500 € Studiengebühr pro Monat?!

Als Beispiel, allein die Münchner LMU kostet jährlich 1 Mrd
EURO!!! Eine Summe, die von der Gesellschaft getragen wird.
Nur jene, die am meisten davon profitieren, zahlen beinahe
nichts: die Studenten.

Die Studenten profitieren doch daran garnicht. Professoren und Ausstatter profitieren! Der Student hat erst nach Abschluss seines Diploms wirklich eine Leistung von der Hochschule bekommen. Wenn der Student nichts lernt, war auch die Hochschule nicht profitabel für ihn! KURZUM: Erst der Akademiker profitiert von der Hochschule!

Oder was hat der Student wenn er nach dem 2. Semester aufhört? - Garnichts oder?

Hallo Helmut!

Als Beispiel, allein die :Münchner LMU kostet jährlich :1 Mrd EURO!!! Eine Summe, die :von der Gesellschaft getragen :wird. Nur jene, die am :meisten davon profitieren, :zahlen beinahe
nichts die Studenten.

Die Länder finanzieren Hochschulen nicht etwa, um Studenten einen Gefallen zu tun, sondern einzig deshalb, weil die Volkswirtschaft ohne diese Forschungs- und Bildungsstätten, also auch ohne die dort ausgebildeten Leute, binnen kurzer Zeit den Bach herunter ginge.

Grundsätzlich finde ich es begrüßenswert, wenn Wettbewerb und Leistungsgedanke bei allen Beteiligten des Hochschulwesens Einzug halten. Richtig angefaßt, könnten Studiengebühren ein geeignetes Mittel neben anderen sein. Studierende werden zu zahlenden Kunden mit Ansprüchen.

Wir können uns aber nicht leisten, begabte Menschen aus finanziellen Gründen vom Studium abzuhalten. Wer derart kurzsichtig handelt, stellt auch unsinnige Rechnungen auf, aus denen am Ende hervor geht, daß arme Arbeiter das Studium der Kinder wohlhabender Eltern bezahlen.

Gruß
Wolfgang

Hi!

  • Das Studium ist eh schon teuer genug, und man muss sich
    erstmal seine 5 Jahre Studienzeit (wo andere schließlich schon
    längst Geld kriegen) finanzieren können. Deswegen überlegen
    sich viele Familien und Abiturienten heute schon, ob sie sich
    überhaupt an ein Studium heranwagen sollten.

Sorry, aber wenn sich jemand nur wegen der Gebühren (die er erst später im Berufsleben auszahlen müsste) gegen ein Studium entscheidet oder wegen der schlechten finanziellen Situation während des Studiums (dann geht man eben jobben und es gibt Bafög), der ist an dem Studium nicht wirklich interessiert und soll es gleich bleiben lassen. Was nützen unmotivierte Studenten, die später das Studium abbrechen oder aber „irgendwie“ ihren Abschluss machen und deren Qualifikation dadurch aber immer noch nicht wirklich hoch ist? Dann sollen sie ihre Kenntnisse lieber darauf verwenden, eine gute Ausbildung zu machen.

Wozu also noch
die Extra-Hürde „Studiengebühren im Erststudium“.

Wenn es der Qualität der Bildung dienlich ist - wieso nicht?

  • Ein abgeschlossenes Studium ist für die Gesellschaft
    mindestens genauso viel Wert, wie für den Inhaber dieses
    Abschlusses. Denn durch seine erworbenen Fähigkeiten gibt er
    der deutschen Wirtschaft erst die Möglichkeit, dass sie
    konkurrenzfähig ist. Die Gesellschaft profitiert also jetzt
    schon von den Studenten. Ein Nachteil in Deutschland ist doch,
    dass wir im Vergleich zu anderen Ländern, viel zu wenige
    Studenten, v.a. in technischen Studiengängen, haben. Dies
    behindert Innovation in Deutschland. Glaubst du,
    Studiengebühren führen zu einem „mehr“ an Studenten in diesen
    Studiengängen?

Es geht doch nicht nur um die Quantität, sondern v.a. um die Qualität! Wenn die Leute, die ihr Studium nur deswegen anfangen, weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen (und von solchen gibt es genug) das lassen, schadet’s nicht. Und wenn durch die Gebühren sowie durch Fehlen unmotivierter Studenten die Qualität des Studiums steigt, profitiert davon die Innovation in Deutschland.

  • Durch ein höheres Gehalt zahlen Menschen mit guten Jobs auch
    mehr Steuern. Dadurch bekommt die Gesellschaft auch in
    direkter Weise Geld von den Studienabsolventen zurück. Falls
    denn diese auch einen gut bezahlten Job kriegen (was ja auch
    nicht mehr so rosig aussieht).

Stimmt.

Zum Schluss will ich noch diesen Text von Christian zitieren:
Wenn natürlich jemand 22 Jahre Kulturphilospohie studiert
und anschließend erfolgreich eine Stelle als Taxifahrer
findet, sieht das natürlich anders aus.

In diesem Fall hat die Gesellschaft natürlich nicht
profitiert. Sie hat viel Geld ausgegeben, um einen Taxifahrer
zu züchten.
Aber: Um dies zu verhindern, brauche ich keine Studiengebühren
für die Regelstudienzeit des Erststudiums einführen.

Doch, denn der besagte Student, der offensichtlich nicht sehr motiviert studiert hat, hätte sich das Studium von Anfang an überlegt oder er hätte wenigstens einen Teil der für sein Studium aufgewendeten Kosten beglichen.

Auf jeden Fall halte ich Gebühren für ein Erststudium in der
Regelstudienzeit für vollkommen unabgebracht, die einzige
Konsequenz wäre, dass dann erstens nur noch weniger Leute
studieren

wie gesagt, Qualität statt Quantität

und zweitens die Bildung in Deutschland noch stärker
abhängig vom Einkommen der Eltern wird (was in Deutschland eh
schon stark genug ist, im Vergleich zu den Ländern, welche gut
bei PISA abgeschnitten haben).

