Zweck der Gebote der chr. Religion

Zu den 10 Geboten des christlichen Glaubens gehört meines Wissens die Forderung, seine Eltern zu lieben, zu achten, in Ehren zu halten.

An diesem Gebot, teilweise auch an anderen, stelle ich mir oft die Frage, ob die Gebote

(a) Verhaltensweisen formulieren (fordern), die dem Menschen ohnehin immanent sind und ihm (als Spezies, als Kultur, als Religionsgemeinschaft) einen Überlebensvorteil bieten. Im obigen Beispiel würden die geehrten Alten als Wissenspeicher, Erfahrungsschätze möglichst lange „nutzbar“ (ja, ich weiss, furchtbare Formulierung) bleiben und könnten als Babysitter den Müttern Zeit verschaffen, sich körperlich intensiver (Feldarbeit, Fellgerbung,…) um den Erhalt der Gruppe zu kümmern als mit Kinderaufsicht.

(b) oder ob die Gebote etwas fordern, was Mensch nämlich nicht von sich aus täte, was ihm möglicherweise direkte persönliche oder gruppenbezogene Nachteile einbringt und ihm deshalb (warum genau?) von der Religion als ethische Verbesserung angedient wird. Interessanterweise fordern die Gebote nicht die Kindesliebe. Möglicherweise, weil diese hormonell durch den Geburtsstress ausgelöst wird und nicht durch ethische Erwägungen und Willensanstrengung in Kraft gesetzt werden muss?

Man kann diese Theorien (a) und (b) auch sehr interessant an den Themen „eheliche Treue“, „Lüge“ und „Diebstahl“ diskutieren. Ich weiß keine Antwort, bin aber sehr neugierig auf Statements zu den Überlegungen…

Diese mosaischen Gebote sind sehr wahrscheinlich ein Produkt Moses selbst, der hier eine ethische Richtlinie für menschliches Verhalten niederlegen wollte. Sie als „Gottesgebote“ zu nehmen ist eine rein menschliche Interpretation und auch etwas banal. Ich glaube wie Du, daß der Mensch von Natur aus, diese Unterscheidung zwischen Gut und Böse in sich trägt.

gruß
rolf

(a) Verhaltensweisen formulieren (fordern), die dem Menschen
ohnehin immanent sind und ihm (als Spezies, als Kultur, als
Religionsgemeinschaft) einen Überlebensvorteil bieten.

(b) oder ob die Gebote etwas fordern, was Mensch nämlich nicht
von sich aus täte, was ihm möglicherweise direkte persönliche
oder gruppenbezogene Nachteile einbringt

den ansatz halte ich persönlich als ganzes für einen groben kategorienfehler. du verwendest vokabular aus der biologie (evolutionstheorie), welches im zusammenhang mit derartigen typisch kulturellen regeln nichts zu suchen hat.

die motivlage der erfinder dieser speziellen handlungsvorschriften ist unbekannt. bleibt man aber im korrekten rahmen (religionsgeschichte), handelt es sich um eine ethik, die absolut (von gott herrührend) begründet wird und in der von einer prinzipiellen gleichrangigkeit der angesprochenen mitglieder ausgegangen wird. dies war nicht selbstverständlich.

die sgn. 10 worte (so nennt es sich im original) teilen sich in kultische (erste tafel) und soziale (zweite tafel) anweisungen.

daß diese allgemein als „sinnvoll“ gelten ist banal. ähnliche vorschriften finden sich auch in anderen parallel, früher und später entstandenen kulturen.

my 2 cents
datafox

Diese mosaischen Gebote sind sehr wahrscheinlich ein Produkt
Moses selbst, der hier eine ethische Richtlinie für
menschliches Verhalten niederlegen wollte. Sie als
„Gottesgebote“ zu nehmen ist eine rein menschliche
Interpretation

du widersprichst dich, wenn du einerseits die historische existenz von moses, die sich ausschließlich aus diesem text ableiten läßt, annimmst, und gleichzeitig denselben text als prinzipiell fehleranfällig annimmst. entweder oder. entweder er ist wahr weil von gott, dann gab es auch moses, oder er ist ein pädagogisches märchen von a bis z.

gruß
datafox

den ansatz halte ich persönlich als ganzes für einen groben
kategorienfehler. du verwendest vokabular aus der biologie
(evolutionstheorie), welches im zusammenhang mit derartigen
typisch kulturellen regeln nichts zu suchen hat.

