Hallo Jürgen,
Ich glaube ihr alle missversteht mich doch ein bisschen…
Was ich meine:
- Wir haben definitiv Handlungsbedarf, keine Frage. Fraglich
ist, wo wir losarbeiten sollten.
Ich würde zB vorschlagen, die Sorgen und Nöte der Unternehmen ernster zu nehmen. Das Wesen eines Unternehmens besteht doch darin, die eigene Wirtschaftskraft masslos zu übertreiben. Man braucht Kredite der Banken, will seine Produkte verkaufen und langfristige Lieferantenverhältnisse, also zeichnet man immer ein viel positiveres Bild vom eigenen Unternehmen. Wenn also hier geklagt wird, hat das eine andere Dimension.
- Wir kennen die Probleme. Uns diese pauschalisiert immer
wieder mit depressivem Geheule in Erinnerung zu rufen ist a)
langweilig, b) stagnierend und c) rufschädigend nach außen,
verbessert also unsere Lage nicht, sondern führt dazu, dass
alle wie erschrockene Hasen handlungsunfähig in die Runde
blicken
Völlig richtig. Nur würde ich hier schon differenzien. Wer klagt und warum?
- Wir sind ebenso definitiv nicht so schlecht, wie man
manchmal den Eindruck durch unsere offensive Eigenbewertung
hat. Will man Investitionen anlocken, ist geschicktes
Marketing angesagt und eben nicht permanentes Betonen der
Nachteile. Denn wer glaubt, ausländische Manager bekommen die
Stimmung hier nicht mit und beurteilen uns nicht danach, der
irrt meines Erachtens.
Eben aus diesem Grunde erarbeiten Unternehmen schöne Hochglanzbroschüren, um von den realen Problemen abzulenken. Insofern war Christians Ursprungsposting sehr aufschlussreich, zeigt es doch, in welcher Verfassung wir alle wirklich sind.
- Wir sollten dort losschneiden, wo zuviel Speck auf den
Rippen ist und nicht dort, wos sofort weh tut. Allerdings
sitzt der Speck dort, wo die lautesten Schreier sind.
Das habe ich nicht verstanden. Wo sitz deiner Meinung nach der Speck?
- Wir brauchen Innovation. Innovation entsteht meiner Meinung
nur dort, wo eine positive Grundstimmung ist.
Auch hier stimme ich dir zu. Wir sollten daher die Nöte der Unternehmen schon sehr ernst nehmen und emotionslos feststellen: Was können wir tun? Man kann auch die Krise positiv nutzen, auch mit positiver Grundstimmung. Wenn man aber dauerhaft auf Betonblockaden stösst, liegen die Nerven früher oder später blank.
- Stimmung ist hausgemacht über den Glauben und die Vision
von Führungspersönlichkeiten. Und hier sehe in Deutschland
derzeit überall und an allen Orten Versagen hoch 3. Und das
ist wirklich standortgefährdend, nicht unsere immer noch
kleinen, eigentlich lösbaren wirtschaftlichen Probleme.
Und das meinte ich. Und das kotzt mich an…
Ich verstehe, was du meinst. Ich würde es so analysieren, dass der gesellschaftliche Konsenz fehlt, um eine Veränderung zu schaffen. Eben das lähmt die Gesellschaft und verhindert, die Krise positiv und innovativ zu gestalten. Auch stimme ich dir zu, dass die Führungspersönlichkeiten versagen. Ich denke noch immer, wir brauchen keine Gewerkschaften und auch keine Arbeitgeberverbände, die in der Krise selten zu einem Konsenz kommen. Einzelne Unternehmen und ihre Belegschaft schaffen das aber sehr wohl, wenn die Notwendigkeit von allen Seiten erkannt wird. Auch die Bevölkerung ist geteilt in der Wahrnehmung. Die einen beklagen den Sozialabbau und die anderen die miesen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es wäre wüsnchenswert, wenn sich beide Lager in einer positiven Stimmung und mit dem festen Willen, etwas zu erreichen, aufeinander zubewegen würden. Warum das in Deutschland nicht so recht funktioniert, bleibt für mich ein Rätsel.
Gruss,
Klaus