Hi!
Sorry, aber wenn sich jemand nur wegen der Gebühren (die er
erst später im Berufsleben auszahlen müsste)
Dies muss sich erstmal herausstellen…
Es ist das einzige Konzept, was bis jetzt ernsthaft diskutiert wird.
Sag das mal Leuten, die finanziell nicht so gut gestellt sind.
Das brauche ich nicht, denn das bin ich selbst - ich weiß hier, wovon ich rede.
Was hat dies damit zu tun, ob sich jemand ein Studium
finanziell nicht leisten kann? Sind arme Menschen faul, und
reiche fleissig, oder wie soll ich diese Korrelation
verstehen?
Ich erläutere es dir mal an meinem Beispiel: Weder ich noch meine Eltern könnten es sich leisten, jetzt Studiengebühren zu bezahlen. Aber ich wusste noch am Gymnasium, dass ich unbedingt in die biologische Forschung will. Ein Sekretärinnen- oder Laborassitentenberuf hätte mir niemals gereicht. Deshalb wäre ich auch bereit gewesen, einen verzinsten Kredit aufzunehmen, den ich später auszahlen muss - ich habe ein Ziel vor Augen und die Studiengebühren hätten mich davon nicht abgehalten. Was ich damit sagen will: Wer wirklich motiviert ist zu studieren, der wird sich durch Studiengebühren nicht abschrecken lassen, egal, aus welcher sozialen Schicht er kommt. Und wer nur studiert, weil er nicht weiß, was er sonst machen soll, der sollte es gleich bleiben lassen.
Wenn es der Qualität der Bildung dienlich ist - wieso nicht?
Weil sie dann vielleicht nur noch für eine reiche Schicht
zugänglich ist.
siehe oben
Deutschland hat schon heute die höchste
Abhängigkeit zwischen Einkommen bzw sozialer Herkunf der
Eltern und dem Bildungsweg der Kinder, wie kein anderes Land
in der OECD.
Ja eben, eine wesentlich höhere als in Ländern mit Studiengebühren! Was lernen wir daraus? Dass diese Abhängigkeit nicht an den Studiengebühren liegt. Ich vermute, dass die entscheidenden Weichen dafür im Kindergarten und in der Grundschule gestellt werden. Mit Studiengebühren hat dies allerdings nichts zu tun.
Weder die Zahl der Studenten mit gutem Abschluss wir mit
Studiengebühren steigen. Eher wird sie sinken, weil manche,
die vielleicht was drauf haben und studieren wollen, es dann
lassen.
Die wirklich motivierten nicht, siehe oben.
Da die Innovation nur von den guten Studenten kommt,
halte ich das sogar eher für kontraproduktiv.
Ach so? Ist denn die „Innovation“ der schlechten Studenten produktiver? 
Also man kann den Faulenzern unter den Studenten alles
mögliche unterstellen: Aber sie senken sicher nicht die
Qualität von Vorlesungen und Seminaren, da die Faulenzer dort
eh nicht anwesend sind.
… oder dort rumsitzen, zu Hause nichts nacharbeiten und dann bei ihren Mitstudenten sowie in Übungsgruppen u.ä. dauernd das nachfragen, was sich der Rest bereits fleißig zu Hause angeeignet hat. Außerdem senken sie die Qualität allein schon dadurch, weil die Relation Professoren/Studenten sinkt.
Erstens kosten die Faulenzer kaum etwas, v.a. in den
Naturwissenschaftlichen Fächern sind die Studiengänge eh nicht
ausgebucht.
Das erzähl mal nach einem Besuch der TU Berlin.
Bei den Bachelor-Studiengängen hat
sich das zumindest in der Informatik eh schon so geändert,
dass man hier gar nicht mehr faulenzen kann.
Das finde ich übrigens sehr gut (studiere selbst auf Bachelor).
Durch strenge Leistungsnachweise würden etwa genauso Leute
studieren, die sonst nicht wissen was sie tun sollen. Es ist
ja auch nicht unnormal, dass man als 19jähriger nicht immer
weiß, was man will. Nicht jeder weiß schon seit dem
Kindergarten, dass er Arzt werden will.
Aber im Abitur sollte man doch schon so langsam eine Ahnung davon bekommen, in welche Richtung man gehen will und ob einem mehr die Theorie oder eher die Praxis liegt bzw. ob man bereit ist, einen sehr großen Teil seiner Freizeit ins Lernen zu investieren.
Die Qualität stiege auch, wenn der Staat mehr Geld investieren
würde.
Glaubst du, der Staat hat unendlich viel Geld? Oder sollen die Steuern noch weiter erhöht werden? Oder doch lieber bei dem Sozialsystem mit den Kürzungen weitermachen?
