Hallo!
Küsst Ihr Eure Kinder auf den Mund oder machen es die Kinder
bei Euch? Ich habe das nun nicht das erste mal bei anderen
gesehen, bin aber irritiert, ich dachte so was macht man mit
einem Kind nicht. Was meint Ihr dazu?
Ich knutsch meinen Süßen richtig ab. Auch auf den Mund. Überall wo ich treffe. Okay, manchmal sträubt er sich ein bisschen, aber da muss er durch. *g* Die Mama ist noch viel verschmuster.
Heute vorm Schlafen wollte ich auch einfach mal sehen, ob er
mir ein Küsschen gibt. Nix da. Er will nicht, lachte statt
dessen verschmitzt.
Bei meinem wechselt das, ist ja auch normal. Je nach Laune und Entwicklungsphase. Es gab eine Zeit, da wurde man abends aus dem Zimmer geschickt und durfte noch nicht mal „Gute Nacht“ sagen. Im Moment gibts wieder ne innige Umarmung und Gute-Nacht-Küsschen auf den Mund.
Ich merke auch, dass er sich schon schämt, wenn ich ihn nackt
sehe, also wenn er keinen Slip anhat und er fässt sich oft da
hin.
Also meiner ist jetzt gut 3 1/2 und zeigt überhaupt kein Schamgefühl. Der würde am liebsten den ganzen Tag nackt rumflitzen (schon allein weil er zu faul ist, sich anzuziehen *g*).
Es heißt ja oft, das Kind verhält sich wie die Eltern es ihm
vorleben. Also ich lebe ihm keine Scham vor. Er kann mich auch
nackt sehen.
Hmmm, eigentlich seh ich es auch so, aber ich denke es ist nicht so trivial. Kinder nehmen auch unterschwellige Reize auf und übernehmen sie in ihre Verhaltensregeln. Sie merken intuitiv, wo die Eltern ihre (vielleicht sogar unbewussten) Grenzen haben, was ihnen peinlich ist und übernehmen das. Wenn das Schamgefühl im Kindergarten kommt, übernehmen sie es dann vermutlich von den anderen Kindern.
Mein Kind kommt zum Beispiel auch mit aufs Klo wenn ich mal muss und er mir grad was dringendes zu erzählen hat. Ich nehm so was locker, seine Mutter auch. Es sind vielleicht auch solche Dinge, des täglichen Umgangs, die das Erlernen der persönlichen Grenzen und die Entstehung des Schamgefühls fördern. Dass es sich bei Scham um eine angeborene Charaktereigenschaft handelt, glaube ich nicht. Sicher spielt der Charakter eine große Rolle als Präposition, gewisse soziale Verhaltensweisen mehr oder minder stark auszuprägen, aber ausgeprägt werden sie letztlich durch erlernen. Das eine Kind reagiert nur eher und stärker auf gewisse Reize, das andere weniger.
Ich sehe z.B., dass mein Kind charakterlich sehr nach mir kommt. Er ist sehr zurückhaltend und introvertiert, also eher schüchtern als triebstark. Es wäre daher zu vermuten, dass er eher zu Schamgefühl und der Ablehnung übertriebener Körperlichkeiten neigt. Ich habe das als Kind auch getan, wollte nicht geküsst werden, schon gar nicht auf den Mund und entwickelte AFAIR auch schon früh ein starkes Schamgefühl bzw. das Bedürfnis nach Intimsphäre. Bei meinem Sohn ist das völlige Gegenteil der Fall und den Grund dafür sehe ich eindeutig im anderen Umgang zwischen Eltern und Kind. Aber mal abwarten, vielleicht seh ich das ja auch irgendwann anders, er ist ja noch nicht so alt, wie deiner.
Wie ist das also einzuschätzen?
Nimm es so wie es ist. Meistens passt es ja eh ganz gut, wie es ist. Kinder passen sich doch ihren Eltern ganz unbewusst so an, dass ein harmonisches Verhältnis möglich ist. Bemerken sie bei ihren Eltern Grenzen, entwickln sie diese auch um die Grenzen der Eltern nicht zu verletzen und sind die Eltern emotional mehr auf Nähe geeicht, werden sie das ebenfalls sein. Wenn nichts grundlegend im Argen liegt, stellt sich eigentlich immer das bestmögliche Gleichgewicht ein, denke ich. Ein „selbstorganisierendes System“. 
LG, Jesse