Zwei sprachen, zwei mentalitäten ?

hi gemeinde, bonsoir à toutes et à tous,

nur mal so zwecks gemeinsamen überlegens: wenn man in einer sprache als kind erzogen wurde, dann aber in ein anderes land zog und dann eine andere sprache lernt und auch spricht (mein fall mit deutsch und französich) dann kommt doch manchmal die frage: ist es die sprache die den geist bestimmt oder andersrum ?

vieles habe ich erst gar nicht auf deutsch gelernt und manches kann ich heute am bestem im französichen ausdrücken. als beispiel sei genannt „beziehungen“. ich bin schlicht unfähig das in deutsch anzugehen…, obwohl das ja eigentlich meine muttersprache ist. oder beruflich komm ich mit deutsch auch immer wieder ins stolpern. auf der anderen seite kann ich so richtig „sprachliche höhenflüge“ doch manchmal besser auf deutsch… :smile:

bei meiner nichte wird es noch herber, die wächst gleich dreisprachig auf (deutsch, italiensich, spanisch).

wer hat lust zum debattieren bzw. erfahrungen ?

fred

ist es die sprache die den geist bestimmt oder
andersrum ?

Jaja, die berühmte Sapir-Whorf-Hypothese…
Ich denke schon, dass die Sprache einen sehr grossen Einfluss auf unser Denken hat.

Einfaches Beispiel:
Die Hopi-Inidianer verwenden die Kardinalzahlen „eins, zwei, drei,…“ nur auf im Raum wahrnehmbare Gegenstände an. Zeiteinheiten zählen sie jedoch mit den Ordinalzahlen „erster, zweiter, dritter,…“, und sie setzen „Tag“ nicht in den Plural.
Zudem kennen sie beim Verb keine Zeitformen.
Mit anderen Worten - sie haben offenbar ein völlig anderes Zeitverständnis, was sich selbstverständlich auch auf ihr Wesen auswirkt, ja - auswirken muss.

Klar ist das nur eine Facette, aber gerade was das Denken angeht, ist diese These m.E. nicht zu unterschätzen (wenngleich sie in Zeiten der Globalisierung sicherlich weniger bedeutsam wird).

HOFee

hi gemeinde, bonsoir à toutes et à tous,

Hola :smile:
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht: Spanisch als Muttersprache, Deutsch als Alltags- und Arbeitssprache. Mittlerweile fällt es mir manchmal schwer, bestimmte Dinge auf Spanisch auszudrücken…
Ich glaube, Deine These ist korrekt. Man kann das häufig bei Übersetzungen, speziell bei belletristischen Werken, sehen. Oft ist die Übersetzung perfekt, und doch unterscheidet sich das Original deutlich von der „Kopie“ (traduttore = tradittore*, wenn Du weißt, was ich meine)

Gruß

J.

* Für alle anderen: Italienisch für „Übersetzer = Verräter“

Hallo fred!

Ich denke, es kommt nur auf die Erziehung an. Französische Eltern erziehen anders als deutsche.
Friederich der Große und seine Umgebung sprach nur französisch, trotzdem war er für die Franzosen ein ungehobelter Preuße.

Gruß Werner

Tschou zäme!

Man braucht nicht unbedingt ins Ausland zu reisen, um mehrsprachig aufzuwachsen. In der Schweiz genügt es, wenn man wie ich beispielsweise im Tessin geboren wird, folglich italienisch lernt, dann in einen anderen Kanton und in eine zweisprachige Stadt wie Biel/Bienne (deutsch/französisch) zieht, um dort die deutsche Schule zu besuchen, und dann schliesslich im französischsprachigen Genf zu studieren.
Ich denke schon, dass die Sprache(n) oder vielmehr die Kultur, die hinter der jeweiligen Sprache steckt, den Geist und das Denken beeinflussen. Gerade als Schweizer sind wir täglich mit dem Problem konfrontiert, dass wir in unserem Dialekt etwas wunderbar ausdrücken können, was auf (Hoch)Deutsch schrecklich klingt. Die tollsten Erlebnisse hatte ich aber, wenn mehrere Menschen unterschiedlicher Sprache zusammen diskutieren, wobei jeder in der eigenen Sprache spricht und vom anderen auch verstanden wird. Das hat nicht nur mit Fremdsprachenkenntnissen zu tun, sondern auch damit, dass einem die andere Kultur nicht fremd ist.
Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt vielleicht einen Proteststurm der Entrüstung auslösen werde: Ich finde es schade, dass viele Menschen heute den einfachsten Weg gehen und sich nur noch in einem mehr oder weniger flachen und kulturlosen Standardenglisch unterhalten. Wahrscheinlich wird sich dies früher oder später auf unsere Kultur auswirken… und das wäre doch schade, oder?

Gruss aus Bern
Renato :smile:

hoi,

problem bekannt, ich wohne nämlich in der schweiz… (lac leman). na, dann wirst du ja nicht sehr erfreut sein über die zürcher abstimme mit dem englisch und den fribourger zweisprachigkeits-schulen-abweis, oder ?

hoi nach der landeshauptstadt.
fred

Hm, und was machst du dann mit Kindern , die neben den zwei Sprachen auch Elternteile haben, die aus verschiedenen Laendern kommen??? Ich glaube allerdings auch, dass es nicht an der Sprache liegt, dass man sich veraendert, sondern an der Umgebung! Ich zum Beispiel musste halt franzoesisch in frankreich lernen, je besser ich es lernte, desto mehr nahm ich auch einige franzoesiqsche Eigenarten an!!! Aber doch wohl nur, weil ich auch laenger in Frankreich wohnte und diese Eigenarten sah!! Kommt wohl auch drauf an, in welchem Alter das alles geschieht! Kochausdruecke z.B. nur auf franz.!! In Deutschland kochte ja noch Mama fuer mich!!!
Kerstin

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hm, und was machst du dann mit Kindern , die neben den zwei
Sprachen auch Elternteile haben, die aus verschiedenen
Laendern kommen???