Warum? Wenn man die Gebühren erst nach dem Studium bezahlen muss, dann hat es mit den Eltern nicht viel zu tun.

Beides nützt der Gesellschaft nicht.

Je nachdem. Wenn die Qualität der Lehre an den Universitäten dadurch steigt und sich die Mentalität, Bildung sei eh kostenlos, also unwichtig anfängt zu ändern, nützt es der Gesellschaft auf Dauer.

Da Bildung unser einzige Kapital ist, ist es doch verdammt
traurig, dass uns die Bildung unserer Kinder nicht mehr wert
ist (und dies fängt bereits in der Grundschule und im
Kindergarten an).

Mit der Grundschule und dem Kindergarten, da gebe ich dir vollkommen Recht. Und auch mit der Uni - her mit neuen Investitionen, aber den Studiengebühren widerspricht das meiner Meinung nach nicht.

Gruß,
Anja

Hallo,

Sorry, aber wenn sich jemand nur wegen der Gebühren (die er
erst später im Berufsleben auszahlen müsste)

Dies muss sich erstmal herausstellen…

gegen ein Studium
entscheidet oder wegen der schlechten finanziellen Situation
während des Studiums (dann geht man eben jobben und es gibt
Bafög), der ist an dem Studium nicht wirklich interessiert

Sag das mal Leuten, die finanziell nicht so gut gestellt sind.

und soll es gleich bleiben lassen. Was nützen unmotivierte
Studenten, die später das Studium abbrechen oder aber
„irgendwie“ ihren Abschluss machen und deren Qualifikation
dadurch aber immer noch nicht wirklich hoch ist?

Was hat dies damit zu tun, ob sich jemand ein Studium finanziell nicht leisten kann? Sind arme Menschen faul, und reiche fleissig, oder wie soll ich diese Korrelation verstehen?

Wozu also noch
die Extra-Hürde „Studiengebühren im Erststudium“.

Wenn es der Qualität der Bildung dienlich ist - wieso nicht?

Weil sie dann vielleicht nur noch für eine reiche Schicht zugänglich ist. Deutschland hat schon heute die höchste Abhängigkeit zwischen Einkommen bzw sozialer Herkunf der Eltern und dem Bildungsweg der Kinder, wie kein anderes Land in der OECD. Also frage ich dich: Wird dies durch Erhebung von Studiengebühren besser?? Wohl kaum.

Es geht doch nicht nur um die Quantität, sondern v.a. um die
Qualität! Wenn die Leute, die ihr Studium nur deswegen
anfangen, weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen (und
von solchen gibt es genug) das lassen, schadet’s nicht.

Weder die Zahl der Studenten mit gutem Abschluss wir mit Studiengebühren steigen. Eher wird sie sinken, weil manche, die vielleicht was drauf haben und studieren wollen, es dann lassen. Da die Innovation nur von den guten Studenten kommt, halte ich das sogar eher für kontraproduktiv.

Und
wenn durch die Gebühren sowie durch Fehlen unmotivierter
Studenten die Qualität des Studiums steigt, profitiert davon
die Innovation in Deutschland.

Also man kann den Faulenzern unter den Studenten alles mögliche unterstellen: Aber sie senken sicher nicht die Qualität von Vorlesungen und Seminaren, da die Faulenzer dort eh nicht anwesend sind.

Zum Schluss will ich noch diesen Text von Christian zitieren:
Wenn natürlich jemand 22 Jahre Kulturphilospohie studiert
und anschließend erfolgreich eine Stelle als Taxifahrer
findet, sieht das natürlich anders aus.

In diesem Fall hat die Gesellschaft natürlich nicht
profitiert. Sie hat viel Geld ausgegeben, um einen Taxifahrer
zu züchten.
Aber: Um dies zu verhindern, brauche ich keine Studiengebühren
für die Regelstudienzeit des Erststudiums einführen.

Doch, denn der besagte Student, der offensichtlich nicht sehr
motiviert studiert hat, hätte sich das Studium von Anfang an
überlegt oder er hätte wenigstens einen Teil der für sein
Studium aufgewendeten Kosten beglichen.

Erstens kosten die Faulenzer kaum etwas, v.a. in den Naturwissenschaftlichen Fächern sind die Studiengänge eh nicht ausgebucht. Außerdem lässt sich ein frühes Trennen von Faulenzern und Nicht-Faulenzern durch geeignete und frühe Leistungsnachweise auch ohne Studiengebühren durchführen. Dies wäre auch von daher wesentlich sinnvoller als Studiengebühren, weil viele erst zu Faulenzern werden, weils keine Anwesenheitspflicht gibt und Leistungsnachweise erst zum Vordiplom gefragt sind. Bei den Bachelor-Studiengängen hat sich das zumindest in der Informatik eh schon so geändert, dass man hier gar nicht mehr faulenzen kann.
Durch strenge Leistungsnachweise würden etwa genauso Leute studieren, die sonst nicht wissen was sie tun sollen. Es ist ja auch nicht unnormal, dass man als 19jähriger nicht immer weiß, was man will. Nicht jeder weiß schon seit dem Kindergarten, dass er Arzt werden will. Jedoch wären sie durch strengere Nachweise dazu gezwungen was zu lernen, und die Zahl der Faulenzer würde sinken, die Zahl der Fleissigen steigen.

Auf jeden Fall halte ich Gebühren für ein Erststudium in der
Regelstudienzeit für vollkommen unabgebracht, die einzige
Konsequenz wäre, dass dann erstens nur noch weniger Leute
studieren

wie gesagt, Qualität statt Quantität

Die Qualität stiege auch, wenn der Staat mehr Geld investieren würde. Und die Quantität ist in Deutschland laut OECD bedenklich niedrig und im Vergleich zu so manch anderem Land richtig lächerlich.

und zweitens die Bildung in Deutschland noch stärker
abhängig vom Einkommen der Eltern wird (was in Deutschland eh
schon stark genug ist, im Vergleich zu den Ländern, welche gut
bei PISA abgeschnitten haben).

