Servus!
Die Frage ist aber, ob das schlagartig passieren kann und den
Golfstrom vollständig abwürgen würde. Wenn die
Niederschlagsmnengen langsam steigen, würden sie den Golfstrom
auch langsam verringern.
Bis zu einem Punkt, an dem das System umschlagen würde
Die Frage ist eben, ob es diesen Punkt gibt.
Den gibt´s. Das System Golfstrom neigt dazu, innerhalb weniger Jahrzehnte, wenn nicht Jahre umzuschlagen, nach einer längeren Vorbereitungszeit. Daten aus dem Grönlandeis.
und
das würde dann plötzlich passieren, wie im Grönlandeis
verschiedentlich dokumentiert.
Ist man sicher, daß das durch Niederschläge verursacht wurde?
Ja. Daten aus dem Grönlandeis (Isotopenuntersuchung)
Und der Golfstrom braucht keine sintflutartigen
Niederschläge um stillgelegt zu werden, sonst würde er sich
nicht aktuell schon abschwächen.
Zwischen abschächen und stillstehen beteht ein erheblicher
Unterschied. Ich halte es zumindest für sehr gewagt von einem
auf das andere zu schließen.
Weiß schon. Ich hab schon weiter gelesen.
Vielleicht hilft hier die Klimageschichte weiter. Gibt es
Anzeichen dafür, daß der Golfstrom in der Vergangenheit schon
einmal in einer Warmzeit abgerissen ist?
Ich würde sagen: Ja. Sonst wäre nicht während das ganzen
Pleistozän immer wieder eine Kaltzeit auf eine Warmzeit
gefolgt…
Ist die Rolle des Golfstroms am Wechsel von Kalt- und
Warmzeiten im Pleistozän sicher genug aufgeklärt, um soclhe
Aussagen machen zu können?
Ja.
WARUM das aber so war, darüber streiten sich die Klimatologen.
Das klingt nach einem Nein.
Nur, wenn man darauf aus ist, ein Nein zu erhalten.
Ich sagte aber (in anderen Worten, zugegeben, deshalb hier noch mal ganz klar): Es ist unklar.
Wenn man sich die Temperaturkurve vom Paläozän bis heute
ansieht, dann erinnert das verdächtig an das Verhalten eines
Systems, das von einem stabilen in einen chaotischen Zustant
übergeht.
Stimmt. Und? Wir reden über das Versiegen des Golfstroms und ich hab schon ein paarmal gesagt, daß die Ursachen für dieses Versiegen noch nicht geklärt sind. Daß gewisse Periodizitäten existieren, steht fest, aber was sie letztendlich verursacht, was sie bewirken, wie sie wirken, das alles ist noch nicht klar. Klar ist nur, dass diese periodischen Faktoren, wenn genügend aufeinander treffen, zum Versiegen des Golfstroms führen können. Manchmal aber fällt das Ereignis aus, z.B. schwächt sich der Golfstrom alle 1500 Jahre ab. Manchmal dauerts aber 3000 oder 4500 Jahre. Zwischendurch treffen also nicht alle nötigen Faktoren ein und die Abschwächung bleibt aus.
Warum? Heute weiß es (noch) keiner.
Wenn man sich beispielsweise ansieht, wie schnell
Wasser aus einem Wasserhahn fließt, der langsam zugedreht
wird, dann erhält man eine ganz ähnliche Kurve. Zuerst nimmt
die Fließgeschwindigkeit stetig ab, und beginnt dann
irgendwann chaotisch zu schwanken. Hierbei handelt es sich um
ein deterministisches Chaos, in dem beliebig kleine Einflüsse
darüber entscheiden, wie sich die Fließgeschwindigkeit
entwickelt. Wenn unser Klima sich in einem ähnlichen Zustand
befindet, dann ist es völlig illusorisch, die Ursachen für die
einzelnen Kalt- und Warmzeiten identifizieren zu wollen. Dann
könnte nämlich der berühmt-berüchtigte Flügelschlag eines
Schmetterlings nicht nur darüber entscheiden, ob sich ein
Tiefdruckgebiet zu einem Wirbelsturm entwickelt oder nicht,
sondern möglicherweise sogar darüber, ob es in ein paar
hundert Jahren eine Kalt- oder eine Warmzeit gibt. Dann steht
uns die Klimakatastrophe nicht bevor, sondern wir sind schon
mittendrin - und das schon seit Millionen von Jahren.
Du vermischt hier Halbwahrheiten und Nichtwahrheiten und Wahrheiten.
Eins nach dem anderen: Die Fließ geschwindigkeit ändert sich bei Wasserhahn bestimmt nicht. Auch nicht die Wassermenge, die ausfließt.
Es fließt soviel Wasser aus, wie durchpasst, mit der Geschwindigkeit, die das Pascal´sche Gesetz und die Schwerkraft ihm vorgibt.
Es gibt da allerdings noch den Coanda-Effekt, der bewirkt, daß sich das fließende Wasser an den Wasserhahn anschmiegt. Das mag das Wasser bremsen, wichtiger ist jedoch, daß es vor allem so aussieht , daß das Wasser langsamer fließt - weil sich der Wasserstrahl verwindet und verstrudelt. Optische Täuschung also. Hat alles mit einem chaotischen System recht wenig zu tun, allenfalls mit Physik. Vielleicht verwechseslt du das mit dem Verhalten eines Wasasertropfens im Wasserstrahl. Das ist tatsächlich unberechenbar.
Zweitens: Das Klima ist ein chaotisches System, es ist jedoch NICHT illusorisch, heraus finden zu wollen, was die Kalt- und Warmzeiten verursacht hat. Das geht nämlich. Was allerdings diese Auslöser selbst wieder verursacht hat, soweit ist man noch nicht.
Man kann ebenfalls noch nicht voraussagen, wie sich z.B. El Nino auf der Nordhalbkugel genau auswirkt. Daß er sich auswirkt, hat man beobachtet. Allerdings erst beim letzten großen El Nino genau und ausgiebig. Gib den Wissenschaftlern noch ein bisschen Zeit und Rechnerpower, dann trau ich ihnen zu, daß sie´s schaffen.
Zurück zu den Kaltzeiten: Die sind in sich auch chaotisch, weil sie ja Teil des Klimas sind. Da sie allerdings Teile sind, kann man sie isolieren und getrennt beobachten und analysieren. Daraus werden Klimamodelle entwickelt. Läuft in diesen Modellen was anders als in der Kimageschichte tatsächlich gelauifen ist, werden die Modelle verändert. Wenn sie dann stimmen, läßt man sie in die Zukunft weiterlaufen und weiß mit einer gewissen wahrscheinlichkeit, was kommen wird.
Schon heute sind die Klimamodelle so weit, daß sie Aussagen liefern können, was die Eiszeiten ausgelöst hat. Z.B. das Versiegen des Golfstroms. Was das allerdings wiederum ausgelöst hat, darum dreht sich doch das Ganze hier, oder? Und eben das weiß man noch nicht.
Drittens: Da hast du recht, die ganze Klimageschichte besteht aus stabilen und chaotischen Phasen, wobei die chaotischen für die jeweilige Lebewelt durchaus Klimakatastrophen dargestellt haben.
Unser modernes Problem könnte allerdings sein, daß wir die erste Klimakatastrophe der Geschichte erleben werden, die von uns ausgelöst wird.
Die Natur wird damit fertig. Wir auch? Ich hoffe es, glaube es aber nicht. Wir sind Menschen, nicht Natur, richtig?
VG
Christian