Hallo Kerstin!
Das wäre etwas ganz anderes!! Die Frage betrifft nur die Zweisprachigkeit.

Ich glaube allerdings auch, dass es nicht

an der Sprache liegt, dass man sich veraendert, sondern an der
Umgebung! Ich zum Beispiel musste halt franzoesisch in
frankreich lernen, je besser ich es lernte, desto mehr nahm
ich auch einige franzoesiqsche Eigenarten an!!!

Mag sein, das das so ist. Denn, je mehr man eine Sprache lernt und das kann man nur richtig im Land der Sprache, umso mehr versetzt man sich auch in dieses Land, wird aber dadurch kein Franzose.

Aber doch wohl

nur, weil ich auch laenger in Frankreich wohnte und diese
Eigenarten sah!!

Da Du aber keine französischen Erzieher hattest, wirst Du nie eine vollkommene Französin. Jeder Franzose erkennt in Dir sofort die Deutsche.

Ich habe viele Leute kennengelernt, die Eltern aus zwei Nationen hatten, diese sind dann fast immer ein Gemisch aus beiden Nationen. Das ist meistens ein Vorteil. Aber - sie sind und bleiben für die zwei Großelternpaare immer ein wenig anders, zur anderen Nation gehörig.
Man wird seine Herkunft nie verstecken können. Denk mal an den US-Amerikaner Henry Kissinger! Unverkennbar ein Germane, obwohl auch noch jüdischen Glaubens.
Gruß Werner

Kommt wohl auch drauf an, in welchem Alter

das alles geschieht! Kochausdruecke z.B. nur auf franz.!! In
Deutschland kochte ja noch Mama fuer mich!!!
Kerstin

Hallo fred!

Ich denke, es kommt nur auf die Erziehung an. Französische
Eltern erziehen anders als deutsche.
Friederich der Große und seine Umgebung sprach nur
französisch, trotzdem war er für die Franzosen ein
ungehobelter Preuße.

Gruß Werner

Naja, aber diese Kinder sprechen doch eben auch zwei Sprachen (meistens jedenfalls) und das auch noch auf natuerliche Weise!!! Meine Eltern sehen ihre Enkelkinder auch nicht zu einer anderen Nation gehoerig an, sondern einfach nur als ihre Enkelkinder!!
Mit noch etwas bin ich nicht einverstanden, neien, Franzosen sehen nicht gleich in mir die Deutsche! Werde meist wegen meines Akzentes gefragt, ob ich aus dem Elsass komme!! Natuerlich bleibe ich Deutsche, in mir drinnen, das ist klar, das Gegenteil waere schlimm!! Aber deswegen muessen das nicht die anderen merken! Nun gibt es natuerlich viele Leute, die ihre Nationalitaet immer und ueberall raushaengen lassen muessen, das ist aber nun wirklich ein anderes Thema!!
Bis dann
Kerstin

Hm, und was machst du dann mit Kindern , die neben den zwei
Sprachen auch Elternteile haben, die aus verschiedenen
Laendern kommen???

Hallo Kerstin!
Das wäre etwas ganz anderes!! Die Frage betrifft nur die
Zweisprachigkeit.

Ich glaube allerdings auch, dass es nicht

an der Sprache liegt, dass man sich veraendert, sondern an der
Umgebung! Ich zum Beispiel musste halt franzoesisch in
frankreich lernen, je besser ich es lernte, desto mehr nahm
ich auch einige franzoesiqsche Eigenarten an!!!

Mag sein, das das so ist. Denn, je mehr man eine Sprache lernt
und das kann man nur richtig im Land der Sprache, umso mehr
versetzt man sich auch in dieses Land, wird aber dadurch kein
Franzose.

Aber doch wohl

nur, weil ich auch laenger in Frankreich wohnte und diese
Eigenarten sah!!

Da Du aber keine französischen Erzieher hattest, wirst Du nie
eine vollkommene Französin. Jeder Franzose erkennt in Dir
sofort die Deutsche.

Ich habe viele Leute kennengelernt, die Eltern aus zwei
Nationen hatten, diese sind dann fast immer ein Gemisch aus
beiden Nationen. Das ist meistens ein Vorteil. Aber - sie sind
und bleiben für die zwei Großelternpaare immer ein wenig
anders, zur anderen Nation gehörig.
Man wird seine Herkunft nie verstecken können. Denk mal an den
US-Amerikaner Henry Kissinger! Unverkennbar ein Germane,
obwohl auch noch jüdischen Glaubens.

Gruß Werner

Kommt wohl auch drauf an, in welchem Alter

das alles geschieht! Kochausdruecke z.B. nur auf franz.!! In
Deutschland kochte ja noch Mama fuer mich!!!
Kerstin

Hallo fred!

Ich denke, es kommt nur auf die Erziehung an. Französische
Eltern erziehen anders als deutsche.
Friederich der Große und seine Umgebung sprach nur
französisch, trotzdem war er für die Franzosen ein
ungehobelter Preuße.

Gruß Werner