Ziel:Steuerberatung; Problem:'falsche' Fachrichtug

Hallo liebe Forengemeinde,

seit anderhalb Jahren studiere ich Betriebswirtschaftslehre and der Berufsakademie. In einem guten Jahr werde ich dann meinen Abschluss als Bachelor of Arts in der Fachrichtung Service-Consulting machen (mein Schnitt liegt gerade bei etwa 1,5 und Auslandserfahrung habe ich durch ein dreimonatiges Praktikum).
Nun würde ich im Anschluss daran gerne in einer der großen Steuerberatungsgesellschaften als Assistant im Bereich Tax einsteigen und strebe mittelfristig auch das Steuerberaterexamen an.

Meine Befürchtung ist nun, dass der Einstieg in eine große Steuerberatungsgesellschaft schwierig wird da ich im Studium nicht die entsprechende Fachrichtung gewählt habe.
Deshalb will ich mir schon neben dem Studium mehr Kenntnisse im Bereich Steuern aneignen. Die Frage ist nur wie!

Ich hab bereits über die Möglichkeit Fernlehrgang nachgedacht. Da gibt es z.B. den Kurs „Steuerrecht und betriebliche Steuerlehre“ welcher aber der Beschreibung nach mehr die absoluten Grundlagen abdeckt, die bei uns im Studium aber auch schon behandelt wurden (wir hatten schon Vorlesungen wie KLR, Bilanzierung, U.besteuerung, nationale und internationale Rechnungslegung mit Steuern, Konzernrechnungslegung, Bilanzanalyse, Handels- und Gesellschaftsrecht, Fibu usw.).
Vorbereitungskurse zum Steuerberaterexamen sind wahrscheinlich wiederum zu schwer.

Was gibt es sonst für Möglichkeiten?
Fachliteratur ist die andere Sache. Was wäre da zu empfehlen?

Ich möchte 5-10 Stunden wöchentlich für die Vorbereitung investieren und es wäre natürlich super wenn ich danach irgendeinen Nachweis hätte, Zertifikat oder Prüfung, der mir bei den Bewerbungen anschließend einen Vorteil bringen könnte.

Ich bin für jeden Tipp dankbar und freue mich auf Antworten!

Servus,

im Vergleich zu den frühen 1990er Jahren, als ich in die Branche eingestiegen bin, spielen heute zwar alle möglichen Zettelchen, Zertifikate und sowas wieder (hélas!) eine viel größere Rolle.

Dennoch möchte ich anregen, schlicht mal in dem Metier Hand anzulegen, etwa während vorlesungsfreier Zeiten oder auch an einzelnen Nachmittagsstunden usw.: Freilich ist die Theorie im Steuerrecht ziemlich wichtig, aber die andere Seite, das alltägliche Tun, spielt schon auch eine Rolle. Meines Erachtens durchaus auch in den Augen vieler „Entscheider“, die in Zukunft über eine Einstellung als Assistent oder Prüfungsanwärter befinden werden: Es ist schon schön, wenn man z.B. das beliebte Klausurthema „Bilanzansätze und AfA bei Immobilien“ durch alle Tempora und Modi runterrasseln kann. Aber auch überaus hilfreich, wenn man das vor dem Hintergrund von einigen Dutzenden ESt-Veranlagungen tut, die man selber in den Fingern gehabt hat: Da kommt dann ein fester Boden rein, wenn man öfter mal die Fragestellungen in einem konkret vorliegenden Fall erst erkennen musste.

Daher also der Vorschlag: Mal schauen, wo es Möglichkeiten gibt, mal in der Praxis Buchen, Bilanzieren und das Zusammenschrauben von ESt-Erklärungen kennen zu lernen. Es hat in den typischen „Mädchenberufen“ der Branche unverändert viele Arbeitsplätze von Teilzeit-Müttern, die nachmittags ohne weitere Kosten zur Verfügung stehen. Und sowohl ein StB als auch ein WP werden von allen Beteiligten viel mehr respektiert, wenn sie das Handwerk von Grund auf beherrschen.

Ich erinnere mich an eine Kollegin, die zwar bei der IHK Kandidaten für die Bilanzbuchhalterprüfung unterrichtete, aber nicht in der Lage war, einen ganz banalen Saldenvortrag für die Eröffnungsbilanz durchzuziehen - folgerichtig auch nichts damit anzufangen wusste, wenn sie die zugehörige Schlussbilanz belegen und/oder erläutern sollte. Wie die Frau es später geschafft hat, sich fachlich auch nur ein Minimum an Respekt zu verschaffen, kann ich mir nicht vorstellen - ich habs auch nicht verfolgt.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Vielen Dank erstmal für die ausführliche Antwort!
Ich glaube auch, dass es das beste ist Praxiserfahrung zu sammeln.
Leider ist es von meinem Arbeitgeber aus nicht möglich, dass ich nebenher arbeite und eine vorlesungsfreie Zeit haben wir in dem Sinne ja nicht sondern eben die 30 Tage Urlaub im Jahr.

Deshalb dachte ich eben wenn es schon nicht möglich ist die Praxiserfahrung zu sammeln dann lieber Kenntnisse in der Theorie sammeln als gar nichts.

Aber vielleicht können Sie da auch einen Tipp geben?
Oder auch jemand anders?

Servus,

in diesem Fall täte ich mich mit den Büchern aus der „Grünen Reihe“ aus dem Fleischer EFV Verlag beschäftigen. Die werden von Überfliegern und vor allem von solchen, die gerne wirken wollen als ob, hie und da mit hocherhobener Nase als „Kochbücher“ verspottet, aber es gibt auch allerhand „Cracks“ mit eindrucksvoller Fassade, die sie heimlich zwischen Rollcontainer und Schreibtischplatte versteckt doch ganz gerne zu Rate ziehen.

Freilich gibts für diese Lektüre keinen Schein, aber die damit erworbenen Kenntnisse führen leicht dazu, dass Leute aus der Branche sozusagen den Stallgeruch erkennen - d.h. wenns denn mal zu einem Gespräch kommt, hilft das dann schon.

Schöne Grüße

MM