Zweimaliges Sitzenbleiben zehnte Klasse

Hallo zusammen,
mein jüngerer Bruder (18 Jahre) wiederholt gerade die 10. Klasse des Gymnasiums und es sieht so aus, als würde er wieder sitzenbleiben.

Zum einen ist mir etwas schleierhaft warum, denn er konnte bereits mit fünf Jahren lesen und schreiben und war immer sehr aufgeweckt, hat z.B. als Kleinkind viel im Atlas nachgeschlagen usw. Es mag daran liegen dass er sehr und etwas schlampig vergesslich ist und auch unter ADS leidet (aber was nützt schon das Attest vom Arzt!)und wohl häufig seine Hausaufgaben nicht macht - deshalb bekommt er jetzt in einem Fach eine Drei, obwohl er auf einer Zwei steht und kann eine andere Fünf nicht ausgleichen.

Das andere und viel wichtigere ist meine Frage, was man denn da noch tun kann! Es darf doch nicht passieren, dass ein intelligenter, begater, musikalischer und politisch interessierter junger Mann ganz plötzlich OHNE Hauptschulabschluss (!) dasteht und sich arbeitslos melden muss. Vor allem: Er will Abi machen, er ist noch nicht mal schulfrustriert! Wenn ich das aus der Entfernung richtig mitbekommen habe, wollte er nur selbst immer auf dieser Schule bleiben - wegen seinen Freunden.
Selbst wenn mein Bruder auf Probe versetzt würde, hätte aber ich (und Familie) ein ungutes Gefühl bezüglich des Gymnasiums auf dem er zur Zeit ist - ich selbst war dort zwei Jahre, Frontalunterricht pur, bin sitzen geblieben und hab hinterher auf einer anderen Schule Abi mit ner glatten Zwei und mit nur einer Vier gemacht. Ein wenig seltsam ist das schon, oder?

Was tun also? Gibt es denn Schulen, die so einen Schüler kurz vor Schuljahrsende noch aufnehmen und versuchen, das Klassenziel zu erreichen? Soll ich einfach alle möglichen Schulen anschreiben, bringt das was? Es müsste jetzt ziemlich schnell gehen… Hat jemand einen Tipp (bestenfalls im Raum Freiburg, Lörrach, Bad Säckingen oder Konstanz)?

Vielen Dank

kann den Artikel nicht ändern… Er ist erst 17.

Huhu,

gut hört sich das nicht an. Aber hast du dran gedacht das man normalerweise nicht zweimal hintereinander sitzen bleiben darf? daran ist auch mit 17 Jahren nichts zu ändern. Seine Schulpflicht ist vorbei (wenn das nicht noch gilt das bis 18 jahre Berufsschulpflicht besteht).

Hm…also Ferien sind ja nun sehr bald und das schuljahr ist praktisch schon vorbei. So leid es mir tut aber ich glaube nicht das eine Schule nochmal einen Schüler für nur einen Monat aufnimmt. Du kannst natürlich mal bei einer anderen Schule anfragen ob das möglich wäre, weiss es ja auch nicht totsicher.

Das was ich dir noch raten könnte wäre das man mit dem Lehrer und dem direktor spricht ob man ihn da nicht durchbringen kann. Danach dann besagter Schulwechsel. Wern das Problem mit den leistungen dann dort genauso wäre, müsstest du nochmal mit deinem Bruder reden. Das wäre aber auch jetzt schon sinnvoll vielleicht bekommst du dann noch ein paar mehr Informationen dazu wie er in die Situation gekommen ist

Ach was mir dazu nocheinfällt. Wir hatten ein Mädel das nach der neunten Klasse von der Realschule abgegangen ist und hat sich das Zeugnis dann als Hauptschulzeugnis ausstellen lassen. Also so ganz ohne stände er nicht da. Er könnte es auch so machen…

Greets
Noa

Hallo Nyai!

Wie die schulrechtliche Sache aussieht, das müssten Deine Eltern bei der Schule bzw. beim Schulamt erfragen.

