Mein nun ja schon traditionelle Wochenüberblick:
Südirak:
Umm Kasr und Basra sind nun befreit. Um beide Städte hat es heftige Gefechte gegeben, aber nicht die befürchteten Strassenkämpfe.
Die ersten Tage der Freiheit waren Tage der Anarchie. Plünderungen, aber auch Morde nach der alten Funktionärsschicht. Es ist sicherlich auch davon auszugehen, dass Leute die Gelegenheit auch zu sonstigen Abrechnungen genutzt haben. Nach drei Tagen (alles, was geplündert werden konnte, ist geplündert) will die britische Armee gegen Plünderungen vorgehen.
Eine „zivile Verwaltung“ soll errichtet werden. Dass da natürlich Leute ihre Pfründe sichern werden, ist klar. Der Koalition wird das wichtigste sein, Leute zu bekommen, die für Ruhe sorgen können und nicht aus der Baath-Partei kommen. Alles andere dürfte ihr egal sein.
Wichtig ist aber auch zu beobachten, dass trotz Fall Bagdads in einigen südlichen Städten noch weiter gekämpft wird. Trotz Fall des Regimes gibt es aber noch viele Leute, die gegen die Invasion kämpfen. Sie fühlen sich nicht befreit.
Bagdad:
Die Stadt ist gefallen. Auch hier ohne die befürchteten Strassenkämpfe (jedenfalls in dem Ausmass, vereinzelt gab es sie wohl). Auch hier endete das Regime mit Chaos und Plünderungen. Reporter berichten, dass die Jubelszenen nur zu erkennen waren, wenn die Leute Kameras erblickten. Ansonsten waren die Bagdader sehr abwartend. Und bei der symbolischen Statue war erhellend, dass sich Proteste erhoben, als der Sternenbanner aufgerichtet werden würde.
Wer nun helfen will, muss sich bei der US-Regierung anmelden und dort Genehmigungen einholen, wer und wo helfen will. Viele Hilfsorganisationen verweigern daher die Zusammenarbeit und gehen daher nicht ins Land hinein. Die USA will sich Sympathie erwerben, in dem sie die Hilfe organisiert und den Irakis zeigt „Seht her! Wir geben euch Wasser und Medizin!“ Unabhängige Hilfsorganisationen, die sich nicht nach den Wünschen der Besatzer richten wollen, sind nicht erwünscht.
Nordirak:
Auch hier gibt es noch - trotz Zusammenbruch des Hussein-Systems - Widerstand und Kämpfe. Die Kurden werden wohl in Kirkuk und Mossul einmarschieren, aber natürlich mit der amerikanischen Armee zusammen. Die Türken werden dagegen nichts tun können und werden dann wohl nicht wirklich Kirkuk und Mossul angreifen, wenn die USA da auch drin ist. Sie werden wohl zu den Kriegsverlierern gehören. Wenn die Kurden den USA die Kontrolle und die billige Abgabe des Öls versprechen, werden sie ihnen wohl die Kontrolle erlauben. Wer soll denn sonst das Öl kontrollieren, jedenfalls in der Übergangszeit? Und wenn die Kurden das Öl erst einmal kontrollieren, werden sie es sicherlich nicht wieder ohne Krieg abgeben.
Übergangsregierung:
Das bleibt weiterhin unklar. Die USA werden nicht als Befreier begrüsst und sicherlich dann auch nicht die Parteien und Vertreter, die mit den USA ins Land kommen. Erste Widerstände gibt es ja schon. Eine wichtige Oppositionspartei hat sich von den Gesprächen verabschiedet. Sie will nicht in den US-Geruch kommen.
Sicherlich haben die USA die Macht nun eine Übergangsregierung durchzudrücken. Fragt sich nur für wie lange. Die USA wollen ja nicht ewig im Land bleiben. Wäre auch viel zu teuer. Und zu gefährlich. Denn „terroristische“ Widerstände sind nicht auszuschliessen. Der gefährliche Krieg für die USA beginnt ja erst jetzt.
Und die UNO wird eine wichtigere Rolle spielen als die USA glauben. Denn selbst die Briten sind dafür.
Es kommt nun dazu, wie es von Anfang an aussah: Die USA gewinnen den Krieg und verlieren den Frieden. Und ABC-Waffen sind anscheinend nicht auffindbar, was die letzte moralische Rechtfertigung für diesen Krieg zusammenbrechen lässt.