Zündfolge verändern - was passiert?

Hallo zusammen!

Wahrscheinlich denken jetzt etliche von euch „Aaaah, ist der bekloppt?!“ :wink:

Was passiert, wenn man die Zündfolge am Motor ändert?

Die Idee kam mir gestern, als ich das Wischwasser auffüllte. Hab noch ein Auto, bei dem der Motor nicht mit Plastik verkleidet ist, die Zündkabel sind also frei zugänglich.
Ich mach’s ja nicht, weil ich viel zu viel Schiss habe meinen Motor zu zerstören. Aber trotzdem interessiert es mich einfach mal was passieren würde, wenn ich die Zündkabel abziehe und vertauscht wieder draufsetze.
Wer’s genau weiss, darf mir ruhig eine technische Erklärung um die Ohren hauen…

Gruss Sarayo

Das Gemisch (wenn überhaupt vorhanden in der jeweiligen Brennkammer) würde zum falschen Zeitpunkt zünden, z.B. wenn der Kolben gerade unten ist (hätte also garkeinen Effekt) oder per Ventile gerade eingesaugt oder abgesaugt wird. Also ich tippe darauf, der Motor würde garnicht anlaufen.

Was passiert, wenn man die Zündfolge am Motor ändert?

Guten Abend!

Stelle Dir der Einfachheit halber einen 1-Zylinder-Motor vor, der über eine Zündanlage verfügt, die man in jeder Stellung des Kolbens zünden lassen kann. Im Normalfall soll der Zündfunke kurz vor oder im oberen Totpunkt kommen. Im ersten gedanklich ausgeführten Versuch lassen wir den Zündfunken im unteren Totpunkt kommen, nachdem Gemisch angesaugt wurde. Die Kurbelwelle wird per Anlasser gedreht und dann folgt der Zündfunke im UT. Ich habs noch nie ausprobiert, aber vermutlich bleibt der Motor nach der Zündung fast schlagartig stehen, weil es außer der Trägheit bewegter Masse nichts mehr gibt, was den Kolben zu weiterer Bewegung veranlassen könnte.

Im nächsten Versuch läßt man die Zündung sehr früh kommen, während der Kolben noch in der Aufwärtsbewegung beim Komprimieren des Gemisches ist. Einerseits will der Kolben nach oben, aber von da kommt die Druckwelle des explodierenden Gemisches und treibt den Kolben wieder zurück. Der Kolben ging nicht über OT, sondern vorher wieder zurück. Für die Kurbelwelle war das eine abrupte Umkehr der Drehrichtung. Das wird sich bestimmt nicht besonders gesund anhören, aber mit dieser Zündeinstellung wirst Du den Motor gar nicht erst in Gang bekommen.

Daraus folgt: Etwas zu frühe oder zu späte Zündung wird sich als Leistungsabfall bemerkbar machen. Sobald der Fehler des Zündzeitpunkts zu groß wird, startet der Motor gar nicht erst und außerdem kann es ernsthafte Schäden geben.

Ein Motor mit mehreren Zylindern wird sich ähnlich verhalten. Je nachdem, welche Zündkabel vertauscht wurden, wird der Motor wenn überhaupt kaum zu starten sein. Er wird sich fürchterlich schütteln und ebenso fürchterliche Geräusche von sich geben. Außerdem wird recht bald alles hinüber sein, was sich im Motor dreht und bewegt. Wenn Gemisch zündet, während noch die Einlaßventile geöffnet sind, machen die dann ungekühlten Ventile nicht lange mit und es besteht außerdem die Gefahr, daß die gesamte Gemischaufbereitung Feuer fängt.

Lassen wir es also lieber bei den nur gedanklich ausgeführten Versuchen.

Gruß
Wolfgang

Grüß Dich,

Du würdest den Motor nicht unbedingt zerstören, aber im ungünstigen Fall erfolgt die Zündung dann zum Beispiel im Ansaugtakt, was einen Flammrückschlag in den Ansaugtrakt zur Folge haben kann. Da kann schon mal etwas Schaden nehmen. Aber ansonsten springt Dein Motor einfach nicht an oder gibt nur unkontrollierte Zuckungen von sich. Ist schon oft genug passiert, glaub mal ;o)

MfG

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo !

