Zwei Fragen zu 'Mein Kampf'

Hallo und Guten Tag,

bezüglich des berühmt-berüchtigten Buches „Mein Kampf“ von Adolf Hitler hätte ich zwei Fragen.

1.) Ist nicht das Verbot von „Mein Kampf“ eher kontraproduktiv, weil gerade durch die Lektüre von „Mein Kampf“ solche haarsträubenden Behauptungen leicht widerlegt werden können:

http://www.kreuz.net/article.10316.html

2.) Läuft das Copyright von „Mein Kampf“ nicht sowieso im Jahre 1915 aus, weil dann der Tod von Hitler 70 Jahre zurückliegt? Oder wird es bei „Mein Kampf“ eine Art „Sonderregelung“ bezüglich des Copyrights geben, bzw. strebt der bayrische Staat, der ja das Copyright von „Mein Kampf“ innehat, eine Sonderregelung bezüglich des Urheberrechtes von „Mein Kampf“ an?

Danke im Voraus für Antworten und Meinungsäußerungen,

Jasper.

Hallo Jasper,

zur ersten Frage:

http://www.radioislam.net/historia/hitler/mkampf/pdf…
auf der google-Suche aus der Schweiz gerade mal die Nr. 7. Die kreuz-net-Meldung könnte da z. B. gegen den Begriff „Lebensraum“ auf S. 741 stehen (Lebensraum im Osten). Vielleicht findest Du aber noch deutlichere Stellen. Ganz von der Hand gewiesen kann die kreuz-net-Behauptung mit „Mein Kampf“ allein indessen wohl nicht, sonst hätte die Propaganda sie damals nicht auch verbreiten können. Selbst wenn Hitler je länger, desto mehr die Kraft des Faktischen zum Anlass seines Handelns genommen haben mag (vgl. nachträgliche Äusserungen seiner Entourage wie Speer u. a.), war das doch kaum je offizielle Politik vor dem eigenen Volk.

zur zweiten Frage:

sowieso

Das hat nichts mit dem Verbot zu tun. Theoretisch ist dann aber der Nachdruck auch ohne Urheberrechtsverletzung in der Tat erlaubt, ich jedenfalls kenne keine Sonderregelung.

Gruss
Mike

Hallo Jasper,

1.) Ist nicht das Verbot von „Mein Kampf“ eher
kontraproduktiv,

nein - schon deswegen, weil das Buch gar nicht verboten ist. Der Rechteinhaber hat lediglich kein Interesse, mit einer Neuauflage Geld zu verdienen. Antiquarischer Handel jedoch ist uneingeschränkt möglich. Ich habe auch in meinen Bücherregalen irgendwo ein Exemplar rumstehen und keine Angst vor Polizeibesuch.

2.) Läuft das Copyright von „Mein Kampf“ nicht sowieso im
Jahre 1915 aus

Im Jahr 2015. Kurz danach wird eine kommentierte Gesamtausgabe erscheinen, das Münchner Institut für Zeitgeschichte arbeitet daran. Eine kommentierte Auswahl ist heute schon im Handel (ISBN 3471665331 Buch anschauen).

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi,

nein - schon deswegen, weil das Buch gar nicht verboten ist. Der Rechteinhaber hat lediglich kein Interesse, mit einer Neuauflage Geld zu verdienen.

Der Rechteinhaber hat aber auch schon angekündigt, daß nach Ablauf des Copyrights der Nachdruck wegen „Verbreitung verfassungsfeindlicher Prpaganda und Volksverhetzung“ weiter verfolgt wird. Irgendwie verboten scheints also zu sein.

Antiquarischer Handel jedoch ist uneingeschränkt möglich. Ich habe auch in meinen Bücherregalen irgendwo ein Exemplar rumstehen und keine Angst vor Polizeibesuch.

Da würde ich auch ganz ruhig schlafen! Als Antiquar würde ich mich aber nochmal schlau machen.

Gruß
Nick H

Natürlich! 2015!
Hallo Tychiades,

natürlich meinte ich 2015. Schande über mich.

Kommt davon, wenn man während man PC noch andere Sachen macht und dadurch „Fehlschaltungen im Hirn“ hat, weil man auf eine Sache nicht voll konzentriert ist.

Gruß Jasper.

hi

Der Rechteinhaber hat aber auch schon angekündigt, daß nach
Ablauf des Copyrights der Nachdruck wegen „Verbreitung
verfassungsfeindlicher Prpaganda und Volksverhetzung“ weiter
verfolgt wird. Irgendwie verboten scheints also zu sein.

Ist es eigentlich nicht.
Allerdings kann es durchaus sein, daß in D nach Ablauf des Copyrights neue Sonderregelungen getroffen werden - z.B. daß das Buch nur kommentiert verkauft werden darf - ob der Rechteinhaber damit allerdings weltweit durchkommen würde, wage ich zu bezweifeln.

Ich fände es sogar gut, wenn um das Buch kein solcher „Mythos“ herrschen würde, denn im Endeffekt trifft es „Mein Krampf“ besser als „Mein Kampf“.

Antiquarischer Handel jedoch ist uneingeschränkt möglich. Ich habe auch in meinen Bücherregalen irgendwo ein Exemplar rumstehen und keine Angst vor Polizeibesuch.

Da würde ich auch ganz ruhig schlafen! Als Antiquar würde ich
mich aber nochmal schlau machen.