Warum Fehler? Vielleicht kommt man im Denken weiter, wenn man Disziplin-übergreifend nachdenkt? Solange man sich innerhalb einer Schublade, eines Denksystems, einer Disziplin bewegt, kommt man nicht sehr weit, oder?
Und ist Kultur nicht möglicherweise auch ein sicherlich weitentwickeltes und abstraktes Phänomen der Biologie? Man könnte ja auch sagen, Sprache sei nichts biologisches, sondern kulturelles. Aber ist das so? Hat nicht eventuell unsere Fähigkeit zur Sprache unsere Biologie beeinflußt? Unsere Kultur auf jeden Fall…

die motivlage der erfinder dieser speziellen
handlungsvorschriften ist unbekannt.

Das ist ja gerade mein Interesse. Waren es einzelne Erfinder? Oder hat „man“ einfach aufgeschrieben, was tja - entweder ohnehin als sinnvoll erkannt war oder zur Verbesserung der Welt etabliert werden sollte?

daß diese allgemein als „sinnvoll“ gelten ist banal.

Vielleicht ist es banal. Aber warum ist es sinnvoll? Weil es Menschen etwas bringt, ihre Alten zu ehren? Oder weil sich Menschen einen Sch…dreck um ihre Alten kümmern und man sie deshalb (der Humanität wegen) zur ORdnung rufen muss?

ratlos, dalga

Hi, im Buddhismus gibt es durauch ähnliche Diskussionen.

die Einen sagen, dass man keinen Alkohol trinken darf, die anderen sagen, dass Du automatisch keinen Alkohol trinken wirst, wenn Du wirklich nach Erleuchtung strebst etc.

Ich sehe den Zweck der „christlichen“ Gebote eher pragmatisch, nähmlich dass es Dinge sind, die für den Zusammenhalt der Gesellschaft von Bedeutung sind, oder zumindest unter dem damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen waren.

Gerade in der römischen Gesellschaft galten Kinder geradezu als „Eigentum“ des Vaters. Von daher ist diese eher aus diesem Blickwinkel gesehene Moral nachvollziehbar.

A.

Warum Fehler? Vielleicht kommt man im Denken weiter, wenn man
Disziplin-übergreifend nachdenkt?

weil etwas ähnliches rauskommt wie wenn man ein fresko von michelangelo nach atomgewichtern in den farben untersucht.

Und ist Kultur nicht möglicherweise auch ein sicherlich
weitentwickeltes und abstraktes Phänomen der Biologie?

ein bild ist auch ein abstraktes phänomen der physik.

Waren es einzelne Erfinder?
Oder hat „man“ einfach aufgeschrieben, was tja - entweder
ohnehin als sinnvoll erkannt war oder zur Verbesserung der
Welt etabliert werden sollte?

reine spekulation.

Vielleicht ist es banal. Aber warum ist es sinnvoll?

es sind elemente einer minimalen ethik. ich bring dich nicht um, du bringst mich nicht um. aber das ist nur der kleinste gemeinsame nenner zwischen ähnlichen gebotsreihen.

