hi lehitraot,
es gibt Sprachwissenschaftler, die dem Jiddischen nicht den Status einer eigenen Sprache zugestehen, sondern es als einen Dialekt des Deutschen betrachten. Daher auch meine vorsichtige Formulierung „eher eine Sprache als ein Dialekt“.
Doch scheint mir, dass sowohl die Struktur und die Grammatik und vor allem der Wortschatz des Jiddischen so viel Eigenständigkeit aufweist, dass es gerechtfertigt ist, es als eigene Sprache zu begreifen. Solange die Juden im deutschsprachigen Raum lebten, war es sicher gerechtfertigt, es als deutschen Dialekt zu betrachten. Seit die Juden nach Osten gezogen und ihre Sprache den Kontakt zum Deutschen verloren hatte, machte es eine eigenständige Entwicklung mit, die rechtfertigt, das Jiddische als eigene Sprache zu beschreiben.
Verzeih, wenn ich zweifle, dass
ein österreischisch- oder bayrisch-sprecher und ein jiddisch-:sprecher sich bestens unterhalten können,
wenn es über das „jüdelnde“ Erzählen von Witzen hinausgeht. Da gibt es doch mehr Schwierigkeiten bei einer Diskussion.
Dazu ein längerer Witz aus Salcia Landmanns Sammlung:
Ein Ungar klagt einen Juden wegen Ehrbeleidigung an. Der Jude habe ihm „Chuzpe“ vorgeworfen. Der Richter jedoch kennt das Wort gar nicht und bittet den Juden, es zu erklären. Der Jude erklärt den Begriff für unübersetzbar. Endlich bequemt er sich, Chuzpe mit „Frechheit“ zu übersetzen. „Allerdings fügt er hinzu, „ist es keine gewöhnliche Frechheit, sondern Frechheit mit Gewure.“
Der Richter:“ Was ist Gewure?"
„Gewure - das ist Kraft.“
„Chuzpe ist also eine kräftige Frechheit?“
„Ja, und nein. Gewure ist nicht einfach Kraft, sondern Kraft mit Ssechel.“
„Und was ist Ssechel?“
„Ssechel - das ist Verstand.“
„Also ist Chuzpe eine kräftige, verstandesvolle Frechheit.“
„N-Nein. Ssechel, Herr Richter, das ist nicht einfach Verstand. Es ist Verstand. Es ist Verstand mit Taam.“ (Geschmack, Nuance, Charme, Schliff.)
„Schön - und was ist Taam?“
„Ja - sehen Sie, Herr Richter: Taam ist eben etwas, was man einem Goi (Nichtjuden) nicht erklären kann.“
Die Schwierigkeiten eines
österreichisch-sprecher in hamburg
fallen kaum ins Gewicht, da die unterschiedlichen Benennungen - mit ein wenig guten Willen und geringer - leicht aus der Wortbildung und der Etymologie erschlossen werden können.
Vielleicht konnte ich meine Meinung etwas klarer machen.
Gruß Fritz