Zweidraht Klingelanlage modernisieren

Hallo,
in einem Dreifamilienhaus von 1980 mit Zweidraht Klingelanlage soll eine „digitale Runderneuerung“ durchgeführt werden mit folgenden Eigenschaften.
Sprechanlage mit Video
Fingerprintsensor für Türöffner
Ich kann unterwegs auf dem Smartphone sehen, wer an der Haustür klingelt und mit dem Besucher sprechen.
Das neue System soll auch „Smarthome“ können (Heizung, Alarmanlage mit Fensterkontakten)
Wer kann hier ein bewährtes funktionierendes!! Sytem nennen (Fritzbox neuester Bauart vorhanden)
Gruss RPK

Die Sache ist nicht so einfach. Wenn Du von einem Dreifamilienhaus sprichst, dann gehe ich mal von drei Parteien aus, die vermutlich nicht alle gemeinsam in einem gemeinsamen LAN agieren und einen gemeinsamen Internet-Zugang nutzen sollen. Insoweit ist die Geschichte mit der vorhandenen Fritzbox nicht ganz so einfach für drei Parteien umzusetzen, wenn jede Partei Benachrichtigungen und Videokommunikation auf eigene Smartfones bekommen soll. Da müsste die Technik dann in einem der Netzwerke beheimatet sein, und die beiden weiteren Parteien müssten dann für die Geschichte mit Haustür und Smarthome per VPN eine Verbindung von ihrem eigenen Netz in das Netz mit der Technik dauerhaft unterhalten. Ansonsten bietet z.B. Doorbird eine Türsprechstelle auf IP-Basis (auch mit drei Klingelknöpfen) an, die gut mit Fritzboxen zusammenspielt und die Beantwortung per Video über das Handy, den PC oder auch dedizierte Gegenstellen ermöglicht.

Was die Geschichte mit dem Smarthome angeht, so hat AVM zwar inzwischen etwas mit Komponenten nachgelegt, aber gemessen an anderen Anbietern ist das immer noch recht dürftig. Stellt sich auch die Frage, inwieweit die Türsprechanlage in diesem Zusammenhang zu sehen ist. Ich nutze bei mir openHAB und das bietet auch eine Unterstützung für die AVM-Geräte. Eine Türsprechanlage, die man per IP nutzen kann, und hier ggf. einbinden könnte, steht bei mir auch auf der Liste der längerfristigen Projekte. Aber diese Einbindung in openHAB ist dann eher so eine „weil es geht und weil man es hat“ Geschichte. Einen größeren Nutzen, außer der Tatsache, dann wieder eine Thematik mehr unter einheitlicher Oberfläche zu haben, sehe ich da nicht. Was soll ein Klingelereignis schon groß steuern, was nicht auch über einen Bewegungsmelder an der Haustür gesteuert werden könnte? Du bekommst ein nettes Logging, das Du auswerten kannst, aber wenn es parallel noch ein normales Haustürschloss gibt, kannst Du hierüber nicht mal eine Präsenzerkennung machen (zumal man sich kaum jedes Mal an der Tür abmelden wird). Hinzu kommt bei drei Parteien natürlich noch das Thema Datenschutz.

Hallo,
zunächst Entschuldigung für meine späte Reaktion, es gab zuviel zu tun.
Dann ein großes Dankeschön für die tolle ausführliche Antwort!!!.
Was ich nicht erwähnt hatte, ist, dass in den drei Stockwerken nur Familienmitglieder wohnen. Damit sind einige rechtliche Bedenken ausgeräumt. Im Augenblick sehe ich die Möglichkeit, von der Haustür aus einen neuen Kabelkanal zur Fritzbox, bzw. zur Klingeldrahtverteilstation im Keller zu ziehen. Damit wäre dann neben weiteren Klingeldrahtleitungen auch ein Netzwerkkabel möglich. Richtig entscheiden kann ich mich auch noch nicht zwischen Gesichtserkennung (ABUS) und Fingerprint? Gut gefällt mir auch die Möglichkeit, auf unseren Fritz!Fon das Videobild des Besuchers vor der Haustür zu sehen. AVM scheint ja keine eigenen Türsprechanlagen zu bauen. Welcher Hersteller arbeitet denn mit AVM gut zusammen)
Noch etwas: Ein Freund erklärte mir, dass Busch Jäger für die Nutzung der Videotechnik über Smartphone ab einer bestimmten monatlichen Dauer Gebühren haben will?
Gruss RPK

