Zwischensparrendämmung in vorhandenem Dach

Hallo Leute,

wir sind gerade beim Dachausbau in unserem Haus Baujahr 1956. Ausgang: ungedämmtes Dach , Ziel: Wohnraum.
Die Handwerker haben zwischen den Sparren (12 cm tief) gedämmt und davor die gleiche Unterspannbahn drangetackert wie draußen unter den Dachziegeln. Innen soll gleich Gipskarton drauf.

Die und mein Mann meinen, das ist so ausreichend. Es nützt wohl nix, eine „fette“ Dachdämmung von 20 cm anzubringen, da es in den neu gebauten Gaubenbereichen (Dämmdicke seitlich der Gauben max. 10 cm möglich, Fenster k-Wert 1,1) kühler sein und sich dort eine Wärmebrücke bilden würde.
Desweiteren wäre eine Dampfsperre sinnlos, weil das Haus „atmen“ muß. Es würde sich sonst nach gewisser Zeit IMMER Schimmel bilden.

Haben die Recht?

Ich stehe im Moment allein da mit meinen Forderungen nach 20 cm Dämmung und blaue Dampfsperrfolie zwischen Zwischensparrendämmung und zusätzl. 8 cm Untersparrendämmung??

Kann mir einer mit überzeugenden Argumenten helfen? Egal, ob die Recht haben oder ich wirklich blöd bin (als Frau).
Und wie kann ausreichend an den Seitenwänden der Dachgauben gedämmt werden, wenn zwischen Fensterrahmen und Holzkonstruktion, auf die von außen Eternitschindeln draufgenagelt sind, nur 10 cm Platz ist??

Vielen Dank
Kerstine H.

Hallo,

eine Dampfsperre auf der Innenseite ist immer nötig. Besser ist noch eine variable Dampfsperre auf der Innenseite, sie ermöglicht ein austrocknen der Dämmung nach innen im Sommer.

Eine fette Dachdämmung wäre natürlich besser. Dass es dann zwangsläufig Wärmebrücken gibt ist Quatsch.

Achtung: in der EnEV gibt es Mindestdämmstärken

Atmendes Haus ist Unsinn.

Hallo Kerstine,
unzweifelhaft hast DU Recht. Eine Unterspannbahn als Dampfbremsfolie zu betrachten ist schon mal mutig.

Aber fangen wir mal am Anfang an:
Nach den Dachdeckerfachregeln ist das Vorhaben deiner „Männer“ FALSCH.

Eine Dachdämmung baut man ein, wenn man anschliessend dort 30 oder 40 Jahre lang wohnen möchte. Das Argument man könnte wegen der Gaube nicht den Rest anständig dämmen - deine Jungs sind nur zu faul.

  • Alte Eternitschindeln von der Gaube abnehmen - 10 besser 12 cm Holzrahmen ansetzen - und anschliessend 20 cm dick dämmen - und draussen OSB Platte drauf - Unterspannbahn drüber und Schindeln wieder dran.

Das Ganze ist eine typischen Männerdiskussion
Bedenke doch bitte den Wärmeverlust in den nächsten 30 Jahren …

Gruss Wolfgang

Hallo Kerstine!

Zuerst mal möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Bauingenieur bisher nur im Bereich Brücken- und Ingenieurbau tätig war. Mein (Halb-)Wissen stammt also „nur“ aus dem Studium. Im Zweifelsfall wende Dich bitte an einen praxiserfahrenen Fachmann.