Warum? Wenn man die Gebühren erst nach dem Studium bezahlen
muss, dann hat es mit den Eltern nicht viel zu tun.

Erstens steht dies noch in den Sternen, wann die Gebühren zu zahlen sind. Zweitens sind Studiengebühren nunmal KEIN Anreiz, ein Studium zu beginnen. Es ist aber ein ernsthaftes Problem, dass wir immer weiter in eine Zwei-Klassen-Bildung geraten.

Je nachdem. Wenn die Qualität der Lehre an den Universitäten
dadurch steigt und sich die Mentalität, Bildung sei eh
kostenlos, also unwichtig anfängt zu ändern, nützt es der
Gesellschaft auf Dauer.

Bildung sollte kostenlos sein. Denn wenn sie das nicht ist, dann wird es sich keiner leisten wollen. So beliebt ist gute Bildung in Deutschland nun wirklich nicht, als dass sich die Leute darum prügeln würden. Und wieso dann keine Gebühren für Gymnasien? Oder Realschulen? Dort sind auch genug Faulenzer und Leute, die’s zu nichts bringen werden. Und die Qualität könnte man dann ja dort auch steigern.

Da Bildung unser einzige Kapital ist, ist es doch verdammt
traurig, dass uns die Bildung unserer Kinder nicht mehr wert
ist (und dies fängt bereits in der Grundschule und im
Kindergarten an).

Mit der Grundschule und dem Kindergarten, da gebe ich dir
vollkommen Recht. Und auch mit der Uni - her mit neuen
Investitionen, aber den Studiengebühren widerspricht das
meiner Meinung nach nicht.

Dein beiden einzigen Argumente für Studiengebühren sind, dass dann die Faulenzer nicht mehr studieren und die Qualität steigt. Ersteres kann man aber durch straffe Leistungsnachweise wesentlich effektiver erreichen. Und letzeres lässt sich durch mehr staatliche Ausgaben für Bildung auch erreichen.

mfg
deconstruct

Hallo Helmut!

Als Beispiel, allein die :Münchner LMU kostet jährlich :1 Mrd EURO!!! Eine Summe, die :von der Gesellschaft getragen :wird. Nur jene, die am :meisten davon profitieren, :zahlen beinahe
nichts die Studenten.

Die Länder finanzieren Hochschulen nicht etwa, um Studenten

@Wolfgang, exc, deconstruct…

Hi,

Ihr geht leider nur auf den letzten Teil in meinen Artikel ein, indem kurz die Kosten der LMU München erwähnt werden. Der Teil vom bösen, kalten Wind im Hartz IV Land, der fast über die gesamt Bevölkerung weht und nun auch die Studenten erreicht hat, hört man nichts.

Gruß

Helmut

Hallo Helmut!

Ihr geht leider nur auf den :letzten Teil in meinen :Artikel ein, indem kurz die :Kosten der LMU München :erwähnt werden. Der
Teil vom bösen, kalten Wind :im Hartz IV Land, der fast :über die gesamt Bevölkerung :weht und nun auch die :Studenten erreicht hat, hört :man nichts.

Der Wind wird noch viel härter, wenn es beim durchschnittlich zu niedrigen Ausbildungsniveau bleibt oder dieses Niveau sogar sinken sollte. Die von Arbeitslosigkeit Betroffenen sind mehrheitlich unzureichend ausgebildete Menschen. Deshalb halte ich eine Neiddebatte in diesem Zusammenhang für unangebracht. Mit finanziellen Schwellen vor dem Hochschulzugang wird sich die Massenarbeitslosigkeit tendentiell eher verschlimmern.

Bitte nicht mißverstehen: Das ist kein Statement gegen Studiengebühren! Diese können unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein und allen nützen, sogar den Studenten. Aber leider höre ich von solchen Voraussetzungen nichts in der öffentlichen Diskussion. Vielmehr scheint es nur darum zu gehen, ein paar hundert Millionen € abzugreifen. Ich höre aber nichts davon, die Unis finanziell besser auszustatten, ihnen mehr Eigenverantwortung zu geben, den Beamtenstatus von Professoren abzuschaffen und Wettbewerb unter den Hochschulen entstehen zu lassen.

Richtig schlecht wird mir, wenn ich Töne wie „schnell studieren“ höre. Auf-die-Husche-Schmalspurleute halte ich für kein erstrebenswertes Ziel. Wir brauchen Maßnahmen, die mehr und noch besser ausgebildete Hochschulabsolventen zum Ziel haben.

Gruß
Wolfgang

Hi!

Sorry, aber wenn sich jemand nur wegen der Gebühren (die er
erst später im Berufsleben auszahlen müsste)

Dies muss sich erstmal herausstellen…

Es ist das einzige Konzept, was bis jetzt ernsthaft diskutiert wird.

Sag das mal Leuten, die finanziell nicht so gut gestellt sind.

Das brauche ich nicht, denn das bin ich selbst - ich weiß hier, wovon ich rede.

Was hat dies damit zu tun, ob sich jemand ein Studium
finanziell nicht leisten kann? Sind arme Menschen faul, und
reiche fleissig, oder wie soll ich diese Korrelation
verstehen?

Ich erläutere es dir mal an meinem Beispiel: Weder ich noch meine Eltern könnten es sich leisten, jetzt Studiengebühren zu bezahlen. Aber ich wusste noch am Gymnasium, dass ich unbedingt in die biologische Forschung will. Ein Sekretärinnen- oder Laborassitentenberuf hätte mir niemals gereicht. Deshalb wäre ich auch bereit gewesen, einen verzinsten Kredit aufzunehmen, den ich später auszahlen muss - ich habe ein Ziel vor Augen und die Studiengebühren hätten mich davon nicht abgehalten. Was ich damit sagen will: Wer wirklich motiviert ist zu studieren, der wird sich durch Studiengebühren nicht abschrecken lassen, egal, aus welcher sozialen Schicht er kommt. Und wer nur studiert, weil er nicht weiß, was er sonst machen soll, der sollte es gleich bleiben lassen.

