Zum Selbstbewusstsein erziehen?

Hallo,

der Titel klingt vielleicht etwas seltsam aber ich mache mir wirklich Gedanken wegen meiner Tochter. Sie ist 18 Moante alt.

Daheim hat sie ihren eigenen Dickschädel und will ihn auch durchsetzen. Aber in der Krabbelgruppe oder Eltern-Kind-Turnen ist es echt schlimm. Sie lässt sich Sachen wegnehmen und kommt dann nur schreiend zu mir gerannt. Sie lässt sich von einem Mädchen zwicken, an den Haaren ziehen und schubsen und wehrt sich nicht sondern fängt nur an zu brüllen und ihr dann aus dem Weg zu gehen und beobachtet sie ängstlich. Sie hat mittlerweile regelrecht Angst vor ihr. Die anderen sind gleich alt wie sie.

Ich weiss, sie ist noch sehr klein aber ich war als Kind immer das Opfer und möchte ihr das Schicksal gerne ersparen. Meine Eltern wissen leider nicht wo der Erziehungsfehler bei mir passiert ist. Ich war sozial gut integriert und im Turnverein erfolgreich bis wir umgezogen sind (da war ich 10) und ab da ging es erst los.

Liebe Grüße
Jessica

Hallo !

Ich glaube, es ist echt zu früh…
Aber : sicher wird deine Tochter in erster Linie dadaurch innerliche Stärke gewinnen, wenn Mama und Papa fest zu ihr halten, sie Geborgenheit, Liebe und Kontinuität, Grenzen und Freiheiten erfährt. Sie muss sie selbst sein dürfen und dabei erfahren, dass sie ok und gut ist, so wie sie ist.
Vergleiche sie nicht mit dir selbst, auch wenn das sicher nicht immer leicht ist.
Wenn du mit deiner Erziehung unsicher bist (auch das darf durchaus mal sein) hole dir Beratung, vielleicht gibt es bei euch eine Familienbildungs- oder beratungsstelle.

Was das andere Kind in der Krabbelgruppe betrifft : Da könntest du wenns wirklich schlimm ist mal mit den Erzieherinnen oder den anderen Eltern sprechen und deiner Tochter auch deutlich machen, das ist nicht ok was das andere Kind da tut. Wenn deine Kleine aber (noch) ncht zurück pfeffern will - muss sie ja auch nicht. Sie sucht Schutz bei Mame und das ist doch sehr naheliegend !

Alle Gute !

Den Charakter ändern
Hallo!
Du wirst den Charakter Deines Kindes nicht ändern können. Ich hielte das auch nicht für gut oder langfristig gesund.
Außerdem frage ich mich immer an dieser Stelle: Ist etwas mit Deinem Kind nicht in Ordnung oder ist etwas mit den anderen Kindern nicht in Ordnung? (Wie viele Menschen mit Ellbogenmentalität brauchen und wollen wir heranziehen?)

Sei vorsichtig, was Du Deinem Kind vermittelst, die Message sollte lauten: Du bist in Ordnung, so wie Du bist!

Was Deine Tochter aber lernen muss und auch kann: Mit ihrem Charakter gut und zufrieden durchs Leben zu kommen.

Sie hat
mittlerweile regelrecht Angst vor ihr.

Verständlich. Und sie wird dem anderen Mädchen erstmal aus dem Weg gehen, wobei Du ihr helfen kannst. Und das kann auch sinnvoll sein: Wenn nämlich mehrere Kinder dem „zupackenden“ Mädchen aus dem Weg gehen, dann hat dieses Kind (und die Eltern) irgendwann hoffentlich Grund, das Verhalten ihres Kindes zu überprüfen (und zu sanktionieren) - weil nämlich keiner mehr so recht mit ihm spielen möchte.

Mit der Zeit werden so alle lernen, wo die Grenzen des Miteinanders liegen, so dass das später hoffentlich besser funktioniert: Die einen lernen, dass Aggression sie nicht weiterbringen. Und Deine Tochter lernt, in welchen Situationen sie ausweichen kann, was sie sich gefallen lassen kann und aushält und wo sie auch mal dagegen halten muss und auch, wo und wann sie mit Hilfe von außen rechnen kann.

Ich weiss, sie ist noch sehr klein aber ich war als Kind immer
das Opfer und möchte ihr das Schicksal gerne ersparen.

Sei vorsichtig damit, Deine eigenen Erfahrungen auf das Kind zu projezieren. Sie ist eine eigene Persönlichkeit, lass Ihr die Chance, sich da zu entwickeln und versuche, diesbezüglich nicht zu überängstlich zu sein.

Ich denke, sie ist in einem Alter, in dem sich diese Dinge langsam anfangen herauszubilden.
Stärke ihr den Rücken, sei für sie da und hilf ihr, wo sinnvoll und möglich. Aber verfalle nicht auf den Gedanken, dass mit Deiner Tochter „etwas nicht in Ordnung“ sei, das wäre mit Sicherheit kontraproduktiv - Du möchtest ja, dass sie selbstsicherer wird.

