Zigeuner - Vorurteile

Hallo!

Ich lese gerade ein Buch, in dem Vorurteile gegen Zigeuner thematisiert werden. Zigeuner an sich ist ja schon ein abwertender Begriff.
Welche Menschengruppen werden denn noch abwertend behandelt und aufgrund welcher Tatsachen wird schlecht über sie geredet.

Mich interessieren die Vorurteile und die Hintergründe.

Liebe Grüße Coco

Welche Menschengruppen werden denn noch abwertend behandelt
und aufgrund welcher Tatsachen wird schlecht über sie geredet.

Juden, Homosexuelle, Südländer…

Gutmenschen

Gruß
J.

Hallo Coco

Welche Menschengruppen werden denn noch abwertend behandelt
und aufgrund welcher Tatsachen wird schlecht über sie geredet.

im Prinzip kann (und wird) jede Menschengruppe von irgendeiner anderen abwertend und/oder schlecht behandelt werden.
Meist ist der Grund Unwissen, gepaart mit einem mangelndem Selbstbewustsein.
Wenn dann eine Gruppe schwach ist, oder wehrlos, oder rechtlos, dann passiert es eben schnell, daß sie verfolgt werden

Es ist doch z.B. bezeichnend, daß in D die meisten Neonazis in Gegenden leben, in denen der Ausländeranteil sehr niedrig ist.
Je mehr man mit Ausländern zu tun hat, desto schneller erkennt man, daß es die gleichen Menschen sind.

Gandalf

Servus Coco,

Zigeuner an sich ist ja schon ein abwertender Begriff.

Ist er das? Warum?

Soll man lieber à la mode so tun, als wäre die Welt Zigeuner jenseits von Sinti und Roma zu Ende - man grenzt die anderen Stämme dann aus, und „Ausgrenzen“ ist ja auch so was Schreckliches!

Schöne Grüße

MM

Hallo Coco,

Ich lese gerade ein Buch, in dem Vorurteile gegen Zigeuner thematisiert werden. Zigeuner an sich ist ja schon ein abwertender Begriff.
Welche Menschengruppen werden denn noch abwertend behandelt und aufgrund welcher Tatsachen wird schlecht über sie geredet.
Mich interessieren die Vorurteile und die Hintergründe.

Vertriebene (ich kann mich noch gut erinnern, wie eine frühere Kollegin auf sie geschmpft hat.)
Flüchtlinge
Ausländer, denen man es ansieht, daß sie aus einem anderen Land kommen.
Arbeitslose
Kinder, deren Eltern nicht die neusten Schicky-Micky Sachen kaufen können
Deutsche, die etwas ausländisch aussehen (Ich habe von Anspucken bis zu großen Erstaunen, das ich deutsch sprechen kann, alles mögliche erlebt)
Der Hindergrund ist meist:
Zu geringes Selbstwertgefühl plus übertriebenes Selbstbewußtsein. Wenn du wachsam zuhörst, kannst du den Moment genau abpassen und dem aufgeblasenen EGO einen Stich versetzen, so daß es mit einem Zischen zusammenfällt. Allerdings ist es danach gefährlich und man sollte Selbstverteitigung beherschen . Sie versuchen etwas besseres als ihre Mitmenschen zu sein, bzw. es vorzuspiegeln, damit keiner hinter die Maske guckt.

Gruß
Monika

Hallo Coco,

Welche Menschengruppen werden denn noch abwertend behandelt

Dicke Menschen,
Beamte,
Politiker,
Raucher,
usw.
also alle Gruppen, die wir selbst nicht sind, aber auf die wir schimpfen können, wenn es uns nicht gut geht.

und aufgrund welcher Tatsachen wird schlecht über sie geredet.

Habe ich im vorherigen Posting beantwortet.

Gruß
Monika

Hallo!
Abwertend wegen der Bedeutungsverschiebung zum „Fremden, Andersartigen im negativen Sinne“.
Aus Wikipedia:
Mit dem Begriff Zigeuner wird im deutschen Sprachraum einerseits die Gesamtheit der Volksgruppen der Sinti, Roma, Lovara, Kalderasch, Lalleri, Manouche, Jerli, Jenischen sowie weiterer entsprechender Ethnien und andererseits ein Angehöriger dieser Volksgruppen bezeichnet. In aller erster Linie ist „Zigeuner“ als Sammelbezeichnung ein polizeilicher Ordnungsbegriff aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Er ist eine Fremdbezeichnung, welche wegen ihrer teilweise diskriminierenden Bedeutungsverschiebung umstritten ist und im öffentlichen Sprachgebrauch größtenteils durch Hilfskonstruktionen umgangen wird.