Wenn es der Qualität der Bildung dienlich ist - wieso nicht?

Weil sie dann vielleicht nur noch für eine reiche Schicht
zugänglich ist.

siehe oben

Deutschland hat schon heute die höchste
Abhängigkeit zwischen Einkommen bzw sozialer Herkunf der
Eltern und dem Bildungsweg der Kinder, wie kein anderes Land
in der OECD.

Ja eben, eine wesentlich höhere als in Ländern mit Studiengebühren! Was lernen wir daraus? Dass diese Abhängigkeit nicht an den Studiengebühren liegt. Ich vermute, dass die entscheidenden Weichen dafür im Kindergarten und in der Grundschule gestellt werden. Mit Studiengebühren hat dies allerdings nichts zu tun.

Weder die Zahl der Studenten mit gutem Abschluss wir mit
Studiengebühren steigen. Eher wird sie sinken, weil manche,
die vielleicht was drauf haben und studieren wollen, es dann
lassen.

Die wirklich motivierten nicht, siehe oben.

Da die Innovation nur von den guten Studenten kommt,
halte ich das sogar eher für kontraproduktiv.

Ach so? Ist denn die „Innovation“ der schlechten Studenten produktiver? :smile:

Also man kann den Faulenzern unter den Studenten alles
mögliche unterstellen: Aber sie senken sicher nicht die
Qualität von Vorlesungen und Seminaren, da die Faulenzer dort
eh nicht anwesend sind.

… oder dort rumsitzen, zu Hause nichts nacharbeiten und dann bei ihren Mitstudenten sowie in Übungsgruppen u.ä. dauernd das nachfragen, was sich der Rest bereits fleißig zu Hause angeeignet hat. Außerdem senken sie die Qualität allein schon dadurch, weil die Relation Professoren/Studenten sinkt.

Erstens kosten die Faulenzer kaum etwas, v.a. in den
Naturwissenschaftlichen Fächern sind die Studiengänge eh nicht
ausgebucht.

Das erzähl mal nach einem Besuch der TU Berlin.

Bei den Bachelor-Studiengängen hat
sich das zumindest in der Informatik eh schon so geändert,
dass man hier gar nicht mehr faulenzen kann.

Das finde ich übrigens sehr gut (studiere selbst auf Bachelor).

Durch strenge Leistungsnachweise würden etwa genauso Leute
studieren, die sonst nicht wissen was sie tun sollen. Es ist
ja auch nicht unnormal, dass man als 19jähriger nicht immer
weiß, was man will. Nicht jeder weiß schon seit dem
Kindergarten, dass er Arzt werden will.

Aber im Abitur sollte man doch schon so langsam eine Ahnung davon bekommen, in welche Richtung man gehen will und ob einem mehr die Theorie oder eher die Praxis liegt bzw. ob man bereit ist, einen sehr großen Teil seiner Freizeit ins Lernen zu investieren.

Die Qualität stiege auch, wenn der Staat mehr Geld investieren
würde.

Glaubst du, der Staat hat unendlich viel Geld? Oder sollen die Steuern noch weiter erhöht werden? Oder doch lieber bei dem Sozialsystem mit den Kürzungen weitermachen?

Versteh mich nicht falsch, ich finde die Finanzpolitik z.T. selbst auch verfehlt (Bsp.: Subventionskürzungen dringend notwendig), aber wenn Geld frei wird, finde ich es sinnvoller, es in den Ausbau pädagogisch sinnvoller Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zu investieren, denn damit könnte man a) die Geburtenrate erhöhen und b) vielen Kindern aus bildungsfernen Familien zu besserer Bildung verhelfen. Denn die meisten von ihnen machen ja noch nicht einmal das Abitur und DAS sollte erst einmal das Ziel sein. Erst im Studium anzusetzen, ist viel zu spät.

Und die Quantität ist in Deutschland laut OECD
bedenklich niedrig und im Vergleich zu so manch anderem Land
richtig lächerlich.

siehe oben, auch im Vergleich zu Ländern mit Studiengebühren, insofern muss in Deutschland etwas anderes ganz erheblich schief laufen.

Im Übrigen ist die Qualität ebenfalls bedenklich niedrig und die klugsten Köpfe (Innovation?!) werden allzu häufig von anderen Ländern abgeworben. Bei niedriger Lehrqualität sind die Absolventen aber naturgemäß auch schlechter ausgebildet und damit erledigt sich Deutschlands Konkurrenzfähigkeit von selbst. Was nützen viele schlecht ausgebildete Uni-Absolventen? Und die, die es sich leisten können, studieren sowieso entweder an privaten Unis oder nicht in Deutschland (ich wäre, wenn es nach mir ginge, schon längst in GB, glaub’s mir).

Erstens steht dies noch in den Sternen, wann die Gebühren zu
zahlen sind.

Nur davon war bis jetzt ernsthaft die Rede.

Zweitens sind Studiengebühren nunmal KEIN Anreiz,
ein Studium zu beginnen.

Es braucht ja auch keine Anreize fürs Studium (sonst könnten wir die Studis ja damit anlocken, dass sie ab jetzt Geld dafür bekommen, wenn sie studieren - das würde sicher die Quantität verbessern, die Qualität wäre aber endgültig im Keller), sondern die Motivation. Und die muss in der Schule durch bessere, interessantere Bildung geschaffen werden.

Es ist aber ein ernsthaftes Problem,
dass wir immer weiter in eine Zwei-Klassen-Bildung geraten.

siehe oben, hat nichts mit Studiengebühren zu tun

Bildung sollte kostenlos sein. Denn wenn sie das nicht ist,
dann wird es sich keiner leisten wollen. So beliebt ist gute
Bildung in Deutschland nun wirklich nicht, als dass sich die
Leute darum prügeln würden.