Es gibt kein Problem, wenn Du das Buch zuhause hast, weil es Deine Eltern/Großeltern zur Hochzeit geschenkt bekommen haben.
Der Besitz des Buches ist nicht strafbar.

Gruß
Edith
*diesichvorlangerzeitmaldurchdasbuchgekämpfthat*

Hi Edith,

Ist es eigentlich nicht.
Allerdings kann es durchaus sein, daß in D nach Ablauf des Copyrights neue Sonderregelungen getroffen werden - z.B. daß das Buch nur kommentiert verkauft werden darf - ob der Rechteinhaber damit allerdings weltweit durchkommen würde, wage ich zu bezweifeln.

Meinem Verständnis nach hat Bayern bis jetzt den „bequemeren“ Weg gewählt und durch seine Rechte an dem Buch Nachdrucke verhindert.
Wenn das jetzt 2015 ausläuft muss man was Anderes machen und da hat Der Freistaat angekündigt das über den Paragraph §130 zu machen.

Also entweder der Inhalt eines Buches fällt unter Volksverhetzung oder nicht.
Im Falle von „mein Kampf“ ist das eigentlich eindeutig.

Ich fände es sogar gut, wenn um das Buch kein solcher „Mythos“ herrschen würde, denn im Endeffekt trifft es „Mein Krampf“ besser als „Mein Kampf“.

Da gebe ich Dir völlig recht. Ich habe mich auch an dem Schinken versucht, aber Stil wie Inhalt machen das echt zu „schwäährer Koost“(frei nach Klitschko).

Würde mich interessieren wie hoch der Prozentsatz an Neonazis ist die das Buch tatsächlich gelesen haben. :wink:

Gruß
Nick H

Hi

Also entweder der Inhalt eines Buches fällt unter
Volksverhetzung oder nicht.

Ist das ein Tatbestand, der weltweit gleich ausgelegt wird?
Aber das wäre jetzt wohl eher eine Frage fürs Rechtsbrett, ob es für Bayern nach 2015 eine Möglichkeit gibt zu verhindern, daß „Mein Kampf“ irgendwo auf der Welt umkommentiert veröffentlicht wird.

Da gebe ich Dir völlig recht. Ich habe mich auch an dem
Schinken versucht, aber Stil wie Inhalt machen das echt zu
„schwäährer Koost“(frei nach Klitschko).

Wobei ich das noch als diplomatische Umschreibung sehen würde :wink:

Würde mich interessieren wie hoch der Prozentsatz an Neonazis
ist die das Buch tatsächlich gelesen haben. :wink:

Das würde mich allerdings auch interessieren. Viele können es eigentlich nicht sein.

Gruß
Edith

1.) Ist nicht das Verbot von „Mein Kampf“ eher
kontraproduktiv, weil gerade durch die Lektüre von
„Mein Kampf“ solche haarsträubenden Behauptungen leicht
widerlegt werden können:

http://www.kreuz.net/article.10316.html

Hallo,
wer „Mein Krampf“ unbedingt lesen muss, soll das tun, aber ich schätze die wenigsten werden das schaffen.
Ich kenne auch niemanden aus meinem Verwandten- oder Bekanntenkreis, der das Buch ganz gelesen hat. Auch bei mir reichte es gerade bis Seite 56.
Man muss auch nicht gerade „Mein Krampf“ gelesen haben, es genügt sich einfach die Geschichte des III. Reiches bis zum Kriegsausbruch anzusehen. Die in dem obigen Artikel angeführten Quellen sind sehr zweifelhaft, auch die Präventivkriegtheorie. Hitler hat bereits Mitte 1940 sich für einen baldigen Krieg gegen die SU ausgesprochen.
Die Rechtfertigung als Präventivkrieg ist die Erfindung der NS-Propaganda.
Gruss
Rainer

Hi,

Würde mich interessieren wie hoch der Prozentsatz an Neonazis
ist die das Buch tatsächlich gelesen haben. :wink:

Das würde mich allerdings auch interessieren. Viele können es
eigentlich nicht sein.

Zum Prozentsatz derjenigen, die die Hetzschrift tatsächlich bis zum Ende gelesen haben, kann ich auch nicht viel sagen, aber ihre Relevanz für die heutige Neonazi-Szene steht außer Zweifel: „Kader-Weltanschuungsschulungen“ werden auch heute noch angeboten, wie hier recht eindringlich dokumentiert worden ist: http://www.youtube.com/watch?v=zB7-dB9DW1U

Es gibt also keinen unbeträchtlichen Teil unter ihnen, die leider ganz genau wissen was sie tun und die von der Richtigkeit einer „Rassenpolitik“ überzeugt sind. Toralf Staud hat diesbezüglich in seinem Buch „Moderne Nazis“ treffend bemerkt: „Die Gefahr von der NPD droht nicht im Bundestag. Sie arbeitet an der Faschisierung der Provinz.“ Die Schulungen bilden ein Teil davon. Das sollte man m. E. nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Wunsch nach einfachen Erklärungen in einer hoch komplexen, unüberschaubar anmutenden Welt ist leider sehr weit verbreitet und korrespondiert mit einem gesellschaftlich antrainierten Sündenbock-Mechanismus, in dem das Selbstwertgefühl von der Abwertung „anderer“ abhängig ist, ohne die die Überhöhung der „eigenen“ Gruppe nicht funktionieren würde.

Gruß
Jessica

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