Grüße Coco

Liebe Monika!

Danke für deine Antwort!

Vertriebene (ich kann mich noch gut erinnern, wie eine frühere
Kollegin auf sie geschimpft hat.)

Was hat sie denn genau über die Vertriebenen gesagt? Hat sie sich über Aussehen, Kultur, Moral beschwert oder hat sie gar Gerüchte weitergetragen, Geschichten erzählt? In dem Buch, das ich lese, wird kleinen Kindern erzählt, wenn sie nicht brav seinen, würden sie die Zigeuner holen, so dass diese Angst vor Zigeunern bekommen haben.

Liebe Grüße Coco

Hallo Coco,

Vertriebene (ich kann mich noch gut erinnern, wie eine frühere Kollegin auf sie geschimpft hat.)

Was hat sie denn genau über die Vertriebenen gesagt? Hat sie sich über Aussehen, Kultur, Moral beschwert oder hat sie gar Gerüchte weitergetragen, Geschichten erzählt?

Ungefähr so:
Was wollen die hier, leben auf unsere Kosten, sollen gefälligst zurückgehen, kriegen alles und wir müssen es bezahlen.
Hinter diesen Sprüchen sitzt eine Portion Sozialneid. Der einzige Unterschied (gestern Vertriebene, heute Ausländer) ist, daß man einige Gruppen von Aussehen her sofort ablehnen kann, was bei den Vertriebene nicht so möglich war. Da ging die Schimpferei ers los, wenn in der Bildzeitung (ja, die wurde in dem Büro gelesen) wieder mal etwas Sozialbetrug zu lesen war.
Dann gab es noch diese Variante, da hat jemand gehört, daß jemand anderes, der es natürlich von jemand anderes gehört hat, erfahren hat, daß ein Vertriebener mit Familie ein Haus erhalten hat, und man selbst müßte so viel sparen, bis man endlich auch ein Haus hat. Es ist aber nie nachgeprüft worden, ob das der Wahrheit entspricht.
Da Vertriebene den Deutschen noch zu ähnlich waren, war in dier Richtung:
Aussehen, Kultur,
nichts zu hören.

In dem Buch, das ich lese, wird kleinen Kindern erzählt, wenn sie nicht brav seinen, würden sie die Zigeuner holen, so dass diese Angst vor Zigeunern bekommen haben.

Ja, die bösen Fremden, das ist mir nicht unbekannt. Die Angstmache vor dem Fremden ist bei der Erziehung der Kinder noch heute in manchen Familien üblich.

Liebe Grüße zurück
Monika

Servus,

den offenbar entscheidenden Begriff „Fremdbezeichnung“ kenn ich nicht. Ich nehme an, damit ist gemeint, daß jemandem eine Bezeichnung gegeben wird, die er selbst nicht für sich verwendet. Wenn das die Abwertung ausmacht, sind ebenfalls abwertend:

Gadscho
Goj
Eskimo
Indianer
Preuße

(…) (…)

während Kanake zumindest für einige Neukaledonier bei dieser Definition nicht abwertend ist.

Auch nicht Krawote, Schlawiner, Batschak. Obwohl das durchaus Schimpfworte sind; aber keine Fremdbezeichungen für Kroaten, Slovenier und Batschkaschwaben: Diese nennen sich selber auch so, also keine Fremdbezeichnung.

  • Ich bin drauf gekommen, als ich in Berlin unweit des Reichstages von einer mit verschiedenen Tafeln dokumentierten erbitterten Auseinandersetzung gelesen habe, welcher Begriff denn nun eigentlich auf dem geplanten Mahnmal stehen sollte. Für den Begriff Zigeuner setzten sich Zigeuner ein, die nicht zu den Sinti oder Roma gehören. Selbst-abwertend??