Und genau DAS ist das Problem. Die Mentalität in Deutschland. Man bekommt die Bildung ja eh von allen Seiten kostenlos zugesteckt, also ist sie wertlos, also hat man ständig Angst, man könnte die armen Kinder überfordern, die armen Jugendlichen könnten doch nicht so viel Freizeit in die Ausbildung investieren etc. Die Mentalität muss sich ändern. Und das wird erst geschehen, wenn a) die Leute ernsthaft merken, dass die „fetten Jahre“ vorbei sind und b) die Bildung zu einem wertvollen Gut wird, im wahrsten Sinne des Wortes.

Und wieso dann keine Gebühren für
Gymnasien? Oder Realschulen? Dort sind auch genug Faulenzer
und Leute, die’s zu nichts bringen werden. Und die Qualität
könnte man dann ja dort auch steigern.

Klar, aber es herrscht noch immer Schulpflicht und für etwas, was Pflicht ist, darf der Staat kein Geld verlangen. Außerdem ist der Staat ernsthaft daran interessiert, dass möglichst viele eine möglichst gute GRUNDBildung erlangen, weil gerade gut ausgebildete Facharbeiter an der Basis für die Industrie besonders wichtig sind. Andererseits ist der Staat daran interessiert, dass auch Unmotivierte eine vernünftige Grundbildung bekommen, schon allein, damit sie später nicht als „Sozialfälle“ enden.

Und
letzeres lässt sich durch mehr staatliche Ausgaben für Bildung
auch erreichen.

Wie gesagt, der Staat hat nicht unendlich viel Geld und Vorschul- sowie Grundschulbildung haben Vorrang - DORT entscheidet sich, ob ein Kind aus einer Arbeiterfamilie eine Zukunft als Wissenschaftler hat oder nicht und nicht erst, wenn das „Kind“ 19 ist.

Hinzu kommt: Die Einstellung der Profs/Assistenten, der Student sei kein lästiger, vom Staat finanzierter Untergebener, sondern KUNDE und muss umworben werden, lässt sich durch noch so hohe staatliche Ausgaben niemals erreichen. Und genau das fehlt mir an deutschen Unis qualitätsmäßig. Dafür bin ich bereit, Studiengebühren zu bezahlen.

Gruß,
Anja

Hallo,

mich davon nicht abgehalten. Was ich damit sagen will: Wer
wirklich motiviert ist zu studieren, der wird sich durch
Studiengebühren nicht abschrecken lassen, egal, aus welcher
sozialen Schicht er kommt. Und wer nur studiert, weil er nicht
weiß, was er sonst machen soll, der sollte es gleich bleiben
lassen.

Tja, und ich sage dir: Nicht jeder ist mit 19 Jahren soweit, dass er - wie du - genau weiß, was er mal werden will. Du schließt einfach von dir auf den ganzen Rest, das klappt nunmal nicht. Ich weiß inzwischen auch, dass ich lieber was anderes studiert hätte, nur war’s bei mir bereits zu spät, um das erste Studium abzubrechen. Wenn jeder, der etwas unsicher in seiner Studiumsentscheidung ist, erst gar kein Studium antreten würde, dann wären unsere Hörsäle ziemlich leer.

Ja eben, eine wesentlich höhere als in Ländern mit
Studiengebühren! Was lernen wir daraus? Dass diese
Abhängigkeit nicht an den Studiengebühren liegt.

Tja, und da liegst du aber weiiiiit daneben. Deutschland ist zwar in der Tat ein Sonderfall (weil unser Bildungssystem offenbar insgesamt grottenschlecht ist). Aber insgesamt zeigt sich, dass in Ländern ohne Studiengebühren, die Abhängigkeit von der sozialen Herkunft wesentlich geringer ist, als in Ländern mit Studiengebühren.

Die letzten Plätze bei der Abhängigkeit teilen sich neben Deutschland:
Belgien, Schweiz, Luxemburg, Großbritannien. Das sind alles Länder mit Studiengebühren, genauer gesagt: Die mit den höchsten Studiengebühren in Europa.
Dagegen schnitten die Länder ohne Studiengebühren im Schnitt wesentlich besser ab: Allen voran Finnland. In Den skandinavischen Ländern (die in allesamt gut abschnitten) gibts keine Studiengebühren, die Abhängigkeit ist niedrig. Im Gegenteil bekommen die Studenten dort sogar noch Unterstützung vom Staat in Form von zinsfreien- oder günstigen Darlehen, damit sie sich ihr Studium besser finanzieren können!
Nachzulesen bei:
http://de.news.yahoo.com/050126/286/4e16b.html
http://www.mpib-berlin.mpg.de/pisa/PISA_im_Ueberblic… (Seite 12)

Und auch die Erfahrungen von Österreich, die ja erst Studiengebühren eingeführt haben, sind alles andere als gut! Dort ist die Abhängigkeit gestiegen, die Studentenzahlen zurückgegangen. Und hier in Passau als Grenzstadt zu Österreich kenn ich da viele, die genau deswegen z.b. nach Passau zum Studieren gegangen sind.
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/…

Ich vermute,
dass die entscheidenden Weichen dafür im Kindergarten und in
der Grundschule gestellt werden. Mit Studiengebühren hat dies
allerdings nichts zu tun.

Natürlich werden die Weichen auch durch eine gute Schuldbildung gestellt. Dass ein Fehlen von Studiengebühren nicht automatisch zum Guten führt, dafür ist Deutschland ein Paradebeispiel, schließlich sind wir bei der Abhängigkeit Schlusslicht. Bei uns läuft im Bildungssystem ziemlich viel schief, sonst stünden wir nicht so da.

