Hallo,
Allerdings muss ich dazu bemerken, dass die Grundlagen
dieser wirtschaftlichen Zusammenarbeit politisch
gewollt und organisiert waren.
Ich mag mich täuschen, aber ich glaube, dass Du hier Ursache
und Wirkung vertauschst.
Nö, ich denke das es sich eh um Wechselwirkungen handelt,
die beiderseits nicht zwingend Voraussetzungen sind.
Vermutlich gibt es zunächst den
Wunsch einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit und daraus
ergeben sich dann politische Verhandlungen, um solche
Wirtschaftsverträge anschließend auch schließen zu können.
Ich meine damit aber zuerst den politischen Willen, der
durch die damalige politische Führung der BRD mitgetragen
und formuliert wurde. Das war z.B. die Zeit von Brand
und Schmidt, die eine Wende in den europäischen und auch
innerdeutschen Beziehungen brachte, die damals lange nicht
von allen Politikern befürwortet wurde, insbesondere
nicht von einigen rechten Betonköpfen.
Dass man in solchen Fragen auch anderer Meinung sein kann,
ist nicht von der Hand zu weisen.
Man kann also den Konzernen, die die Bedingungen nutzen
welche von Politik (Regierungen und Parteien) vorbereitet
und auch empfohlen haben, dann nicht nicht vorwerfen,
unmoralisch zu handeln, weil sie genau diese Bedingungen
nutzen und auch bestimmte Sachen akzeptieren, die ihrem
Einfluss entzogen sind.
Ich wollte diese Praxis nicht generell verteufeln. Aber bei
Dir klang es ein wenig nach einem Freibrief für die
Wirtschaftsunternehmen, so nach dem Motto: Menschenrechte sind
eine Sache der Politik, Profite sind eine Sache der Wirtschaft.
Man kann das ja auch idealisieren, aber die Wirtschaft hat
sich einfach an Recht und Gesetz zu halten - Punkt!
Wirtschaft erlässt aber keine Gesetze, dafür ist die Politik
mit ihren demokratischen Institutionen verantwortlich.
Meiner Meinung nach gibt es da schon eine moralische
Verantwortung.
??? Wie sollte die formuliert werden?
Sind die geltenden nat.Gesetze und internat.Verträge da
nicht genug?
Natürlich können Konzerne bzw. deren Führungskräfte
sich auch moralischen Werten verschreiben.
Das „kann“ ist mir zu schwach. Ich finde, unser System krankt
daran, dass die Konzernleitungen immer weniger moralische
Werte zu Entscheidungskriterien machen und dass es keine
Instanzen gibt, die diese Werte einfordern.
Tja, dann liegt das aber nicht primär an den Unternehmen,
sondern an der Politik, oder? Auch die Verbraucher
können da ein Wort mitreden.
Ein Wirtschaftsunternehmen handelt moralisch, wenn es
den geltenden Regeln der Gesellschaft entspricht.
Wenn aber in einer Gesellschaft Ausbeutung von Menschen
auch im Ausland verboten und als unmoralisch angesehen
und verurteilt wird, dann wird ein Unternehmen auch
bei Strafe gezwungen sein, auch im Ausland entsprechend
dem Gesetz zu handeln.
Eben! Entweder ist man generell gegen das System
oder man muß akzeptieren, dass Unternehmen wirtschaftlich
arbeiten müssen. Wer sich den Möglichkeiten entzieht
hat deutliche Wettbewerbsnachteile und wird eher
untergehen.
Man kann auch fordern, dass die Unternehmen nicht nur
wirtschaftlich sondern auch moralisch handeln müssen.
Und wer bitte sollte moralisches Handeln verbindlich
definieren?
Ich denke, du begibst dich mit deinen etwas diffusen
Anforderungen schnell auf Glatteis.
Mit der Begründung würden iranische Unternehmen ihren
moralischen Verpflichtungen am besten nachkommen, wenn
sie unsere Bürger max. ausbeutet und unsere Gesellschaft
max. schädigt.
sollte einfach Dinge geben, von denen die Konzernleitungen die
Finger lassen und sagen: Das machen wir nicht!
Ja, aber nicht weil irgend eine individuelle Moralvorstellung
das verlangt, sondern weil es nat. Gesetze und Völkerrecht
erfordern.
abgewickelt - dann bin ich ja völlig d’accord, dass das in
Ordnung ist. Ich dachte jetzt an so Dinge wie Kinderarbeit,
Zerstörung des Regenwalds, massive Umweltverschmutzung, …
Ja, aber auch in dieser Hinsicht hat die Politik die
Rahmenbedingungen zu klar formulieren.