Bei der Frage nach Gesichtserkennung oder Fingerprint kann ich Dir nicht helfen. Ich kenne die Geräte nicht, und weiß nicht wie gut diese jeweils was umsetzen.

Wie schon geschrieben, werden im Zusammenhang mit der Fritzbox gerne die Doorbird-Geräte eingesetzt. Bei drei Parteien im Haus musst Du allerdings aufpassen. Analoge Geräte werden mit maximal 2 Klingelknöpfen unterstützt. Bei drei Parteien muss es zwingend eine IP-fähige Sprechstelle sein (bei denen unterstützt die Fritzbox maximal 4 Klingelknöpfe). Für die ist ein LAN-Kabel natürlich optimal, es gibt aber auch Überträger, die bei ordentlicher Verlegung auf kurzer Strecke auch über eine klassische 2-Draht-Verbindung funktionieren. In der Fritzbox bekommt dann jeder Klingelknopf eine eigene Rufnummer, die dann auf bestimmte interne Rufnummern gemappt werden, damit es je nach betätigtem Klingelknopf jeweils am gewünschten Telefon klingelt.

Hi!
Wir haben eine alte Anlage von Comelit.
Da ist noch gar nix smart, aber: Sie bietet zusätzlich zur Türöffnung und Gegensprechanlage auch Videoübertragung, und das über die Leitungen von ganz alten Anlagen, die praktisch nur Klingel und Türöffner haben.
Inzwischen hat sich bei denen einiges getan, ich habe das noch nicht im Detail durchgelesen. Aber es scheint wohl, dass die einzelnen Gegensprechanlagen in den Wohnungen durchaus einzeln WLAN haben könnten, und damit in das jeweilige(!) SmartHome der Wohnungen eingebunden werden kann. Vermutlich gibt es von denen inzwischen auch sowas wie Fingerabdruck / Gesichtserkennung.

Was mich in dem Zusammenhang stutzig macht:
Ich kann bei mir mehrere Gegensprech-Einheiten an einer Klingel anschließen, und sehe dann auf ALLEN das Video, wenn wer klingelt. (Das System ist vollständig analog)
Doorbird habe ich auch schon gesehen. Die machen da ganz großes Thema bezüglich Sicherheit, und weil die keinen, Zitat „Octacore mit 16GB RAM“ verbaut haben, können die das Videosignal nur für genau ein Handy verschlüsselt bereitstellen, oder so ähnlich… Hmm. Hausintern mache ich mir darüber weniger sorgen…

Da wird aber kein Video angezeigt, sondern nur Standbilder im Abstand von ca. 10 Sekunden.

Haha.
Die Daten gehen zuerst zu den Servern von Doorbird, welche dann zum Handy übertragen werden. Da könnte man sicher auch hunderten Nutzern das Video zeigen.

Naja, zunmächst kann Doorbird offline genutzt werden.
Wenn man auch unterwegs wissen will, wenn wer klingelt, dann geht das typischerweise über deren Server, und dann wäre Verschlüsselung gut. Das kann man aber auch ohne mehr Rechenleistung machen: Die Daten werden alle mit dem selben Key verschlüsselt, der einmal auf den Handys installiert werden muss o.ä.
Aber schon geil: Meine alte Anlage zeigt mir sofort das Bild auf 3 Stationen hier im Haus - und die neuen können sowas nicht…