Hallo,
Es ist drei Jahre lang nix passiert also passiert auch
zukünftig nix.
eine Prognose muß sich auf einen definierten Zeitrahmen beziehen. Wenn man sagt, daß die Börse abstürzt, Deflation kommt oder der Mond auf die Erde fällt, sollte man sich schon etwas festlegen, damit man nicht an Seriösität verliert. Es gibt einen Börsenfritzen, der seit gut 20 Jahren vor massiven Kursverlusten warnt. Alle paar Jahre hat er dann mal wieder recht gehabt.
Malik beschreibt Deflation als unmittelbare Folge der Krise. Damit hat er aus den beschriebenen Gründen Unrecht gehabt - was ich ihm gar nicht mal vorwerfe, weil der Irrsinn, den sich die Staaten geleistet haben, so tatsächlich nicht zu erwarten war.
Natürlich wird es irgendwann Deflation geben - genauso wird irgendwann ein fünfbeiniges Känguruh geboren werden oder eine neue Krankheit ausbrechen, die nur Wüstenspringmäuse und Holsteiner Kühe befällt.
Und jetzt noch einmal die Frage: Welcher Untersuchungsansatz
ist dafür wohl am besten geeignet? Eine Theorie oder ein
systemanalytischer Ansatz?
Ich kann da keinen systemanalytischen Ansatz erkennen, der sich von der Theorie abhöbe. Malik schildert lediglich ein Szenario, das sich nach der Theorie (die im übrigen seit Jahrzehnten von der Praxis bestätigt wird) derzeit nicht unbedingt aufdrängt. Dennoch ist natürlich eine Deflation auch von der Theorie abgedeckt und beschrieben worden - und wird der Praxis seit 1993 in Japan bestätigt.
Spitzfindig könnte man noch anführen, dass in dem Artikel
keine Jahreszahlen angegeben sind wann denn die Deflation
kommt.
Das ist nicht spitzfindig, sondern zwingende Voraussetzung für eine glaubwürdige Prognose. Niemand hält etwas von einem Wettermann, der Sonne, Regen und Wind prognostiziert und dazu kein Datum nennt.
Problemen, die durch zu viel, zu billiges Geld
entstanden sind, kann man nicht mit noch mehr noch billigerem
Geld beseitigen. Dadurch fällt der Absturz nicht aus, er wird
aber höher.
Was verändert sich denn durch den Absturz? Insbesondere
bedeutet Absturz nun Inflation oder Deflation oder etwas ganz
anderes?
Das ist schwer zu sagen, weil die politische Komponente eine erhebliche Rolle spielt. Ich schreibe seit Jahren darüber, daß man ein Problem, das durch zu viel billiges Geld nicht durch noch mehr billiges Geld lösen kann. Die zweite Ursache der Krise ist die implizite Garantie für Anleger, daß Staaten und große Kreditinstitute nicht zahlungsunfähig werden. Das hat man nun durch explizite Garantien ersetzt - sowohl für Staaten als auch für Banken.
Das führt schon unter normalen Umständen zu Fehlallokationen von Geld; da dieses aber praktisch kostenlos zur Verfügung gestellt wird, nehmen die Fehlallokationen derzeit unfaßbare Ausmaße an, d.h. Länder und Banken bekommen in einem Volumen und zu Preisen Geld, die risikomäßig nicht zu rechtfertigen sind.
Aus diesem Grund ist schwer abzuschätzen, ob bzw. wann die Notenbanken den Spuk beenden. Davon hängt aber ab, wie die Sache ausgeht. Machen die Notenbanken so weiter wie bisher, enden wir über kurz oder lang in einem Inflationsszenario. Wird die Reise durch die Notenbanken beendet und so die Luft aus dem System gelassen, kommt es zur Deflation.
Im Moment sieht es so aus, als sei man tatsächlich gewillt, die Veranstaltung so lange fortzuführen, bis der letzte Anleger aus Staatsanleihen geflüchtet ist und die Staatsverschuldung allein von den Notenbanken gestellt wird.
Welches Szenario eintritt, ist aber allenfalls für die individuelle Vorbereitung von Bedeutung und auch nur von geringer Bedeutung. Generell kann die Vorbereitung nur so aussehen, daß man sich so organisiert, daß man einige Zeit ohne Einkäufe und Euro auskommt: Vorräte, Silber, Gold, Grundstück, Saatgut - aufsteigend nach Länge der Übergangsphase geordnet.
Wem es Spaß macht, kann natürlich noch einen Kredit aufnehmen und darauf setzen, daß das eigene Einkommen in einer etwaigen Inflationsphase nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar mit der Inflation ansteigt und der Kredit sich dadurch leichter zurückzahlen läßt. Da aber eine nennenswerte Inflation immer mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit und Not einher geht, sollte man auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht wetten - auch (bzw. erst recht) nicht als Beamter.
Du meinst allen Ernstes es werden bis in alle Ewigkeit neue
Schulden angehäuft? Bis man die Schulden nur noch in
Peta-Trilliarden ach-was schnöde Zehnerpotenzen 10 hoch 287 -
ausdrücken kann?
Wer sollte die Notenbanken daran hindern, es genauso weit kommen zu lassen? Schon jetzt finanzieren - wie ich erwähnte - EZB und FED die jeweiligen Haushalte mehr oder weniger direkt (es ist eine reine Glaubensfrage, wer denn der Kreditgeber ist, wenn die Notenbank Geld an Banken verleiht, die damit Staatsanleihen kaufen und diese an die EZB weitergeben; Staatsanleihen wohlgemerkt, mit denen Defizite anderer Länder abgedeckt werden; die FED ist da noch ein bißchen schamloser).
Tatsächlich wird es bei einer vollständigen Finanzierung der Haushalte durch die Notenbanken sogar leichter, das System ad infinitum am laufen zu halten, weil man sich nicht mehr mit dem lästigen Kapitalmarkt herumärgern muß, der noch lästigere Renditeforderungen stellt.
Gruß
Christian