Der, den ich verachte, wird nicht plötzlich zur Respektsperson, wenn ich ihm einen neuen Namen gebe. Umgekehrt gilt das auch.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Hallo!

Es ist sehr interessant, was du schreibst und du hast eine gute Begründung.
Für mich ist jetzt auch unklar, warum andere Gruppen, die nicht Sinti und Roma sind, Zigeuner auf dem Mahnmal stehen haben wollten. Wären sie sonst gar nicht erwähnt worden? Stünde denn da nur Sinti und Roma? Dann könnte es sein, dass sie nicht unter den Tisch fallen wollen und einfach das „kleinere Übel“ nehmen. Aber wie gesagt - ich habe keine Ahnung, das ist mir alles neu, aber ich bin dankbar für jede weitere aufschlussbringende Belehrung.

Ich habe auch immer wieder gelesen, dass „Zigeuner“ abwertend besetzt ist (in unserem Sprachgebrauch). Auch in dem Buch wird es so verwendet. Da denkt man an Glaskugel-Wahrsagerei, an Kaffeesatzlesen, an schmutzige Behausungen und böse Menschen, die kleinen Kindern aus „ordentlichen“ Familien etwas tun. Wenn auch der Begriff nicht bei allen negativ besetzt ist (wie bei dir), dann muss man doch klarstellen, dass man auch auf einen Menschen trifft, der beim Wort „Zigeuner“ entwertende Assoziationen hat - vielleicht alleine deswegen, um diese Vorurteile auszuräumen und den Begriff vielleicht irgendwann wieder zu neutralisieren. Möglicherweise sind die Befangenheit gegenüber „Zigeunern“ ja auch in ländlicheren Gegenden und bei älteren Bevölkerungsschichten schlimmer?

Was denken die anderen?

Liebe Grüße Coco

Wenn das die Abwertung ausmacht, sind ebenfalls abwertend:
Gadscho (Sesshafter) – Goj (Nichtjude) – Eskimo (Inuit) – Indianer (Ureinwohner Amerikas) – Preuße

Du wirst nicht leugnen wollen, dass jeder dieser Begriffe in der deutschen Sprache den spöttischen Unterton einer beleidigenden Bemerkung über die jeweilige Gruppe unterstreichen könnte. Darüber hinaus fällt mir für zumindest vier der fünf Begriffe auf Anhieb eine „politisch korrekte“ Alternative ein (siehe oben). Welche davon bessere Bezeichnungen sind, weil nicht pejorativ oder präziser, möge jeder selbst entscheiden.

Gruß
Christopher

Servus Christopher,

hier:

dass jeder dieser Begriffe in
der deutschen Sprache den spöttischen Unterton einer
beleidigenden Bemerkung über die jeweilige Gruppe
unterstreichen könnte.

liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer, nämlich am „könnte“. Ausnahmslos jede Bezeichnung für eine beliebige Gruppe besitzt nämlich dieses Potential - wenn sie in entsprechendem Kontext verwendet wird.

Ein paar Exempel:

  • Schwabe
  • Buchhalter
  • Frau am Steuer
  • Postbeamter
  • Oberlehrer
  • Ludwigshafener
  • Stabsunteroffizier

Zu den vorigen Exempeln:

Die peiorative Verwendung des Wortes „Eskimo“ ist mir noch überhaupt nie begegnet, und ich kann sie mir offen gestanden auch nicht vorstellen.

Betreffend Gadscho und Goj: Hier hab ich zwei Exempel gewählt, die nicht aus dem standardsprachlichen Deutsch kommen. Warum sollten Leute, die sie im Rahmen des Vokabulars der von ihnen gesprochenen Sprache verwenden, sich verkünsteln und deutsche Begriffe mitten in einem anderen Idiom benutzen?

Ich denke, daß jeder Versuch, duch Ändern von Begriffen deren (unterstellte) Konnotate „wegzumachen“, ausschließlich zu dem Ergebnis führt, das wir aus der PC Sprache kennen: Man ist derartig darauf konzentriert, den jeweils erlaubten Begriff zu finden, daß das unvermeidlich auf Kosten des inhaltlich Gesagten geht.

