Ich habe im Haus mehrere Lampen, Steckdosen, Schalter usw., die über Philips Hue mit Zigbee bedient werden. Teilweise von Philips, teilweise aber auch von Lidl & Co.
Da wir mittlerweile mit 4 Personen im ganzen Haus sehr viele Geräte darüber bedienen, sind wir auch irgendwie in dieser Zigbee-Welt gefangen. Ich habe aber das Gefühl, dass es immer schwieriger ist, Geräte zu annehmbaren Preisen zu feinen. Früher gab es immer mal Angebote bei Aldi oder Lidl, aber das habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Oder täusche ich mich da?
Ich habe jetzt z.B. eine einfache runde Deckenleuchte (RGB), die leider durch einen Wasserschaden kaputt gegangen ist und finde keinen preiswerten Ersatz.
Der Wechsel weg von Zigbee/Hue auf ein anderes System scheint mir aber kurzfristig viel zu teuer – oder gibt es da eine Möglichkeit (Bin technisch eher der interessierte Hobby-Laie).
Einerseits kann Philips Hue ja nicht nur ZigBee, sondern auch Bluetooth. Andrerseits gibt es beleuchtungsmäßig nicht gerade viele Alternativen, aber auch die benutzen hauptsächlich ZigBee. Natürlich gibt es auch WiFi- und Bluetooth- und propietäre System, aber Vorteile gegenüber ZigBee fallen mir da jetzt nicht gerade ein.
Ich habe jetzt gerade erst auf Hue umgestellt bzw. automatisiert bzw. bin gerade dabei (derzeit nur mal die Leuchtmittel, Leuchten werden dann im Laufe der Jahre kommen) und da ich schon jahrelang mit dem Gedanken gespielt habe, finde ich, dass es immer einfacher und preisgünstiger wird, auf ZigBee umzustellen.
Es stellt sich halt auch die Frage, was Du unter „preiswert“ verstehst, denn wenn ich hier nachschaue, gibt es mE genug preiswerte Deckenleuchten (ob die alle ZigBee 3.0 erfüllen, hab ich nicht nachgesehen).
Eigentlich ist Zigbee eine der besten Optionen für Heimautomatisierung / Funksteuerung.
Ein großes Problem ist, dass oft viele Hersteller schon bei der Funkverbindung proprietäre Dinge machen, ein Empfänger eines Herstellers die Daten des Senders eines anderen Herstellers gar nicht erst empfangen kann. Zigbee ist ein verbreiteter Standard, dass heißt, dass alle Zigbee-Geräte im Prinzip miteinander kommunizieren können. Kommunikation heißt aber noch nicht „verstehen“. Das heißt, welches Kommando muss man schicken, damit das Licht im Wohnzimmer angeht. Das Protokoll von HUE ist bekannt, so dass im Prinzip auch Lampen von anderen Herstellern das verstehen könnten.
Manche Geräte lassen sich per Bluetooth oder WLAN steuern. Auch hier, die Funkverbindung ist absoluter Standard, es kommt wieder drauf an, wie man mit den Geräten redet.
Aber: Grade Bluetooth und auch WLAN reichen ggf. nicht bis in den letzten Winkel des Hauses. Da hat Zigbee den Vorteil, dass im Prinzip jedes Gerät als Repeater fungieren kann, und das Kommando so über Umwege dennoch ankommt.
WLAN ist zudem für batteriebetriebene Geräte keine gute Wahl, weil der Stromverbrauch so hoch ist, dass die Batterie in kürzester Zeit leer ist. BluetoothLE wäre eine Option, wäre da nicht die Reichweite.
