Abnabelung vom elternhaus

hallo wolf,

entweder bin ich zu blöd oder nach nur drei stunden schlaf einfach noch zu müde, um deinen beitrag zu verstehen.

vielleicht finde ich heute ja tagsüber mal ein minütchen zeit, darüber nachzudenken. aber es wird wohl eher so sein, dass ich diesen tag einfach nur irgendwie überstehen muss - und er wird sehr lang :frowning:

schönen tag für dich
tabaiba

Hallo Tabaiba,
ich denke, in Gesellschaften, die eine „kollektive, familienzentrierte“ Struktur haben, halten die Familien mehr zusammen. Der Zusammenhalt, das miteinander und füreinander da sein hat sich über eine lange Zeit bewährt. Oft ist es ja auch so, dass in diesen Ländern nicht so ein Luxus herrscht wie hier. Zudem ist der Marktwert in unserer „Marktwirtschaft“ ja ein wichtiger Aspekt, da macht eine eigene Wohnung und „Eigenständigkeit“ (auch wenn sie nur als diese getarnt ist) schon viel her.

Ich denke, dass es eine bessere Lösung ist, bei der Familie zu bleiben. (Ich habe das nicht gemacht und bin im Nachhinein auch froh darüber.) Es fördert die Auseinandersetzung und Kooperation, die Sicherheit, es bietet einen Sinn im Leben. Die Struktur, der rote Faden ist schon einmal da. Von dort kann man sich weiterorientieren. Ich denke, dieses zwanghafte Ausziehen hat die Tendenz eines sich Verkaufens an die Welt (die Anderen). Mal hierhin, mal dahin ziehen, mal mit diesem, mal mit jenem eine Beziehung eingehen. Als würde diese Beliebigkeit einen Sinn machen. Man sucht den Sinn „außen“, obwohl er in den Wurzeln und dem Anknüpfen daran liegt. In einer festen Familienstruktur kann man sich nicht so mal eben selbst verwirklichen (als Gegensatz dazu). Aber in der weiten Welt ist es vielleicht ebenso schwierig und ist zum Teil eine Zeit lang Illusion.

Das ZUhausebleiben erhält die familienzentrierten Strukturen. Diese Strukturen sind die einzigen (mit wenigen Ausnahmen), die sinnvoll sind.

Das frühe Ausziehen ist so ein Luxusbeweis dafür, dass man angeblich unebhängig ist. Aber Tiefe kommt doch aus den engsten Beziehungen, und die hat man nun mal mit der Ursprungs- oder neuen Familie. Warum sollte man sich in eine Welt aus Oberflächlichkeiten begeben - um sich selbst Eigenständigkeit, Unabhängigkeit („ich brauche euch nicht“, kann „für mich selbst sorgen“- eine Illusion, dieses Maß der Unabhängigkeit) und Entwicklungsschritte vorzugaukeln.

Auf der anderen Seite glaube ich doch auch, dass die Abnabelung der persönlichen Entwicklung oft zuträglich ist. Aber es ist nicht das eine besser als das andere. Ich glaube es ist eher so, dass die A-Seite weder die Vorteile noch die Nachteile der B-Seite erkennt und andersherum, bzw. diese nicht vollständig wahrnimmt.

Etwas durcheinander, aber vielleicht ist zu verstehen, was ich meine.

Gruß,
Anwärter

Na, heute ausgeschlafen? Was ich anmerken wollte war vor allem, dass Deine Frage „was ist normal, ab wo wirds pathologisch“ zu nichts Sinnvollem führt, wenn der Normalitätsbegriff aus einer statistischen Erhebung innerhalb eines Irrenhauses (- z.B. unsere insgesamt „pathologische“ Gesellschaft) gewonnen worden ist. Leuchtet Dir das Argument ein?