Wie oft hat die Hilfsschule, Sonderschule, Förderschule etc. schon einen neuen Namen bekommen. Desgleichen das Narrenhaus / Irrenanstalt / PLK / LKH / ZfP / Zentrum für seelische Gesundheit… Bloß die Bretter sind deswegen nicht plötzlich von den Köpfen weggeflogen.

Schöne Grüße

MM

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Hi Martin,

hier:

dass jeder dieser Begriffe in der deutschen Sprache den spöttischen Unterton
einer beleidigenden Bemerkung über die jeweilige Gruppe unterstreichen könnte.

liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer, nämlich am „könnte“.

der Witz ist wohl, dass die PC-Fraktion der Ansicht ist, dass Begriffe wie „Schwabe“ oder „Postbeamter“ ohne Kontext mit gleichermaßen positiven wie negativen Nebenbedeutungen besetzt sind, während bei den von dir genannten Begriffen die pejorative Konnotation überwiege. So entzündet sich bei dem Wort „Eskimo“ die Kritik in aller Regel an dessen angeblicher wörtlicher Übersetzung „Rohfleischesser“, die manche Angehörige der bezeichneten Volksstämme als beleidigend empfinden sollen. Allerdings eröffnet sich hier eine ähnliche Problematik wie bei den Zigeunern: Der PC-Begriff „Inuit“ bezeichne, wie „Sinti und Roma“, nicht sämtliche zu der mit dem bisherigen Wort gemeinten Volksgruppe gehörigen Völker.

Wie oft hat die Hilfsschule, Sonderschule, Förderschule etc.
schon einen neuen Namen bekommen. Desgleichen das Narrenhaus /
Irrenanstalt / PLK / LKH / ZfP / Zentrum für seelische Gesundheit…

Ich sehe im Wechsel des vorherrschenden oder offiziellen Begriffs wenn schon keinen Sinn, dann durchaus eine Logik. Dass beispielsweise „Irrenanstalt“ heute rein negativ konnotiert ist, wirst du anerkennen, weshalb dir auch einleuchten dürfte, dass dieser Begriff ersetzt wurde. Allerdings beginnen semantische Prozesse wie dieser stets damit, dass eine begrenzte Personengruppe einen Begriff als abwertend empfindet, ersetzt und „ihren“ neuen Begriff auf den Markt wirft. Anfangs, solange der subjektiv negative Klang eines Begriffs (noch) umstritten ist, gibt es natürlich vermehrt Kritik, die in mutmaßlich vielen Fällen, an die sich heute niemand mehr erinnert, das Aufkommen eines neuen Begriffs verhinderte oder verzögerte.

Ebenfalls dazu: http://en.wikipedia.org/wiki/Euphemism#The_.22euphem…

Gruß
Christopher

Servus Christopher,

auf diesen Nenner können wir uns einigen (mit einem „angedeuteten Diener“ ob Deiner Eloquenz!).

Würde in concretu zu dem Ausweg führen: Ab und zu mal mit dem Nachbarn Roth, Weiß oder Reinhardt auf ein Bierchen, dann braucht man gar nicht so dringend neue Sammelbegriffe für ihn finden: Die Gespenster der Konnotate schwinden, wenn man von der entpersönlichten Gruppe respektive Schublade zur Person kommt.

(Gleiches gilt natürlich auch für den Nachbarn Einstein, oder den - imaginären - „Reichsgrafen von Gatterburg“ - dessen wircklichen Namen ich nie erfahren habe…)

Schöne Grüße

MM
seinerzeit stolz wie Gockel darauf, mit keinem Geringeren als Schnuckenack Reinhardt einen ganzen Abend getrunken zu haben - hat aber mehr was mit Musik zu tun als mit Ethnien und dergleichen…

auf diesen Nenner können wir uns einigen (mit einem „angedeuteten Diener“ ob Deiner Eloquenz!).

Ich danke dir und stimme – selbst als Nicht-Biertrinker :wink: – so ziemlich allem zu, was du schreibst.

Gruß
Christopher

Esoteriker
und Esoteriker

(s. Brett parapsychologie)

Gruss Rolf

Hallo auch

Welche Menschengruppen werden denn noch abwertend behandelt

Polizisten und Asylbewerber

und aufgrund welcher Tatsachen wird schlecht über sie geredet.

Beide kriegen ihre Lederjacke vom Staat bezahlt.

Rolf