Grüße
kernig

. . . ganz allein mir , die niemand richtig finden oder gar teilen muss.
Hallo,

der Titel klingt vielleicht etwas seltsam

das ist ja nicht schlimm, in meinen Ohren tut er das tatsächlich. Und das fängt schon bei dem Wort ‚Selbstbewusstsein‘ an. Ich habe bisher nur erlebt, dass Menschen die ‚Selbstbewusstsein‘ sagen meist etwas Positives meinen. Positives im Sinne von ‚Gutes, schätzenswertes Selbstbild/Selbstwahrnehmeung‘. Warum eigentlich? Das Wort selbst gibt es eigentlich nicht her. Das beinhaltet doch nur: „Ich bin mir meiner selbst bewusst“. Und das kann doch im Weiteren bedeuten, dass ich mir darüber im Klaren bin, ein schüchterner oder draufgängerischer oder …, oder …, oder … Mensch zu sein. Einige der Eigenschaften in diesem Bewusstsein, so oder so zu sein, sind in unserer Gesellschaft erwünscht, also positiv bewertet, andere weniger bis gar nicht.
Aber gut, in unserem Kulturkreis wird ‚Selbstbewusstsein‘ nunmal positiv besetzt benutzt, dagegen werde ich wohl auch nicht mehr ankommen. Also, du fragst wie du deine Tochter zu mehr Selbstbewusstsein erziehen kannst.

Meine schlichte Antwort lautet: Gar nicht!
Und hier bitte ich darum Titel und Eingangszeile nochmal zu lesen, bzw. sie zu beachten.

Ein positives Bild, eine schätzende Wahrnehmung von sich selbst kann nicht anerzogen werden. Die wird eingeatmet, eingesogen beim Stillen (egal ob per Brust oder per Flasche), die wird von der ersten Minute nach der Geburt -wahrscheinlich sogar noch früher- auf eine Weise wahrgenommen und „abgespeichert“ -in die Persönlichkeitsbildung integriert- die noch nicht erforscht ist und sich jedem Versuch dazu wahrscheinlich auch entzieht.

Wenn ein gerade Geborenes von Anfang an wahrnimmt, dass es pures Entzücken auslöst, wenn es im weiteren Verlauf immer und immer wieder wahrnimmt, dass es bedingslos (ohne Bedingungen, einfach nur für die Existenz) geliebt wird und unendliche Freude auslöst, wenn es ständig erfährt, dass seine, teilweise lautstark, geäußerten Bedürfnisse rasch und zuverlässig gehört und beantwortet werden . . . dann
und nur dann bildet sich die Bewusstwerdung seines selbst „Ich bin ein wertvolles und geschätztes Wesen“. Später erfährt es dann irgendwann dass diese Wahrnehmung „Selbstbewusstsein“ genannt wird.

[…] Sie ist 18 Moante alt.

Da ich finde, dass sie in diesem Alter noch Anspruch auf Schutz und Behütetwerden hat würde ich sie beschützen. Soll heißen: In den beschriebenen Situationen hingehen und eingreifen. Nicht allzuviel auf das ärgernde/hauende Kind einwirken, einfach nur mein Kind der Situation entziehen.

Daheim hat sie ihren eigenen Dickschädel und will ihn auch
durchsetzen.

Prima, sie fühlt sich also von euch so geliebt und wertgeschätzt, dass sie sich traut alles was in ihr ist, also auch abgrenzende Impulse, zu zeigen und zu leben.

Aber in der Krabbelgruppe oder Eltern-Kind-Turnen
ist es echt schlimm. Sie lässt sich Sachen wegnehmen und kommt
dann nur schreiend zu mir gerannt. Sie lässt sich von einem
Mädchen zwicken, an den Haaren ziehen und schubsen und wehrt
sich nicht

Ich kenne derartige Gruppen nur so, dass die Eltern(teile) doch sehr unmittelbar in dem Geschehen dabei sind. Daher stimmt es mich etwas nachdenklich, dass derartige Kinderverhalten so häufig und langandauernd passieren können. Wie reagiert denn die Mutter des anderen Mädchens? Sollte da wenig bis nichts kommen, oder sich Ansätze zeigen riesige Konfliktsituationen hochzustilisieren, dann eben einfach nur deine Tochter beschützen und Angriffe des Mädchens und anderer Kinder unterbinden.

Dem was **** (kann jetzt leider nicht sehen wer das war) zu „ich war auch immer Opfer und will es ihr ersparen“ geschrieben hat schließe ich mich an.

Ich glaube ihr seid grundsätzlich auf einem guten Weg, deine Tochter ist zu Hause anders und in den beschriebenen Situationen fordert sie deinen Schutz ein, das halte ich für gute Zeichen.

Freundlichen Alb-gruß
Renate

Hallo,

hier ein guter Buchtipp:
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LG
Stefan