Weil es
Menschen etwas bringt, ihre Alten zu ehren? Oder weil sich
Menschen einen Sch…dreck um ihre Alten kümmern und man sie
deshalb (der Humanität wegen) zur ORdnung rufen muss?

ich denke die frage nach diesem speziellen gebot kann ein rabbiner (u.u. auch ein christlicher gelehrter) oder ein religionswissenschafter am besten beantworten.

gruß
datafox

du widersprichst dich, wenn du einerseits die historische
existenz von moses, die sich ausschließlich aus diesem text
ableiten läßt, annimmst, und gleichzeitig denselben text als
prinzipiell fehleranfällig annimmst. entweder oder. entweder
er ist wahr weil von gott, dann gab es auch moses, oder er ist
ein pädagogisches märchen von a bis z.

gruß
datafox

Ich verstehe Dich nicht. Man kann Moses nicht leugnen, aber den Text nach eigenem Ermessen interpretieren.

rolf

hallo dalga

(a) Verhaltensweisen formulieren (fordern), die dem Menschen
ohnehin immanent sind.

ja das sind sie
es ist (a).

leider können die menschen diese forderungen nicht zu 100% erfüllen und wollen es auch garnicht.

ich kenne viele kirchengänger, die nach einer sünde sich einfach freisprechen, nach dem nächsten kirchenbesuch.

nach meiner erfahrung sind die atheisten die besseren menschen, da sie sowieso natürliche moral besitzen und sich nicht was vorheucheln müssen. und moral ist sowiso wichtiger als religion. das bedeutet lediglich, das die erziehung extrem wichtig ist für den aufbau der moral.

ich selbst habe mir früher gern „ein engel auf erden“ angesehen und daraus habe ich positiv, wie ich meine, meine moral gebildet. aber das hat ja nichts mit religion zu tun.

gruss umungus

hi dalga
es steht auch geschrieben (NT), dass jemand Vater und Mutter verlassen wird, um Jesus nachzufolgen. Wenn ich mich nicht irre. Gruß, Geris

Ich verstehe Dich nicht. Man kann Moses nicht leugnen, aber
den Text nach eigenem Ermessen interpretieren.

kritisch wirds, wenn man den text als menschenwerk betrachtet. dann ist es nämlich entweder ein geschichtsbuch oder ein literarisches werk. und in ebendiesem steht was von moses’ existenz :smile:

gruß
datafox

Gerade in der römischen Gesellschaft galten Kinder geradezu
als „Eigentum“ des Vaters.

??? als der text entstand, gabs noch kein rom.

gruß
datafox

Ich sehe es ähnlich wie Thorshammer. Moses existierte wahrscheinlich, und er hat wahrscheinlich die Tafeln mit den 10 Geboten selbst hergestellt und gesagt, es sei von Gott, damit das Volk diese Gebote eher respektiert.
Gruss, Branden

Ich sehe es ähnlich wie Thorshammer. Der wahrscheinlich real existierende Moses hat die Gebotstafeln auf dem Berg selbst hergestellt und dann gesagt, sie seien direkt von Gott, damit das Volk die Gesetze eher respektiert.
Gruß, Branden

Ich sehe es ähnlich wie Thorshammer. Der wahrscheinlich real
existierende Moses hat die Gebotstafeln auf dem Berg selbst
hergestellt und dann gesagt, sie seien direkt von Gott, damit
das Volk die Gesetze eher respektiert.

mit verlaub - diese einstellung klingt sehr seltsam.

einerseits glaubst du, daß der text winzige details realer vorgänge beschreibt, aber eben nur ganz spezifische davon wahr sind. daß da ein berg ist, und tafeln aus stein, und einer der moses heißt, das soll wahr sein, aber daß moses mit gott sprach, das nicht? warum? entweder alle details sind wahr oder man geht von einem historischen kern aus (wanderung von leuten, sklaven usw), um die sich diese legende rankt.

gruß
datafox

macht aber nichts. Weil die alten Juden das nicht anders als die Römer nach ihnen gesehen haben.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

macht aber nichts. Weil die alten Juden das nicht anders als
die Römer nach ihnen gesehen haben.

beleg oder einfach gut geraten?

gruß
datafox

beleg!

Zum einen das jüdische Gesetz in der Bibel (Leviticus) zum anderen das was die römischen Historiker über die Juden berichten (insbesondere Josephus).

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]