Hallo Joe,
kein Zweifel, dass Du in vielen Dingen recht hast; manches bleibt subjektiv und jeder hat seine Meinung. Ich höre gerne auch die anderer.
Die traumatisierten Angehörigen sind Opfer.
da gebe ich Dir, wie im letzten Posting gesagt, vollkommen recht!
Die verängstigte Bevölkerung ist ein Opfer.
Ich zweifle nicht daran, dass diese Ereignisse die Amerikaner tief getroffen haben. Was mich aufgefallen ist (das ist jetzt nicht unbedingt negativ zu verstehen), war die Reaktion: US-Flaggen allerorts, „God bless Amerika“ überall. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei „uns“ in Europa anders wäre, denke aber irgendwie schon (???, ich halte es da mit Sokrates).
Es wurde nicht Herr Smith oder Frau Cohen angegriffen, sondern
die USA.
Eben: nicht einzelne Personen waren als Opfer gedacht,sondern ein System. Trotzdem trifft es tragischerweise immer Menschen, eben Herrn Smith oder Frau Cohen. Die oder ihre Angehörigen sind tot, also sind das für mich die Opfer.
Man darf (meiner Meinung nach) das amerikanische System (zumindest teilweise) ablehnen und einem anderen, (vermeintlich) besseren System huldigen. Menschen (Amerikaner oder andere Nationalitäten) abzulehnen und zu ermorden ist jedoch etwas vollkommen anderes. Selbst die glühendsten Anti-Amerikaner in diesem Brett stimmen dem hoffentlich zu.
Die Amerikaner, die ich kenne (ich arbeite bei Dade Behring
Inc) denken genau so viel, oder so wenig in „Schwarz-Weiss“,
wie „die Deutschen“.
Kein Zweifel daran. Trotzdem wage ich zu behaupten, dass es in den USA viele Menschen gibt (vielleicht weniger bei einem Unternehmen wie Dade Behring als in anderen, schlechter bezahlten Branchen), die nicht viel von dem wissen, was ausserhalb der USA vor sich geht, auch weil viele Medien nur berichten, was für die USA von direkter Bedeutung ist.
Die Schere klafft möglicherweise auch hier deutlicher als in Europa, zwischen den Interessierten und Informierten auf der einen Seite und denen, die andere Probleme lösen (müssen).
Fragst Du Dich denn nicht, was DU falsch gemacht hast?
Oh, ja, ich denke wohl daran, was Europa (und damit direkt oder indirekt auch ich) falsch gemacht hat.
Nichts desto trotz darf die Gewalt dieser Terroristen nicht
geduldet werden und die BISHER besonnene Politik der USA
unterstütze ich 100%ig.
Die Frage ist aber, ob Krieg (gegen einen Staat) ein legitimes Mittel gegen Terror (der üblicherweise von nichtstaatlichen Organisationen ausgeht) ist. Denn die afghanische Ex-Regierung hat Bin Laden sicher gedeckt, aber sie hat den USA nicht den Krieg erklärt. Denn die Al-Kaida ist nicht die Regierung eines Staates. Um es gleich hinzuzufügen: ich kenne die Antwort auf diese Frage nicht!
Jedenfalls hat der Frieden im letzten halben Jahrhundert sicher mit der ordnenden und verbindenden Macht der UNO zu tun. Eine Macht, die durch die USA und das UK allmählich untergraben wird. Die UN mag langsam und träge sein, aber zur Zeit bietet nur sie einen gewissen Schutz davor, dass ein Land / Bündnis zu mächtig wird und seine (und nur die seinen) Interessen in der Welt umgesetzt werden.
Eine Naturkatastrophe mit Terror zu vergleichen ist schon
etwas seltsam, aber vielleicht gibt es ja Parallelen zwischen
der CIA und der Kontinentalplattenverschiebungsmafia.
Ich vergleiche nur die Reaktion auf Tragödien.
Aber falls das Erdbeben - da ziemlich unvermeidbar und nicht von Menschenhand, doch genauso tödlich - zu seltsam ist, vergleiche ich „gerne“ mit den Tausenden von Menschen, die durch den Terror von US-gestützten Diktatoren wie Pinochet oder (bis 1990) Saddam Hussein ermordet wurden oder „verschwunden“ sind
Aber wenn ich hier lese, ist der freundlichste Ausdruck für
den amerikanischen Präsidenten „Cowboy“ (nicht von Dir). Ist
das Kritik, oder nur Diffamierung ?
Nun ja, natürlich wird Bush besonders genau beobachtet. Trotzdem ist er (für einen der wichtigsten Männer der Welt) schon ziemlich viele Fettnäpfchen getreten. Das wirft irgendwie kein gutes Licht auf GWB und seine Berater und nährt die (vielleicht unberechtigte) Vorstellung von einem ungebildeten Primitivling.
Aber wenn Bush’s Wunsch in Erfüllung geht und endlich Menschen unser Sonnensystem betreten, dann wird eines Tages auch ein US-Präsident wissen, ob er gerade in der Slowakei oder in Slowenien ist.
Was sollen die USA denn machen? Setzen sie sich in Bosnien
oder sonst wo für den Frieden ein
Die USA und teilweise auch die NATO haben - und das trifft mich persönlich - einen Feldzug gegen Serbien geführt, der einseitig und ungerecht war. Wenn Du US-Amerikanern zuhörst (was gut ist) solltest Du auch Serben zuhören.
In Europa herrscht eine unvergleichliche Abneigung gegen Jugoslawen, die manchmal geradezu in Hass ausartet und durch nichts begründet und durch nichts zu entschuldigen ist. Ob das in den USA auch so ist, kann ich nicht beurteilen, zumal nicht viele Serbien auf der Landkarte finden würden.
heißt es „die Weltpolizei“.
Machen sie nichts, ist es den USA egal.
Das ist ein Problem, das kaum zu lösen ist, das ist richtig. Aber wenn es ein internationaler Einsatz ist, so sollte die UNO darüber entscheiden, nicht die USA alleine. Kriege ohne Mandat, z. B. die vorläufig letzte Bombenwelle auf Beograd, werden immer die Ablehnung der anderen heraufbeschwören (vom Verstoss gegen das Völkerrecht einmal abgesehen).
Bernd
PS: ich habe offen gesagt weniger Angst vor islamischen Terroristen auf dem Flug von Frankfurt nach Charlotte als vor einer britischen oder amerikanischen Bombe in Belgrad.