Ein Schwank aus meinem Leben…
Hallo!
Ich bin in Westberlin geboren und in Bayern aufgewachsen. Naturgemäß sind wir zu DDR-Zeiten häufig Transitreisende gewesen, um z.B. alte Freunde meiner Eltern zu besuchen.
An eine gruselige Episode erinnere ich mich noch gut: Wir fuhren mit dem Pkw auf die Grenzanlage zu und blieben vor der Haltelinie mit Stoppschild stehen (Mein Vater war am Steuer). Der Grenzer war deutlich zu sehen und machte eine Winkbewegung. Mein Vater faßte das so auf, dass er durchgewunken werden sollte und gab erleichtert Gas. Und sofort kam Bewegung in die ganze Anlage. Waffen wurden gezogen und auf uns gerichtet, wild gestikuliert, gebrüllt, vermutlich schwebte eine Hand schon über dem Auslösemechanismus für den „Rammschlagbaum“.
Wir hielten natürlich sofort an. Man erklärte uns, wir hätten nur noch einen halben Meter weiter vorfahren sollen, dichter an die Haltelinie heran. Ein Mißverständnis also, dass meine Eltern eine dicke Stange Westgeld an Strafe gekostet hat und uns alle zu Tode erschreckt hat.
Für mich sympotmatisch. Der Grenzübertritt war immer mit Beklemmung verbunden, mit Ausgeliefertsein an die Willkür des Personals. Vor meinem geistigen Auge sehe ich noch schlechtgelaunte Menschen in grauen Uniformen und jede Menge Scheinwerfer.
Auf Klassenfahrt verstummten an der Grenze selbst die ärgsten Rabauken, wenn der Grenzer mit seinem Schäferhund durch den Gang lief.
Bei einem Verwandtschaftsbesuch (also einem „richtigem“ Grenzübertritt) durften wir die Grenzkontrollen und die damit verbundene Einschüchterung in verschärfter Form erleben.
Ein Tipp: An vielen ehemaligen Grenzpunkten gibt es Museen zu dem Thema. An der A2 z.B. oder am Checkpoint Charlie in Berlin.
Ich werde es so bald wie möglich mit meinem Sohn besuchen, er weiß gar nicht was Ost- und Westdeutschland genau bedeutet.
Grüße
kernig