Hallo, Petra!
Wegen des damit verbundenen Monopols waren dann zeitweise auch
exorbitant hohe Zinsen möglich.
Was verstehst du unter „exorbitant hoch“? Laut meinen
Informationen lag der Zinssatz bei etwa 20% p.a.
Das konnte weit über 50 % gehen, hab ich im Studium erfahren.
aber das ist jedenfalls weniger als der heute übliche
Sollzinssatz einer Kreditkarte. Der liegt bei fast 25% p.a.
Mir scheint, hier vergleichst du Kartoffel und Pantoffel. Es ging für einen Handwerker im Mittelalter, z. B. nach einem Stadtbrand, wohl nicht darum, auf Pumnp sein Handy zu finanzieren.
Viele der grauenvollen Judenverfolgungen im Mittelalter hatten
ja den Zweck, die entsprechenden Schuldverschreibungen zu
Der Zweck heiligt die Mittel oder wie war das gemeint?
Falls du mir das unterstellst, dann ist das ein Missverständnis, das nicht aus meinen Worten, sondern aus deinem Kopf stammt. Dafür bin ich nicht zuständig.
Ich denke, die Judenverfolgungen haben ihren Grund darin, dass
man im Mittelalter ein anderes Gottesbild hatte als heute.
Damals sah man wohl eher den strafenden Gott, der nach dem Tod
erst einmal eine Selektion seines Menschenmaterials
durchführte. Heute sieht man Gott - auch im Christentum - eher
als den liebenden Schöpfer der Menschen.
Deshalb gab es im Mittelalter immer ein „richtig“ und ein
„falsch“. Wer nicht christlich war, hatte eben den „falschen“
Glauben. Der „richtige“ Glaube musste von den Einflüssen durch
diesen „falschen“ Glauben geschützt werden. Es wurde 1491
sogar ein offizielles Disputationsverbot erlassen, dass es
Juden verbot, mit Christen über ihren Glauben zu sprechen.
Mag sein, dass du so denkst.
Den Zusammenhang zwischen den mittelalterlichen Judenprogromen und der Theologie liefert (neben dem Schimpf, dass die Juden die Christusmörder seien) das Dogma von der Transsubstantiation. Wenn das Brot zu Fleisch wird - was hat das für materielle Konsequenzen? Wenn es sich bei Verletzung wie Brot und nicht wie Fleisch verhält, ist es dann in Wirklichkeit nicht doch Brot geblieben? So kommen die Legenden auf von irgendwelchen Schurken, die konsekrierte Hostien stehlen und dann mit allerlei Werkzeug martern - und es fließt immer Blut heraus und allerlei sonstige Wunder stellen sich ein. Als Anstifter dieses Hostiendiebstahls werden vor allem die Juden betrachtet und (aber auch wegen des Christusmords oder eben wegen des oben genannten finanziellem Kalküls, mancherorts auch wegen Ermordung von Christenkindern*, auch aber auch wegen angeblicher Brunnenvergiftung etc.) denunziert. Dann nahm das Pogrom seinen Lauf, und die Kirche hatte (weil durch den Hostienfrevel die Verwandlung des Brotes bewiesen war) ein Interesse an diesem Vorgang, was zu allerlei Ablässen und Wallfahrten führte.
Wenn man davon ausgeht, dass die hohen Zinsen der jüdischen Bankiers und Geldverleiher nicht einfach Wucher, sondern Ergebnis solider Kalkulation waren, dann kann man einschätzen, wie hoch das Risiko des Ausfalls der Kapitalrückzahlung wegen solcher Pogrome gewesen sein muss.
Gruß!
Hannes
* Gute Lektüre dazu:
Heinrich Heine, Der Rabbi von Bacherach.