Aber insgesamt zeigt sich, dass Studiengebühren zu einer Verstärkung der Zweiklassen-Bildung führen. Also haben Studiengebühren sehr wohl einen Einfluss darauf. Dass sie der einzige Faktor sind, hat auch niemand behauptet. Aber sie verbessern die beschi*** Situation im deutschen Bildungssystem nicht, sie verschlimmern sie.

Also man kann den Faulenzern unter den Studenten alles
mögliche unterstellen: Aber sie senken sicher nicht die
Qualität von Vorlesungen und Seminaren, da die Faulenzer dort
eh nicht anwesend sind.

… oder dort rumsitzen, zu Hause nichts nacharbeiten und dann
bei ihren Mitstudenten sowie in Übungsgruppen u.ä. dauernd das
nachfragen, was sich der Rest bereits fleißig zu Hause
angeeignet hat. Außerdem senken sie die Qualität allein schon
dadurch, weil die Relation Professoren/Studenten sinkt.

a) Die Relation Professoren/Studenten bzw (viel wichtiger) Übungsgruppenleiter/Studenten wird durch Faulenzer, die gar nicht anwesend sind, nicht beeinträchtigt. Seminare und Übungsgruppen sind umso effektiver, je weniger Studenten in einer Gruppe sind. Da aber eh nur die hingehen, die was lernen wollen, würde sich nichts ändern.
b) Keiner zwingt dich, dein selbst erlerntes Wissen einem Faulenzer zu vermitteln. Brauchst ja nur nein sagen. Dann fragen sie dich auch gleich gar nicht mehr.

Erstens kosten die Faulenzer kaum etwas, v.a. in den
Naturwissenschaftlichen Fächern sind die Studiengänge eh nicht
ausgebucht.

Das erzähl mal nach einem Besuch der TU Berlin.

Es geht nicht um eine Universität, sondern um die Gesamtzahlen in Deutschland. Aber trotzdem:
http://www.mnu-berlin.de/statement.PDF
"Überall studieren zu wenig junge Menschen Mathematik oder Naturwissenschaften. Allein der Mangel an Physikern in
Schule und Hochschule lässt „eine neue Bildungskatastrophe” [3] befürchten.
"
Desweiteren:
http://www.neue-oz.de/_archiv/noz_print/nordwest/200…
Soviel dazu, dass wir soviele Studenten in naturwissenschaftlichen Fächern haben. Da brauch ich mir ja nur die Studierendenzahlen an meiner Uni anschauen…

Bei den Bachelor-Studiengängen hat
sich das zumindest in der Informatik eh schon so geändert,
dass man hier gar nicht mehr faulenzen kann.

Das finde ich übrigens sehr gut (studiere selbst auf
Bachelor).

Eben. Das ist wesentlich effektiver, Faulheit zu verhindern, als dies mit Studiengebühren der Fall wäre. Außerdem verringert sich so insgesamt die Studienzeit.

weiß, was man will. Nicht jeder weiß schon seit dem
Kindergarten, dass er Arzt werden will.

Aber im Abitur sollte man doch schon so langsam eine Ahnung
davon bekommen, in welche Richtung man gehen will und ob einem
mehr die Theorie oder eher die Praxis liegt bzw. ob man bereit
ist, einen sehr großen Teil seiner Freizeit ins Lernen zu
investieren.

Naja, nicht wirklich. Erstens ist einem der Lernaufwand gar nicht bewußt, der ist an der Uni ungleich höher als am Gymnasium. Zweitens wissen viele nicht, in welche Richtung sie wollen. Viele fangen auch mit einem Fach an, erkennen, dass dies nicht das richtige für sie ist, und machen dann ihr Studium (erfolgreich) in einem anderen Fach.

Die Qualität stiege auch, wenn der Staat mehr Geld investieren
würde.

Glaubst du, der Staat hat unendlich viel Geld? Oder sollen die
Steuern noch weiter erhöht werden? Oder doch lieber bei dem
Sozialsystem mit den Kürzungen weitermachen?

Ich würd mal bei Subventionen anfangen. Unser Bildungssystem braucht keinen zig-Milliarden Haushalt. Wir haben etwa 1 Billion EUR Staatshaushalt insgesamt pro Jahr. Anstatt sinnlose Bauprojekte, Steinkohle oder ähnliches zu finanzieren, könnte man das Geld in die Bildung stecken. Wenn man nur 1% so einspart, stehen 10 Mrd EUR für die Bildung zur Verfügung. Das ist mehr, als man dafür bräuchte. Wir reden hier immerhin um Bildung, das sollte in der Prioriät der Ausgaben weit oben stehen.
Dabei meine ich natürlich nicht nur Investitionen in Universitäten, sondern vom Kindergarten, über die Schule bis zu großen Forschungsprojekten.

mfg
deconstruct

Hi!

Tja, und ich sage dir: Nicht jeder ist mit 19 Jahren soweit,
dass er - wie du - genau weiß, was er mal werden will.

Das stimmt.

Ich weiß inzwischen auch, dass ich lieber was
anderes studiert hätte, nur war’s bei mir bereits zu spät, um
das erste Studium abzubrechen. Wenn jeder, der etwas unsicher
in seiner Studiumsentscheidung ist, erst gar kein Studium
antreten würde, dann wären unsere Hörsäle ziemlich leer.

Nein, die Studenten würden sich ihre Entscheidung vorher gründlicher überlegen (ein Studium wäre dann keine Sache, die man anfängt und wenn’s einem doch nicht passt oder wenn man es sich anders überlegt hat, wieder aufgibt, sondern man würde mehr darüber nachdenken) und gäbe eine geringere Abbrecherquote. Und wenn man sich während des Studiums umentscheidet - so what? Gerade wenn man die Entscheidung schon so bewusst trifft, sollte man besonders motiviert sein, sein Ziel zu erreichen.

