Zwischenzeugnis wegen Umstrukturierung

Sehr geehrte Damen und Herren,

aufgrund einer Umstrukturierung im Unternehmen wird mir gekündigt. Mir wurde gestern ein laut Aussage der Personalabteilung und meines Vorgesetzten sehr gutes Zwischenzeugnis ausgehändigt. Ich muss als letzte Neueinstellung des Bereichs gehen (bin noch in der Probezeit) und nicht aufgrund schlechter Leistungen oder Verhaltens.

Zunächst liest sich das Zeugnis für mich als Laien auch sehr gut. Zweifel kamen mir nur beim Satz zum Verhalten auf, da es nur der eine Satz ist und weder Vorgesetzte, noch Kollegen oder externe Ansprechpartner genannt werden, auch wenn in der Aufgabenbeschreibung diese explizit erwähnt werden.

Bevor ich nun jedoch zur Personalabteilung gehe, um diesen Satz ändern zu lassen, bitte ich um Ihr Feedback. Vielleicht fallen Ihnen noch weitere relevante Punkte auf, die anzubringen sind bzw. abzuklären sind. Für Hinweise und Anregungen bin ich dankbar, da ich nicht mehrfach mit Änderungswünschen die Personalabteilung ansprechen möchte.

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße

nun der Text:

Zwischenzeugnis

Frau X, geb. am x, ist seit dem 1. Juli 2012 in unserem Unternehmen als Senior Manager Accounting & Taxes tätig.

Zu ihren allgemeinen Aufgaben gehören insbesondere:

  • Erstellung und Analyse der monatlichen Konzernabschlüsse nach IFRS inklusive Anhang;
    … (Aufgaben gekürzt)
  • Ansprechpartner für Tochtergesellschaften im Rahmen der Abschlussarbeiten und in Reporting-, Bilanzierungs- und Steuerfragen sowie für Fachbereiche, Konzernabschlussprüfer, Steuerberater und Finanzbehörden;
  • Unterstützung bei der Erstellung lokaler Steuererklärungen.

Frau X verfügt über ein hervorragendes und umfassendes Fachwissen, das sie auch bei schwierigen Aufgaben äußerst effektiv und erfolgreich einsetzt. Mit sehr großem erfolg nutzt sie alle Möglichkeiten, sich beruflich weiterzubilden. Ihre sehr gute Auffassungsgabe ermöglicht es ihr, auch schwierige Situationen sofort zutreffend zu erfassen und schnell richtige und praktikable Lösungen zu finden.

Frau X zeigt bei der Erfüllung ihrer Aufgaben großes Engagement und Eigeninitiative. Auch bei sehr hohem Arbeitsanfall ist sie sehr belastbar. Sie arbeitet stets routiniert, präzise und zügig. Sie ist eine stets aufrichtige und integre Mitarbeiterin. Sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht erzielt sie immer sehr gute Arbeitsergebnisse. Frau X bewältigt ihren Aufgabenbereich stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Ihr persönliches Verhalten ist zu jeder Zeit und in jeder Hinsicht einwandfrei.

Dieses Zwischenzeugnis wird Frau X anlässlich von Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens ausgestellt. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um ihr an dieser Stelle für die bsiher geleistete sehr gute Arbeit zu danken und wünschen ihr in unserem Unternehmen auch weiterhin viel Erfolg.

Ort, Datum

Unterschrift fachl. Vorgesetzter: Vice President Finance und Unterschrift Personalabteilung: Director HR

Hallo Nathalie,

also mir las sich das Zeugnis eher „zu gut“ - zumindest im Zusammenhang mit einer „Kündigung in der Probezeit“. Will sagen, eine derartig hervorragenden Mitarbeiter lässt man - Umstrukturierung hin oder her - nicht ziehen.

Das heisst, ich weiss nicht, ob Dir diese Leute mit diesem Zeugnis einen echten Gefallen tun - denn bei mir würden da die Alarmglocken schrillen von wegen „wurde gekündigt und hat sich dann ihr Einserzeugnis erklagt“

Zwischenzeugnis

Frau X, geb. am x, ist seit dem 1. Juli 2012 in unserem
Unternehmen als Senior Manager Accounting & Taxes tätig.

Also Buchhalter mit ein wenig Erfahrung?

Zu ihren allgemeinen Aufgaben gehören insbesondere:

Das ist im allgemeinen uns insbesondere dämlich formuliert. Man könnte schlicht schreiben „Zu ihren Aufgaben gehören:“

  • Erstellung und Analyse der monatlichen Konzernabschlüsse
    nach IFRS inklusive Anhang;
    … (Aufgaben gekürzt)

Schreib sie bitte trotzdem noch rein.

  • Ansprechpartner für Tochtergesellschaften im Rahmen der
    Abschlussarbeiten und in Reporting-, Bilanzierungs- und
    Steuerfragen sowie für Fachbereiche, Konzernabschlussprüfer,
    Steuerberater und Finanzbehörden;
  • Unterstützung bei der Erstellung lokaler Steuererklärungen.