Zündfolge verändern! Während der Motor läuft oder im Stillstand?

Im Stillstand : Da das Brennstoff/Luftgemisch durch das Einlaßventil gesteuert eingeblasen wird, stehen Einlaßventil und Kolben während des normalen Vorganges immer in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Das heißt, der Kolben kurz nach O.T., das Einlaßventil auf. Zündung durch Zündkerze erfolgt.
Veränderst Du den Zündzeitpunkt, bleiben Kolben und Einlaßventil im gleichen richtigen Verhältnis zueinander. Nur die Zündung fehlt.
Erfolgt die Zündung durch Deine Verstellung vor U.T. oder nach U.T. , erfolgt die Zündung zum falschen Zeitpunkt und es gibt eine Fehlzündung.
Der Motor wird beim Anlaßversuch einige merkwürdige Geräusche von sich geben und sich nur kurz drehen. Drehen aber nur durch den elektrischen Anlasser.
Da der Motor nach dem Viertaktprinzip arbeitet, kann die Zündung auch beim Spülvorgang erfolgen und dann knallt es im Auspußß und der Kat könnte damit defekt sein.

Während des Laufens : Willst Du die Zündfolge verstellen, mußt Du auf jeden Fall zwei Zylinder vom Verteiler lösen und der Vierzylinder-Motor bleibt stehen.
Ist es ein Sechszylinder, läuft er weiter. In dem Moment, wo Du die zwei abgezogenen Kabel wieder anlegst (diesmal falsch), wird es rummsen und der Motor wird unruhig weiterlaufen. Die vier richtig laufenden Zylinder ziehen die falsch laufenden mit. Da sich das alles im Leerlauf abspielt, werden wohl keine großen Schäden an den Pleuel- und Grundlagern entstehen.
Wechselst Du nochmal zwei Verteilerkabel, bleibt der Motor stehen. Schon beim Abziehen.

Die Lager der heutigen Motoren können schon etwas ab und eine oder zwei Fehlzündungen bringen ihn nicht um. Nur der kat könnte dabei etwas leiden. Und wenn der etwas leidet, ist er kaputt.

Gruß Max

Mal anders gefragt…
Hallo,

wie wäre es, wenn man nun die Zündung zwar in der richtigen Reihenfolge läßt, jedoch insgesamt im Zeitpunkt kontinuierlich verändern könnte? Ich stell mir das als so eine Art „Feintuning“ vor. Ein wenig hin und her im Zündzeitpunkt, um je nach Verdichtung den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Oder machen das die heutigen Steuergeräte sowieso?

Gruß
André

je nach Verdichtung den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Oder
machen das die heutigen Steuergeräte sowieso?

Hallo André,

der Zündzeitpunkt wird abhängig von Betriebsparametern, z. B. der Motordrehzahl, gesteuert.

Die drehzahlabhängige Zündzeitpunktverstellung per Unterdruckdose am Verteiler gab es schon lange, bevor das Wort Elektronik bekannt war.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

wie wäre es, wenn man nun die Zündung zwar in der richtigen
Reihenfolge läßt, jedoch insgesamt im Zeitpunkt kontinuierlich
verändern könnte? Ich stell mir das als so eine Art
„Feintuning“ vor. Ein wenig hin und her im Zündzeitpunkt, um
je nach Verdichtung den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Oder
machen das die heutigen Steuergeräte sowieso?

Das hat man schon lange, auch mein Ur-Starlet von 1983: Drehzahlabhängig per Fliehkraftgewicht und Lastabhängig per Unterdruckschlauch vom Vergaser auf ein Membrandöschen am Verteiler.

Nur gaaaaanz früher mußte man per Hand dies tun. Da war selbst der Startvorghang noch eine Kunst für sich.