Daher: Ich würde bei Zigbee bleiben, wenn ich das schon habe. Das Zeug mag teuer geworden sein, aber ein Systemwechsel wäre noch teurer. Mit Pech brauch ich dann auch noch unterschiedliche Apps / Fernbedienungen dafür…
Zigbee/HUE ist für Leuchtmittel mE immer noch 1. Wahl, wobei original Signify/Philips vs. LEDVANCE und Co. zwar teurer, meiner Erfahrung nach aber auch besser ist (diverse LEDVANCE Steckdosen haben hier im Haus über die Zeit ihre Kopplung verloren und mussten neu angelernt werden).
Das Öko-System wurde von Signify/Philips inzwischen auch in den Bereich von Kameras erweitert, ist aber weit entfernt von dem, was andere Anbieter so machen/können, wenn man denn bei der HUE-App bleiben will, und sich nicht mit anderen Bedienoptionen beschäftigen will.
Will man mehr machen, gibt es also insbesondere zwei Möglichkeiten: Man bleibt vom Protokoll her bei Zigbee, und sucht sich eine Oberfläche/Bedienmöglichkeiten, die mehr als die von HUE können, um z.B. Heizungsthermostate steuern zu können. Oder man arbeitet zwei- bis mehrgleisig in Bezug auf das Protokoll und hat dann entweder mehrere Oberflächen, mit denen man sich rum schlagen muss, oder fasst wieder alles unter einer Oberfläche zusammen.
Ich bin letzteren Weg gegangen, und habe hier einerseits Zigbee, andererseits aber auch Homematic, noch etwas Z-Wave und einige speziellere Dinge im Einsatz, die von einem openHAB-Server gemeinsam verwaltet werden, der auch diverse einheitliche Oberflächen zur Bedienung/Abfrage der ganzen Geschichte bereit stellt. D.h. der Homematic Bewegungsmelder kann eine HUE-Lampe automatisch ansteuern und der Z-Wave Türkontakt verhindert, dass der Homematic Rollladenschalter den Rollladen herunterfährt, wenn gerade noch die Tür offen ist, …
Zu openHAB gibt es diverse Alternativen, die ähnliche Möglichkeiten bieten. Ihnen gemeinsam ist die Möglichkeit der kostengünstigen Installation auf einem Raspberry PI o.ä. und die Tatsache, dass man sich mehr oder weniger intensiv mit einer solchen Geschichte beschäftigen muss. D.h. das fängt dann an mit gewissen Kenntnissen im von den Servern verwendeten Betriebssystem (Standard ist hier Linux) und den eingesetzten Techniken. Und das sind leider auch „lebende“ Systeme, die man nicht einmalig aufbaut, sondern die immer wieder Aufmerksamkeit brauchen und Arbeit machen, weil da eben nicht alles vom Hersteller erledigt wird, sondern wir hier von open source sprechen, bei der viele Leute mit vielen Ideen gerne mal der Begeisterung fürs „Machbare“ erliegen und Dinge „verbessern“, die man nicht unbedingt verbessert haben will. Auch wollen Änderungen, die die einzelnen Technologien betreffen immer erst einmal von Freiwilligen erkannt, verstanden und geeignet umgesetzt werden. Zudem können die Lösungen zwar extrem viel, vieles aber auch nur über nicht unbedingt dauerhaft funktionierende Bastellösungen/workarounds und Co.
Konkrete Beispiele, um sich das besser vorstellen zu können: Ich war froh als es eine Integration für unsere Klimaanlage gab. Die funktionierte einige Monate, dann änderte der Hersteller das Protokoll. Bis das nachgearbeitet war, dauerte es Monate. Ich bin bis heute nicht dazu gekommen, mich damit ausreichend zu beschäftigen und es in meiner Installation nachzupflegen, und nutze aktuell doch wieder die Hersteller-App. Signify/Philips änderte ebenfalls die Übergabe von Farbwerten, und meine schön programmierten Szenen mit auf- und abdimmendem, augenschonenden Licht z.B. im Heimkino funktionierten nicht mehr. Auch dafür gibt es inzwischen eine Lösung, aber mir hat bislang die Zeit gefehlt, die umzusetzen.