Bezüglich der Finanzpolitik: Es ist immer einfach, auf „die Politiker“ zu schimpfen (hat der Joschka früher auch sehr aktiv gemacht), aber im Endeffekt wird das mit dem Subventionsabbau wohl doch nicht ganz so einfach sein, wie wir es uns von unserem Standpunkt aus vorstellen. Auch für mich klingt das nach einem guten Lösungsweg - doch ich gebe auch zu, mich in der Materie nicht gut genug auszukennen, um alle Eventualitäten, alle Folgen abschätzen zu können. Was ist, wenn dann betroffene Industriezweige zusammenbrechen? Geht es uns dann besser? Und, wie gesagt, wenn schon Geld frei wird, dann halte ich es für wesentlich sinnvoller, wenn in die Vor- und Grundschulbildung in erster Linie, aber auch in die weiterführenden Schulen investiert wird sowie in Forschung und Steuersenkung (–> Wirtschaft ankurbeln). Schulbildung deshalb, weil das Problem in Deutschland schon darin liegt, dass viel zu wenige Schüler Abitur machen bzw. diejenigen mit einem Schulabschluss oftmals für die weitere Ausbildung nicht qualifiziert genug sind. Abiturienten sind häufig nicht motiviert/uninteressiert an der Wissenschaft. Das ist ein Problem des demotivierenden, an der falschen Stelle sparenden Schulsystems. Wenn du erstmal die Bildungsqualität anhebst, die Schüler schon in der Schule mehr an der Wissenschaft teilhaben lässt und dadurch motivierte Absolventen hast, dann werden sie es sich nicht nehmen lassen, trotz Studiengebühren zu studieren. Von mir aus könnte man dann - wenn noch Geld da ist - das Bafög erhöhen (–> schnelleres Studium durch weniger Jobben auch für ärmere Studenten), aber allein mit dem Weglassen der Studiengebühren wirst du die Zahl der Studenten nicht erhöhen können.

Btw: Der Vergleich mit Finnland & Co. ist schon aufgrund der wesentlich besseren Schulausbildung dort (siehe Pisa) nicht sonderlich aussagekräftig, was die Bedeutung von Studiengebühren angeht! Und Darlehen zur Studiumunterstützung bekommen hier die Studenten, die es brauchen, ebenfalls.

Was Österreich angeht - ich habe auch nicht behauptet, dass es sinnvoll ist, Studiengebühren einzuführen, ohne auch etwas an den Hochschulen zu verändern (mehr Selbständigkeit, weniger Bürokratie etc.). Meiner Meinung nach sollte es ganz einfach jeder Hochschule selbst überlassen werden, ob und wenn ja, nach welchem Prinzip sie Studiengebühren erhebt, der Staat / das Land sollten nur eine Obergrenze festlegen und für eine sozialverträgliche Finanzierung sorgen. Nur so lässt sich Wettbewerb zwischen den Universitäten erreichen.

Aber insgesamt zeigt sich, dass Studiengebühren zu einer
Verstärkung der Zweiklassen-Bildung führen.

Wenn man Äpfel mit Birnen, sprich Deutschland mit Finnland bzw. skandinavischen Ländern vergleicht - ja. Es wäre interessant, wenn du deine Daten über das Verhältnis Studiengebühren/Studenten aus bildungsfernen Familien in Relation mit den PISA-Ergebnissen setzen würdest.

Es geht nicht um eine Universität, sondern um die Gesamtzahlen
in Deutschland. Aber trotzdem:
http://www.mnu-berlin.de/statement.PDF
"Überall studieren zu wenig junge Menschen Mathematik oder
Naturwissenschaften. Allein der Mangel an Physikern in
Schule und Hochschule lässt „eine neue Bildungskatastrophe”
[3] befürchten.
"

Dass Naturwissenschaften wenig beliebt sind, liegt am pädagogisch schlechten und von der Wissenschaft meilenweit entfernten Schulunterricht. Nicht umsonst ist Mathematik das gefragteste Nachhilfefach in Deutschland (ich gebe selbst Nachhilfe - unglaublich, wie unfähig dieses Schulsystem oftmals ist, den Schülern elementare naturwissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln!). Wer will denn nach solch einer katastrophalen Schulausbildung noch Naturwissenschaften studieren? Ich kenne einige Studenten, die in der Schule ihren ursprünglichen Spaß an Naturwissenschaften durch inkompetente Lehrer oder zu wenig Förderung (–> Unterforderung, auf der anderen Seite aber Überforderung anderer Schüler und keine schulischen Angebote, entweder die Eltern bezahlen die Nachhilfe oder der Schüler kann die Fächer abhaken) verloren haben.

Zweitens wissen viele nicht, in welche Richtung sie
wollen. Viele fangen auch mit einem Fach an, erkennen, dass
dies nicht das richtige für sie ist, und machen dann ihr
Studium (erfolgreich) in einem anderen Fach.

Da sehe ich das Problem nicht. Wobei die ungefähre Richtung (Naturwissenschaften/Sprachen etc.) in den meisten Fällen schon vor dem Studium bekannt sein dürfte und da bessere Information der zukünftigen Studenten Abhilfe schaffen könnte.