Aber auch heute schon sind einige junge Leuten mit dem „Choke“-Knopf in meinem Starlet überfordert, wenn sie mitfahren und sehen „was ich da tue“ :smile:)

gruß

dennis

Hallo,
ich hatte mal (vor 20 Jahren) einen Renault4 GTL mit 1100er Maschine. Die gleiche Maschine im Renault6 hatte nicht wie bei mir 34PS, sondern 45PS. Nach ein wenig drehen am Zündverteiler und dadurch erreichter Frühzündung konnte ich feststellen, daß nun nicht mehr bei 120 die Luft rauswar, sondern auf grader Strecke auch mal Tacho-Anschlag drin war (etwa 140-150). Offensichtlich wurde über die Unterdruck-verstellung des Zündzeitpunktes der Motor auf weniger Leistung gedrosselt. Und weil ich als Laie ja nicht weiß, wie man den Zündzeitpunkt einstellt, habe ich es dann so gelassen.
Die zweite Tuningmassnahme war übrigend die Aufschrift ‚Alpine‘ auf der Motorhaube und die Aufschrift ‚Testwagen‘ auf den Türen…
Gruß
Axel
P.S.: bei KMStand 110.000 war dann leider nach einem Kurbelwellen-lagerschaden schluß mit lustig - Austauschmotor fällig, nur noch 845ccm, nix mehr Tuning (außer der Aufschrift natürlich).

Hallo sarayo,

dazu habe ich folgende geschichte:
ich hatte mal nen r4, bei dem der anlasser gewechselt werden musste. wer die karre kennt, weiss, warum damals (1989) ein austausch-anlasser vom schrotthöker so um die 60 dm gekostet hat.
nen kumpel hat mir die reparatur gemacht, so richtig mit luftfilter und vergaser abbauen und allen fummeleien, die dazugehören. also richtig viel arbeit und schmutzige hände :smile:
da ich ihm nur eine kiste bier für die arbeiten versprochen hatte, meinte er wohl, er müsse mich ärgern.
er hat die zündkerzen-stecker vertauscht und mich ne probefahrt machen lassen.
die karre sprang an, aber das fahren war nur mit fehlzündungen und nem gefühl möglich, als wenn ein bockiges nashorn hinten drann hängt.
ich also tapfer 1x um den block gezuckelt *pengkrach* und gleich gemosert.
er hat dann was gefaselt von:„du kannst nicht fahren…“, die motorhaube auf und nachgeschaut (stecker wieder in die richtige reihenfolge gesteckt) und selber gefahren.
ging natürlich prima, danach noch so getan, als ob werkzeug im motorraum liegen würde, die stecker wieder falsch drauf und mich fahren lassen.
nach der 3. runder standen die nachbarn an der strasse und haben mich angefeuert, das war echt peinlich.
ich habe es nur mitbekommen, weil sich ein paar kumpels, die dabeistanden, vor lachen nicht mehr halten konnten.

also, lass es, oder such dir nen platz, wo wenige bis keine zuschauer zu erwarten sind.

grüsse vom caddle

Hallo Wolfgang,

Im nächsten Versuch läßt man die Zündung sehr früh kommen,
während der Kolben noch in der Aufwärtsbewegung beim
Komprimieren des Gemisches ist. Einerseits will der Kolben
nach oben, aber von da kommt die Druckwelle des explodierenden
Gemisches und treibt den Kolben wieder zurück. Der Kolben ging
nicht über OT, sondern vorher wieder zurück. Für die
Kurbelwelle war das eine abrupte Umkehr der Drehrichtung. Das
wird sich bestimmt nicht besonders gesund anhören, aber mit
dieser Zündeinstellung wirst Du den Motor gar nicht erst in
Gang bekommen.

So ungefähr passierts, wenn man als Ungeübter ein Einzylinder-Viertakt Motorrad ankickt. Viele XT500-Fahrer können ein schmerzliches Lied davon singen, nachdem der zurückschnellende Kickstarter das Knie des kickenden Kradfahrers zur schmerzlichen Kontaktaufnahme mit dem Lenker verleitet hat.

Ein Motor mit mehreren Zylindern wird sich ähnlich verhalten.
Je nachdem, welche Zündkabel vertauscht wurden, wird der Motor
wenn überhaupt kaum zu starten sein. Er wird sich fürchterlich
schütteln und ebenso fürchterliche Geräusche von sich geben.
Außerdem wird recht bald alles hinüber sein, was sich im Motor
dreht und bewegt. Wenn Gemisch zündet, während noch die
Einlaßventile geöffnet sind, machen die dann ungekühlten
Ventile nicht lange mit und es besteht außerdem die Gefahr,
daß die gesamte Gemischaufbereitung Feuer fängt.

