Eigentümer XY kommt zu Makler AB und möchte, dass sich dieser sein Haus ansieht - Ersberatungstermin beim Makler im Büro 1 Stunde.
Makler AB fährt sich die Immobilie ansehen, macht Fotos vor Ort und nennt Eigentümer XY einen realistischen Verkaufspreis - Zeitaufwand des Maklers 2 Stunden + Fahrtkosten.
Eigentümer XY möchte 20% mehr Verkaufspreis erzielen und die Immobilie erstmal 6 Monate von privat anbieten.
Nach 6 Monaten meldet sich Eigentümer AB und möchte nochmal ins Büro kommen um die Sache zu besprechen - Zeitaufand für den Makler 2 Stunden.
Der Makler kann in etwa 50% der Fälle den Eigentümer überzeugen, dass nach 6 Monaten am Markt das Objekt nicht besser geworden ist und das eine Preisreduktion um 5% kaum den gewünschten Verkaufserfolg erzielen wird. Nach zähen Verhandlungen am Telefon - Zeitaufwand für den Makler 2 Stunden - stimmt Eigentümer AB einer Preisreduktion um 10% zu.
Makler AB läßt die Sekräterin die Vermittlungsverträge für den Eigentümer XY aufsetzen, die Fotos bearbeiten und die vom Eigentümer erhaltenen Unterlagen zu einem Vor-Expose zusammenstellen - Zeitaufwand der Sekräterin 5 Stunden.
Der Makler fährt zum Bauamt um fehlende Unterlagen zu besorgen - Zeitaufwand 2 Stunden.
Die Sekräterin stellt ein Expose zusammen, der Eigentümer kommt abermals ins Büro, bekommt ein Expose, unterschreibt den Vermittlungsauftrag - Zeitaufwand Makler und Sekräterin 1 Stunde.
Der Makler bespricht das Objekt im Meeting, stellt es seinen Verkäufern vor und einige Anzeigentexte - für den Scout, Immonet und die Zeitungen, werden entworfen. Die Vor- und Nachteile des Objekts werden besprochen und eine Verkaufsstrategie entwickelt - Zeitaufwand für den Makler 2 Stunden, für seine Mitarbeiter ebenfalls 2 Stunden.
Die Sekretärin setzt die Immobilie in den Scout, verkleinert hierzu die Grundrisse und schaltet eine erste Anzeige - Zeitaufwand Sekretärin 2 Stunden.
Die Verkäufer fahren zum Objekt und besichtigen es - Zeitaufwand Verkäufer 2 Stunden.
Auf die Anzeige melden sich Interessenten - mit jedem Interessenten muss der Makler oder einer seiner Verkäufer sprechen, dann das Besprochene notieren (professionellerweise in einem speziellen PC Programm für Maklerbüros) und eventuell ein Expose zuschicken. Zeitaufwand je Kunde 30 Minuten.
Interessenten möchten besichtigen - Zeitaufwand je Makler oder Verkäufer 2 Stunden.
Das Objekt wird 25 Mal besichtigt. Dies ist eine durchschnittliche Besichtigungszahl, auch 50 Mal wäre vielerorts noch ganz normal.
Makler XY ruft Eigentümer AB an und teilt ihm die Ergebnisse der bisherigen Besichtigungen mit. Er bespricht mit ihm die Mängel, die bei den Besichtigungen festgestellt wurden und organisiert in Absprache einen Gärtner, der den Garten etwas zuschneidet, damit dieser gepflegter aussieht - Zeitaufwand für den Makler 4 Stunden.
In einem Meeting wird das Objekt abermals besprochen, die in den Besichtigungen gewonnen Erkentnisse fließen in neue Anzeigentexte und ein Flyer, der in der Nachbarschaft verteilt werden soll, wird konzipiert - Zeitaufwand jeweils für den Makler, die Sekretärin und die Verkäufer 2 Stunden.
Ein Verkäufer hat Interessenten, die bereit sind, das Objekt zu kaufen, die allerding weniger zahlen wollen. Besprechung im Büro - Zeitaufwand für den Makler und den Verkäufer 2 Stunden.
Die Interessenten müssen bei der Finanzierungsfrage Hilfe erhalten, der Eigentümer muss den vorgeschlagenen Kaufpreis zustimmen - Zeitaufwand für den Makler 3 Stunden.
In vielen Fällen endet die Story hier, weil der Eigentümer nicht zustimmt und das Haus an eine Cousine 3. Grades vermietet. Der Maklerauftrag läuft aus und der Makler bleibt auf seinen Kosten für Sekretärin, Miete der Büroräume, Zeitaufwand, Materialkosten für Kopien, Exposemappen, PC Programm, etc. sowie seine Fahrtkosten, das Fixum für seine Verkäufer, die Anzeigenkosten der Zeitung, im Internet, etc. sitzen.
Wenn die Interessenten und der Eigentümer nach weiteren 5 Stunden Verhandlungsgespräche und Telefonate sich einigen, erhält der Makler z.B. in Hessen für den Verkauf eines Hauses, dass 250.000€ kostet ca. 14.500€. Davon muss er dem Verkäufer, dessen Interessenten gekauft haben, 30% abgeben - also rund 4.500€. Bleiben rund 10.000€. Davon muss der Makler alle oben beschriebenen Ausgaben deckeln + seinen Zeitaufwand von rund 30 - 35 Stunden.
Wenn man dabei zugrunde legt, dass in vielen Fällen all jene Kosten entstehen, ohne das am Ende ein Verkauf steht, d.h. der Makler monatelang rumrödelt um dann nichts dafür zu bekommen, wenn man zugrundelegt, dass die Interessenten - wie man in diesem Forum deutlich sieht - die verschiedensten Fragen und Probleme haben, oftmals nichtmal bei der Bank waren und Objekte besichtigen, deren Finanzierung kaum möglich sein wird, dass Eigentümer monatelang überzeugt werden müssen, ihre überzogenen Preisvorstellungen aufzugeben, wenn man all Das einkalkuliert versteht man vielleicht, warum man für eine Kaufpreisersparnis von 20% dem Makler eine Provision von 5,8% zahlen sollte und dankbar sein sollte für alles, was er im Vorfeld mit dem Eigentümer bereits geklärt hat.
Mein Beispiel stammt aus einem Ballungsgebiet, trotzdem waren in einem großen und renommierten Maklerbüro gerade einmal 2 Verkäufe im Monat usus. In Gebieten mit wenig Nachfrage nach Immobilien ist die Situation für Makler zum Teil katastrophal.
Nina