Insgesamt verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum du so extrem dagegen bist, dass (sozialverträglich finanzierte) Studiengebühren eingeführt werden. Dein stärkstes Argument scheint das der Kluft zwischen Arm und Reich zu sein - nur zeigt uns die PISA-Studie, dass wir da schon wesentlich früher ansetzen müssen. Diese Kluft ist just in Ländern, die bei PISA besser abgeschnitten haben, auch an den Universitäten geringer. Und, mal ganz ehrlich, bist du mir der Qualität deiner Universität zufrieden?
Ich bin froh, aus Berlin weggekommen zu sein - die Stadt mag ich, aber die Universitäten dort… Ich kenne einige, die dort studieren, und es sind wahrliche Horrorgeschichten, die ich darüber gehört habe. Auch, als ich diese Unis besucht habe, um mich zu informieren, haben sie einen bemitleidenswerten Eindruck bei mir hinterlassen.
Selbst hier, an wohl einer der reichsten Universitäten Deutschlands und in einem kleinen Studiengang habe ich inkompetente Übungsleiter, Profs, die es einen Dreck interessiert, ob irgendjemand in der Vorlesung mitkommt bzw. ob die Vorlesung didaktisch sinnvoll gestaltet ist etc. Der Vorschlag, dass die Studenten ihre Profs evaluieren könnten, damit diese ein Feedback darüber haben, wie ihre Vortragsart ankommt, wurde von der Uni mit der Begründung abgelehnt, Studenten hätten doch keine Ahnung von Didaktik. Nein, als Kunde fühle ich mich hier ganz sicher nicht. Und Forderungen stellen kann ich nicht. Wenn mir etwas nicht passt, dann kann ich nur das Studium abbrechen. Ich wäre froh, wenn man das mit Hilfe von Studiengebühren (aber natürlich auch durch gleichzeitige Umstrukturierung des Hochschulsystems) ändern könnte.

Gruß,
Anja

Hallo,

Insgesamt verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum du so
extrem dagegen bist, dass (sozialverträglich finanzierte)
Studiengebühren eingeführt werden. Dein stärkstes Argument
scheint das der Kluft zwischen Arm und Reich zu sein -

Da hast du recht. Ich bin jemand, der Zwei-Klassen-Gesellschaften hasst. Sowas ist mir absolut zuwider.
Desweiteren halte ich Bildung nicht für etwas, wofür ich zahlen soll, sondern ich halte dies für etwas, was jedem Menschen zusteht. Eine gebildete Gesellschaft ist IMO Vorraussetzung für eine funktionierende Demokratie.
Das andere ist, dass die Gesellschaft bereits von jedem Akademiker profitiert, einerseits durch höhere Steuern und außerdem durch mehr Innovation und Produktivität. Daher sehe ich kein Bedürfnis, aus „Gerechtigkeitsgründen“ Studiengebühren einzuführen. Und die bessere Ausstattung der Universitäten sollte der Staat selbst leisten. Er ist es ja, der dadurch profitiert. Er sollte froh sein, um jeden Studenten hier in diesem Land, da nur qualifizierte Arbeitskräfte unser Land voranbringen werden. Bildung ist DAS, was unsere Nation zukunftsfähig macht. Daher handelt es sich eben nicht um eine gönnerhafte Geste des Staates, dass er uns Studenten ausbildet, sondern dies ist sein eigenes Urinteresse.

Ich sage ja auch nicht, dass es keine sozialverträglichen Studiengebühren geben kann. Aber dann muss dies mit einer Unterstützung der Studenten ähnlich wie in Skandinavien einhergehen. Dort kriegst du vom Staat zinsgünstige- bis freie Darlehen, um dir das Studium finanzieren zu können. Dann könnten sich auch ärmere ein Studium leisten. Und die Länder die gut abschneiden, investieren generell mehr Geld in ihre Bildungssysteme, weil sie sich offenbar der wichtigen Resource Bildung bewußt sind.

nur zeigt uns die PISA-Studie, dass wir da schon wesentlich früher
ansetzen müssen. Diese Kluft ist just in Ländern, die bei PISA
besser abgeschnitten haben, auch an den Universitäten
geringer.

Logisch. Ich hab ja auch nie bestritten, dass dies nicht so ist. Natürlich müssen wir früher ansetzen. Das fängt schon bei Krippenplätzen an. Ein gutes Schulsystem ist der Grundstock für ein gutes Hochschulsystem. Aber es zeigt sich bei PISA aber auch, dass just die Länder gut abschneiden, die keine Studiengebühren haben.

Und, mal ganz ehrlich, bist du mir der Qualität
deiner Universität zufrieden?

Ganz ehrlich gesagt: Im Großen und Ganzen ja. Sicherlich gibt es immer Kritikpunkte. Aber in Passau hab ich auch den Vorteil einer komplett neuen Universität (und der damit verbunden guten technischen Ausstattung), bin in einem Studiengang, der nicht überfüllt ist und die Profs sind IMO gut.
Die größten Probleme, sind außerdem erst recht neuer Natur, da aufgrund der Kürzungen im bayerischen Bildungssystem das Budget vieler Einrichtungen stark beschnitten wurde (v.a. die Bibliothek) und einige Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter eingespart werden mussten, was dann zu größeren Übungsgruppen führte. Ich bin mir aber durchaus bewußt, dass ich es da noch sehr gut erwischt habe. Mein Bruder studiert Lehramt an der LMU in München. Dort wurden letztes Jahr teilweise Seminarplätze verlost (sic!), da nicht genügend Dozenten zur Verfügung standen. Das würde ich dann schon eher als grottenschlecht bezeichnen.

Ich bin froh, aus Berlin weggekommen zu sein - die Stadt mag
ich, aber die Universitäten dort… Ich kenne einige, die dort
studieren, und es sind wahrliche Horrorgeschichten, die ich
darüber gehört habe. Auch, als ich diese Unis besucht habe, um
mich zu informieren, haben sie einen bemitleidenswerten
Eindruck bei mir hinterlassen.

Ich hab mal die Humboldt-Uni besucht. Wenn ich das mit Passau vergleiche, dann studieren die da in heruntergekommen Altbauten :wink:

Der Vorschlag, dass die Studenten ihre Profs evaluieren könnten,
damit diese ein Feedback darüber haben, wie ihre Vortragsart
ankommt, wurde von der Uni mit der Begründung abgelehnt,
Studenten hätten doch keine Ahnung von Didaktik.

Tja, in Passau gibts schon seit Jahren eine Lehrevaluierung durch die Studenten :wink: Ich denke, dass vieles an der Universität selbst liegt. Mehr Konkurrenz zwischen den Hochschulen würde also nicht schaden, aber dies hat ja mal nichts mit Studiengebühren zu tun.

mfg
deconstruct