Zitat Marc Aurel verstehen

Marc Aurel: „Oft wundere ich mich darüber, wie derselbe Mensch, der sich mehr liebt als alle anderen, dennoch seinem eigenen Urteile über sich geringeren Wert beilegt, als dem Urteile anderer. Wenn demnach ein Gott oder ein verständiger Lehrer zu jemand hintreten würde, nichts bei sich selbst zu denken und zu beschließen, ohne es zugleich, sobald er sich dessen bewußt geworden, herauszusagen, so würde er das nicht einmal einen einzigen Tag aushalten können. So haben wir mehr Scheu vor fremden als vor eigenem Urteil über uns.“

Irgendwie verstehe ich den langen Satz in der Mitte nicht… kann irgendwie die Argumententationkette nicht nachvollziehen.  kann mir jemand das in modernes Deutsch übersetzen?

Dankö

schau dir mal diese Übersetzung an - vielleicht verstehst du die besser!?

http://books.google.at/books?id=Psv5aA9Y7GsC&pg=PT20…

und noch eine Übersetzung, die ziemlich klar ist:

Oft habe ich mich darüber gewundert, wie es möglich ist, daß der Mensch, der sich doch mehr liebt als alle anderen, dennoch seinem eigenen Urteile über sich geringeren Wert beilegt als dem Urteile anderer. Wenn demnach ein Gott oder ein verständiger Lehrer zu jemandem hintreten und ihm befehlen würde, nichts bei sich selbst zu denken und zu beschließen, ohne es zugleich, sobald er sich dessen bewußt geworden, auszusprechen, so würde er das nicht einmal einen einzigen Tag aushalten können. Es ist also wahr, daß wir fremdes Urteil über uns mehr scheuen als unser eigenes.

Ich versteh es irgendwie nicht…

  1. Satz: komisch, dass wir mehr Wert auf die Meinung anderer setzen als auf unsere eigene, wenn es um uns selbst geht.
  2. Satz: Wenn ich immer aussprechen müßte, was ich denke, würde ich es keinen Tag aushalten
  3. Satz: Es ist also wahr, dass ich fremdem Urteil eher aus dem Weg gehe als dem eigenen.

Satz 1 und 3 machen ein bisschen sinn. den 2. Satz kann ich nicht beipflichten. warum sollte man das nicht aushalten?

aber was mich am meisten stört ist, dass ich keinen wirklichen zusammenhang zwischen den sätzen bauen kann… irgendwie hoeren sich die drei sätze wie eine argumentationskette an, aber ich kann der argumentation nicht folgen… kannst du das vielleicht nochmal mit deinen eigen worten erklären? für mich ist die übersetzung irgendwie noch unklar…

danke schon mal

  1. Satz: Wenn ich immer aussprechen müßte, was ich denke,
    würde ich es keinen Tag aushalten

den 2. Satz kann ich
nicht beipflichten. warum sollte man das nicht aushalten?

Weil man damit (durch das Aussprechen) die eigenen Gedanken beständig dem Urteil Anderer unterwerfen würde. Und dieses Urteil fürchten wir mehr, als unser eigenes - obwohl wir uns selbst höher schätzen als die Anderen.

M.A. macht in seinem Argumentationsgang auf genau diesen Widerspruch aufmerksam.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo,

der Gedankengang ist so zu verstehen:

Erstaunlich ist, dass jemand der sich selbst über alle anderen stellt, trotzdem für wichtiger hält, wie andere über ihn denken, als wie er selbst über sich denkt.

Wenn jemand von einem verlangen würde, alles, was er denkt und beschließt, laut zu sagen, sobald er sich seiner Gedanken bewusst geworden ist, dann würde dieser das keinen Tag lang durchhalten.

Daran erkennt man, dass wir Angst davor haben, wenn andere unsere Gedanken kennen und uns danach beurteilen. Was wir selbst aber insgeheim aufgrund dieser Gedanken über uns denken (müssen), beunruhigt uns nicht.