Und genau dabei wäre mir mal fast ein eigentlich noch ganz gut erhaltener Opel-Rekord C abgefackelt. Das gute Stück stand jahrelang in einer Scheune und bedankte sich beim ersten Startversuch mit einer ungeheuren Stichflamme aus dem Vergaser, bei der mir der Luftfilterkasten um die Ohren flog :wink:

Lassen wir es also lieber bei den nur gedanklich ausgeführten
Versuchen.

Ganz meine Meinung.
Gruss Sebastian

Hallo Axel,

ich hatte mal (vor 20 Jahren) einen Renault4 GTL mit 1100er
Maschine. Die gleiche Maschine im Renault6 hatte nicht wie bei
mir 34PS, sondern 45PS.

Und mit dem Zylinderkopf des R8 Gordini brachte es der R4 auf sagenhafte 54PS :wink:
Da drehten die Räder beim Anfahren noch im 2.-Gang durch und man konnte sogar bei 160km/h mal einen Golf überholen.
Zu den Zeiten war zum Tuning eben noch Ideenreichtum gefragt.
Gruss Sebastian

Hallo,
vor rund 10 Jahren hatte ich das Problem bei einem 6,6l V8 - der Motor lief erst gar nicht, als ich das Fz. kaufte, wegen anderer Defekte.
Beim Einbau neuer Zündkabel hatte ich dann wohl zwei vertauscht - ich habe es erst bei der Probefahrt bemerkt, im Leerlauf klang der eben wie ein alter V8 mit schlecht eingestelltem® Vergaser und Zündung.
Leistung fehlte etwas, und die Flammen aus dem Auspuff waren auch eher ungewöhnlich…;~)
Grüße
formica

Moin!

wie wäre es, wenn man nun die Zündung zwar in der richtigen
Reihenfolge läßt, jedoch insgesamt im Zeitpunkt kontinuierlich
verändern könnte? Ich stell mir das als so eine Art
„Feintuning“ vor. Ein wenig hin und her im Zündzeitpunkt, um
je nach Verdichtung den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Oder
machen das die heutigen Steuergeräte sowieso?

Wie bereits gesagt gibt’s das schon seit Jahrzehnten sogar ganz ohne Elektronik. Interessant ist aber die Grundeinstellung. Klassisch wird die darüber gemacht, daß der gesamte Verteiler gedreht wird. Nun läßt sich eine gewisse Leistungssteigerung erreichen, wenn die Zündung insgesamt auf früh gestellt wird. Im unteren Drehzahlbereich läuft der Motor nun wie ein Sack Muttern, im ganz oberen Drehzahlbereich ist dafür geringfügig mehr Dampf vorhanden.

Haken an der Sache ist, daß man ja doch eher selten mit sehr hohen Drehzahlen fährt und deshalb fast permanent mit Frühzündungen unterwegs ist. Der Kolben bekommt also eins mit dem Hammer (Explosion), bevor er am oberen Totpunkt angekommen ist. igentlich soll die Explosion den Kolben nach unten treiben, aber der ist noch auf dem Weg nach oben. Du belastest damit die Kurbelwelle und deren Lager sowie die Pleuel und deren Lager schon recht heftig und wirst dafür über kurz oder lang die Quittung bekommen. Eher über kurz.

Ach ja: Bei Frühzündungen entsteht eine höhere Brennraumtemperatur. Kerzenabbrand und Löcher in den Kolben sind die Folgen.

Tuning: Ja. Aber nicht so.

Munter bleiben… TRICHTEX

Danke!
Hallo zusammen!

Bin etwas spät dran, wollte aber danke sagen für eure Antworten!

Mir war bisher nicht bewusst, das der Kolbenlauf anderweitig geregelt wird (obwohl es eigentlich logisch ist, wenn man drüber nachdenkt).

Gruss Sarayo