Anderer Gesichtspunkt: Du schreibst, Dein Bruder habe ADS und könne trotz seiner Intelligenz und dem frühen Lesen seine vorhandenen Möglichkeiten nicht nutzen.

Da würde ich (als Rektor) erstmal fragen, was bekommt er für eine Behandlung??
Ein behandeltes ADS ist kein zwingender Grund, die 10. Klasse nicht zu schaffen. Und das 2x

Meine Vermutung ist, dass er sich schon seit Jahren ziemlich in der Schule langweilt, im Unterricht abschweift, viele Dinge an ihm vorbeirauschen, und er sich nicht wirklich einbringt/einbringen kann.

Dass er im Zeugnis eine schlechtere Note stehen hat als der Schnitt der Klausuren, hat direkt mit nichtgemachten Hausaufgaben zu tun. Die zählen nämlich mit zur mündlichen Note, und somit ist der Lehrer völlig im Recht.

Auch ich finde es sehr sehr schade, wenn das deutsche Schulsystem es sich immer wieder erlaubt, intelligente junge Menschen vor die Wand laufen zu lassen.
Dennoch muss auch der Schüler (bzw. seine Eltern) für gute Rahmenbedingungen sorgen.
Es reicht nicht zu sagen, „der hat ja ADS“ und sich darauf auszuruhen.

Vielleicht besteht die Möglichkeit - unter Vorlage eines ausführlichen Attestes vom Arzt - die Versetzung auf den letzten Drücker zu schaffen.
Aber dazu muss ER !!! Einsatz zeigen und darf nicht resignieren.

Welche besonderen Begabungen hat er?
Sprachen?
Technik?
Naaturwissenschaften?
Mathematik?

Lass mich raten. Was ihn begeistert, wo er einen guten Draht zu den Lehrern hat, da hat er gute Noten?
Er sollte unbedingt mit diesen Lehrern sprechen und auch einen Beratungslehrer hinzuziehen, damit er einen Abschluss schafft.

Frontalunterricht ist übrigens bei ADS-lern das beste, was man sich wünschen kann.
Frei- oder Teamarbeit geht regelmäßig in die Hose, weil keine engen Grenzen gesetzt werden!

Wenn allerdings keine Behandlung des ADS stattgefunden hat, dann wird es aller-aller-allerhöchste Zeit!

Alles Gute
Angelika

kann den Artikel nicht ändern… Er ist erst 17.

Hallo!

Ich denke, dass ihn zumindest eine Privatschule nehmen würde. Ich hatte auch mal einen Klassenkameraden, der wegen schlechter Leistungen zur Hauptschule sollte. Seine Eltern wollten es nicht und haben ihn auf eine Privatschule geschickt. Dort hat er den Realschulabschluss gemacht.

Ich weiß nicht, wie es in Bayern ist, aber hier in NRW war es so, dass Schüler einer höheren Schule nach der Versetzung in die 10. Klasse gleichzeitig einen Hauptschulabschluss hatten. Der bessere Weg ist aber sicher, mal mit den Lehrern zu reden, ihnen die Lage klar darzustellen und auf Gnade zu hoffen. Und dann auch Versäumtes nachzuholen!! Vielleicht besteht auch die Möglichkeit zu einer Nachprüfung nach den Ferien?

Viele Grüße

Anne

Hallo nyai,

mal im Ernst: Was soll das denn bringen? Selbst wenn er den Schulabschluss schafft, welchen Beruf soll er denn dann erlernen? Mit der Einstellung wird er doch da nirgendwo froh.

Es darf doch nicht passieren, dass ein
intelligenter, begater, musikalischer und politisch
interessierter junger Mann ganz plötzlich OHNE
Hauptschulabschluss (!) dasteht und sich arbeitslos melden
muss.

Es kommt eben nicht nur darauf an, dass man was theoretisch könnte (nämlich super in der Schule sein), sondern dass man sich auch zwingt, es zu sein (nämlich super in der Schule sein). Er muss einfach selber mal den A**** hochkriegen. Da kannst du leider auch gar nichts dran machen.

Er will Abi machen, er ist noch nicht mal
schulfrustriert!

