Hallo Tim,
noch ein Zusatz zu bereits Gesagtem:
ich weiss nicht wie banal mein Anliegen ist.
Überhaupt nicht banal…
Wenn mir jemand ein Anliegen oder eine Sache schildert, die
ihn beschäftig, so versuche ich Probleme für denjenigen zu
lösen und Vorschläge zu bringen wie er es machen soll oder wie
die Lösung aussehen soll.
Da du aber ein anderer Mensch bist, andere Erfahrungen hast und aus diesen schöpfst, wenn du eine Lösung siehst, kannst du damit sehr leicht falsch liegen, d.h. der andere kann nicht so handeln wie du es tun würdest.
Normalerweise bin ich gewohnt schnell Probleme zu lösen oder
Entscheidungen zu treffen (Hintergrund: ich bin Chef und über
mir steht nur Gott und das Finanzamt
) Im privatem Umfeld
kann aber eine solche Sache ziemlich nach hinten losgehen und
ich stehe „besserwisserisch“ da, oder ziehe die Wut der
anderen auf mich, weil ich kurzerhand alles in die Hand nehme.
Jede Problemlösung, die man selbst findet ist ein Wachstum an Erfahrung, ein Schatz, der einem das Rüstzeug für das nächste evtl. noch schwierigere Problem gibt und damit mehr Selbstsicherheit. Wenn man jemandem die Lösungssuche abnimmt, kann er diesen Entwicklungsschritt nicht vollziehen.
Meine Frage deshalb: Kann man lernen zuzuhören und wenn ja wie
kann man gut zuhören, offen für den anderen sein ohne gleich
als Problemlöser für andere zu agieren?
Ja, dazu gibt es unten schon viele Tipps. Grundlage ist eigentlich zuhören, sich nicht dazu hinreißen lassen, einen eigenen ähnlichen Fall zu schildern, geduldig zuhören und an bestimmten Punkten immer mal zu fragen, was meinst du damit, wie soll ich das verstehen u.ä.m. Solche Fragen helfen dem Gegenüber genauer darüber nachzudenken, mehr in die Tiefe zu gehen, zu präzisieren, sich klarer über das Problem zu werden und dann die für ihn richtige Lösung selbst zu finden. Die Lösung findet er nicht unbedingt sofort, evtl. erst wenn er später nochmal darüber nachdenkt. Aber so würde man ihm geholfen haben, auch wenn er später nicht mehr darauf zurückkommt - nicht nachfragen, das ist seine Privatsache. Wenn er noch Fragen hat, käme er nach einem solchen Gespräch wahrscheinlich wieder selbst darauf zurück.
Nicht nachfragen, weil er sich genötigt fühlen könnte über seine Lösung zu berichten, die vielleicht so persönlich ist, daß er sie lieber für sich behält oder er könnte meinen, der andere erwarte besonderen Dank für sein Zuhören, oder, oder…
Auch deine Körperhaltung spielt eine Rolle: freundlicher Blickkontakt, die Arme locker an den Seiten (nicht vor dem Bauch/Brustkorb verschränkt - signalisiert meist Abwehr/Distanz), beim Sitzen auf einer Couch z.B. sich schräg zu ihm drehen, am Tisch Arme offen auf diesen, u.ä.m. Bei übergeschlagenen Beinen, das übergeschlagene zu ihm hin (Kontaktbereitschaft), vom ihm weg wäre gleich Abwehr/Desinteresse. Die Haltungen nehmen wir meist unbewußt schon richtig an, da wir sie ebenso unbewußt kennen und benutzen. Doch schadet es nicht etwas darauf zu achten.
Gruß,
Cantate