Zitat-Bedeutung

Hallo,

es ist komisch, aber gerade kann ich das, was mir dieses Zitat sagt, nicht in Worte fassen (?).
Was sagt Euch denn dieses Zitat?

„Du hast nichts zu erhoffen, wenn du blind bist gegenüber jenem Lichte, das nicht von den Dingen, sondern vom Sinn der Dinge herrührt.“

Freue mich über Interpretationen :smile:

Grüße

kann ich das, was mir dieses Zitat
sagt, nicht in Worte fassen (?).

Hallole,

dass dir das überhaupt etwas sagt, finde ich schon recht bemerkenswert.

Was sagt Euch denn dieses Zitat?

Dass der Verfasser ein Esoteriker ist, der mit der deutschen Sprache ein Problem zu haben scheint, sorry.

"Du hast nichts zu erhoffen,

Das fasse ich mal als Drohung auf. Für Nicht - Esoteriker gibt es also nichts zu holen…

wenn du blind bist gegenüber
jenem Lichte,

na ja

das nicht von den Dingen,

warum sagt er nicht einfach, welches Licht gemeint ist und nicht, welches NICHT gemeint ist?

sondern vom Sinn der
Dinge herrührt."

Also Licht vom Sinn irgendwelcher Dinge … OK, ich als Nichtesoteriker kann da nicht mitreden…

Könnte man es nicht etwa so sagen: Sieh das Licht des Sinns und nicht der Dinge…?

Dann weiß ich zwar immer noch nicht, was es bedeutet … aber klingt irgendwie weniger bedrohlich und weniger verschwurbelt.

Gruß
PW

Hallo,

Was sagt Euch denn dieses Zitat?

dass da jemand zwischen Dingen und dem Sinn der Dinge unterscheidet. Um das näher zu interpretieren, solltest Du den Kontext kennen, zumindest den Autor. Damit würde vielleicht etwas klarer, was hier mit „Sinn der Dinge“ gemeint ist.

Der Autor war zwar - wie polweiler richtig anmerkt - des Deutschen nicht mächtig. Sein Übersetzer Oswalt von Nostitz allerdings schon. Ein „Esoteriker“ war Saint Exupéry allerdings mit Sicherheit nicht. „Licht“ kann nämlich durchaus auch schon einmal metaphorisch gemeint sein - wie hier zum Beispiel bei dem Gedanken eines anderen Existentialisten: „La vérité c’est comme la lumière, aveugle. Le mensonge, au contraire, est un beau crépuscule qui met chaque objet en valeur“ (Albert Camus). Trotzdem - Respekt für den Versuch …

Wie gesagt, „Licht“ ist hier eine Metapher. Und denselben Gedanken drückt Exupéry auch schon einmal mittels der Metapher „Honig“ aus:

„Was aber würde aus dir werden, wenn dich niemand an die Hand nähme, um dir die Vorräte jenes Honigs zu zeigen, der nicht von den Dingen, sondern vom Sinn der Dinge herrührt?“

Was nun wiederum Saint Exupery unter „Sinn der Dinge“ (sens des choses) verstanden haben will, geht aus anderen Aussagen von ihm hervor:

Denn nichts trägt einen Sinn in sich, der wirkliche Sinn der Dinge liegt im Gefüge (Ce n’est point dans l’objet que réside le sens des choses, mais dans la démarche).

Würde ich allerdings etwas anders übersetzen: „Der Sinn der Dinge liegt keineswegs im Objekt sondern in ihrem Gang“ - „Gefüge“ ist statisch und drückt nicht die mit démarche verbundene Dynamik aus. Oder:

Ils ne trouvent pas le sens des choses parce qu’il n’est point à trouver mais à créer“ - „Sie finden den Sinn der Dinge nicht, weil er nicht zu finden, sondern zu erschaffen ist.

Alle Zitate aus Saint Exupérys nachgelassenem (und bedeutendstem) Werk ‚Citadelle‘ / ‚Die Stadt in der Wüste‘. Leider sehr viel weniger bekannt (und zugegeben auch schwerer verständlich) als sein berühmtes Kinderbuch.

Zur Vertiefung:
http://www.otto-friedrich-bollnow.de/doc/Saint-Exupe…
http://www.otto-friedrich-bollnow.de/doc/Saint-Exupe…
und (leider nur für Frankophone):
http://nitescence.free.fr/position.pdf

Freundliche Grüße,
Ralf

Nachgereicht

Würde ich allerdings etwas anders übersetzen: „Der Sinn der
Dinge liegt keineswegs im Objekt sondern in ihrem Gang“ -
„Gefüge“ ist statisch und drückt nicht die mit démarche
verbundene Dynamik aus.

Bemerkenswert ist hier ja auch, dass Saint Exupéry von „sens“ spricht und nicht von „signification“ oder „valeur“, da „sens des choses“ eben auch als Richtung / Ausrichtung der Dinge (die Richtung, in die sie gehen) verstanden werden kann. Diese Mehrdeutigkeit von „sens“ lässt sich im Deutschen nicht adäquat wiedergeben - die Verbindung von Sinn und Richtung ist hier fast nur noch beim „Uhrzeigersinn“ erkennbar.