Versteh mich nicht falsch, ich finde die Finanzpolitik z.T. selbst auch verfehlt (Bsp.: Subventionskürzungen dringend notwendig), aber wenn Geld frei wird, finde ich es sinnvoller, es in den Ausbau pädagogisch sinnvoller Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zu investieren, denn damit könnte man a) die Geburtenrate erhöhen und b) vielen Kindern aus bildungsfernen Familien zu besserer Bildung verhelfen. Denn die meisten von ihnen machen ja noch nicht einmal das Abitur und DAS sollte erst einmal das Ziel sein. Erst im Studium anzusetzen, ist viel zu spät.
Und die Quantität ist in Deutschland laut OECD
bedenklich niedrig und im Vergleich zu so manch anderem Land
richtig lächerlich.
siehe oben, auch im Vergleich zu Ländern mit Studiengebühren, insofern muss in Deutschland etwas anderes ganz erheblich schief laufen.
Im Übrigen ist die Qualität ebenfalls bedenklich niedrig und die klugsten Köpfe (Innovation?!) werden allzu häufig von anderen Ländern abgeworben. Bei niedriger Lehrqualität sind die Absolventen aber naturgemäß auch schlechter ausgebildet und damit erledigt sich Deutschlands Konkurrenzfähigkeit von selbst. Was nützen viele schlecht ausgebildete Uni-Absolventen? Und die, die es sich leisten können, studieren sowieso entweder an privaten Unis oder nicht in Deutschland (ich wäre, wenn es nach mir ginge, schon längst in GB, glaub’s mir).
Erstens steht dies noch in den Sternen, wann die Gebühren zu
zahlen sind.
Nur davon war bis jetzt ernsthaft die Rede.
Zweitens sind Studiengebühren nunmal KEIN Anreiz,
ein Studium zu beginnen.
Es braucht ja auch keine Anreize fürs Studium (sonst könnten wir die Studis ja damit anlocken, dass sie ab jetzt Geld dafür bekommen, wenn sie studieren - das würde sicher die Quantität verbessern, die Qualität wäre aber endgültig im Keller), sondern die Motivation. Und die muss in der Schule durch bessere, interessantere Bildung geschaffen werden.
Es ist aber ein ernsthaftes Problem,
dass wir immer weiter in eine Zwei-Klassen-Bildung geraten.
siehe oben, hat nichts mit Studiengebühren zu tun
Bildung sollte kostenlos sein. Denn wenn sie das nicht ist,
dann wird es sich keiner leisten wollen. So beliebt ist gute
Bildung in Deutschland nun wirklich nicht, als dass sich die
Leute darum prügeln würden.
Und genau DAS ist das Problem. Die Mentalität in Deutschland. Man bekommt die Bildung ja eh von allen Seiten kostenlos zugesteckt, also ist sie wertlos, also hat man ständig Angst, man könnte die armen Kinder überfordern, die armen Jugendlichen könnten doch nicht so viel Freizeit in die Ausbildung investieren etc. Die Mentalität muss sich ändern. Und das wird erst geschehen, wenn a) die Leute ernsthaft merken, dass die „fetten Jahre“ vorbei sind und b) die Bildung zu einem wertvollen Gut wird, im wahrsten Sinne des Wortes.
Und wieso dann keine Gebühren für
Gymnasien? Oder Realschulen? Dort sind auch genug Faulenzer
und Leute, die’s zu nichts bringen werden. Und die Qualität
könnte man dann ja dort auch steigern.
Klar, aber es herrscht noch immer Schulpflicht und für etwas, was Pflicht ist, darf der Staat kein Geld verlangen. Außerdem ist der Staat ernsthaft daran interessiert, dass möglichst viele eine möglichst gute GRUNDBildung erlangen, weil gerade gut ausgebildete Facharbeiter an der Basis für die Industrie besonders wichtig sind. Andererseits ist der Staat daran interessiert, dass auch Unmotivierte eine vernünftige Grundbildung bekommen, schon allein, damit sie später nicht als „Sozialfälle“ enden.
Und
letzeres lässt sich durch mehr staatliche Ausgaben für Bildung
auch erreichen.
Wie gesagt, der Staat hat nicht unendlich viel Geld und Vorschul- sowie Grundschulbildung haben Vorrang - DORT entscheidet sich, ob ein Kind aus einer Arbeiterfamilie eine Zukunft als Wissenschaftler hat oder nicht und nicht erst, wenn das „Kind“ 19 ist.
Hinzu kommt: Die Einstellung der Profs/Assistenten, der Student sei kein lästiger, vom Staat finanzierter Untergebener, sondern KUNDE und muss umworben werden, lässt sich durch noch so hohe staatliche Ausgaben niemals erreichen. Und genau das fehlt mir an deutschen Unis qualitätsmäßig. Dafür bin ich bereit, Studiengebühren zu bezahlen.
Gruß,
Anja