Ich kann zu diesen Aufgaben inhaltlich nix sagen, das liest sich für mich aber nach sehr vielen aber eher „einfachen“ Dingen. Für einen „Senior“ der neu im Laden ist hätte ich eher wenige „komplexe“ Aufgaben erwartet. Aber dazu kenne ich mich inhaltlich zu wenig aus, vielleicht kann da noch jemand vom Fach was dazu sagen…

Frau X verfügt über ein hervorragendes und umfassendes
Fachwissen, das sie auch bei schwierigen Aufgaben äußerst
effektiv und erfolgreich einsetzt.

Und dann fehlt hier der konkrete Erfolg „So hat sie unser Steuersystem selbstständig von Dings auf Bums umgestellt“

Mit sehr großem erfolg
nutzt sie alle Möglichkeiten, sich beruflich weiterzubilden.

Ist der klein geschriebene Erfolg ein Tippfehler von Dir oder von denen? Im letzteren Fall ist allein das ein Grund, das Zeugnis neu ausstellen zu lassen. Und auch hier schrillen die Alarmglocken: keine 5 Monate dabei, und schon nutzt sie „alle“ Möglichkeiten der Weiterbildung? Sprich, rennt von Kurs zu Kurs und hat vor lauter Kursen keine Zeit zum Arbeiten?

Ihre sehr gute Auffassungsgabe ermöglicht es ihr, auch
schwierige Situationen sofort zutreffend zu erfassen und
schnell richtige und praktikable Lösungen zu finden.

Das ist mir zu viel des guten.

Frau X zeigt bei der Erfüllung ihrer Aufgaben großes
Engagement und Eigeninitiative. Auch bei sehr hohem
Arbeitsanfall ist sie sehr belastbar. Sie arbeitet stets
routiniert, präzise und zügig. Sie ist eine stets aufrichtige
und integre Mitarbeiterin. Sowohl in qualitativer als auch in
quantitativer Hinsicht erzielt sie immer sehr gute
Arbeitsergebnisse. Frau X bewältigt ihren Aufgabenbereich
stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Auch hier ist mir zu viel die Rede von „stets“ und „sehr“. Wie gesagt - klar, das gehört in ein „sehr gutes“ Zeugnis rein. Aber das hier klingt eher nach „Einser mit Sternchen“ und das ist vor dem Hintergrund „nach 6 Monaten zum Ende der Probezeit gekündigt“ einfach nicht glaubwürdig.

Dazu kommt noch, dass auch hier die konkreten Erfolge fehlen.

Ihr persönliches Verhalten ist zu jeder Zeit und in jeder
Hinsicht einwandfrei.

Da hast Du Recht - da würde ich mir auch nen konkreteren Satz von wegen „gegenüber Kunden, Vorgesetzten, Kollegen und (so vorhanden) Mitarbeitern…“ wünschen.

Dieses Zwischenzeugnis wird Frau X anlässlich von
Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens ausgestellt. Wir
möchten diese Gelegenheit nutzen, um ihr an dieser Stelle für
die bsiher geleistete sehr gute Arbeit zu danken und wünschen
ihr in unserem Unternehmen auch weiterhin viel Erfolg.

Auch das „bsiher“ ist vermutlich ein Tippfehler von Dir?

Und da bin ich mir nun schrecklich unsicher, ob man Dir mit diesem letzten Satz einen Gefallen tut. Denn so stellt sich das Zeugnis als „normales Zwischenzeugnis“ dar und nicht als „Zeugnis aufgrund Kündigung zum x.x.2012“. Guido, ESSJOTT - wie ist sowas üblich?

Du musst Dich ja aber wohl mit dem Werk jetzt grad bewerben, das heisst, Dir wird die Frage gestellt werden „warum wollen Sie denn die Firma x schon nach so kurzer Zeit verlassen?“.

Und da kommt es jetzt auf Deine Strategie an - wirst Du bei den aktuellen Bewerbungen sagen „Och, das war ne doofe Firma, will lieber bei Ihnen arbeiten, weil…“ oder doch eher die Wahrheit „Firma x strukturiert um und weil ich als letztes neu eingestellt wurde, wurde ich zum x.x.2012 gekündigt“?

Wie gesagt, ich bin unsicher ob Dir diese Variante im Zeugnis beide Erklärungsmöglichkeiten offen hält, ob sie Dir gar das Leben erleichtert (ein Zwischenzeugnis wegen „Umstrukturierung“ ist was anderes als eines wegen Kündigung), oder ob sie Dir das Leben erschwert - nämlich wenn Du mit diesem Zwischenzeugnis nen Job kriegst, dann dann Abschlusszeugnis einreichst in dem das natürlich korrekt drin steht und für die neue Firma aus heiterem Himmel die Nachricht kommt „Oh, Frau Nathalie wurde ja gekündigt“.

Vielleicht weiss da ja noch jemand mehr…

*wink*

Petzi