Zum Schluß

Hallo,

ich habe keine Erfahrung dahingehend, aber ihr vielleicht: weinen Menschen die sterben müssen, darüber dass sie ihre Lieben verlassen müssen…(also Menschen die im Sterben liegen)?
Wie sind die letzten Stunden? Haben Menschen die ihr in den Tod begleitet habt, sich von Euch verabschiedet? Und wie?

Ich hab das alles noch nie erlebt und wäre froh über Eure Berichte.

Danke sagt Kosmokatze

Hallo Kosmokatze!

weinen Menschen die sterben müssen, darüber dass sie ihre
Lieben verlassen müssen…(also Menschen die im Sterben
liegen)?

Ja, alle die ich begleitet habe.

Wie sind die letzten Stunden?

Das ist sehr unterschiedlich und hängt von der Umgebung, der Erkrankung, Medikamenten, der Persönlichkeit des Sterbenden, den Begleitenden usw. ab.

Haben Menschen die ihr in den
Tod begleitet habt, sich von Euch verabschiedet? Und wie?

Mit Worten, Händedruck, Augenkontakt oder auch gar nicht.
Das berührendste war ein sehr persönlicher Brief den ich Wochen nach der Beerdigung bekam.

Mit Grüßen
Simone

der sterbeprozess-(also wärend des abschiednehmens)kann auch für alle anwesenden sehr erfüllende und positive gefühle auslösen z.b.
dankbarkeit,ruhe,zufriedenheit und endlich ist der sterbende am ende angelangt und muss nichts mehr -er darf endlich gehen in ruhe erfüllung und dankbarkeit.
versöhnliches,ehrliches,respektvolles und dankbares (mit aufrichtiger unverfälschter liebe )abschiednehmen-gegenseitig mit seinen liebsten- das ist doch auch ein schöner wohlverdienter abschluss des lebens
in dem man zu selten die seele vollkommen frei und offen hat und bereit ist solch wunderbare zuneigung und gefühle in reinster form zu nehmen geben und erkennen das diese für immer im herzen weiterleben.

bitte langsam lesen dann versteht mans besser

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bitte langsam lesen dann versteht mans besser

Ich druck mir das aus und lese es nicht nur langsam sondern auch immer mal wieder .
Danke

Hi Katz,

ausnahmweise ein Auszug aus meinem Tagebuch - geschrieben nach dem Tod meiner Mutter:

Irgend jemand, wer immer es auch ist, ob er nun Gott heißt oder ein im Stillen wirkender Namenloser, irgend jemand hat es wohl eingerichtet, daß, wenn die Krankheit den Körper vollends sich zu Eigen gemacht hat, die Welt um den Kranken (oder genauer: in dem Kranken) immer kleiner, immer enger wird, so dass immer weniger Platz ist für das, was man sonst Zukunft nennt; für die Gedanken daran, die Pläne, Visionen, dass nur noch gedämmert wird im immer schwächer werdenden Kontrast von Hell und Dunkel, Tag und Nacht, die Wahrnehmung erst verwirrt und dann nach und nach schwindet. Und wenn es dann so weit ist, verstummen auch die Geräusche, die eben noch beunruhigten Hände lösen sich von dem Halten-wollen, legen sich ergeben auf die Decke und nur noch ein paar Male geht der Atem, zögerlich erst und dann nicht mehr und dann doch noch einmal und dann gar nicht mehr.

Das war mein Eindruck.

Gruß,

Anja

Hallo Kosmocat,
nach dem Abi wollte ich mal Medizin studieren, was ich aber nicht tat. Um das Ärztemilieu kennen zu lernen, macht ich ein Sozialpraktikum in einer Uni-Klinik. Dort erlebte ich viele Menschen, die starben. Die meisten erlebten ihren Tod sehr indifferent – sie kapierten nicht, dass es nun an Sterben ging. Manche waren tief verzweifelt, da sie noch keinen Frieden mit anderen geschlossen hatten. Eine Mutter war kaum anzusprechen, da sie nun ohne ihre Tochter sterben musste. Doch die Geschichte endete wie im Groschenroman: Ein Postbote, der ebenfalls Patient war, kannte ihre Tochter, gab mir ihre Adresse, ich holte sie., sie weigerte sich vehement, „…diese Frau will ich nie mehr sehen!“, sie kam schließlich doch mit mir mit und traf ihre sterbende Mutter doch noch lebend an.
Ein Sterbender ist mir noch sehr in Erinnerung: Er starb heiter und friedlich: „Ach Bub, ich hab einfach keine Angst.“ In Edinburgh erlebte ich noch Jack. Ihm wurde im Krieg in den Kopf geschossen und sein Schlafzentrum zerstört. Er verbrachte jede Nacht nur ruhend. Seine Frau Moira spielte immer bis spät in die Nacht Karten mit ihm. Ich war in seinen letzten Wochen oft bei ihm. Als es zum Sterben ging, lachte er vergnügt und scherzte: Bis jetzt habe ich noch keinen erlebt, der das noch nicht hingekriegt hat, also werde ich das auch schaffen.
Alexander

ich habe keine Erfahrung dahingehend, aber ihr vielleicht:
weinen Menschen die sterben müssen, darüber dass sie ihre
Lieben verlassen müssen…(also Menschen die im Sterben
liegen)?
Wie sind die letzten Stunden? Haben Menschen die ihr in den
Tod begleitet habt, sich von Euch verabschiedet? Und wie?