Es steht der Bundesregierung frei, den Warenimport zu
untersagen, wenn diese in krimineller Weise produziert wurden.
Praktisch gibt es dafür ja einige Beispiele.
also: wann immer Gewinn aus einer Dingen geschlagen wird, die
in den Heimatländern der Konzerne strengstens verboten wären.
Klar. Da ist es die Aufgabe des Staates den Leuten auf die
Finger zu klopfen.
Allerdings ist es in internat. Maßstab natürlich viel
komplizierter vernünftige Maßstäbe zu setzen.
Auch die Wende 89 wurde eher durch die wirtschaftliche und
politische Kooperation verursacht als durch konsequente
Abgrenzung.
Die Wende 89 wurde vor allem die Ausreise"flut" und durch die
fehlende Rückendeckung durch die UdSSR verursacht.
Und was waren deiner Meinung nach die Vorbedingungen
und Ursachen deiner erkannten Ursachen?
Meinst du, die Leute sind einfach so aus Jux nach dem Westen
abgehaun?
Auch das ist kein Missverständnis: Ich wollte ja gar keine
reine Boykottpolitik befürworten, ich wollte nur Deiner These
widersprechen, dass Zusammenarbeit immer besser sei als
Ablehnung.
Dass es Ausnahmen geben kann, habe ich ja auch geschrieben.
Aber das gilt nur für diesen speziellen Fall. Die Frage der
Wirtschaftsethik stellt sich bei jedem Vertragsabschluss von
Neuem.
Schon, nur sind fundamentalistische Ansätze wohl man
wenigsten geeignet, die Situation zu verbessern.
Was ist „fundamentalistisch“ daran, wenn man fordert, dass
auch die moralische Überlegungen eine Rolle spielen sollten.
ja, "auch"
Die Frage ist aber eben auch, ob man vor lauter Moral keine
einzigen Schritt tun kann und besser doch die kompletter
Isolation vorzieht, um ja keine Zugeständnisse machen zu müssen?
Ja … nun … was soll man dazu sagen? Was hat das mit dem
Thema zu tun? Es ging doch darum, ob es moralisch okay sei,
wenn ein westliches Industrieunternehmen Geschäfte mit einem
Unrechtsstaat macht.
Das ist nun schon eine sehr propagandistische Wertung.
Bist du dir bewusst, dass von anderer(unserer) Seite her
die BRD das zutiefst unmoralische System war?
Deine Antwort war (ganz platt zusammengefasst): Ja, das ist
okay, solange es durch die Politik gedeckt ist (und die
politische Entscheidung ist okay, weil Zusammenarbeit besser
als Boykott ist).
Im Prinzip ist es so. Wenn die Politik den Handel mit dem
ideologischen Gegner (Feind) als Gesetzeskonform erklärt,
dann muß kein Unternehmen eine höhere Moral ansetzen.
Wenn er es doch tun will, dann sollte er es über die
Politik tun.
Dass auch gelegentlich einige Kröten zu schlucken
sind, ist nicht von der Hand zu weisen.
Andernfalls ginge die Argumentation in Richtung Fundamentalismus
und es gebe nur noch eine einzige Möglichkeit:
Entweder die anderen handeln 100% nach unserem Moralcodex
oder es gibt keine Beziehungen.
Es steht nationalen Regierungen aber nicht zu, zu bestimmen
wie andere Regierungen und Gesetzgeber zu handeln haben
und wie andere Völker ihr Leben organisieren.
Einzig internat. Vereinbarungen sind dann noch einzuhalten.
Fazit: Nur durch Kooperation und Zusammenarbeit kommt man
zu einer besseren Welt. Der Export westlicher Moral und
das Aufprägen unserer westlichen Demokratie und Lebensweise
führt nicht selten zu deutlichen Differenzen.
Meine Meinung war: Das muss man von der jeweiligen Situation
abhängig machen. Wenn für die Produktion in dem Unrechtsstaat
Menschenrechte verletzt werden, die Umwelt zerstört wird,
usw., dann macht sich das Unternehmen daran mitschuldig, denn
es profitiert ja auch direkt davon.
Ja, Menschenrechte sind ja auch durch internat. Vereinbarungen
definiert. In dem Fall greifen auch wieder nat. Gesetze.
Es ist keinesfalls so, dass Verletzung von Menschenrechten
im Ausland nach deutschen Recht straffrei sind.
Was das jetzt mit dem Frieden in der EU zu tun hat, ist
erschließt sich mir nicht so ganz.
Falls es dir entgangen ist, fast der ganze Ostblock gehört
inzwischen zur EU und das ohne das es einen Eroberungskrieg
gegeben hat.
Lese mal den Artikel von Wolfgang Dreyer.
Gruß Uwi