Wenn er es wirklich wollte, würde er es machen. Aber offensichtlich ist er gut darin, dein Mitleid und das deiner Familie zu erwecken, und schlecht darin, sich mal für seine Ziele anzustrengen. Versteh mich nicht falsch - das geht nicht gegen dich. Aber du machst dir hier Gedanken und da frage ich mich: Was macht e r eigentlich gerade? Hausaufgaben wohl nicht.

Es ist sicherlich hart, aber wie wäre es, wenn ihr die Sache jetzt laufen lasst, er macht keinen Abschluss, ordnet sein Leben (neu), fasst ein paar Ziele, für die er sich auch anstrengen will, und er holt das Abi (oder einen anderen Schulabschluss) dann nach. Das muss nicht das Schlechteste sein, zumal sich sein ADS mit zunehmendem Alter wohl bessern wird und ihm das Lernen dann vielleicht leichter fällt.

Grüßle,
Susan

ADS off topic
Hallo,

zumal sich sein ADS mit zunehmendem Alter wohl bessern
wird und ihm das Lernen dann vielleicht leichter fällt.

Woher diese Information?

Gruß
Elke

ADS bei Erwachsenen: Fakten
Hallo Forum!

Elkes Einwand ist berechtigt, daher hier die Fakten:

http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/01/08/001a1101…

„Vier Prozent der Erwachsenen haben ADHS“

Prävalenz bei Erwachsenen halb so hoch wie bei Kindern / Wirksamkeit von Methylphenidat in Studien belegt

BERLIN (gvg). „ADHS-Symptome wachsen sich raus“, dieser Satz über das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) ist nur die halbe Wahrheit.

Es gibt auch Erwachsene, die wegen ADHS-Beschwerden therapiebedürftig sind, meinen Experten.

Etwa vier Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben ADHS, schätzt Professor Wolfgang Retz von der Universität des Saarlandes.
Die Prävalenz sei damit etwa halb so hoch wie bei Kindern und Jugendlichen, so Retz beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde.

Ein erhebliches Problem bei Erwachsenen mit ADHS sei das Unfallrisiko.
So ist nach einer aktuellen Metaanalyse das relative Risiko von Autounfällen bei ihnen etwa doppelt so hoch wie bei Erwachsenen ohne die Störung, wie Retz bei einer vom Unternehmen Medice unterstützten Veranstaltung berichtet hat.
Auch der hohe Anteil an psychiatrischen Begleiterkrankungen ist problematisch.
Das hat die Netzwerkstudie des Kompetenznetzes ADHS ergeben. Von den 156 erwachsenen Teilnehmern hatten 34 Prozent eine affektive Störung (zusätzlich oder zumindest in der Anamnese) und 18 Prozent eine Angststörung; außerdem lag bei 16 Prozent aktuell oder anamnestisch ein Substanzmissbrauch vor.

Die Diagnose ADHS ist bei Erwachsenen per se noch keine Indikation zur Behandlung.
„Im Mittel ist die Lebensqualität eingeschränkt, aber es gibt viele Betroffene, die gut mit ihrem ADHS leben“, betonte Retz.
Er empfiehlt eine Behandlung, wenn sich die Patienten in mindestens einem Teilbereich des Lebens durch ihre Symptome stark beeinträchtigt fühlen.

„Wir wissen mittlerweile, dass das aus der Pädiatrie bekannte Methylphenidat auch bei Erwachsenen sehr effektiv ist“, sagte Retz.

Trotzdem sind Präparate mit Methylphenidat bisher in Deutschland, anders als in den USA, nicht für die Behandlung von Erwachsenen zugelassen.
Der EU-Zulassungsbehörde fehlten Langzeitdaten. In einer Studie über 24 Wochen mit Methylphenidat retard (Medikinet® retard) hat Medice nun Daten geliefert, die belegen, dass Stimulanzien auch bei längerer Therapie von Erwachsenen wirksam sind.

Weitere Infos im Internet unter www.aerztezeitung.de, Suche mit „ADHS“ oder bei www.dgppn.de

2 Like