H wie Hola.
Du sprichst genau die Gründe an, warum bspw. Nachhilfe nur Erfolg haben kann, wenn sie kontinuierlich über einen langen Zeitraum läuft.
Eine andere Ausprägung dieser auf den Punkt konzentrierten Lernmentalität ist das allgemeine Loch im Kopf, wenn Ferien anliegen.
Der Unterricht verläuft heute allgemein so:
* Es wird Stoff vermittelt, der auch intensiv geübt wird;
* Dieser Stoff wird in Leistungskontrollen und Klassenarbeiten abgefragt;
* Danach greift das Prinzip „Aus dem Auge, aus dem Sinn“.
Es werden absolut keine Anreize und Zwänge bereit gestellt, daß Schüler zum Beispiel den Stoff voom Anfang des 1. Halbjahres am Ende des 2. Halbjahres eines Schuljahres noch beherrschen.
Von offizieller Stelle redet man sich immer heraus, daß das eine auf dem anderen aufbaut. Genau. Daher gibt es ja mehr und mehr Nachhilfebedürftige, tendenziell weniger abrufbares Wissen und und und. Erst wenn eine große Prüfung wie bspw. die Realschulprüfung ansteht, kommen solche Lücken ans Tageslicht.
Eltern stürmen dann die Schule und sind entsetzt, warum denn plötzlich ihr Kind durchgefallen ist.
Abhilfe könnte eine ziemlich moderne Idee schaffen, die seit einigen Jahren im Raum steht.
Man führt einfach wie in der Universität eine Prüfungsperiode ein, die alljährlich im Juni/Juli dann den Stoff des jeweiligen Schuljahres abfragt. Die Hauptfächer werden schriftlich geprüft, alle anderen mündlich. Verknüpfen kann man dies sogleich mit Zulassungsvoraussetzungen. Eien Möglichkeit wäre, daß die Schüler alle Klassenarbeiten „bestanden“ haben müssen, also mindestens ‚4‘. Eine andere Möglichkeit wären „Belege“. Die Schüler müssen (wie etwa bei mir in der Nachhilfe) zuhause eigenverantwortlich Aufgaben lösen, die nach ein paar Wochen zur Korrektur abgegeben werden. Wird der Beleg anerkannt, so gilt er als bestanden, falls nicht, muß er wiederholt werden. Man könnte auch beides miteinander verbinden.
Dies würde erst einmal grundsätzlich sicherstellen, daß die Schüler sich mit ein wenig Stoff permanent beschäftigen. Damit es nicht falsch verstanden wird - wir reden hier nich von riesenhaften Mengen Aufgaben, sondern von vertretbar vielen, die begleitend mit dem fortschreitenden Unterrichtsstoff schrittweise weiter bearbeitet werden können, wenn die Theorie und Übung dazu gehört wurde.
Zweitens könne man viel besser als mit ein paar Noten feststellen, wo Lücken aufreißen - sofortiges Reagieren und entsprechende Betreuung könnten folgen.
Die Noren über das Jahr würden die Endnote mit einer gewissen Gewichtung einfließen. Hier kann man auch wieder variieren. Von 20% bis 50% ist alles denkbar.
Dann kommen die Prüfungen. Sie stellen die anderen Prozente der Note, müssen aber bestanden werden, um versetzt zu werden.
Das brächte weitere Vorteile mit sich.
Die Schüler rekapitulieren noch einmal auch den weiter zurückliegenden Stoff. Die Belege oder was auch immer können dabei als Hilfe dienen, denn an Hand dieser Ausarbeitungen kann gelernt werden.
Die Schüler werden nicht plötzlich nach 10 oder 12 Jahren Schule mit der Streßsituation „Prüfung“ konfrontiert, sondern sind dann schon abgeklärt - es gäbe schließlich jedes Jahr welche. Man wüßte, wie schriftliche Prüfungen zu bestreiten sind und auch mündliche.
Daß so ein nachhaltiges Konzept viel besser wirkt, sehe ich immer bei den Gelegenheiten, wo ich es ausprobiere. In meinen fakultativen Fächern, die ich für willige Schüler anbiete, in der Nachhilfe und an solchen Sachen wie Facharbeiten in der Oberstufe.
Wenn sich wirklich über einen längeren Zeitraum mit dem Stoff beschäftigt werden muß, oder dann sogar Prüfungen anstehen, bleibt viel mehr im Kopf hängen, als wenn immer so ruckartig kapitelweise gelernt wird.
Ich praktiziere es, wie erwähnt, wo es nur geht selbst. An der Uni ist es teilweise auch ein probates Mittel - und es funktioniert einfach.
So ein Prüfungssystem wäre sogar nicht einmal viel mit Aufwand verbunden und könnte problemlos zentralistisch organisiert werden (Vgl. Zentralabitur), solange man nicht nur ferne Schreibtischexperten oder gar Bürokraten ans Werk läßt.
Streitbar wäre nur noch, ab wann dieses Prüfen greifen könnte. Manche sind radikal und wollen es schon in der Grundschule, manche wollen es ab der 5. Klasse, ich persönlich finde es ab Klasse 7 ausreichend.
Auf jeden Fall wären dann solche Diskussionen vom Tisch, wie Du es schon angesprochen hattest - wer ordentlich im Stoff steht, übersteht auch zwei Klassenarbeiten ohne größere Hürden; der Kreis würde sich schließen durch Regelmäßigkeit.
MfG