“ bereitest
Du die Kinder vor?
Lieber verhätschelt man die „lieben Kleinen“ achtzehn Jahre lang
völlig unsinniger Weise und wundert sich dann womöglich noch,
dass sie diese oder jene Normalität als hart oder ungerecht
empfinden.
Machen wir uns nichts vor. Die Realität im „Erwachsenenleben“
sieht imho immer mehr so aus:
Leistungsorientierung -> Enttäuschung -> soziale Vereinsamung ->
Alkohol -> psychische Probleme -> …
Kannst Du durch Deine Noten-Entlohung eine solche „Realität“
vermeiden helfen?
Man bedenke: Es geht hier nicht um
Liebesentzug, es geht um schnöden Mammon, den ich jemandem für
eine Leistung geben soll, die er nicht erbracht hat.
??
Eine Zuwendung ist auch eine Schätzung. Zeig mir das Kind,
das sich nicht zurückgesetzt (weniger angenommen) fühlt,
wenn es trotz Anstrengung und Misserfolg von den Eltern
die Botschaft erhält „wir unterstützen nur Sieger“.
Wie käme
ich dazu? Ich bin zum Beispiel schlecht in Sport, während
andere im Schulsport brillieren und privat eine Medaille nach
der anderen holen. Habe ich jetzt aus Gerechtigkeitsgründen
Anspruch auf eine Urkunde oder Medaille, obwohl ich den
Schlagball kaum dreißig Meter weit bekomme?
Unsinniger Vergleich. Ein Wettkampf ist ein Wettkampf.
In diesem stellt man sich - und die Regeln sind von vorne herein
klar. Die Medaille ist ein Symbol für den errungenen sportlichen
Rang - eher vergleichbar mit dem Zeugnis.
Und wenn ein Kind trotz härtester Anstrengung verliert,
sind die Eltern dazu da, es zu trösten „indem sie das
Gleichgewicht wieder herstellen“ und dem Kind demonstrieren
„für uns bist Du auch ein Sieger weil Du überhaupt so weit kamst“.
Du wirst mir doch wohl nicht erzählen, dass Dir irgendein Chef
dieser Welt tausend Euro mehr überweist, weil eine Kollegin so viel
verdient, die sich auch nicht mehr anstrengt als Du.
Das ist ein völlig unapssender Vergleich. Für einen „Chef“
sind Angestellte „Sklaven“, für deren „Erhaltung“ er aufkommen
muss, damit sie ihm dienen (streng gesprochen
.
Ich kann kein Verständnis aufbringen für ein
stumpfsinniges Gutmenschentum, das anscheinend verlangt, dass
jeder in jeder Disziplin Anerkennung erntet, ob er sie
verdient hat oder nicht. Es ging hier um Geld, nicht um Liebe
oder Verständnis, Du erinnerst Dich? Deine Antwort war
bestenfalls in Vergessenheit dieser Tatsache deplatziert.
Hier verwechselst Du imho die Spielregeln einer
„leistungsorientierten Gesellschaft“, welche ihre
Konstituenten „ängstigt und krank macht“ – mit den
realen Bedürfnissen von Kindern.
Grüße
CMБ