  • 12cm Dämmung (ich vermute Mineralwolle) sind bei den heutigen Energiepreisen nicht sehr üppig, das darf gerne mehr sein. In Bereichen, in denen aus konstruktiven Gründen keine dickere Dämmung möglich ist, würde ich Material mit besserer Dämmwirkung vorschlagen (z.B. PU-Schaumplatten).
  • Wenn sich der k-Wert (heute U-Wert)auf das gesamte Fenster (Glas+Rahmen) bezieht, wäre das ein recht guter Wert. Ich vermute jedoch, dass die Angabe nur für die Scheibe gilt. Das entspricht aber immer noch einem guten 2-Scheiben Isolierglas. Wenn die Rahmen in Ordnung und dicht sind, kann man mit den Fenstern gut leben. Bei sehr niedrigen Außentemperaturen kann sich im unteren Scheibenbereich immer Kondenswasser bilden. Hier ist es hilfreich, eine Luftzirkulation zu ermöglichen (Vorhänge offen lassen) und nachts die Rolläden - sofern vorhanden - vollständig herunterzulassen. Und natürlich regelmäßiges Stoßlüften!
  • Kondenswasser kann sich bei jeder Wärmebrücke bilden, egal ob benachbarte Flächen mehr oder weniger stark gedämmt sind. Das ist kein Argument, die Dämmung insgesamt zu reduzieren. Im Gegenteil: durch ein stärkeres Auskühlen, z.B. in der Nacht, steigt das Risiko. Am wichtigsten ist es, durch eine fachgerechte Ausführung der Dämmung Wärmebrücken erst gar nicht entstehen zu lassen! An Außenwänden und -ecken sollte man die Luftzirkulation nicht behindern (z.B. durch Schränke direkt an der Wand). Bei großer Kälte sollte man - auch in ungenutzten Räumen - mit dem Heizen nicht allzu geizig sein. Man kann die Tür zu beheizten Räumen etwas offen lassen, damit ein Luftaustausch erfolgt.
  • Die Sache mit dem „atmenden Haus“ halte ich, ehrlich gesagt, für Unfug. Wenn der Wind durch die Ritzen pfeift, dann kühlt das Gebäude höchstens aus und man heizt für die Katz. Das Haus sollte vernünftig abgedichtet, vernünftig beheizt und vernünftig gelüftet werden - alles mit Maß.
  • Auf jeden Fall muß die gesamte Dachdämmung sorgfältig und vollflächig mit einer DampfBREMSE abgedichtet werden! Eine DampfSPERRE ist nicht unbedingt erforderlich, wenn die äüßere Unterspannbahn in lose überlappenden Bahnen angebracht und beidseitig hinterlüftet ist (die Dämmung sollte nicht dicht von unten an die Folie gepresst sein). Ist die Dampfbremse lückenhaft, dann passiert folgendes: die warme und feuchte Raumluft diffundiert langsam durch das Dämmmaterial von Innen nach Außen und kühlt dabei ab. Dadurch erhöht sich die RELATIVE Luftfeuchtigkeit solange, bis an einer bestimmten Stelle der sog. Taupunkt erreicht wird. Je kälter die Luft, desto weniger Wasser kann sie in Form von Dampf aufnehmen - das überschüssige Wasser kondensiert aus. Dadurch wird die Wärmedämmung großflächig und dauerhaft durchfeuchtet, was wiederum zu einem Verlust der Dämmwirkung führt, wodurch noch mehr Feuchtigkeit kondensiert, …
    Die Schimmelbildung ist dann natürlich auch vorprogrammiert. Wenn die Herren behaupten, die Luft müsse die Möglichkeit haben durch die Dämmung nach Aussen zu ziehen, dann ist das grundlegender - und gefährlicher - Blödsinn!

Ich hoffe, das hat Dir etwas weitergeholfen. Wie gesagt, im Zweifelsfall besser einen Fachmann für eine kurze Beratung hinzuziehen. Lieber vorher 200 Euro investieren als nachher den Schaden zu haben.

Viel Erfolg, LG,
Martin

Hallo Kerstine,
hast du deine Männer jetzt im Griff oder wollen wir mal Wärmedurchgangberechnungen nach DIN machen -
mal sehen wer danach noch behauptet die Dämmung reicht aus - nebenbei - mit der ungeeigneten Folie unter der Dämmung ist das Schimmelrisiko vielmals höher.

Gruß
Wolfgang ps: in welcher PLZ steht denn der Bau ?
wenn es nahe genug dran ist kann ich mir den evtl.
mal ansehen. (Bin Werks-Ing. von Bayer)

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Hasan Coskun und ich betreibe ein Ingenieurbüro für Sanierungen im Gebäudebestand.
Wenn zwischen den Sparren gedämmt wird, muss zwingend eine Dampfsperre von innen angebracht werden. Andernfalls würde im Dachstuhl im Bereich des Taupunktes Kondenswasser ausfallen, was zu einer Verfaulung des Dachstuhls führen würde.

Wenn wir ein Dach sanieren, verwenden wir immer zusätzlich zur Zwischensparrendämmung eine Aufdachdämmung von außen. Man kann somit zusätlich Dämmung, ohne Wohnraum zu verlieren und der Taupunkt verschiebt sich nach außen und der Dachstuhl ist im warmen.
Mit diesen Verfahren lassen sich auch die Seitenwände der Gauben zusätzlich dämmen. Für die Enternitschindeln müsste auf die Aufsparrendämmung eine Unterkonstruktion gebaut werden.

Sollten Sie noch fragen haben, können Sie mich auch anrufen;

mit freundlichen Grüßen
Hasan Coskun