Ich hab das alles noch nie erlebt und wäre froh über Eure
Berichte.

Danke sagt Kosmokatze

Hallo Kosokatze

Für mich gibt es keinen Tod der dem anderen gleicht, es bleibt ein ganz persönlicher individueller Prozess der sicher mit der Persönlichkeit die sich verabschiedet zu tun hat.

Wenn ich ältere oder kranke sterbende Menschen begleitet habe, war oft ein Aufbäumen auch Wut und ein Hadern vor der eigentlichen Sterbephase (nicht bei Kindern, das erlebte ich ganz anders, sie denken noch nicht so viel) In der eigentlichen Sterbephase wissen Menschen dass ihre Uhr am ablaufen ist und ich erlebe einen Wandel wie ich ihn gar nicht beschreiben kann. Ich erlebte eine kratzende spuckende Frau die von heute auf morgen mir die Arme rauf und runter küsste. Unbeschreiblich. Wichtig ist es wohl als Begleiterin eine Aura wahrzunehmen. Manche waren wohl viel im Leben alleine und wollen es auch am Schluss sein. Bücher- selbst die von Frau Kübler Ross, die ich sehr schätze- erlebe ich eher von Nachteil. Einfach offensein und sich getrauen wahrzunehmen was da ist. Das könnte ich jeder Begleitenden und jedem Begleiter nur ans Herz legen.

Der Sterbeprozess bei eigenen Angehörigen ist noch einmal etwas Besonderes. Das Wissen was gelebt wurde - in dieser Verbundenheit stirbt auch etwas in einem Selber. Mein Vater hatte Alzheimer und war die letzten Monate auf einer geschlossenen Abteilung. die letzten Tage konnten wir ganz „klar“ miteinander reden. Ich erzählte ihm, dass er vielleicht seine Mutter kennen lernen wird (die bei seiner Geburt starb) und dass sie ihm sicher ganz viel zu erzählen hat. Mein Vater war ganz wach und immer wieder der Satz: Glaubst Du das auch und das wäre so schön. Mein Vater bedankte sich für die Liebe die ich ihm während seines Lebens hab geben können und er starb bei vollem Bewusstsein.

Das sind meine Erfahrungen und begleite gerne.

Gruss Veronika

Meine Oma ist im Sommer 2007 verstorben.

Sie war Demenzkrank - und diese Krankheit hatte sich über die Jahre komplett in sie „hineingefressen“ (sorry, weiß es gerade nicht anders auszudrücken).

Ich weiß von meiner Oma, dass sie nie bettlägerig und abhängig sein wollte. Zum Schluss war sie genau das, was sie nie wollte.

Das letzte vierteljahr hat sie nur noch im Bett gelegen - hatte sich aufgegeben (was man mit 94 auch irgendwann darf…)
Irgendwann im Sommer hab ich den Anruf im Büro von meinem Bruder erhalten „Komm nach Hause - Oma liegt im Sterben“.

Ich bin sofort zu meinen Eltern gefahren und in Omas Zimmer - da lag sie - ruhig und ausgeglichen wie schon lange nicht mehr - anhand ihres Händedrucks habe ich bemerkt, dass sie mich erkannt hat - das erste mal seit Monaten.

Aber sie hat sich nochmal „berappelt“ in den nächsten 14 Tagen war ich täglich dort - habe mich mit meinen Eltern und meinen Tanten und Onkel bei der Bettwache abgelöst. Seit langem waren alle Cousins und Cousinen wieder da - haben Oma nochmal Hallo gesagt.

Ca. 1,5 Wochen nach dem ersten Anruf ging es Oma wieder schlechter (es war Sonntags) da mein Opa Tags drauf seinen 30sten Todestag hatte haben wir gedacht „sie wartet auf Opa - morgen holt Opa sie zu sich“ aber den Montag hat sie überlebt.
Genauso noch den Dienstag.

Mittwochs saß ich im Büro und hatte kurz vor mittag ein komisches Gefühl - ich wurde unruhig und sagte nur zu meiner Kollegin „Es ist was mit Oma - ich muss nach Hause!“ Tasche gepackt und zu meinen Eltern gefahren.

Ich war fast bei meinen Eltern da hat meine Mutter im Büro angerufen um mir zu sagen, dass meine Oma gestorben ist. In dem Moment als sie gestorben ist hat das seltsame gefühl eingesetzt.

Als ich meine Oma gesehen habe, sah sie wieder zufrieden und glücklich aus. Endlich konnte sie wieder selbst bestimmen „wo es hingeht“

Dies ist meine bisher einzige direkte Erfahrung mit dem Tod.