Hallo!
Die Mieteinnahmen reichen nicht für Lebensunterhalt einschl. Krankenversicherung. Von daher bleibt zur Lösung des Problems nur Erwerbstätigkeit.
Natürlich kann man das vorhandene Vermögen für den Kauf eines selbst genutzten Hauses nutzen, sofern man dafür überhaupt ein Haus bekommt. Ein sanierungsfälliges Objekt wird man schon finden, aber für die Sanierung fehlen die Mittel. Die paar Hunderter vom Jobcenter reichen für den Lebensunterhalt, aber für mehr auch nicht. Außerdem gibt es das Geld nicht bedingungslos. Bedingung ist nämlich, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Für einen jungen Mann werden dem Jobcenter zügig geeignete Maßnahmen einfallen. Geeignet ist jede zumutbare Arbeit, z. B. Regalauffüllen, Parkplatzwächter oder ehrenwerte Aufgaben bei der Stadtreinigung. Vielleicht ist auch noch die Spitze der Qualifikation in Form eines Gabelstaplerführerscheins möglich. Dabei geht es wirklich bescheiden zu, aber es ernährt seinen Mann. Dann heißt es Durchhalten. Selber in den Sack hauen oder zur Kündigung führende Verhaltensauffälligkeiten müssen vermieden werden. Die führen nämlich zur Leistungssperre. Wer das alles so möchte, soll es so machen.
Hört sich nach Selbstaufgabe an. Warum soll es für einen immer
noch recht jungen Mann keine Chance auf Anstellung geben?
Weil:
- im wissenschaftlichen Bereich keine Arbeitsplätze verfügbar sind.
Arg diffuse Angabe. Wissenschaften reichen von Archäologie, über Lehre in allen Bereichen menschlichen Tuns bis Zahnmedizin. Aber das müssen wir hier nicht diskutieren. Möglicherweise fehlen formale Abschlüsse und dann kann es tatsächlich schwer werden.
- jemand nach jahrelangem „Nichtstun“ (einschließlich dem
Aufenthalt an universitären Einrichtungen) für deutsche
sogenannte Arbeitgeber uninteressant ist (auch für Stellen für
Ungelernte, auch bei Leiharbeit).
Die Ausdrucksweise „deutsche sogenannte Arbeitgeber“ lässt Probleme möglicherweise ideologischer Art, Eingliederungsschwierigkeiten, Sozialverträglichkeit o. ä. vermuten. Ungeachtet dessen sollte man es lieber nicht darauf ankommen lassen und darauf vertrauen, es gäbe keine Stellen für Ungelernte. Wer es mit der Methode versucht, muss damit rechnen, mit einem Pickerl im Park Papier aufsammeln zu müssen.
- ein beruflicher Neubeginn eine Umschulung voraussetzen
würde, welche ohne Leistungsbezug und damit ohne
Bildungsgutschein nicht oder nur unter großem finanziellen
Aufwand möglich ist (ca. 20000 Euro Kursgebühr +
Lebensunterhalt für 2 Jahre)
Manche Leute suchen Lösungen, aber wer nicht will, sucht Probleme. Danach hört es sich an. Das Ziel ist unbekannt, aber Kursgebühr und Dauer können genannt werden. Dem Vernehmen nach gibt es einige Hundert Ausbildungsgänge, in deren Verlauf der Auszubildende sogar Geld bekommt, statt Geld bezahlen zu müssen. Mit Anfang 40 wird es vorhersehbar etwas schwieriger, einen Ausbildungsplatz zu finden, aber ich bin ganz sicher, es geht - Leistungsbereitschaft und Lust zur Sache vorausgesetzt. Müsste ich einem Menschen mit Kenntnis seiner Interessen und Fertigkeiten helfen, würde ich gewiss im riesigen Spektrum zwischen Schäferei und Glasbläserei, zwischen kaufmännischen und handwerklichen Tätigkeiten einen Betriebsinhaber finden, der einen willigen Auszubildenden mit bereits etwas Lebenserfahrung an die Hand nimmt.
- selbst nach einer Umschulung zweifelhaft ist, ob jemand in
dem Alter ohne Berugserfahrung noch eine Einsteigerstelle
bekommt (auch in so ‚gefragten‘ Berufen wie Elektroniker).
Sicherheit gibt es nirgends. Die Einsteigerstelle kann aber gerne der ausbildende Betrieb sein. Wer einen 40-Jährigen ausbildet, weiß was er tut und warum er das macht. Außerdem: Bis Du im Rentenalter bist, liegt Selbiges bei mindestens 67, vorhersehbar noch höher. Deine Berufslaufbahn dauert noch Jahrzehnte.
Es geht ja erstmal nur um die hypothetische Frage, ob ein
Hartz-Antrag unter den genannten Umständen Aussicht auf Erfolg
hätte;
Vermutlich ja.
was sich dann daraus machen läßt kann der junge Mann ja
dann noch überlegen.
U. a. an der Stelle liegt der Irrtum. Abhängig vom Jobcenter bestimmen sehr weitgehend Sachbearbeiter, in welche der zur Verfügung stehenden Maßnahmen der junge Mann gesteckt wird. Vorhersehbar wird ihm nichts davon sonderlich schmecken. Ist aber egal, denn er hat sich zu fügen. Sonst gibt’s kein Geld. Zunächst wird es darum gehen, den jungen Mann an geregelte Tagesabläufe und elementare Fertigkeiten wie pünktliches Aufstehen zu gewöhnen. Ansonsten darf die Maßnahme, etwa ein PC-Kurs, bei dem vermittelt wird, was eine Datei ist, beliebig sinnfrei sein. Der junge Mann wird seine helle Freude in Gesellschaft der dort anzutreffenden Klientel haben.
Solange noch finanzielle Substanz für selbstbestimmtes Handeln vorhanden ist, kann man dem jungen Mann nur wärmstens empfehlen, diese Substanz zu nutzen, eine gewerbliche Ausbildung mit Bezahlung und Sozialversicherung zu beginnen und stringent durchzuziehen. Alles ist besser als Abhängigkeit von Ämtern.
Ein Azubi, der keine Miete bezahlen muss, kommt mit der Ausbildungsvergütung, die regelmäßig deutlich über Hartz IV-Satz liegt, für den Lebensunterhalt bequem über die Runden. Der junge Mann könnte sein Geld- und Immobilienvermögen nebst Mieteinnahmen in voller Schönheit behalten und hätte darüber hinaus eine echte Berufsperspektive.
Ist wirklich gar nicht schwer. Das Problem liegt aber im Kopf des jungen Mannes. Er hat sich darin verrannt, Wissenschaftler zu sein, sich in hilfebedürftiger Lage zu befinden und keine Chance am Arbeitsmarkt zu haben. Ist kompletter Unsinn. Vielleicht haben Mediziner/Psychologen dafür einen passenderen Ausdruck. Tatsächliches, aber lösbares Problem ist die Ausbildungsstelle. Davon abgesehen ist die Situation des jungen Mannes sogar überaus komfortabel. Offensichtlich viel zu komfortabel, was dazu führte, etliche Jahre zu verbummeln, statt einen tragfähigen Weg zu beschreiten.
Gruß
Wolfgang