Ich nutze Homematic für Heizungsthermostate und Rolladenaktoren, vom Vorbesitzer ist hier ein KNX-System für die Beleuchtung verbaut. Auf nem Pi4 läuft HomeAssistant, das beide Systeme und vieles mehr verknüpft.
Die Pooltemperatur wird derzeit von einem ESP gemessen und per WLAN als MQTT geschickt, daran bedienen sich Interessenten wie Homeassistant. Versorgt wird das derzeit über eine 10.000mAh Powerbank. Jo… Und die ist nach ner knappen Woche leer, weil das WLAN eben permanent Strom zieht. OK, das Ding könnte auch alle 5min die Verbindung kurz herstellen, Daten senden, und dann die Verbindung wieder trennen. Aber das allein kostet auch wieder deutlich mehr Strom. Deshalb meine ich, WLAN ist nix für batteriebetriebene Geräte. Zumal, wenn die sich nur alle 5min ins WLAN einklinken, kann man die nicht steuern.
Homematic (wireless) nutzt 868MHz und hat damit eine höhere Reichweite und Durchschlagskraft als die üblichen 2,4GHz-Anwendungen (Bluetooth, WLAN, Zigbee,…), das Protokoll ist auf extreme Stromsparsamkeit ausgelegt. Die Thermostate halten mit zwei Mignon-Zellen etwa 2 Jahre, obwohl da ein Stellmotor ist, der einiges zu leisten hat. Bei reinen Sensoren fragt man sich teilweise, ob die Selbstentladung der Batterien nicht den wesentlichen Anteil ausmacht…
Generell ist Homematic ein geschlossenes System, es gibt kommerziell nichts, was damit irgendwie kompatibel wäre. Mit AskSin++ existiert eine Arduino-Library, und es gibt eine kleine Community, die Originalgeräte nachbaut, und eigene entwickelt. Ich werde meine Pool-Sensoren auch darauf umrüsten, weil ich dann die nächsten Jahre Ruhe bezüglich Stromversorgung habe. Aber: Das ist eben was für Bastler, die Spaß dran haben.
Ich hab auch über Zigbee / Z-Wave nachgedacht, die Funkmodule liegen aber auch bei >20€, die Batterielebensdauer ist etwas niedriger, und ich brauche dafür auch erstmal ein Gateway. Die Module für Homematic (CC1101) gibt es ab 4€.
Bei KNX hat Siemens seine Finger im Spiel. Obwohl da UART über das Bus-System läuft, ist die Signalform äußerst speziell, viele haben schon versucht das nachzubauen, und sind gescheitert. Letztlich gibt es einen Chip, der das kann. Und da steht Siemens drauf, was den Preis gleich verzehnfacht. Ansonsten ist KNX zwar ein System, so dass praktisch jeder sofort loslegen kann, aber das Protokoll ist alles andere als trivial, die Doku tausende Seiten stark.
Jedenfalls, für beide Systeme braucht es erstmal ein Gateway, um die ins Netzwerk zu bringen, also nochmal zusätzliche Geräte.
Am Stromzähler überwacht ein ESP Leistung, Verbrauch und Spannung, der schickt das auch per WLAN und MQTT. Der Brenner der Zentralheizung nutzt ein ganz eigenes Bussystem, dafür habe ich auch ein Gateway, das in per LAN und MQTT anbindet.
Und dann eben HomeAssistant, um das alles unter einen Hut zu bringen. Einheitliche Weboberfläche und App, in der das meiste schick dargestellt und / oder direkt bedient werden kann. Am Handy habe ich ein paar Automatisierungen zusammengeklickt (!):
Wenn der Griff der Terrassentür in die waagerechte position geht, dann gehen die Heizkörper aus. Falls die Sonne untergegangen ist, geht draußen auch das Licht an. Und die Rollade geht hoch.
Wir der Griff nach oben bewegt, gehen nur die Heizkörper aus.
