Zu wenige Figuren in modernen Theaterstücken?

Hi,

ich wüsste gerne, wieso es in den Modernen Theaterstücken (Yasmina Reza, David Gieselmann) nur eine Handvoll Rollen gibt. Es gab doch noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jarhunderts Stücke mit weit über 10 Rollen (Brecht, Dürrenmatt). Liegt das an den Kosten für die Theater, wenn sie die Stück aufführen oder gibt es nicht genug Schauspieler in Deutschland?

VG
Ayla

Ich sehe das vorallem als Zeichen mangelnder Qualität der Autoren.

Servus,

nun, Süskinds „Kontrabass“ ist ja immerhin knapp 35 Jahre alt, er stammt mitten aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weniger Rollen als im Kontrabass ließen sich nur mit einem ziemlich abgefahrenen Avantgarde-Stück einrichten, wenn man ganz ohne Schauspieler spielt.

Dann darf ich vielleicht an „Vorzeigestücklein“ aus der von Dir genannten Periode wie „Huis Clos“ und „Warten auf Godot“ erinnern - in der großen Zeit der Zimmertheater 1950 - 1990 wurden nicht wenige Bühnenstücke mit ganz wenigen Rollen geschrieben und gespielt: Übrigens mit großer Wirkung, Namen wie „Thespiskarren“ und „Theater in der Westentasche“ haben bis heute einen Klang mit Echo.

Die Anzahl der Rollen richtet sich nach dem dramaturgischen Bedarf; bei den beiden von Dir genannten Autoren aus der Moderne geht es bei den - einzelnen - Massenszenen (auch) um eine Art Zitat des antiken Chors.

Dass ein Theaterstück eher zur Aufführung kommt, wenn es von den bankrotten Kommunen und Ländern mit vertretbaren Kosten realisiert werden kann, mag schon auch ein Nebengedanke der Autoren sein, aber zunächst ist da doch zu prüfen, ob Deine zu Beginn in den Raum gestellte These überhaupt zutrifft.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Danke für deine ausführliche Antwort. Meine These scheint zu stimmen, da mir ein Mitarbeiter eines renommierten Theaters sagt, dass über 10
Rollen in einem Stück heutzutage viel zu viel wären und das viel mir auch bei einigen modernen Stückeschreibern auf (und eine der erfolgreichsten ist nun mal Reza und letztens hat eine Theatergruppe in unserer Nähe nun mal Gieselmanns Herrn Kolpert aufgeführt). Ich finde es einfach schade, es gibt auch reiche Theater z.B. am Broadway oder am West End. Außerdem führen die ja auch alle Klassiker mit vielen Rollen auf (Shakespeare, Goethe, Schiller). Dann lassen wir eben die Stück aus dem 20. Jahrhundert weg, die kenne ich jetzt auch nicht alle.

VG
Ayla

Guter Kommentar, in den modernen Stücken geht es fast nur noch darum sich gegenseitig anzuschreien, fertigzumachen oder sogar umzubringen. (Zumindest in denen, die ich gesehen bzw. gelesen habe.)

VG

Servus,

ist Dir im Gespräch mit dem Mitarbeiter des renommierten Theaters eventuell aufgefallen, dass die Aussage

ein Allgemeinplatz ist, der an Trivialität kaum zu überbieten ist? Dieser Satz enthält keinerlei Aussage dazu, weshalb nach Ansicht Deines Bekannten (Beleuchter? Kostümschneider? Kassenpersonal?) nicht mehr Rollen in einem Theaterstück zu besetzen sein sollten. Merke: Wenn „heutzutage“ in einem Satz vorkommt, ist der Satz nichts wert und der, der ihn sagt, ein Dummkopf.

Wenn Du dieses Geplapper als Beleg für Deine These betrachtest, werde glücklich damit. Wie man Brecht und Dürrenmatt auch für ein Tourneetheater spielbar machen kann, indem man mehrere Rollen mit einer Person besetzt und die Massenszenen ein wenig abspeckt, interessiert Dich dann wohl auch nicht besonders. Deine Zusammenfassung der Stücke,

lässt nur inständig hoffen, dass Du Dich nicht im Rahmen eines Studiums oder gar professionell mit Literatur, Schauspiel, Theater beschäftigst.

Schöne Grüße

MM