Wird er nach unten bewegt, geht das Licht aus, und die Heizkörper wieder an.
Das hat mich neugierig gemacht. Ich habe mal einen Aktor aufgehebelt und da hängt ein Chip von ST am KNX - witzigerweise heißt der dann auch STKNX. Laut Datenblatt ist das der Transciever am Bus, extrahiert aus dem Bus die Versorgungsspannung und liefert TX und RX Daten an den Microcontroller dahinter. Das Teil liegt bei 4€.
Das Protokoll an sich ist simpel, die Struktur ist einfach: Quelladresse, Zieladresse, Art des Telegramms, Inhalt.
Vereinfacht: 0.1.12 an 0.1.24, Schalten, 1.
Der riesige Vorteil: Alles ist zertifiziert und daher kompatibel. Ich habe 1998 ein System installiert - damals noch unter dem Namen EIB - und habe da letztes Jahr Erweiterungen durchgeführt.
Ein Gira Aktor, gekauft 2024, spricht problemlos mit einem Busch-Jäger Sensor von 1998.
Fun fact: Die Projektdatenbank hatte ich damals auf einer 3,5" Diskette beim Kunden gelassen. Ich hatte sie selber auch gesichert - aber vergessen, wo ich sie gesichert hatte.
Ich musste mir extra ein 3,5" Laufwerk kaufen, um damit was anfangen zu können. Viel Glück gehabt, dass die Disk noch lesbar war. Kunde sagt etwas vorwurfsvoll „Warum haben Sie denn keinen USB-Stick genommen?“.
Tja, der war 1998 noch nicht erfunden.
Reden wir 2050 wohl noch über ZigBee, Homematic und Co.? Da würde ich keinen Euro drauf verwetten.
Meine Glaskugel ist leider gerade in Reparatur. Aber KNX ist eine andere Liga. Nichts, was man recht problemlos (drahtlos) von jetzt auf gleich in einem Bestandsgebäude mit klassischer 3*1,5-Verdrahtung und sogar in einer Mietwohnung aufbauen, und in einem Jahr wieder ausbauen und mitnehmen kann, recht laientauglich ist und auch entsprechend beworben/angeboten wird und finanziell überschaubar ist, weil man es alleine für sich häppchenweise wie gerade Zeit, Geld, Bedarf ist, aufbauen kann. Heute einen Homematic IP AP und zwei Heizungsregler gekauft, Stecker in die Steckdose, WLAN verbinden, die beiden klassischen Regler abgeschraubt und die HM-Regler angeschraubt, angelernt und fertig. Nächsten Monat zwei Lichtschalter ausgetauscht, angelernt, fertig. In einem halben Jahr noch zwei Rauchmelder, … In einem Jahr Schublade auf, die beiden ursprünglichen Regler und Schalter wieder eingebaut, ausgezogen, und die Komponenten in der nächsten Wohnung wieder eingebaut.
KNX ist definitiv eine gute Sache bei Neubau und Komplettsanierung, wenn man das nötige Kleingeld hat, um sofort im gesamten Objekt eine zusätzliche Bus-Verkabelung vorzusehen. Aber selbst heute macht das kaum jemand, wenn er froh ist, irgendwie noch finanzierbar sein kleines Häuschen zu bauen. Vom Bestand gar nicht zu sprechen.
Ich habe mit etwas mehr Weitblick und Geld Anfang der 2000er noch Leitungen für eine ggf. mal kommende Alarmanlage und recht großzügig Cat.5 verlegen lassen. Die Fenster melden ihren Zustand inzwischen über Z-Wave und Homematic, weil ich die entsprechenden Sensoren ohnehin für die Heizungssteuerung und zur Kontrolle beim Verlassen des Hauses nutze. Und trotz Cat.5 an jeder Ecke haben wir natürlich inzwischen mehr drahtlose als kabelgebundene Geräte im Einsatz. Soviel Vorhersage über nur 20 Jahre.